Schutzmaßnahmen für Amphibien
Wie können wir unsere heimischen Amphibien erfolgreich schützen? Um es vorweg zu sagen: mit einem solchen Schild am Straßen- oder Wegesrand sicherlich nicht. Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit an einem milden und feuchten Frühlingsmorgen auf einer Landstraße. Wenn Ihnen ein solches Verkehrsschild begegnet, haben Sie genau drei Möglichkeiten:
- Sie fahren mit normaler Geschwindigkeit weiter; dann überfahren Sie eine wandernde Krötenpopulation schnell.
- Sie drosseln rechtzeitig Ihre Geschwindigkeit; dann fahren Sie die Tiere langsam platt.
- Sie halten rechtzeitig an. Jetzt haben Sie wieder zwei Möglichkeiten: a) Sie kehren um und nehmen eine andere Strecke und lassen Ihre Nachfolger die Lurche totfahren oder b) Sie sammeln die Tiere auf und bringen Sie auf die (hoffentlich) richtige Straßenseite und setzen dann Ihre Reise fort.
Wie realistisch die letzte Variante ist, mögen Sie selbst entscheiden. Diese "Verkehrssicherungsmaßnahme" beweist bestenfalls Problembewußtsein und beruhigt das Gewissen von Verkehrsbürokraten und -politikern, unsere Amphibien schützt sie jedenfalls nicht. Ein Schutz könnte allenfalls für solche Autofahrer entstehen, die mit erhöhter Geschwindigkeit auf ein Krötenschild treffen und durch das Schild daran gehindert werden, auf der durch zerquetschte Amphibienleiber glitschig gewordenen Fahrbahn ins Schleudern zu geraten. Welche Schutzmaßnahmen an Straßen und jenseits von Straßen und Wegen sind also nötig, um unsere Lurche vor der Ausrottung zu bewahren?
Schutzmaßnahmen an Straßen
Breite Straßen können bereits ohne Verkehr Verluste unter wandernden Amphibien verursachen, den höchsten Blutzoll müssen diese aber dem massenhaften Autoverkehr entrichten. Was also kann und sollte getan werden, um Amphibien den Straßentod zu ersparen?
- Verzicht: Intakte Landhabitate, Laichgewässer und die sie verbindenden Laichwanderwege sind, wenn sie nicht überbaut werden, natürlich der beste Amphibienschutz.
- Ersatzlaichgewässer: Wenn die Zerstörung eines Laichgewässers nicht verhindert oder ein Wanderweg nicht dauerhaft gesichert werden kann, sollte ein neues Laichgewässer angelegt werden, das alle Bedingungen für die Fortpflanzung der dort vorkommenden Lurcharten erfüllt.
- "Amphibientunnel": Ein "Krötentunnel", wie eine solche fest installierte Schutzeinrichtung auch genannt wird, setzt fest installierte robuste Zäune voraus, die wandernde Amphibien zu den Durchgängen unter der Straße leiten.
- Straßensperrung: Da das Verkehrszeichen "Amphibienwanderung" allenfalls den Autofahrern, nicht aber den Amphibien selbst nützt, bleibt als wirksame Schutzmaßnahme nur die zeitweise nächtliche Vollsperrung des gefährlichen Straßenabschnitts. Dafür reicht allerdings erfahrungsgemäß ein Verbotsschild nicht aus: Es gibt immer mindestens einen Anwohner bzw. Pendler, der überhaupt nicht einsehen mag, daß er nur wegen ein paar Kröten einen Umweg fahren soll, und eine Autofahrt kann bereits Dutzende Lurche töten. Wirksam ist also nur eine robuste technische Sperre, die Versuchen widerstehen kann, sie zu zerstören – und dennoch müssen auch solche Sperren kontrolliert und Randalierer verfolgt werden.
- Amphibienschutzzaun: Diese auch "Krötenzaun" genannte klassische Schutzmaßnahme ist ein einfaches ca. 40 cm breites (grünes) Kunststoff-Textilband, das nur zeitweise entlang von Straßen und befahrenen Wegen mit Stöcken oder Metallstangen aufrecht montiert und am Boden umgeschlagen wird, damit die Lurche darunter nicht durchkriechen können. Wenn Frösche, Kröten und Molche auf der Suche nach einem Durchlaß die Plane entlang wandern, fallen sie alsbald in Eimer, die mit Bodenlöchern versehen und bündig im Erdreich versenkt wurden. Der Nutzen solcher Schutzzäune hängt vom Engagement und der Disziplin freiwilliger Helfer (Naturschützer) ab, die zuverlässig jeden Tag in aller Frühe sowie in der Abenddämmerung die Eimer kontrollieren und die gefangenen Lurche auf der anderen Straßenseite aussetzen.
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Straßensperrung während der Laichwanderung vor allem der Erdkröte · Solingen, 15.03.2020 |
Weitere Schutzmaßnahmen
Auch jenseits von Straßen stirbt unsere Amphibienfauna, wenn auch weniger sichtbar: durch die Vernichtung von Teilen ihrer angestammten Lebensräume, durch Gifte, durch neue, von Menschen eingeschleppte Krankheiten. Dagegen kann man einiges unternehmen:
- Öko-Landwirtschaft: Auch Amphibien profitieren natürlich von einer ökologisch ausgerichteten Landwirtschaft, die sich nicht nur durch weitgehende Giftfreiheit auszeichnet, sondern auch und vor allem die Bewahrung der überlebensnotwendigen Lebensräume. Jeder kann dafür seinen Beitrag leisten: als Konsument wie als politisch aktiver Bürger.
- Giftfreie Umwelt: Chemisch bedenklicher Müll und alle Giftstoffe müssen auch außerhalb der Agrarindustrie konsequent vermieden oder vorschriftsmäßig entsorgt werden.
- Naturgärten: Wenn die Lebensräume der Amphibien für diese immer lebensfeindlicher werden, bieten ihnen naturnahe Gärten und Parks überlebenswichtige Refugien, sofern ein solches Sekundärbiotop Teil eines Biotopverbunds ist, der die nötigen Requisiten für das Überleben unserer Lurche bereithält: Nahrung, Verstecke, Laich- und Überwinterungsplätze.
- Vermeidung von Todesfallen: Gebäude können Amphibien gefährden, da diese steile und glatte Wände bzw. Treppenstufen nicht hochkriechen können; Lichtschächte vor Kellerfenstern sollten daher durch feinmaschige Drahtgewebe gesichert und außenliegende Kellertreppen regelmäßig kontrolliert oder mit einer Rampe ausgestattet werden.
- Abwehr von Krankheiten: Eine (weitere schädliche) Folge der Globalisierung ist die Verbreitung von Krankheiten bzw. Parasiten unter den heimischen Amphibien. Batrachochytrium salamandrivorans (abgekürzt Bsal) z. B., ein pathogener Pilz, wurde vermutlich mit dem internationalen Amphibienhandel aus Asien in die Niederlande eingeschleppt und hat heimische Schwanzlurche infiziert, die gegen den Erreger keine Abwehrmechanismen entwickeln konnten. Vor allem unter Feuersalamandern hat der "Salamanderfresser" furchtbare Verluste verursacht und lokale Populationen aussterben lassen.
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Amphibienschutzzaun · Solingen, 02.03.2013 |
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Amphibienschutzzaun · Solingen, 02.04.2017 |
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