Schnecken

Nicht um die Biologie und Artenvielfalt der Nackt- und Gehäuseschnecken geht es hier, sondern um das, was sie in unseren Gärten anrichten — oder vielmehr das, was unsere "Hobbygärtner" anrichten, um jenes zu verhindern: Opfer des Vernichtungsfeldzuges gegen die "Schneckenplage" sind nämlich keineswegs nur Schnecken, sondern auch andere Lebewesen, vor allem solche, die sich von Schnecken ernähren. Während sich Schnecken bald nach einem Gifteinsatz wieder in alter Zahl einfinden, kann dieser z. B. für eine ganze Igelfamilie den Tod bedeuten.

Hinzu kommt, daß keineswegs alle Schnecken wild auf Gemüse- und Zierpflanzen sind: Die wohl auffälligste einheimische Nacktschnecke etwa, die bis zu 15 cm lange Rote Wegschnecke (Arion rufus), ernährt sich zu nicht einmal fünf Prozent von frischen Pflanzen; die Hauptnahrung machen welkende Kräuter, Laub und Pilze aus. Mehr Sinn für frisches Grün hat vor allem die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus), die nur Fachleute von der Großen Wegschnecke (Arion ater) unterscheiden können.

Vor allem Nacktschnecken sind aus gutem Grund nachtaktiv: Sie sind mit ihrer empfindlichen Haut auf Feuchtigkeit angewiesen, die sie am ehesten nachts finden; die trockene Wärme des Tages könnte leicht zur tödlichen Falle für sie werden, wenn sie im "Schneckentempo" von einer Mahlzeit zur nächsten kriechen müssen.

Um ihnen das grausame Schicksal des Austrocknens zu ersparen, kümmern sich viele Gartenbesitzer rührend um das Wohlergehen ihrer (angeblichen) Feinde:

  • Sie pflanzen an, was nicht heimisch ist und sich daher gegen die heimischen Schnecken kaum wehren kann.
  • Sie pflanzen dicht an dicht in Monokulturen, so daß es zur nächsten Mahlzeit nie weit ist.
  • Sie gießen abends, damit die Schnecken in feuchtem Milieu sicher wieder in ihre Verstecke zurückfinden.

Aus dieser "selbstlosen Überlebenshilfe" ergibt sich, was man tun kann, wenn man seine Zier- oder Nutzpflanzen gegen Schnecken schützen will:

  • Die wichtigste Maßnahme ist, seine Feinde nicht zu züchten, sondern "auf dem Trockenen sitzen" zu lassen: Wer erst früh morgens gießt, verhindert in regenfreien Zeiten das gefürchtete Nachtmahl.
  • Die zweite Maßnahme ist, keine große Monokultur anzulegen, sondern die Nutzpflanzen verstreut anzupflanzen – das verringert für die Schnecken Anmarschwege und somit Verluste.
  • Die letzte Notmaßnahme ist die bekannte Bierfalle: ein in den Boden versenktes und mit Bier gefülltes Glas.

Ganz verhindern läßt sich der Schneckenfraß so nie, aber sollte man das wirklich anstreben? Erstens ist dies mit Schneckenkorn auch nicht möglich, zweitens schont auch etwas Gleichmut die Nerven, und drittens sollte man auch der Igelfamilie eine Mahlzeit gönnen ...

Wegschnecke
Wegschnecke · Solingen, 28.08.2015

 
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