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Canon-Makrofotografie 1 |
Blitz & Makro mit Canon-DSLR-Kameras
Diese und die folgenden Seiten belegen, daß die neuen EOS-Modelle mit den Canon-Makro-Blitzgeräten nicht mehr kompatibel sind.
A) E-TTL-Blitzmessung
"TTL" ist eine englische Abkürzung, die 'through the Lens' bedeutet, also 'durch das Objektiv'. Mit der TTL-Messung begann einst der Siegeszug der Spiegelreflextechnik, für die eine weitere englische Abkürzung verwendet wird: "SLR" steht für 'single lens reflex', "TLR" für 'twine lens reflex', was man mit 'einäugige Lichtumlenkung' bzw. 'zweiäugige Lichtumlenkung' übersetzen kann. (Letztere fristet in Mittelformatkameras ein Schattendasein.) Bei der SLR-Kamera wird die Objekthelligkeit nicht mehr umständlich und oft ungenau mittels eines externen Handbelichtungsmessers oder eines neben dem Sucher ins Kameragehäuse integrierten Belichtungsmessers ermittelt, sondern durch das verwendete Objektiv, also mit der jeweils verwendeten Brennweite. Nur das Bild, das durchs Objektiv eintritt und über den Schwingspiegel in den Sucher gelenkt wird, wird mit den verschiedenen (wählbaren) Meßmethoden mit mehr oder weniger großen Anteilen gemessen; Objekte neben dem anvisierten Objekt können die korrekte Belichtung so nicht beeinflussen.
Die ersten SLR-Kameras waren schwerfällige Belichtungshalbautomaten mit Nachführtechnik wie die legendäre Monolta SRT-101 oder Belichtungsvollautomaten wie die Mionota XE-1. Sogenannte "Computer-Blitzgeräte", die auf bzw. mit solchen Modellen verwendet wurden, brachten ihre eigene Blitzmessung mit, d. h. sie maßen das vom Blitzlicht reflektierte Licht mittels ihres eigenen Sensors und drosselten das Blitzlicht entsprechend. An der Kamera konnte man durch die Blendenvorwahl nur bestimmen, wie schnell die für das Objekt maximal verträgliche Lichtmenge erreicht sein würde. Bald aber gelang es der Ingenieurskunst, das Blitzlicht ebenfalls durchs Objektiv (TTL) zu messen, genauer: das von der Filmebene reflektierte und von Fotozellen im Kameraboden eingefangene Licht. Leider konnten diese Zellen auch auf anderes Licht "empfindlich" reagieren. Die Blitz-TTL-Messung beherrschen z. B. alle Canon-SRL-Kameras seit Mitte der 1980er Jahre.
Bald folgte eine technische Neuerung: "E-TTL", was für 'evaluative through the lens' steht. Unmittelbar vor der effektiven Belichtung zündet die Kamera einen Test- bzw. Vorblitz, dessen reflektiertes Licht die Grundlage der Blitzleistungssteuerung bildet. Die Messung erfolgt im Sucher durch zwei separate Meßzellen (Dauerlicht und Blitzlicht). Der Vorblitz ist eventuell im Sucher wahrnehmbar, da der Spiegel zu diesem Zeitpunkt noch nicht hochgeklappt ist. An digitalen SLR-Kameras ist eine automatisierte Blitzlichtfotografie nur mit E-TTL-Blitzgeräten möglich, da ihre Bildsensoren andere Reflexionseigenschaften und meist auch andere Abmessungen aufweisen als Filmmaterial.
Nikon führte den Vorblitz 1992 mit dem Modell "F90" unter der Bezeichnung "i-TTL" bzw. "D-TTL" ein. Canon führte 1996 mit der EOS 50E die "E-TTL"-Messung ein. (Damals wurde das Sortiment der Canon-Blitzgeräte von der "EZ"-Bezeichnung auf die aktuelle "EX"-Bezeichnung umgestellt.)
Eine bei Canon erst vor kurzem eingeführte Weiterentwicklung der "E-TTL"-Messung ist die "E-TTL-II"-Messung, die zusätzlich die am Objektiv eingestellte Entfernung berücksichtigt und mit alten Modellen folglich nicht kompatibel ist. Seither gibt es noch bessere Blitzresultate, aber auch ein Problem in der Makrofotografie:
B) Makroobjektive & Makroblitzgeräte
Die führenden Hersteller von Spiegelreflexkameras, also Canon und Nikon, bauen ihre eigenen (proprietären) Blitzgeräte, die perfekt mit den Belichtungssystemen ihrer Kameras kommunizieren (sollten); die erwähnten Funktionen (Vorblitz, Entfernungseinstellung) stehen mit Fremdobjektiven, wenn überhaupt, nur mittels Adapter zur Verfügung. Da diese Firmen auch hochwertige Makro-Objektive im Sortiment haben, bieten sie auch dazu passende Makro-Blitzgeräte an, die sich schnell und einfach vorn am Objektiv befestigen lassen:
- Canon hat zwei Makro-Blitzgeräte im Programm: der Ringblitz "Macro Ring Lite MR-14EX" verfügt über zwei einzeln regelbare bogenförmige Blitzröhren und einen Master-Funktion für kabellos auslösbare Blitzgeräte mit Slave-Funktion; der Zangenblitz "Macro Twin Lite MT-24EX" hat mit dem Ringblitz dieselbe Steuerungseinheit gemeinsam, mit dieser sind jedoch mit Kabeln zwei Blitzröhren fest verbunden.
- Nikon bietet zwei extrem flexible weil kabellose Zangenblitzsysteme für vollautomatische Makro-Blitzaufnahmen an: Das "Makroblitz-Kit R1C1" besteht aus zwei externen am Objektiv montierbaren kleinen Blitzgeräten (SB-R200) und einer Blitzfernsteuerungseinheit (SU-800), die mit der i-TTL-Blitzsteuerung der Kamera verbunden ist, außerdem Anschluß- und Adapterringen etc. Das "Makroblitz-Kit R1" kommt mit zwei Blitzgeräten (SB-R200) aus, es wird direkt vom integrierten Blitzgerät einer D70(s) oder D200 oder einem Masterblitzgerät gesteuert. Weitere Blitzgeräte können nach Bedarf eingebunden werden! Die Flexibilität mehrerer kabelloser Blitzgeräte hat allerdings einen Preis: Sie werden nicht von der Blitzfernsteuerungseinheit (oder der Kamera) mit Energie versorgt, sondern von Batterien in einem Format, das es nicht als NiMH-Akkus gibt.
C) Canon: EOS-Modelle
Die jahrelangen Erfahrungen des Autors mit Autofocus-Kameras beschränken sich auf die Canon-Kameras und -Blitzsysteme:
- Die erste Canon-SLR-Kamera mit Autofokus war die analoge EOS 30. Die Objektiv-Auswahl beschränkte sich auf das, was ein Naturfotograf braucht: 28–105 mm, 100 mm Makro für Insekten und (etwas später) 100–400 mm für Säugetiere, Vögel etc. Neben einem Standard-Systemblitz fand hauptsächlich der Ringblitz MR-14EX Verwendung (Montage am Maktro-Objektiv): Er ermöglichte den Einstieg in die Insektenfotografie und den Aufbau einer Website über Wildbienen.
- Die erste digitale SLR-Kamera war die EOS 20D: eine ausgereifte, robuste, semiprofessionelle D-SLR-Kamera, die mehr leistete als ihr analoger Vorgänger und nur einen Mangel hatte: der fehlende Staubschutz, der einen Fotografen zur Verzweiflung bringen kann – besonders, wenn die Herstellerfirma das Problem herunterspielt und nur beiläufig erwähnt. Der Ringblitz MR-14EX bewährte sich auch an der 20D, die Kombination mit dem Speedlite 420EX als Slave erwies sich aber zunehmend als zu schwer und sperrig und behinderte die präzise Fokussierung. Sie wurde deshalb ersetzt durch den "Macro Twin Lite MT-24EX" (s. Foto), der bei größter Annäherung ans Objekt und einem "Ratio" ab 1:2 fast dieselbe plastische Ausleuchtung erreicht. Mit einem alten Blitzgeräteneiger gegen rote Augen ließ bzw. läßt sich eine der Blitzröhren sogar noch weiter vom Objektiv weg montieren, was das Seitenlicht verstärkt. Abgesehen von der Staubplage war die Welt des Makro-Fotografen in Ordnung.
- Das änderte sich, als Canon endlich mit der EOS 40D einen Nachfolger mit Sensorreinigung für die EOS 20D auf den Markt brachte und (auch mit dem viel größeren Display) Begehrlichkeiten weckte: Schnell war der "Staubfänger" 20D verkauft und die 40D gekauft – übrigens zusammen mit einem hochwertigen Zoomobjektiv (EF-S 17-85mm 1:4-5.6 IS USM). Das große Display und die Sensorreinigung waren im doppelten Sinne eine Erleichterung, und die ersten Innen- und Außenfotos im Herbst und Winter 2007 waren so, wie man sich gute Fotos wünscht: scharf, detailreich, mit natürlichen Farben – wunderbar. Makro-Aufnahmen waren fast keine darunter: Im Oktober ist die Flugzeit der Wildbienen bekanntlich so gut wie vorbei, nur eine späte Hummel ließ sich noch auf einer großen weißen Blüte ablichten.
Mit mehr Aufmerksamkeit wäre das Problem schon jetzt offenkundig geworden: Ein Insekt auf einem weißen Hintergrund wird üblicherweise unterbelichtet, weil auch die hochentwickelte Belichtungsmessung moderner Kameras nicht weiß, was das eigentliche Objekt ist, und daher von einem mittleren Grauwert ausgeht. Das Blütenweiß war jedoch leicht überstrahlt. Massiv traten die Problem dann im März auf, als es galt, auf dunklem Boden und Moos krabbelnde Erdbienen-Drohnen zu fotografieren: Die meisten Fotos zeigten helle Grau- und Beigetöne und waren schlicht unbrauchbar; nur im RAW-Modus wären einige Fotos noch zu retten gewesen. Weitere Fotos auf Blüten und an Pflanzenstengeln waren von unterschiedlicher Qualität: Die meisten waren ca. 2 Blenden zu hell, einige aber von gewohnter Qualität. Die beiden Fotos desselben Motivs am Anfang diese Seite verdeutlichen das Problem. Da die EOS 40D sich im Blitz-Makrobetrieb unter Alltagsbedingungen als unzuverlässig und unberechenbar erwies, fotografierte der Autor einige Testserien in der Absicht, dem Problem auf die Spur zu kommen. Zum Vergleich wurde die alte EOS 20D ausgeliehen und die EOS 5D, quasi die Vollformatversion der 20D. Da die Lösung des Problems nicht gelang, schickte der Händler die 40D zur Überprüfung ein. Als diese nach einem Monat keinen Mangel offenbarte, gab der Autor die Kamera schließlich an den Händler zurück. Dasselbe tat zeitgleich ein anderer Makrofotograf, der dieselben Probleme mit der 40D und dem Twin Lite gehabt hatte.
- Der "Ersatz" für die unbrauchbare EOS 40D war die EOS 5D: Das Fehlen der Sensorreinigung mußte in Kauf genommen werden, um überhaupt noch gute Makroaufnahmen machen zu können. Wenigstens hat diese Kamera den Vorteil, daß sich mit ihr die Objektive 28–105 mm und 65 mm besser, d. h. ohne Verlängerungsfaktor 1,6, nutzen lassen ...
D) Testreihen mit Kameras und Makroblitzen (Fotogalerien – "halls of shame")
Wer sich eine neue, von der Foto-Presse hochgelobte Kamera kauft – noch dazu vom Marktführer der Digitalfotografie – und mit ihr eine Zeit lang richtig gute Aufnahmen produziert, der will zunächst nicht wahrhaben, daß diese Kamera im Makrobereich versagt – zumal Canon mit dem "MP-E 65mm 1:2.8 1-5x Macro Photo" ein konkurrenzloses Spezialobjektiv im Programm hat. Die Realität ließ sich aber nicht ignorieren, grottenschlechte weil völlig überbelichtete Fotos lassen sich weder im Internet noch auf Vorträgen präsentieren noch verkaufen. Der Autor versuchte folglich mit Testserien, dem Problem auf die Spur zu kommen.
- Die ersten Fotoserie auf Seite 2 entstand während Exkursionen vom 12. April bis 13. Mai 2008 und macht das völlige Versagen der EOS 40D im Blitz-Makrobetrieb deutlich: Die meisten Bilder waren ca. 2 Blendenstufen überbelichtet, der Kondensator gab meist so viel Licht ab, daß er anschließend oft laut pfeifend nachgeladen werden mußte; "automatisch" richtig belichtete Foto ließen sich nur erzielen, wenn der Zangenblitz um 2 Blendenstufen heruntergeregelt wurde. (Wenn die Kamera einmal nicht versagte, waren die Foto entsprechend viel zu dunkel.)
- Die Seite 3 dokumentiert die erste Testserie unter kontrollierten Bedingungen: Die EOS 40D und anschließend die EOS 5D wurde mit dem TwinLite auf ein Stativ montiert. Gelbe Blüten wurden in einer kleinen Vase vor der Kamera auf den Tisch gestellt und nach jeder Aufnahme ein wenig von der Kamera weggerückt. Das Ergebnis: Die ersten, formatfüllenden Aufnahmen waren jeweils noch in Ordnung (bei der 40D ein wenig zu hell, bei der 5D vielleicht ein wenig zu dunkel). Auf die Veränderung des Abbildungsmaßstabs (ABM) reagierte die 40D sofort mit krasser Überbelichtung, während die Belichtung der 5D stabil blieb: alle Aufnahmen zeigten dasselbe Gelb. Eine Wiederholung der Testaufnahmen brachte jeweils dasselbe Ergebnis.
- Die Seite 4 zeigt eine Testserie, die sich nur durch andere, nämlich blaue Blüten von der vorherigen unterscheidet. Auch hier produziert die 40D eine krasse Überlichtung, sobald das Objekt nicht mehr ganz formatfüllend ist, während die 5D mit gleichmäßig perfekt belichteten Aufnahmen aufwartet.
- Auf Seite 5 ist ein Vergleich der 40D mit der 20D zu sehen, die für diesen Zweck noch einmal zurückgeliehen wurde: Diesmal war das Objekt eine tote Pelzbiene, und außerdem wurde nicht der Maßstab verändert, sondern die Einstellung am Zangenblitz: Das Verhältnis der beiden Blitzröhren ("Ratio") zueinander beträgt jeweils bei der ersten Aufnahme 3:1 und bei der zweiten 1:1; die jeweils letzte Aufnahme entstand ohne Ratio-Einstellung. Auffällig sind drei Dinge:
- Der deaktivierte Ratio erzeugt jeweils einen etwas schwächeren Schattenwurf als die Einstellung 1:1 (warum?).
- Die Fotos der 40D sind deutlich zu hell und als JPG-Bilddateien somit unbrauchbar. Der Unterschied zu den Fotos der 20D ist nicht so stark wie bei den vorherigen beiden Testserien mit Blüten, kleinere Maßstäbe hätten aber ohne das Hintergrund-Blatt wieder die bekannte starke Überstrahlung gezeigt.
- Die 20D-Fotos zeigen zwei Flecken: eine kleine Faser und Staubkörnchen hatten sich auf den Sensor niedergelassen ...
- Auf Seite 6 wird dann unter Studio-Bedingungen zusammen mit ihrer Vorgängerin die neue EOS 5D Mark II getestet, auf ihr ruhten im Frühjahr 2009 alle Makroblitz-Hoffnungen: Würde Canon die neue Blitzlichtmessung auch in seinem neuen und hochgelobten Vollformat-Modell einsetzen und somit Blitz-Makrofotogragfie mit Canon zum Glücksspiel degradieren? Die traurige Antwort lautet: "ja" – die Bilder beweisen es.
- Seite 7 zeigt schließlich mit einigen Freiland-Aufnahmen, daß die EOS 5D Mark II auch in der täglichen Praxis nicht zuverlässig belichtet.
- Auf Seite 8 folgen schließlich einige Studio-Aufnahmen mit der neuen EOS 60D (mit abklappbarem Display!), die leider auch auf die 7D übertragbar sind.
Um das Problem einzugrenzen, wurden weitere Tests und Überprüfungen vorgenommen:
- Auch von zweidimensionalen Objekten (Briefmarken, Münzen, Logos in Zeitschriften) wurden Testfotos geschossen. Ergebnisse: Fotos ohne weit entfernten, dunklen Hintergrund und folglich ohne starke Kontraste provozierten keine plötzliche Überbelichtung durch den Zangenblitz.
- Testfotos mit dem Canon-Ringblitz ergaben ebenfalls Überbelichtungen, allerdings weniger ausgeprägt als mit dem Zangenblitz. (Das mag mit der geringeren Leitzahl des MR-14EX zu tun haben.)
- Testaufnahmen im Freiland mit dem eingebauten Blitz der EOS 40D ergaben, solange dessen geringe Reichweite nicht überschritten wurde, korrekt belichtete, aber "flache", unattraktive Fotos. (Hier unterscheidet sich die 40D nicht von der 20D.)
- Getestet wurde die EOS 40D im Mai 2008 schließlich auch meßtechnisch: Der Canon-Support hatte in einer ersten Antwort geschrieben: "Eigentlich sollten Sie ähnliche Bildergebnisse mit der EOS 40D, sowie mit der EOS 20D zuvor erzielen. Daher können wir einen Defekt anhand Ihrer Schilderung nicht ausschließen. Wir empfehlen Ihnen daher, Ihre EOS 40D und Ihren MT-24EX zu uns zur Überprüfung einzusenden. Gern können Sie auch Ihr EF 100mm1:2,8 Makro USM mit einsenden, damit wir auch dessen Kommunikation mit der Kamera überprüfen können." Zusammen mit den Original-Exkursions- und Testfotos wurde die 40D deshalb vom Händler an eine Canon-Vertragswerkstatt geschickt und dort überprüft. Nach über vier Wochen lautete das Ergebnis: keine meßtechnischen Fehler, die Werte entsprechen den Spezifikationen. Dasselbe widerfuhr zeitgleich einem anderen Makrofotografen mit seiner EOS 40D und dem Canon-Zangenblitz.
Die Bilder waren anschließend natürlich genauso überbelichtet wie zuvor, dennoch wollte Canon von einem grundsätzlichen Mißstand des Modells 40D weiterhin nichts wissen. Die zweite Antwort lautete: "Eine produktive Änderung der neueren Geräte oder ein Update der Firmware die diesen Missstand reguliert, ist unserem Haus nicht bekannt. Aus diesem Grund scheint es unumgänglich, Ihre Ausrüstung dem autorisierten Service zur Prüfung und ggf. Instandsetzung vorzulegen."
E) Zusammenfassung & Fazit
Zusammengefaßt ergeben sich folgende Fakten:
- Die EOS 40D erzeugt zusammen mit dem Zangenblitz MT-24EX in den meisten Fällen starke Überlichtungen (ca. + 2 Blenden) bei verschiedenen Maßstäben unterhalb von 1:1. Dieses Verhalten ist "im Feld" bei wechselnden Abbildungsmaßstäben zwar unberechenbar, unter Studio-Bedingungen aber reproduzierbar.
- Eine ausführliche Überprüfung zweier Exemplare der 40D ergab: keine meßtechnischen Fehler, die Spezifikationen wurden eingehalten.
- Mit der 50D ergaben sich im Frühjahr 2009 bei einem bekannten professionellen Makrofotografen ähnliche Überbelichtungen.
- Der Test der neuen Vollformat-Kamera EOS 5D Mark II (im Vergleich mit ihrer Vorgängerin) ergab im Frühjahr 2009 ebenfalls regelmäßig und reproduzierbar krasse Überbelichtungen, sobald sich Abbildunbgsmaßstab dem Verhältnis 1:3 nähert, der Hintergrund also einen bestimmten Prozentsatz überschreitet.
- Die Überbelichtungen treten abrupt und kraß auf, sobald ein bestimmbarer Abstand zum Objekt bzw. ein bestimmbarer ABM erreicht wird. Zu erwarten wäre eigentlich eine allmähliche Mehrbelichtung mit zunehmender Entfernung des Objekts (natürlich nur, solange die Kapazität des Blitzgerät reicht).
- Mit dem Canon-Ringblitz gibt es ebenfalls Überbelichtungen, diese sind aber weniger ausgeprägt als mit dem Zangenblitz. Zum Ringblitz sagt Canon auf seiner Website: "Sowohl für E-TTL- als auch TTL-Blitzautomatik geeignet"; zum Zangenblitz behauptet die Firma: "Für ausgewogene Belichtung selbst in schwierigen Situationen ist das Makro-Blitzgerät MT-24EX für E-TTL-Blitzautomatik konstruiert."
- Der schwache interne Blitz der EOS 40D & 50D produziert keine Überbelichtung, ist aber für gut ausgeleuchtete, vermarktbare Aufnahmen weniger geeignet.
- Der Canon-Support ist nach dem Kauf eines Produktes nicht an dessen effektiver Leistungsfähigkeit (an der Qualität der Bildergebnisse) interessiert, sondern nur noch an der meßtechnischen Übereinstimmung mit den Spezifikationen des Produkts. Letztere werden nicht in Frage gestellt.
Aus diesen Erfahrungen läßt sich schlußfolgern bzw. spekulieren:
- Nicht die eingesetzten Gehäuse waren defekt, vielmehr sind die neueren Canon-Modelle (mindestens EOS 40D, 50D und 5D Mark II und schließlich 60D und 7D) mit den Canon-eigenen Makro-Blitzgeräten nicht kompatibel.
- Umgekehrt könnte das auch bedeuten: Der "Macro Twin Lite MT-24EX" ist mit den neueren EOS-Modellen nicht kompatibel, eine Nachbesserung könnte das Problem lösen. Wichtig könnte sein, daß die Werbeaussage zum Zangenblitz nur "E-TTL" erwähnt, während der Ringblitz auch für das alte "TTL" geeignet ist.
- Die auf der Canon-Website konstatierte Kompatibilität des Zangenblitzgerätes MT-24EX mit E-TTL, nicht aber mit E-TTL II (der auch die Entfernungseinstellung am Objektiv berücksichtigt) könnte – laienhaft spekuliert – mit dem Problem der Überbelichtung zusammenhängen. Dieser Verdacht wird genährt durch die Aussage eines Händlers, daß wohl nicht alle Canon-Objektive der Kamera die eingestellte Entfernung mitteilen (was im Makrobereich auch schwer vorstellbar ist). Außerdem formuliert Canon auf seiner Web-Seite zur "E-TTL II Blitzautomatik": "E-TTL II ermöglicht eine exakte Belichtung unter schwierigen Bedingungen, in denen viele Messsysteme häufig an ihre Grenzen stoßen – beispielsweise bei Aufnahmen mit verändertem Ausschnitt oder bei Motiven mit reflektierenden Objekten, die zu einer Über- oder Unterbelichtung führen können." Ein veränderter Ausschnitt (ein größerer Anteil dunklen Hintergrundes) scheint tatsächlich eine entscheidende Rolle zu spielen ... man fragt sich nur: Warum klappt es mit älteren EOS-Modellen so gut?
- Makrofotografie (gemeint ist hier auch die Nahfotografie in der Nähe der Makrofotografie, also auch mit ABM 1:2) ist in den meisten Fällen auch Blitzfotografie – vor allem in der Tierfotografie. Mit seinen neuen Kameramodellen hat sich Canon aus der automatischen Blitz-Makrofotografie offenbar verabschiedet.
- Die unter Studio-Bedingungen abrupt auftretende Überbelichtung, sobald das Objekt nur einen Zentimeter weiter von der Kamera entfernt ist, läßt auf eine konstruktive Änderung der Blitz-Belichtungsmessung in den neuen EOS-Modellen schließen, zu der sich die Firma Canon bislang nicht geäußert hat.
- An der Klärung und Behebung des Mangels ist Canon offenbar nicht interessiert – die Anzahl der betroffenen Kunden ist wohl zu klein, und der Imageverlust durch eine Rückrufaktion wäre wohl zu groß. Die Fachpresse interessiert sich bei der Vorstellung und Bewertung neuer Produkte zudem kaum für die Nischenfunktion der Blitz-Makrofotografie. Als der Autor im April 2009 den Canon-Support nach der Kompatibilität der EOS 5D Mark II mit dem Zangenblitz befragte, erhielt er als Antwort u. a.: "Das von Ihnen geschilderte Phänomen mit dem Macro TwinLite MT-24EX und dem EF 100mm Makro mit der EOS 40D oder 50D ist uns bislang nicht bekannt." (Ein ebenso beliebter Spruch lautet sinngemäß: "Sie sind der erste, der uns von einem solchen Fehler berichtet.")
Konsequenzen?
Wer sich als Makrofotograf heute für ein Kamerasystem entscheiden muß, sollte dieses vor dem Kauf gründlich testen – unter Realbedingungen und kontrollierten Studio-Bedingungen. Die Wahrscheinlichkeit, daß er sich dann für ein Canon-Kamera & Blitzmodell entscheidet, dürfte eher gering sein, denn einigermaßen zuverlässig scheinen die neuen Canon-Modelle nur im Studio zu funktionieren, wo man mit definierten Abbildungsmaßstaben und Entfernungen arbeitet, die Leuchtstärke der beiden Reflektoren (und weiterer Slave-Geräte) manuell und separat steuern kann und zudem die Ergebnisse sofort kontrollieren und wiederholen kann. Im Freiland hingegen, wo die Abstände zu beweglichen Objekten (flüchtigen Kleintieren) natürgemäß schwanken und daher von der Belichtungsautomatik berücksichtigt werden müssen, sind die neuen EOS-Modelle nur zweite Wahl.
Ob Canon jemals eine Konsequenz zieht, ist völlig offen. In seiner zunächst letzten eMail (21.04.2009) schrieb der "Canon Helpdesk": "Wir werden den Sachverhalt bezüglich der Makrofotografie mit dem MT-24EX gerne an Canon Inc. weiterleiten, können jedoch von hier aus nicht sagen, ob und wann diesbezüglich eine Änderung vorgenommen werden kann. Wir bitten um Ihr Verständnis."
Nachdem Canon zwei Jahre nicht reagiert hatte, schickte der Autor im April 2011 ein Schreiben an die Zentrale in Japan. Am 12.07.2011 kam dann tatsächlich eine Antwort, die das Problem bestätigt:
Sehr geehrter Herr Martin,
Ihr Schreiben an unseren Präsidenten, vom 15.04.2011, wurde uns zur Kenntnisnahme und Weiterleitung der Stellungnahme an Sie übergeben. Zur Beschleunigung der Bearbeitung schicken wir Ihnen die von Canon Inc. verfaßte Stellungnahme per E-Mail zu. Folgend die Stellungnahme von Canon Inc.:
Das von Ihnen bemängelte Problem wurde von uns eingehend untersucht. Wir bestätigen das von Ihnen beanstandete Verhalten bzw. die Überbelichtung in den von Ihnen beschriebenen spezifischen Situationen oder bei bestimmten Objekten. Dies ist bei einigen Kameramodellen unter Verwendung des Macroblitzes MT-24EX festzustellen. Die Anzahl älterer Produkte, die unter entsprechenden Voraussetzungen überbelichtete Bilder produziert, ist geringer, als die Anzahl aktueller Modelle, die davon betroffen sind.
Die überbelichteten Bilder in den benannten Situationen sind auf die unterschiedliche Anzahl und Anordnung der Belichtungssensoren und dem Belichtungsalgorithmus der Kameras zurückzuführen. Eine Abhilfe schafft lediglich die Verwendung der Belichtungsverriegelung oder der Integralmessung. Bitte versuchen Sie mit FE-Lock oder der Integralmessung ein korrektes Belichtungsergebnis zu erreichen.
Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Freundliche Grüße / Kind regards
Friedrich-Wilhelm Gielen
RCC Product Support Specialist
Regional Competence Center Germany - Consumer Imaging Group
Canon Deutschland GmbH
Siemensring 90-92
47877 Willich
Telefon: +49 2154 495 607
Fax: +49 2154 495 619
E-Mail: Friedhelm.Gielen@canon.de
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HRB 5511 Amtsgericht Krefeld
Geschäftsführer: Jeppe Frandsen
Internet: www.canon.de
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