Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus) |
Mit "Zecke" bezeichnet man meist den Gemeinen Holzbock, eine 2,5–4,5 mm große Milbenart. Er lauert zu allen Jahreszeiten auf geeignete Wirte, sofern es mindestens 7° Celsius warm ist – also auch in warmen Wintermonaten. Auch die erwachsenen Tiere sind kaum sichtbar; sie krabbeln von der Vegetation (aus einer Höhe bis 60 cm) auch auf den Menschen, wenn dieser sich in der Natur aufhält, durch Wiesen und Gebüsch wandert oder dort arbeitet. Dabei bietet selbst lange Kleidung keinen 100%ig wirksamen Schutz, da Zecken geduldig freie Hautstellen suchen, um zu stechen (umgangssprachlich: beißen). Es hilft aber, Stiche zu vermeiden, wenn man lange Hosenbeine in die Socken steckt und sich nicht ins Gras legt.
Der Holzbock (Ixodes ricinus) benötigt für seine Fortpflanzung drei Entwicklungsstadien:
Zur Erkennung eines möglichen Wirts besitzt der Gemeine Holzbock im untersten Segment des vordersten Beinpaares das Haller-Organ. Mit diesen Chemorezeptoren registriert der Holzbock Spuren, die ein Wirt hinterlassen hat: Stoffe, die bei der Atmung ausgestoßen werden (Kohlendioxid etc.), Ammoniak, das im Urin vorkommt, Butter- und Milchsäure, die beim Schwitzen abgesondert werden.
Wenn der Holzbock einen Wirt erreicht hat, sucht er eine geeignete Stelle: Dort muß die Haut für seine Mundwerkzeuge dünn genug sein und das Mikroklima warm und feucht. Deshalb sind beim Menschen die Leisten sowie die Kniekehlen und auch die Rückseiten der Ohren sehr geschätzt. Zum Blutsaugen krallt sich die Zecke zunächst in der Haut fest, sticht dann mit ihren Kieferklauen (Cheliceren) ein Loch in die Haut und führt ihren mit Widerhaken besetzten Saugapparat (Hypostom) ein. Der Holzbock ernährt sich allerdings nicht primär vom Blut aus den Kapillaren, sondern von der austretenden Lymphflüssigkeit, ein wenig Blut und auch von Gewebeflüssigkeit. Das vom Hypostom abgegebene Sekret enthält einen Gerinnungshemmer, ein Betäubungsmittel, das den Saugvorgang tarnt, und einen Entzündungshemmer – und manchmal auch einen Krankheitserreger. Nicht die Zecke selbst ist also gefährlich, sondern das Virus oder Bakterium, das beim Stich in die Blutbahn des Menschen gelangt.
Zecken sind nicht überall und in gleichem Maße Verbreiter (Vektoren) gefährlicher Erreger. Die durch einen Virus ausgelöste Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wurde bislang in den allermeisten Fällen in Süd- und Südostdeutschland nachgewiesen, im Westen Deutschlands gibt es nur wenige kleine Risikogebiete. Wer gerne in der Natur wandert, joggt, picknickt, zeltet, sollte also vor einem Ausflug nicht nur die Wettervorhersage für sein Reiseziel hören, sondern ebenso überprüfen, ob dieses aktuell als Risikogebiet gilt.
FSME | Lyme-Borreliose | |
---|---|---|
Erreger-Typ | Virus | Bakterium |
Ort des Erregers | Speicheldrüsen der Zecke | Mitteldarm der Zecke |
Übertragungszeit | sofort nach dem Stich | ½ –1 Tag nach dem Stich |
mögliche Therapie | keine | Antibiotika |
Impfung möglich? | ja | nein |
Zecken lauern vor allem in feuchter Umgebung an kniehoher Vegetation, etwa am Wegesrand. Natur läßt sich allerdings nicht wirklich erleben, wenn man nur auf breiten geschotterten oder asphaltierten trockenen Wegen wandelt. Eine wichtige Schutzmaßnahme ist also – auch bei warmem Wetter – geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen. Dabei schreckt helle Kleidung zwar Zecken nicht ab, läßt sie uns aber besser entdecken. Ein Repellent auf der Kleidung oder/und Haut hilft, außer Stechmücken auch Zecken zu vergrämen. Neben Pflaster und Mittel zur Wundinfektion gehört auch eine Zecken-Pinzette in den Rucksack.
Nach einem längeren Aufenthalt in der Natur – wenn möglich auch schon währenddessen – sollte man sich im eigenen Interesse genau inspizieren bzw. inspizieren lassen. Hat man eine Zecke entdeckt, ist schnelles Handeln ratsam: Um eine Borreliose-Infektion (genauer: Lyme-Borreliose) zu vermeiden, sollte man die Zecke sofort mit einer Pinzette oder einer Zeckenzange langsam aus der Haut ziehen, dann desinfizieren (falls ein geeignetes Mittel zu Hand ist) und schließlich den Arzt aufsuchen. Eine FSME-Infektion hingegen läßt sich nur sicher vermeiden, wenn die Zecke gar nicht erst stechen kann, da das Virus mit dem Stich sofort übertragen wird. Andere durch Zecken verursachte Infektionen sind selten.
Hier eine Übersicht über die Begriffe und Abkürzungen, die im Zusammenhang mit Zecken verwendet werden:
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Literatur | Glossare |