Für Haus- und Garagendächer gilt, was auch über die Außenwandbegrünung behauptet wird: Angeblich verursachen die Pflanzen mit ihren Wurzeln Risse und Feuchtigkeit. Daß dem nicht so ist bzw. keineswegs sein muß, beweisen mittlerweile viele Tausend begrünte Dächer aller Größen und Formen. Die Isländer haben Jahrhunderte lang unter dicken Grasdächern dem rauhen Nordklima getrotzt.
Natürlich muß das Dach dicht sein und mit einer speziellen Wurzelschutzfolie dicht gehalten werden. Und natürlich muß das Dach vor der Begrünung für die vorgesehene Belastung geeignet sein: Zur Wind-, Regen und Schneelast und einer eventuellen Kiesauflage sind je nach Begrünungstyp noch ein paar Zentimeter Pflanzsubstrat (und zwar wassergesättigt!) und die Pflanzen selbst hinzuzurechnen. Wenn aber diese Voraussetzungen erfüllt werden können, sollte niemand auf die Vorteile eines begrünten Daches verzichten!
Aufbau: | ||
Pflanzen | ||
Matte | | |
Substrat ¹ | | |
Filtervlies | = = = = = = | |
Dränage | XXXXXXX XXXXXXX | |
Wurzelfolie | ||
Trennvlies | | |
Abdichtung | ||
Dach | |
Vor Beginn der Arbeiten sollte ein Holzlattenrahmen entlang der Dachkanten befestigt werden, falls das Dach nicht ohnehin eine feste Kante hat.
¹ Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, Pflanzen auf einem Dach anzusiedeln: a) nur käufliche Matten oder Platten aus Steinwolle oder auch Schaumstoff, in die bereits Dünger und Substrat integriert ist; b) nur ein gleichmäßig aufgebrachtes oder in Kästen auf das Dach gestelltes Substrat, z. B. Lava oder Tongranulat, das sowohl Wasser speichert als auch die Wurzeln belüftet; c) ein Kombination von Substrat und darauf ausgelegten Matten. |
Vorteile:
Temperatur-Isolierung: Nach Angaben von xeroflor² vermindern sich die Temperaturschwankungen eines begrünten Daches ganz erheblich. Erreicht ein ungeschütztes Dach im Winter beispielsweise -11° C, so sind es mit Begrünung nur -6,1° C; im Sommer werden z. B. statt +58,9° C ohne Grün gar nur +28,1° C mit Grün erreicht! Beträgt die Temperaturdifferenz auf einem ungeschützten Dach beispielsweise 52,4° C, so sind es auf dem Dachgrün gerade mal 22,5° C.
Schall-Isolierung: Verkehrslärm, speziell Fluglärm wird durch das Pflanzsubstrat ganz erheblich absorbiert, besonders die unangenehmen hohen Frequenzen.
Wasserspeicherung: Kahle Dächer geben Regenwasser sofort über Regenrinnen in die Kanalisation ab: Es kann versickert nicht im Boden, kommt nicht den Pflanzen zugute und indirekt auch nicht dem örtlichen Kleinklima. Begrünte Dächer hingegen halten einen großen Teil des Niederschlags zurück:
Wasserrück- haltevermögen |
Moos-Sedum-Matten (2 cm) auf 5 cm Kies |
Sedum-Kraut-Vegetation auf 6 cm Substrat |
Gras-Kräuter-Vegetation auf 10 cm Substrat |
laut xeroflor² | 58% | 67% | 71% |
Pflege: Eine solche findet so gut wie nicht statt. Die meisten Pflanzengesellschaften sind ebenso wie ihr Substrat so gewählt, daß sie mit wenig Nährstoffen und Feuchte auskommen und daher nur eine geringe Wuchshöhe erreichen (deshalb der Begriff der "extensive" Dachbegrünung). Sie erinnern daher stark an die flache Vegetation alpiner Felsen und Magerwiesen. Zweimaliges Mähen im Jahr ist daher nur bei einem gewollt hohen Grasanteil erforderlich, außerdem sollten Gehölze, vor allem Birken, entfernt werden, bevor sie zu groß werden.
Als praktisches Beispiel wird das System "xeroflor²" teilweise vorgestellt, das überwiegend auf vorkultivierten Vegetationsmatten basiert.
Typ: | Moos-Sedum | Moos-Kräuter | Gras-Kräuter |
Substrat: | in armierte Matten integriert | in Matten integriert | auf Substrat verlegt |
Moos: Sedum: Kräuter: Gras: |
75% 6% |
40% 10% 2035% 1035% |
15% 4% 25% 60% |
Schichthöhe: | ca. 3 cm | ca. 5 cm | ca. 11,5 cm |
Gesamtlast: | 25 kg/m2 | 50 kg/m2 | 147 kg/m2 |
Pflanzengesellschaften auf Dächern
Pflanzen, die gleichermaßen Hitze und Kälte sowie Trockenheit aushalten können, kennen wir aus dem Gebirge und ähnlichen extremen Biotopen: niedrig und langsam wachsende Arten, die Wasser speichern oder andere Überlebensstrategien entwockelt haben und im Sommer einen vielfarbigen Blütenteppich produzieren. Es sind dies Sukkulenten wie der attraktive Dachwurz (Sempervivum tectorum) und die verschiedenen Fetthennen (Sedum spec.) sowie die Moose, Gräser und Kräuter, etwa die diversen Nelkengewächse (Dianthus spec.).
Moose | Dachmoos (Ceratodon purpureus) Echtes Goldmoos (Campothecium sericeum) Erd-Bartmoos (Syntrichia ruralis) Gemeines Spaltmoos (Schistidium apocarpum) Haarzahnmoos (Barbula convoluta) Krückenkegelmoos (Brachythecium rutabulum) Silberbirnmoos (Bryum argenteum) MS Zypressenschlafmoos (Hypnum cypressiforme) |
MS, MK, GK MS, MK MS, MK MS MS MS, MK MS, MK MS, GK |
Zwiebelgewächse | Schnittlauch (Allium schoenoprassum) | MS, MK, GK |
Sukkulenten |
Felsen-Fetthenne (Sedum reflexum) Himalaja-Fetthenne (Sedum ewersii) Milder Mauerpfeffer (Sedum sexangulare) Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre) Weiße Fetthenne (Sedum album) |
MK MK MS, MK, GK MS, MK MS, MK, GK |
Gräser | Aufrechte Trespe (Bromus erectus) Blauschwingel (Festuca glauca) Dachtrespe (Bromus tectorum) Feinblättriger Schwingel (Festuca ovina tenuifolia) Platthalmrispe (Poa compressa), nicht von Dauer Schafschwingel (Festuca ovina) Schmale Wiesenrispe (Poa pratensis angustfolia) |
GK GK GK MS, MK MK MK MK |
Kräuter | Färberkamille (Anthemis tinctoria) Löwenzahn (Taraxacum officinale) Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) Wiesenmargarite (Chrysanthemum leucanthemum) |
GK GK MK MK, GK GK |
² xeroflor: Strodthoff & Behrens Begrünungs GmbH, Annen Nr. 3, 27243 Groß Ippener. Tel. 04224/9214-12;
³ renatur GmbH, 24601 Ruhwinkel, Tel.: 04323/9010-0, Fax: 04323/9010-33.
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