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Fliegen (Brachycera): Anatomie

Nicht alle flugfähigen Insekten besitzen zwei Flügelpaare, also vier Flügel: Was für die Vögel und Fledertiere als selbstverständlich vorausgesetzt wird, gilt zwar für die meisten Insekten-Ordnungen, aber nicht für die große Ordnung Diptera mit ihren fast 160.000 Arten: Diese "Zweiflügler" – so die Übersetzung des altgriechische Namens – besaßen zwar in ihrer frühen Stammesgeschichte ebenfalls vier Flügel, haben aber das hintere Flügelpaar in "Schwingkölbchen" (Halteren) umgebildet: "Flügelstummeln", die kleinen weißen oder farbigen Kellen mit Stiel ähneln und "Zweiflüglern" durch Messung der Geschwindigkeit und Beschleunigung der Drehungen die Orientierung und Navigation im Raum ermöglichen. (Eine ähnliche Entwicklung haben die "Fächerflügler" (Ordnung Strepsiptera) durchlaufen: Hier sind die Vorderflügel der Männchen zu Halteren reduziert sind; die flügellosen Weibchen leben als Endoparasiten in anderen Insekten.)
    Ein weiteres Merkmal, das die Fliegen insbesondere von den Hautflüglern (Hymenoptera) unterscheidet, sind ihre in der Regel dreigliedrigen Fühler (Antennae) mit der Fühlerborste (Arista).

Fliegen-Anatomie
Die Scheinader (Vena spuria) im Geäder der Vorderflügel ist ein Alleinstellungsmerkmal der Schwebfliegen, also bei anderen Fliegen nicht zu finden. Auch ein Flügelmal (Pterostigma) haben viele Fliegen nicht.

Kopf – Caput

Der auffälligste Teil des Kopfes sind die beiden seitlich angeordneten Komplex- bzw. Facettenaugen; ähnlich große Facettenaugen haben unter den Hautflüglern nur die (in Deutschland ausgestorbenen) Schwebebienen (Melitturga). Der Augenabstand verrät das Geschlecht: bei weiblichen Fliegen ist er deutlich größer als bei männlichen, wo sich die Augen auf dem Oberkopf fast berühren. Zwischen den Facettenaugen auf dem Scheitel kommen noch drei Punktaugen (Ocellen) hinzu, die vielleicht der Messung der Lichtstärke dienen.
    Die Antennen der Fliegen bestehen in der Regel nur aus drei (unterschiedlich geformten) breiten Gliedern, und das dritte trägt eine lange Fühlerborste (Arista). Die Antennen der Mücken (Nematocera) hingegen sind länger, vielgliedrig und gleichförmig, und die der Hautflüglern (Hymenoptera) sind lang und dünn und bestehen bei Weibchen aus 12, bei Drohnen fast immer aus 13 Gliedern; die Wespen- und Bienen-Imitatoren unter den Fliegen-Arten lassen sich also auch anhand der Fühler schnell entlarven.
    Die Mundwerkzeuge der meisten Arten dienen dem Auflecken und -saugen flüssiger Nahrung, bei Arten anderer Familien (etwa den Raubfliegen) sind sie als Stechapparate ausgebildet, oder sie sind zurückgebildet. Typisch für einen leckenden Rüssel (Proboscis / Rostrum) ist eine kissenförmige Verbreiterung an seinem Vorderende: eine zweiteilige Platte zum Auftupfen von Flüssigkeiten, das Stempel-förmige Haustellum mit den beiden Saugpolstern.
    Erwähnenswert sind schließlich die inneren und äußeren Scheitelborsten, die Orbitalborsten (am Augenrand), die Ocellarborsten (am Ocellen-Hügel) und die Vibrissen (auch: Knebelborsten).

Brustabschnitt – Thorax / Mesosoma

Der Abschnitt zwischen Kopf und Hinterleib ist der Thorax, mit ihm sind die Extremitäten verbunden: sechs Beine, zwei große Flügel und zwei zurückgebildete: die beiden Halteren. Vom Brustabschnitt lassen sich wiederum drei Segmente unterscheiden: Prothorax, Mesothorax und Metathorax. Der stark verhärtete (sklerotisierten) Teil des mittleren Segments (Mesothorax) ist das (oft halbscheibenförmige) Schildchen (Scutellum): Es kann auffällig bunt gefärbt oder gewölbt sein und der Artbestimmung dienen.
    Ein Fliegenbein besteht aus der Hüfte (Coxa), dem Schenkelring (Trochanter), dem Schenkel (oder Oberschenkel, Femur), der Schiene (wenn man möchte: Unterschenkel, Tibia) und dem mehrgliedrigen Fuß (Tarsus). Am Ende des Tarsus ermöglichen Haftorgane das Andocken selbst an glatten Oberflächen: zwei Krallen (Ungui), dazwischen evtl. eine dritte (Empodium) und unter den Krallen mancher Familien kleine kissenförmige Haftlappen (Pulvillen).

Hinterleib – Abdomen / Metasoma

Am dritten Körper-Abschnitt, dem Hinterleib (Abdomen bzw. Metasoma), lassen sich fünf oder sechs Segmente erkennen: oberseits die Rückenplatten (Tergiten), unterseits die Bauchplatten (Sterniten), seitlich die Pleuren. Bei gebogenem Abdomen sind zwischen den Segmenten auch die flexiblem Intersegmentalhäute erkennbar. Die Tergiten weisen oft auffällige Farbmuster auf, etwa rundliche oder längliche bis streifenförmige Flecken oder Binden, die den Habitus bestimmen und eine schnelle Artbestimmung erleichtern. Der offensichtliche Zweck schwarz-gelber Farbmarkierungen ist Mimikry: die Nachahmung wehrhafter Wespen als Selbstschutz.


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