Hausfassaden & Mauern
Begrünte Fassaden und Mauern wurden lange mit alten Gemäuern – etwa Burgen, Kirchen und Klöstern, Friedhöfen, alten Gasthäusern etc. – verbunden: Efeu, wilder Wein und andere Kletterpflanzen schienen die aus Bruchsteinen, Sandsteinquadern oder Ziegeln gebauten Mauern vergangener Jahrhunderte zu konservieren, vielleicht gar vor Abriß oder Modernisierung zu schützen. Sanierte oder neue Gebäude waren selten begrünt, die Pflanzen wurden oft und werden immer noch als Gefahr für die Außenhaut eines Hauses wahrgenommen und beseitigt.
In dem Maße aber, in dem Menschen unsere Städte nicht nur als ökonomisch und kulturell attraktiv, sondern auch als lebensfeindliche, nämlich staubige, lärmende, vergiftete Umwelt mit entsprechenden gesundheitlichen Risiken erleben, erkennen sie die positiven Wirkungen "lebender" Fassaden und Mauern auf die begrünten Gebäude und das sie umgebende Mikroklima, auf das Stadtklima insgesamt und auf den Erlebniswert des Stadtraums. Viele Kommunen fördern mittlerweile die Fassadenbegrünung finanziell, da sie eine Reihe von Vorteilen bringt:
- Mikroklima / Stadtklima: Eine begrünte Fassade wird von den Blättern beschattet, heizt sich also nicht so sehr auf, das verdunstete Wasser kühlt zusätzlich. Je mehr solcher "lebenden Klimaanlagen" in Stadtviertel geschaffen werden, desto größer und spürbarer ist der positive Effekt für das Mikroklima.
- Dämmung: Fassadengrün kann nicht nur kühlen, dauergrüne Rankpflanzen können in der kalten Jahreszeit zusätzlich isolatieren und somit Heizkosten sparen.
- Staub / Schadstoffe: Die Staubbelastung ist in Städten bekanntlich deutlich höher als in Wald und Flur. Dichtes Laub vor einer Fassade bindet Staub und auch schädliche Luftinhaltsstoffe, bevor diese vom Regen in den Boden gewaschen werden, und produziert zusätzlich Sauerstoff.
- Regen- & UV-Schutz: Eine lebende Pflanzenhülle schützt die Außenhaut eines Gebäudes gegen Schlagregen und UV-Strahlung, erhöht also deren Lebensdauer.
- Lärmschutz: Eine Blätterwand hat einen ähnlichen akkustischen Effekt wie schallabsorbierende Wand- und Deckenstrukturen eines Konzertsaales, trägt somit zum Lärmschutz bei.
- Lebensraum: Begrünte Fassaden bieten Stadttieren wichtige Lebensräume; viele Menschen kennen z. B. das vielstimmige Tschilpen einer Spatzenschar in einer Efeuwand.
- Ästhetik: Durch eine Begrünung seiner Fassaden läßt sich eine Gebäude ästhetisch aufwerten, was die Lebensqualität im Stadtviertel bzw. öffentlichen Raum erhöht.
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Mit Blauregen (Wisteria spec.) eingerahmtes Portal · 16.10.2021 |
Begrünungsarten:
- Klassische Begrünung mit Kletterpflanzen, die vor der Fassade oder Mauer im Erdboden wurzeln (wo sie vom Hausbesitzer oder einem Vogel gepflanzt wurden), sich aber mangels hoher, dicker Stämme nicht selbst tragen können und deshalb eine Tragstruktur für ihr schnelles Höhenwachstum benötigen. Man unterscheidet:
- Selbstklimmer wie der Efeu oder Wilde Wein (Gattung Parthenocissus) "klettern" mit ihren Haftorganen (Haftwurzeln bzw. -scheiben) nach oben. Geeignet für die Begrünung sind harte, schwer ablösbare, fugen- und rißfreie Oberflächen.
- Gerüstklimmer sind Schlingpflanzen (Bohnen, Blauregen etc.), Rankpflanzen (Clematis, Wein) und Spreizklimmer (z. B. Rosen), die eine Kletterhilfe (meist ein Gitter) benötigen.
- Nicht klimmende Pflanzen (Spalierobst) bzw. ihre Triebe müssen regelmäßig angebunden werden, nämlich am "Spalier", einer traditionellen, meist hölzernen Gitterkonstruktion.
- "Schwebende" Begrünung mit Pflanzen, die meist in Containern (Kassetten, Taschen) wurzeln, wo sie in einem Substrat (Mineralwolle) Halt finden und mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden. Mittlerweile gibt es sogar Container-lose Systeme: auf Edelstahlgerüste montierte dünne Paneele, deren Schichten recycelten Filzes alle Bedürfnisse der Pflanzen erfüllen.
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Efeu & Wilder Wein · Bad Sooden, 13.10.2021 |
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Wilder Wein · Witzenhausen, 16.10.2021 |
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Herbstlicher Wilder Wein (Parthenocissus quinquefolia) an einer Kellertür · Witzenhausen, 16.10.2013 |
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Efeu v. unten, Wein v. oben · Mühlhausen, 19.10.21 |
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Thunbergia alata · Witzenhausen, 20.10.2021
(Die Schwarzäugige Susanne stammt aus Afrika.) |
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Freistehende Mauer mit blühendem Efeu · oben: Solingen, 13.10.2013 – unten: Mühlhausen, 19.10.2021 |
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