Warnung vor der "Salamanderpest" · Solingen, Frühjahr 2022 |
Seit 2010 wütet unter europäischen Schwanzlurchen, vor allem unter Feuersalamander-Populationen, ein pathogener Pilz, der furchtbare Verluste verursacht: Batrachochytrium salamandrivorans (Klasse Chytridiomycetes). Der lateinische Artname bedeutet, wörtlich übersetzt, 'Salamanderfresser'; Medien bezeichnen die Krankheit gerne als "Salamanderpest" oder "Salamanderseuche". Bsal, wie der Name in wissenschaftlichen Publikationen meist abgekürzt wird, stammt aus Südostasien, China und Japan, deren Amphibienfauna sich über Jahrmillionen mit dem Pilz entwickelt hat und folglich immun ist, also keine Krankheitssymptome zeigt. Vermutlich mit dem internationalen Amphibienhandel wurde Bsal in die Niederlande eingeschleppt, exotische Lurche gelangten in die Natur und haben dort heimische Schwanzlurche infiziert, die gegen den Erreger keine effektive Immunantwort entwickeln konnten.
Die Chytridiomykose, wie die Infektion mit Chytridpilzen genannt wird, ist allerdings schon länger als Krankheit bekannt und gilt als die wichtigste Ursache des seit Jahrzehnten beobachteten globalen Rückgangs der Amphibienpopulationen, der weltweit (in Amerika, Europa, Australien) als global amphibian decline bekannt ist:
Bsal hat hohes Ausbreitungspotential, da seine Dauersporen im Wasser und Boden lange überleben und alle heimischen Schwanzlurche infizieren können: Bergmolch (Ichthyosaura alpestris oder Triturus alpestris), Fadenmolch (Lissotriton helveticus oder Triturus helveticus), Teichmolch (Lissotriton vulgaris oder Lissotriton vulgaris) und Nördlicher Kammmolch (Triturus cristatus). Während letzterer ähnlich empfindlich ist wie der Feuersalamander, können sich schwach infizierte Bergmolche offenbar teilweise erholen; weniger anfällig sind vielleicht Fadenmolch und Teichmolch, ihre Gefährdung ist noch nicht erforscht. Unabhängig vom Grad der Infektion, Gefährdung und Mortalität tragen alle Molcharten den Pilz weiter und können so zum Aussterben des Feuersalamanders beitragen, da sie teilweise dieselben Lebensräume bewohnen. Dasselbe gilt für Froschlurche (Ordnung Anura, also Frösche, Kröten, Unken), die offenbar nie Symptome für Bsal zeigen. Zu befürchten ist also, daß Bsal über Europa hinaus weltweit verschleppt wird und zahlreiche Arten von Schwanzlurchen an den Rand der Ausrottung bringt. Kommentar:
Die eigentliche Ursache der Verbreitung von Bsal ist der globale Handel speziell für den Hobbymarkt; die Aussichten, diesen eigentlich überflüssigen Handel zu unterbinden, sind allerdings schlecht, solange die Menschheit auch sich selbst rücksichtslos der Ideologie der Globalisierung opfert, wie die Corona-Pandemie erschreckend gezeigt hat.
Wissenschaftler haben in Papua-Neuguinea die bislang kleinste Wirbeltierart der Welt entdeckt: Das Online-Journal "PloS ONE" berichtet, der Mini-Frosch mit dem wissenschaftlichen Namen Paedophryne amauensis (in Anlehnung an das Dorf Amau, wo er erstmals gefunden wurde) werde nur sieben bis acht Millimeter lang; der dunkelbraune Lurch habe kaum ausgeprägte Zehen und relativ große Augen, er sei vor allem morgens und abends aktiv und stoße schrille Töne aus, immer unterbrochen durch ein- bis dreiminütige Pausen, in denen die kleinen Frösche für die nächste Gesangsrunde neue Kräfte sammele. Durch die Rufe seien die Tiere auch entdeckt worden, die hohe Tonlage habe die Lokalisierung allerdings erschwert. Einer der Autoren, Christopher Austin, berichtet, die Sprungweite der Frösche sei 30mal größer als ihre Körperlänge.
Die geringe Körpergröße wird als Anpassung an ihre bevorzugte Nahrung, etwa Milben, interpretiert, die von größeren Beutegreifern ignoriert werde. Aufgrund seiner Kleinheit hat der Frosch eine im Verhältnis zu seinem Volumen große Oberfläche; Wasserverlust sei daher für ihn eine große Gefahr. Die Wissenschaftler sehen darin den Grund für seinen Lebensraum, den Tropenwald, wo die Art im feuchten Blattwerk am Boden lebe. Kleine Froscharten haben sich weltweit unabhängig voneinander 11mal entwickelt. Die Biologen können anhand solcher Funde die funktionalen Probleme extremer (sehr kleiner oder großer) Körpermaße studieren. Neben Paedophryne amauensis wurde in Papua-Neuguinea eine weitere kleine Art gefunden: Paedophryne swiftorum mit einer Körperlänge von ca. 8,6 mm. Quellen:
Bereits 2010 hatten andere Forscher die nach damaligem Stand kleinsten Frösche der Welt vorgestellt: Auch diese leben in Papua-Neuguinea und gehören wie der zuletzt gefundene Frosch zur Gattung Paedophryne, sie sind zwischen 8,5 und 9,3 Millimeter lang (im Durchschnitt 7,7 mm) und heißen wissenschaftlich Paedophryne dekot und Paedophryne verrucosa.
Quelle: Kraus, Fred (2010): "New genus of diminutive microhylid frogs from Papua New Guinea" in: ZooKeys 48 (2010): 39–59.
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