Naturfotografie: Foto-Ausrüstung
1. Kamera-Gehäuse · 2. Objektive · 3. Objektiv-Zubehör · 4. Lichtquellen · 5. Fernbedienung · 6. Filmmaterial · 7. Stative · 8. Transport: Fototaschen
Zusammen mit Wissen und Erfahrung braucht der Naturfotograf eine geeignete Kameraausrüstung. Maßgeblich für den Erfolg ist aber nicht eine große und im schwerwiegendsten Sinne des Wortes kaum tragbare Anzahl an Objektiven, Filtern, Kabeln, Stativen etc., die zudem im entscheidenden (meist kurzen) Moment eher behindern als nützen: Erfahrene Naturfotografen nehmen nicht soviel wie möglich mit, sondern so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig, und das entspricht dem, was sie zu fotografieren hoffen:
1. Gehäuse
In der Naturfotografie kommt praktisch nur ein Format in Frage, das längst auch in anderen Bereichen der Fotografie dominiert: das sog. 35-mm-Format für Negative und Dias der Größe 24 x 36 mm. Das alte "Gehäuse" für den lichtempfindlichen Film ist mittlerweile zum Computergehäuse avanciert, und der Naturfotograf kann davon durchaus profitieren, wenn er sich nicht von der Technik blenden läßt. Folgende Funktionen sind üblich und auch wünschenswert:
- Filmtransport: Die ursprüngliche Funktion eines Gehäuses, nämlich den Film aufzunehmen und ihn Bild für Bild aus seiner Patrone herauszutransportieren, läuft heute meist automatisiert ab: Je nach eingebauter Motorleistung wird der Film um zwei oder mehr Bilder in der Sekunde weitertransportiert. Fehlt ein solcher automatischer Filmtransport, kann er meist durch einen (langsameren) "Winder" oder einen (schnelleren) "Motor" nachgerüstet werden.
Während in der Pflanzenfotografie ein automatischer Filmtransport entbehrlich bleibt, ist er in der Tierfotografie ein durchaus nützliches Requisit: Der Fotograf ist jederzeit "schußbereit" und verliert das Tier nicht aus den Augen, da er ja die Kamera nicht absetzen braucht; er kann mit zwei oder mehr Bildern pro Sekunde auch schnelle Bewegungsphasen dokumentieren; er kann sich völlig auf sein Motiv konzentrieren: Es wäre einfach zu schade, wenn man im entscheidenden Moment vergessen hätte, den Aufzug zu spannen!
- Belichtung: manuell, Blendenautomatik, Zeitautomatik, Programmautomatik. Alle vier Typen können in der Naturfotografie ihre Berechtigung haben: die Belichtung per Hand bei sehr ungewöhnlichen Lichtverhältnissen; die Voreinstellung der Belichtungszeit, um gerade bei Teleaufnahmen deren Verwacklung zu vermeiden; die Voreinstellung der Blende, um etwa bei Makroaufnahmen eine größere Schärfentiefe (oder bei Kopfstudien eine geringe) zu erzielen; das Vertrauen in das Computerprogramm der Kamera, wenn's um Schnappschüsse geht.
- Anschluß & Fokussierung: Alle modernen Kameragehäuse haben für ihre Wechselobjektive einen bewährten Bajonettverschluß, in dem sich das Objektiv durch eine kurze Drehung fixieren läßt. Moderne Objektivanschlüsse übertragen aber auch mechanisch oder elektrisch die kameraseitig eingestellte Blendenautomatik und den Autofokus. Beides ist für unsere Zwecke nützlich.
- Energieversorgung: Elektrische Energie ist in den heutigen High-Tech-Modellen wichtiger denn je: Belichtungsmessung, Autofokus und Filmtransport verlangen nach Hochleistungsbatterien bzw. -akkus. Wichtig für den Außeneinsatz ist, daß die Energiequelle auch im Dauereinsatz nicht schlapp macht: Das Gehäuse sollte daher entweder eine langlebige Lithium-Batterie bzw. einen Lithium-Ion-Akku aufnehmen oder ca. vier NiMH-Akkus, die sich in speziellen Ladegeräten ohne den gefürchteten Memory-Effekt wiederaufladen lassen; ideal ist, wenn sich beide Energiequellen alternativ einsetzen lassen.
- Blitzanschluß: Auch wenn Amateur- und semiprofessionelle Kameras heutzutage meist über ein kleines integriertes Blitzgerät verfügen professionelle Aufnahmen lassen sich nur mit einem leistungsstarken externen Blitzgerät anfertigen, für das ein Blitzschuh mit den ihm entsprechenden Automatik-Kontakten vorhanden sein muß.
- Fernbedienung: Eine kurze Fernbedienung von 3050 cm vermeidet bei langen Belichtungszeiten auch die geringste Erschütterung; eine Anschluß hierfür ist daher üblich. Nicht selbstverständlich sind Anschlüsse für sehr lange Kabel oder gar drahtlose Fernbedienung per Funk oder Lichtschranke diese kann den teureren Modellen vorbehalten sein. Gerade in der Naturfotografie kann aber ein solcher Anschluß entscheidend sein. Anschlüsse für Drahtauslöser sucht man bei elektronischen Modellen heute übrigens vergeblich.
- Weitere Anschlüsse können sinnvoll sein: Bei etlichen Kameramodellen ist die Verwendung wiederaufladbarer Akkus nur durch ein unter das Gehäuse ansetzbares "Battery-Pack" möglich, das sich auch noch aus einem weiteren Grunde sehr empfiehlt: Durch seine größere Tiefe bzw. Wülste läßt sich ein Gehäuse deutlich besser halten, besonders im Hochformat.
Profimodelle lassen sich durch Hochleistungsmotoren beschleunigen, die auch sehr kurze Bewegungsphasen "einfangen". (Ob sich eine solch teure Investition lohnt, muß gut überlegt sein.)
Kameramarken, die solche professionellen Ansprüche bedienen und zugleich eine große Objektivpalette vorweisen können, sind Canon und Nikon sowie Minolta, Pentax und Contax.
2. Objektive
Ein Allround-Objektivset für Naturfotografen besteht aus nur drei, maximal vier Qualitätsobjektiven:
- Ein Tele-Objektiv langer Brennweite ist unentbehrlich für die Distanzfotografie scheuer Vögel, Säuger und Reptilien. Halbwegs erfolgversprechend ist sie schon ab der 300-mm-Brennweite, wie sie in vielen längeren Tele-Zooms integriert ist, vor allem im 75300-mm-Typ. Solche Objektive vereinen mehrere Vorteile: Sie sind noch preiswert in der Anschaffung, passen in fast jede größere Fototasche, sind leicht genug für den Transport und mit etwa 5,6 als größter Blende noch ausreichend lichtstark, um mit z. B. 1/500 Sekunde verwacklungsfrei fotografieren zu können. Einige wenige Modelle verfügen sogar über einen Bildstabilisator, der dem ungeübten Fotografen auch unter etwas schwierigeren Lichtverhältnissen noch scharfe Aufnahmen ermöglicht. Für ein Preisniveau von kaum über 500 € bieten sie außerdem eine Bildqualität, mit der der Amateur durchaus zufrieden sein kann.
Für den professionellen Vogel- und Säugetierfotografen hingegen ist ein Tele-Objektiv mit einer Brennweite zwischen 400 und 600 mm ist das "Standardobjektiv". Besonders die 400-mm-Brennweite ist traditionell sehr beliebt: Zwar entspricht sie nur einem 8fach-Fernglas und damit nicht gerade dem Wunschtraum eines Vogelfotografen, aber sie bietet bei gerade noch akzeptablem Gewicht und handhabbarer Länge die Lichtstärke 5,6 und läßt sich somit aus der Hand einsetzen; längere Brennweiten verlangen unweigerlich ein Stativ. Die Technik versucht jedoch, diese Grenze ein wenig hinauszuschieben:
Wenn es auf optimale Lichtstärke ankommt, kann der betuchte Naturfotograf heute eine Festbrennweite mit Blende 4 wählen, sonst ist ein etwas lichtschwächeres Zoomobjektiv erste Wahl: ein Allround-Telezoom 80400 mm oder 100400 mm der Lichtstärke 5,6, das einer Festbrennweite hinsichtlich der Qualität heutzutage nicht nachsteht und auch für den Laien gerade noch erschwinglich ist. Mit einem sogenannten Konverter mit Vergrößerungsfaktor 1,4 oder 2,0 lassen sich beide Objektivtypen sogar noch verlängern: Aus einem 400 m-Objektiv wird dann ein hochwertiges 560- oder 600-mm-Objektiv. Enorm hilfreich dabei sind die seit einigen Jahren erhältlichen Objektive mit "Bildstabilisator" (IS = 'image stabilisator') von Canon und neuerdings auch Nikon: Sie ermöglichen verwacklungsfreie Aufnahmen mit 12 Blendenstufen weniger oder umgekehrt anderthalbfacher bis doppelter Brennweite und machen dadurch die Tierfotografie wieder ein Stückchen schneller oder informativer.
- Ein Makroobjektiv ist das "Standardobjektiv" des Spezialisten für Spinnen-, Insekten- und Pflanzenfotografie: Damit die Fluchtdistanz nicht unterschritten wird, sollte es ein 100-mm-Objetiv, für besonders flüchtige Arten ein 180-mm-Objektiv sein. Besonders nützlich sind Objektive, die ohne Zwischenring (1:1-Konverter) einen Maßstab von 1:1 erreichen: Bis man einen solchen Ring montiert hat, kann einem Insekt die Fotolaune schon wieder vergangen sein!
Die übliche Lichtstärke eines 100-mm-Makros von 2,8 dient nur der (manuellen oder automatischen) Scharfstellung brauchbare Aufnahmen entstehen erst ca. ab Blende 11.
Wichtig ist, daß sich ein Ringblitz anschließen läßt: Gerade im Makrobereich ist eine gute Ausleuchtung sehr wichtig, und die wenigsten Insekten warten, bis die Kamera auf dem Bodenstativ in Stellung gebracht, das Objektiv fokussiert und das Foto mit vielleicht 1/15 sek gemacht ist ...
- Ein Standardzoom mit Brennweiten von 28 bis 105 oder 135 mm kommt für den Tierfotografen zwar erst an zweiter Stelle, ist aber für die Dokumentation des Fundorts (also des Biotops bzw. Habitats) einer Tier- oder Pflanzenart unentbehrlich. Außerdem sind auch Tierfotografen für die Reize schöner Landschaften empfänglich ...
Gut geeignet sind hochwertige Zoomobjektive mit den Brennweiten 28105 oder 28135 mm: Die kürzeste Brennweite von 28 mm reicht in den meisten Fällen aus 24 mm sind selten wirklich nötig , und mit mehr als 135 mm wird ein Zoomobjektiv zu lang und klobig. Wie lang die längste Brennweite sein sollte, hängt aber auch von der Brennweite des Teleobjektivs bzw. -zooms ab: Wer nur über eine Festbrennweite von 400 mm oder ein 200500-mm-Zoom verfügt, wird eher an einem langen Zooms mittlerer Brennweiten interessiert sein; wer hingegen mit einem modernen 100400-mm-Zoom oder gar 80400-mm-Zoom auf "Vogeljagd" geht, der kommt mit einem kurzen 28105-mm-Standardzoom aus, da sich die beiden Brennweitenbereiche schon überlappen.
Die Lichtstärke sollte für die Weitwinkel-Einstellung mindestens 3,5 betragen, für die Tele-Einstellung nimmt sie naturgemäß ab.
- Ein sog. Standard- bzw. Normalobjetiv ist hinsichtlich nur seiner Festbrennweite von 50 mm im Prinzip überflüssig, so daß es beim Erwerb einer Kamera kaum noch mitgekauft wird. Es findet seine Bestimmung aber immer noch dort, wo es auf hohe Lichtstärke ankommt: Während ein Standardzoom kaum über eine Blende 3,5 hinauskommen, erreicht die 50-mm-Brennweite standardmäßig Blende 1,7 und 1,4 und sogar 1,0! Die Differenz zwischen Blende 1,4 und Blende 3,5 beträgt immerhin 2,5 Blenden, und das kann etwa in den frühen Morgenstunden oder in einem Wald das Fotografieren erst möglich machen. Ein Standarobjektiv ist außerdem klein und leicht, so daß es z. B. in der Parkatasche leicht Platz findet. Nur der Preis steigt exponential zur Lichtstärke: Für ein 50mm/1,4 muß man mindestens doppelt so viel zahlen wie für 50mm/1,7, und Blende 1,0 ist kaum mehr erschwinglich!
Während die heute produzierten Computer-berechneten Linsen fast durchweg gut sind, gibt es beim Autofokus durchaus Unterschiede: Je nach verwendetem Motor lassen sich die Objektive unterschiedlich schnell automatisch scharfstellen. Wer es sich leisten kann, sollte jeweils die schnellere Variante kaufen.
3. Objektiv-Zubehör
Objektive lassen sich auch in der Naturfotografie sinnvoll mit Zubehör ergänzen:
- Filter sollten nur sehr sparsam und in vergüteter Qualität (= metallbedampft) eingesetzt werden:
Klare UV-Filter schützen, wie der Name sagt, gegen übermäßiges UV-Licht und damit auch gegen UV-Licht-bedingte Unschärfe, wie sie im Hochgebirge und am Meer auftreten kann; da die heutigen viellinsigen Objektive das meiste UV-Licht schon herausfiltern, schützt ein UV-Filter den Naturfotografen vor allem gegen Beschädigungen der teuren Optik etwa durch Fels- oder Metallkanten oder Flugsand.
Ein sog. Skylight-Filter, ein Rotfilter also mit der Bezeichnung CR 1,5, kann einer sehr hohen Farbtemperatur (also einem Blaustich) entgegenwirken, wie sie in den Mittagsstunden vor allem in Küstennähe und im Hochgebirge vorkommt, und wirkt zugleich als UV-Filter. Von solchen Extrembedingungen abgesehen braucht und sollte ein Skylight-Filter nicht eingesetzt zu werden dieser sollte also keinesfalls ständig auf dem Objektiv sein! Erst recht gilt das für stärkere Rot-Filter, die zudem den natürlichen Farbeindruck eines Betrachters vor Ort deutlich verfälschen können: Wenn ein Motiv unter den gegeben Lichtverhältnissen bläulich wirkt, dann sollte man dies als Naturfotograf akzeptieren und den Blaustich allenfalls geringfügig dämpfen, um die gegenüber dem Augenlicht stärkere "Blausichtigkeit" eines Farbfilms auszugleichen.
Die Empfehlung, einen Skylight-Filter nur in Reserve zu halten, gilt erst recht für Blaufilter: Ein schwacher CB 1,5 könnte sich eignen, in der Abendsonne ein Motiv nicht ganz so warm erscheinen zu lassen. Jede Übertreibung ist aber fehl am Platze!
Ein Polarisationsfilter vermeidet unerwünschte Reflexe. Diese gehören zwar auch zur Natur, sie existieren aber weder grundsätzlich noch zeitabhängig, sondern hängen vom Standpunkt des Betrachters bzw. der Kamera ab. Dieses "Blendwerk" des natürlichen Lichts auszusperren kann also durchaus legitim sein. Ein Beispiel sind Gewässer-Aufnahmen: Der Betrachter des Fotos sieht ungehindert in die Tiefe eines Gewässers und kann Wasserpflanzen und -tiere und (bei geringem Wasserstand) die Farbe und Struktur des Bachbettes oder Teichgrundes erkennen. Auch das Himmelsblau läßt sich durch Dämpfung der Lichtreflexionen mit einem Polfilter wunderbar verstärken: Wird der Himmel im rechten Winkel zur Sonne fotografiert, wirkt das tiefe Blau geradezu dramatisch, um nicht zu sagen unnatürlich: Eine Weitwinkel-Aufnahme, die direkt über dem Horizont (oder im linken oder rechten Teil) ein helles, darüber (oder daneben) aber ein ganz dunkles Blau zeigt, wirkt ebenso künstlich wie die farbigen Ansichtskarten aus den frühen Tagen der Farbfotografie!
- Nahlinsen schließen die Lücke zwischen der kürzesten Aufnahmedistanz des Objektivs und dem längsten Abstand mit dem kürzesten Auszug, also einem 12-mm-Zwischenring. Sie gehören als kleines, leichtes und preiswertes Zubehör immer dann in die Fototasche des Naturfotografen, wenn er über kein spezielles Makro-Objektiv verfügt, das Nahlinsen und Auszüge überflüssig macht. Eine Nahlinse sollte immer ein (etwas teurer) zweilinsiger "Achromaten" sein.
- Eine Sonnenblende sollte immer auf dem Stand- und Tele-Zoom stecken; wer sie erst bei Seitenlicht aus der Kameratasche holt, könnte den entscheidenden Moment verpassen.
- Ein Konverter zwischen einem starken Tele-Objektiv und dem Kamera-Gehäuse verlängert die Brennweite um den Faktor 1,4 oder 2,0; aus einem 400-mm-Tele mit Blende 5,6 wird so durch wenige Handgriffe ein 560-mm-Objektib mit Blende 8 bzw. ein 800-mm/Blende 11. Wirklich geeignet ist nur speziell auf das jeweilige Teleobjektiv abgestimmter Konverter vom selben Hersteller. Ob sich diese nicht ganz billige Investition lohnt, hängt vom Aufgabengebiet bzw. von der "Zielgruppe" ab: Für die formatfüllende Fotografie eines Vogel oder scheuen Säugetiers kann eine Brennweitenverlängerung entscheidend sein; andererseits lassen sich wirklich gute Fotos solcher Tiere oft nur mit zusätzlichen Hilfsmitteln wie Tarnzelten, Fernauslösern etc. bewerkstelligen.
- Zwischenringe: Gegenüber einem sog. Balgengerät sind sie viel kompakter und robuster und im Freien viel unkomplizierter einzusetzen. Wer also den Preis oder das Gewicht eines speziellen teuren Makroobjektivs scheut, der ist mit einem Zwischenring mindestens der Größe 12 mm zwischen seinem Normal- oder gar Weitwinkelobjektiv gut beraten. Weitere gängige Größen sind 20 und 36 mm. Als Zusatzinvestition empfiehlt sich dem Naturfotografen ein zweilinsiger Achromat (eine Nahlinse), damit er lückenlos in den Makrobereich vorstoßen kann.
Ein Zwischenring ist übrigens auch für Makro- und Tele-Objektive sinnvoll: In Kombination mit einem Makro-Objektiv lassen sich Motive formatfüllend aufnehmen, die kleiner als das Filmformat sind, und mit einem Tele kann man aus (für das Tier) sicherer Entfernung z. B. einer fluchtbereiten Eidechse auf den nicht vorhandenen Pelz rücken ...
4. Lichtquellen
Auch wenn die schönsten Naturaufnahmen bei natürlichem Licht entstehen, lassen sich Hilfsmittel nicht immer vermeiden, zumal sie einen natürlichen Eindruck keineswegs ausschließen müssen:
- Refexionsflächen, wie sie bei Filmaufnahmen regelmäßig verwendet werden, lenken das natürliche Licht auf beschattete Bildpartien und hellen diese auf. Nötig sind sie oft deshalb, weil der Film einen Schatten viel dunkler "sieht" als das menschliche Auge, und das kann recht störend wirken. Der Nachteil eines Reflektors ist natürlich, daß er für den Transport auf einer Exkursion in die Natur oft zu sperrig ist, zumal man ja nie weiß, ob sein Einsatz angezeigt sein wird.
- Blitzgeräte mögen nicht leicht sein, aber sie sind kompakt und effektiv. Auch wer bei Sonnenschein unterwegs ist, sollte ein Blitzgerät nicht kategorisch zurückweisen: Gerade an einem sonnigen Tage ist ein maßvolles Aufhellen tiefer Schatten ein Bild sehr verbessern. Geradezu unentbehrlich sind Blitzgeräte in der Makrofotografie beweglicher Motive, sprich vor allem Insekten, und die Mehrzahl ("Blitzgeräte") ist hier mit Bedacht gewählt: Gut ausgeleuchtete Fotos gelingen bereits mit einem Ringblitzgerät, vor allem, wenn dieses über mehr als zwei Blitzröhren verfügt, die sich separat steuern lassen; sehr gut ausgeleuchtete Aufnahmen sind aber erst machbar, wenn das Motiv von zwei Blitzen seitlich ausgeleuchtet wird oder wenn der Schatten eines seitlichen Hauptblitzes vom Ringblitz aufgehellt wird. Für den Insektenfotografen gehört also mindestens der Ringblitz zur Standardausstattung.
5. Fernbedienung & automatische Auslösung
Die praktische Fernbedienung per Funk ist dem Spezialisten vorbehalten der zudem viel Zeit und Geld in sein Hobby (bzw. seinen Beruf) investieren kann. Sie ist dann angezeigt, wenn sich die Distanz zu einem Tier nicht einem Teleobjektiv zu überbrücken, das Tier aber an einem bestimmten Ort zu erwarten ist. Solche Ort sind in der Regel die Nester, Bauten, Höhlen etc. von Vögeln und Säugetieren und ihre Futterstellen, denkbar sind aber auch solche Orte, wo Nistmaterial gesammelt wird, wo regelmäßig Komfortverhalten stattfindet (etwa Sonnenbaden), oder die die Tiere auf dem Weg zu einem der genannten Orte notwendigerweise passieren müssen ("Wildwechsel").
Der technische und organisatorische Aufwand solcher Aufnahmen ist nicht zu unterschätzen:
- Die Kamera muß stabil aufgestellt sein (Stativ!);
- sie muß getarnt oder gegen Angriffe der Tierwelt geschützt sein;
- sie muß präzise auf die Stelle ausgerichtet sein, wo sich das Tier vermutlich befinden wird.
- Das Objektiv muß präzise vorfokussiert sein, wenn man dies nicht dem Autofokus überlassen will.
- Ein über die gegebene Distanz funktionsfähiger Empfänger und Auslöser muß angeschlossen sein.
- Eventuell muß auch ein auslösebereites Blitzgerät (möglichst in Sparschaltung) mit frischen, langlebigen Batterien vorhanden sein.
Mindestens genauso komplex gestaltet sich die Montage einer Lichtschranke ...
6. Filme
Die Auswahl des richtigen Filmmaterials ist nicht schwer: Schwarz-Weiß-Film kommt praktisch nicht mehr in Frage, und Farbnegativ-Film ist für die Projektion ungeeignet und in der Drucktechnik zweite Wahl. Der ernsthafte Naturfotograf greift also zum Diafilm, wohlwissend, daß es hier besonders auf präzise Belichtung ankommt. Da alle Fabrikate heute sehr gute Ergebnisse liefern, kann man auch einem Verlag mittlerweile neben Kodak jedes andere Dia-Fabrikat anbieten. Es bleibt die Wahl der Lichtempfindlichkeit:
- 21 Din bzw. 100 ASA sind qualitativ unübertrefflich und für Landschafts- und Makrofotografie ideal.
- 24 Din bzw. 200 ASA empfehlen sich für Tele- und Aktionsfotos und schwache Lichtverhältnisse.
- 27 Din bzw. 400 ASA kommen nur für Dämmerungsaufnahmen in Frage.
7. Stative
Ohne eine Fixierung von Kamera und Objektiv sind viele Tele- und Makroaufnahmen undenkbar, ein Stativ ist also unentbehrlich. Gerade in der Naturfotografie sollte es allerdings nicht irgendeins sein, und möglicherweise sind sogar zwei oder drei verschiedene optimal:
- Für Tele-Aufnahmen und Fotos von hohem Kamerastandpunkt aus empfehlen sich große, schwere und stabile Stative. Die wirklich guten Modelle sind aber so teuer und (notwendigerweise) schwer, daß man sie sich nicht nur auf Verdacht auch noch über die Schulter hängt. Sie sind aber erste Wahl, wenn der Zielort der Exkursion genau bekannt und zu Fuß in vertretbarer Zeit erreichbar ist.
Speziell für die Naturfotografie produzierte Stative haben oft eine Sonderausstattung: Die Schenkel einiger Modelle lassen sich getrennt bis zu 90° spreizen, so daß ein einzelnes Bein gegen einen Hang gespreizt werden kann oder sogar bodennahe Aufnahmen möglich werden, wenn die Mittelsäule trennbar ist. Bei naßkaltem Wetter ist der Fotograf dankbar, wenn er statt feuchten und kalten Metalls eine Kunststoff-Manschette fassen kann, die eines der Stativbeine oder alle drei 2030 cm umschließt und zudem beim Schultern das Gewicht weniger eindrücklich spüren läßt. Spikes schließlich können sich auf felsigem Untergrund besser bewähren als Gummifüße.
- Eine bewegliche und leichte Alternative zu schweren Dreibein-Stativen sind Einbeinstative, sofern man nicht durch geduldiges Warten, sondern schnelle Schnappschüsse zum fotografischen Ziel gelangt. Einige Einbeinstative sind sehr kurz: Sie haben keinen Bodenkontakt, sondern stecken stattdessen vor der Brust des Fotografen in einer Schlaufe, die er sich um den Hals gelegt hat. Wieder andere, sogenannte Schulterstative, werden mit ihrem T-fäörmigen Bein gegen die Schulter gedrückt, um eine schwere Kamera-Objektiv-Kombination ruhigzuhalten.
- Für Makroaufnahmen ist natürlich ein Bodenstativ nötig. Manche der großen Stativ-Modelle lassen sich, wie gesagt, auch als Bodenstative verwenden; ihr hohes Gewicht und die langen Beine können allerdings in der oft beengten Welt der Pflanzen und Kleintiere schon einmal hinderlich werden. Der Insektenfotograf ist also mit einem mittelgroßen und leichten Bodenstativ eigentlich besser beraten, zumal sich ein solches viel angenehmer transportieren läßt. Bei der Auswahl des Modells ist auf die minimale Einsatzhöhe zu achten: Je geringer diese ist, desto eher lassen sich Kleintiere quasi auf gleicher Augenhöhe fotografieren und desto interessanter werden die Fotos.
- Einen durchaus vertretbaren Kompromiß bieten sog. Tischstative. Ihr Vorteil besteht im sehr geringen Transportgewicht und in Abmessungen, die das Gerät in Kamera- oder Jackentaschen verschwinden lassen. Meist ermöglichen sie sogar eine noch tiefere Kamerawarte als klassische Bodenstative. Wer sich ein solches Ministativ zulegen möchte, sollte dennoch auf größtmögliche Stabilität wie auf größtmögliche Spreizbarkeit seiner Schenkel achten, damit es ein Gehäuse mit angesetztem Makro-Objektiv und Ringblitz sicher halten kann.
- Speziell für den Außeneinsatz wurden eine Reihe kleiner Spezialstative konzpiert:
Sog. Saugstative kleben mit einem großen Saugfuß an einer Auto-Fensterscheibe, meist der Frontscheibe, wobei sie mit einem zusätzlichen Bein abgestützt werden. Da hierbei durch die Schreibe fotografiert wird, sind solche Stative für hochwertige Aufnahmen weniger zu empfehlen.
Klemmstative erinnern an Klemmen bzw. Schraubzwingen aus dem Baumarkt. Kameras oder Teleobjektive mit eigenem Gewindeanschluß lassen sich damit z. B. an dünnen Ästen oder Zaunpfosten oder an halb heruntergekurbelten Fensterscheiben eines Autos festschrauben. Für die "Ansitzjagd" vom (parkenden) Auto aus sind das durchaus praktische Hilfsmittel, ansonsten fehlt meist gerade der passende Ast.
Ein Baumstativ besteht aus einem Stativkopf und einer kräftigen Holzschraube, die in das Holz eines Baumes, eines Pfahls etc. gedreht wird. Abgesehen davon, daß das Fixieren der Kamera damit recht zeit- und kraftraubend wird, stellt sich die Frage, ob sich an genau der richtigen Stelle wohl in der Regel ein passender Ast finden wird und ob dessen Verletzung zu verantwortbar ist. Ich meine: nein.
Ein Erdstativ schließlich besitzt statt einer Schraube nur einen Spieß, der in den Boden gedrückt wird. Dieser Stativtyp ist leicht tranportabel, verleiht der Kamera aber deutlich mehr Stabilität als ein mickriges Tischstativ. Für Aufnahmen mit Fernauslöser ist so ein Erdspieß also zu empfehlen; wer hingegen zur Optimierung der Perspektive und des Abbildungsmaßstabes die Kameraposition häufig korrigieren muß, sollte ihn besser gleich vergessen.
Geeignete Stative, Stativköpfe etc., die im wörtlichen Sinne halten, was sie versprechen, sind u. a. in den Sortimenten bekannter Foto-Marken wie Benbo, Cullmann, Gitzo, Manfrotto und Novoflex zu finden.
8. Transport
Was nützt die beste Ausrüstung, wenn sie regelmäßig im Schrank zurückgelassen wird, weil es dem Fotografen einfach zu lästig ist, das Gewicht mitzuschleppen? Es geht hier um die Anschaffung einer praktischen Transportausrüstung, die den Naturfotografen nicht nach wenigen Kilometern Fußmarsch schon veranlaßt, sein teures Hobby zu verwünschen. Was braucht man also, was hat sich bewährt?
- Eine kleine, leichte Seitentasche kann dem Landschaftsfotografen schon genügen. Sie muß nur das Gehäuse mit angesetzten Universalzoom und ein paar Filmpatronen aufnehmen können. Wichtig ist, daß sie zuverlässig gegen Regen und Stöße schützt und an einem Gurt hängt, dessen Schulterstück ergonomisch schräg geschnitten und rutschfest beschichtet ist.
- Eine mittelgroße Seitentasche sollte mindestens ein Gehäuse, zwei Objektive, mindestens ein Blitzgerät, etliche Filme und ein paar weitere Kleinteile aufnehmen können: Staubpinsel, Filter, vielleicht ein Tischstativ etc., und alles sollte durch versetzbare Raumteiler mit Klettverschlüssen sicher zu fixieren sein. Schon mit diesem Umfang kann eine Fototasche dem (ungeübten) Wanderer richtig lästig werden, weshalb sie mindestens mit einem verstellbaren Beckengurt ausgestattet sein sollte, der die jeweilige Schulter sehr entlastet. Einige Hersteller haben für ihre Modelle sogar einen gepolsterten Rucksackgurt im Zubehör-Programm, der die Seitentasche in eine gut tragbare Rucksacktasche verwandelt.
- Echte Foto-Rucksäcke sind solchen Verwandlungskünstlern natürlich überlegen: Auch eine größere Ausrüstung läßt sich hier sicher verstauen, eventuell sogar ein schweres 400-mm-Telezoom; der Tragekomfort gleicht dem ähnlicher Rucksäcke ohne spezielle Raumteiler. In einer zweiten großen Kammer ist in der Regel Platz für die nicht-fotografische Ausrüstung: Regenkleidung, Brotdosen, Getränkeflaschen etc. Einige Modelle besitzen spezielle Schlaufen, mit denen sich ein mittelgroßes Bodenstativ anschnallen läßt.
Bislang haben die meisten Foto-Rucksäcke nur einen "Schönheitsfehler": Echte "Profi"-Modelle, die durch einen integrierten Rahmen stabilisiert sind und mit einem Netz den direkten Rücken-Kontakt vermeiden, sind sie nicht! Wer optimalen Tragekomfort und einen trockenen Rücken braucht, muß die Kameraausrüstung hier weiterhin einzeln in Köchern und Taschen verpackt im Rucksack verstauen.
- Große und kleine Objektivköcher sind dann nötig, wenn die Kamera in einer Seitentasche an der Seite oder vor dem Bauch hängt, während die restliche, wenig gebrauchte Kamera-Ausrüstung im Rucksack verstaut ist.
Professionelle Fototaschen, Köcher und Zubehör findet man z. B. bei Lowepro, Tamrac und auch Cullmann.
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