1. Regeln der Winterfütterung
Er ist durchaus keine böswillige Erfindung, jener Zeitgenosse, der zum Beispiel im Supermarkt preisgünstig einen Beutel Vogelfutter erworben hat und dann bei schönem Wetter einen Futterplatz einrichtet, um den "armen Tierchen" mal beim Essen zuzusehen, an einem eiskalten, ungemütlichen Tag dann aber lieber in der warmen Stube bleibt und sich am nächsten Tag ärgert, daß die Vögel, die inzwischen natürlich verhungert sind, nicht mehr kommen. Ebenso gibt es auch jenen "Tierfreund", der "vorübergehend" unglaubliche Futtermengen in seinen Garten bzw. sein Vogelhaus schüttet ("das reicht mal für einige Tage") und Tage später dann nur noch eine undifferenzierte, aus Hülsen, verdorbenem Futter und Kot bestehende Masse vorfindet, die mehr Vögeln das Leben gekostet hat, als vorher möglicherweise (wenn überhaupt !) gerettet wurden.
An den Anfang der Fütterungspraxis gehört also die Kenntnis der wichtigsten Verhaltensregeln zur Winterfütterung; von ihrer strikten Befolgung hängt es ab, ob der Vogelfreund überhaupt mit der Fütterung beginnen sollte:
- Nicht »irgendwelche« Vögel füttern!
Der Vogelfreund sollte zunächst herausfinden, welche Arten an seinem Wohnort überhaupt vorkommen und welche dort der Fütterung bedürfen; reine Körnerfresser, reine Weichfresser, "Gemisch"-Fresser, Fleisch- oder Allesfresser?
- Nicht »irgendwas« verfüttern! Man sollte genau wissen, welches Futter für welche Arten geeignet ist "das" Vogelfutter schlechthin gibt es nicht.
- Keine Essensreste, keine Backwaren, kein gesalzenes oder gewürztes Futter, kein reines Fett in Form von Margarine oder Butter verfüttern und Obst und Fleisch nur in ganzen oder großen Stücken!
- Das Futter möglichst dort anbieten, wo die einzelnen Arten es natürlicherweise suchen: am Boden, an Baumstämmen, in Hängegeräten, im Wasser!
- Den Futterplatz wind- und regengeschützt einrichten, also nicht gerade an der Schlechtwetterseite des Hauses oder dort, wo er vielleicht optisch "was hermacht"!
- Den Futterplatz vor Katzen sichern! Also: Futterhäuser und Automaten möglichst hoch aufstellen oder aufhängen, Anflugstangen bzw. -zweige für Vögel und eventuell Abwehrgürtel oder -manschetten etc. gegen Katzen anbringen, kein Futter in unmittelbarer Nähe von Gebüschen und anderen Verstecken für Katzen, wohl aber Gebüsch und Bäume in gebührendem Abstand für Vögel!
- Fütterungsgeräte nicht nach ästhetischen Gesichtspunkten anfertigen oder kaufen, sondern nach ihrer Zweckmäßigkeit!
- Eher zwei oder drei kleine anstatt einen großen Futterplatz einrichten: Infektionsgefahr!
- Das Futter unbedingt vor Schnee, Regen und Kot schützen: Infektionsgefahr!
- Futterhäuser täglich säubern! Durch verdorbenes Futter und Kot können sich Salmonellen (= Bakterien) und Kokzidien (= Einzeller) seuchenartig ausbreiten trotz Frost! Bei milder Witterung allerdings vermehren sich die Krankheitserreger besonders schnell!
- Im Falle toter Vögel in der Nähe des Futterplatzes die Fütterung sofort einstellen, alle Futterreste und Kot in, um und neben dem Futtergerät entfernen und dieses desinfizieren und den Boden umgraben.
- Grundsätzlich nur und erst füttern, wenn wirklich extreme Wetterlagen unnatürlich hohe Verluste erwarten lassen und auch gesunde und kräftige Individuen gefährden! Also bei Dauerfrost unter –5° C und bei viel Eis oder Schnee oder falls die betreffende Gegend extrem nahrungsarm für die betreffenden Arten ist.
- Nicht schon vor der erwarteten Notzeit füttern! Eine Gewöhnung an die Futterstelle ist weder nötig noch empfehlenswert! (Wer es nicht lassen kann, füttere nur wirklich ganz geringe Mengen, von denen die Tiere nicht satt werden.)
- Keine großen Mengen auf einmal, sondern besser kleinere Mengen mindestens zweimal täglich füttern: frühmorgens (Spätaufsteher am Abend zuvor) und am Nachmittag, eine Stunde vor der Dämmerung. Auf diese Weise gleichen die Vögel morgens ihren Energieverlust wieder aus und bereiten sich rechtzeitig vor Sonnenuntergang auf die lange Winternacht vor. Futterautomaten halten ihren Inhalt natürliche länger vorrätig, sind aber regelmäßig zu kontrollieren!
- Bei anhaltend extremer Witterung ohne Pause (!) weiterfüttern! Vögel gewöhnen sich schnell an eine Futterstelle und verlassen sich auf sie. Wer leicht vergeßlich ist oder vielleicht für ein Wochenende z. B. in den Wintersport fährt, sollte mit der Fütterung gar nicht erst anfangen oder sich auf einen großen Futterspender
beschränken.
- Nach Ende der Notzeit die Fütterung innerhalb einer Woche auslaufen lassen wenn der eingekaufte Vorrat aufgebraucht ist!
- Auf keinen Fall über den März hinaus in die Brutsaison hineinfüttern: Die Jungen der meisten Singvogelarten benötigen jetzt tierisches Eiweiß, die Altvögel müssen ihre Nahrungssuche also rechtzeitig auf Insekten und Spinnen umstellen.
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