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Biologie-Glossar: Genetik
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Lebewesen (Tiere und viele Pflanzen) besitzen in ihren Körperzellen typischerweise einen doppelten bzw. diploiden Chromosomensatz; die Chromosomensätze der Keimzellen (Eizellen und Spermien) hingegen sind nur einfach vorhanden bzw. haploid, da sie bei der Befruchtung einer Eizelle durch ein Spermium wieder zum doppelten Chromosomensatz einer diploiden Zelle (der Zygote) verschmelzen. Diese vermehren sich in der Regel durch Zellkernteilung (Mitose). Durch eine "Reduktionsteilung" (Meiose) entstehen in zwei Phasen aber auch wieder haploide Keimzellen, und dabei kommt es zur Mischung (Rekombination) mütterlicher und väterlicher Gene bzw. Allele.
 
A
Aberration
'Abweichung': anatomische oder genetische Abnormität (z. B. Änderung eines Chromosoms) (H: lat.)
 
Allel
Form bzw. Variante eines Gens (G), das sich an einem identischen Ort auf dem Chromosom (C) eines Chromosomensatzes (C) befindet. In einem Individuum bzw. in seiner Zelle können maximal zwei Allele vorkommen, in einer haploiden (H) Zelle nur eines; in einer Population bzw. im Genpool (G) einer (Tier-) Art kann es allerdings mehrere Allele geben.
 
Allopatrie, Eigenschaftswort: allopatrisch
Vorkommen genetisch verschiedener Populationen einer Art oder nahe verwandter Arten in getrennten geographischen Gebieten. Allopatrische Artbildung bezeichnet folglich die (übliche) Entstehung von Arten in räumlichen getrennten Populationen: Wenn z. B. die Gletscher einer Eiszeit Areale voneinander trennen, können aufgrund genetischer Isolation zunächst Unterarten entstehen und später Arten, deren Individuen nach dem Ende der Eiszeit nicht mehr untereinander fortpflanzungsfähig sind. Gegenteile: Parapatrie (P) und Sympatrie (S).
 
B
Barcoding, genauer: DNA-Barcoding
Eine DNA-Barcode-Sequenz besteht aus einer individuellen Abfolge der vier Nukleinsäuren Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin. Die graphische Darstellung der Sequenz der vier Buchstaben A, G, T, C erinnert an einen Waren-Strichcode, daher der Name Barcode.
    Als besonders geeignet für die genetische Identifikation von Tieren hat sich das CO1-Gen (Cytochrom c Oxidase 1) erwiesen, vor allem jenes in den Mitochondrien – also nicht in den Zellkernen – weiblicher Tiere, die es direkt an die weibliche Nachkommenschaft weitergeben. Für das DNA-Barcoding verwendet man einen kurzen, nur 658 Basenpaare langen Abschnitt, der sich heute automatisiert leicht und schnell entziffern läßt.
    Das DNA-Barcoding ermöglicht vor allem die schnelle, kostengünstige und zuverlässige Identifikation unbekannter Proben tierischen Gewebes. Die Bereitstellung so gesammelter Daten in einer öffentlichen Datenbank unterstützt z. B. die Artbestimmung im Artenschutz oder den Nachweis land- und forstwirtschaftlicher "Schädlinge" oder menschlicher und tierischer Parasiten.
    So zuverlässig und nützlich das Barcoding für die Zuordnung einer Gewebeprobe zu einer bekannten Art (also für die Artbestimmung) ist, so kritisch ist die Behauptung zu beurteilen, man könne mit dem Barcoding eindeutig Verwandtschaften und neue Arten erkennen: Zum einen stellt dieser Ansatz die Art-Definition als Fortpflanzungsgemeinschaft in Frage, zum anderen bringt Barcoding überraschende "Erkenntnisse", etwa daß vier häufige europäische Möwenarten ebenso wie unser Mauersegler (Apus apus) und der Fahlsegler (Apus pallidus) nur je eine Art bilden, während der Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) aus zwei Arten bestehen soll: Das evolutive Alter der Mitochondrien-Aufspaltung spiegelt offensichtlich nicht proportional das Alter einer (vermeintlichen) Art oder Gattung wider.
    Mindestens so problematisch ist eine Variante, das Meta-Barcoding (M).
 
Basenpaar
zwei zueinander komplementääre Nukleobasen in der DNA (D) oder RNA (R). Die Anzahl der Basenpaare bestimmt die in einem Gen (G) gespeicherte Information.
 
C
Chromosom
Makromolekülkomplex, der Gene (DNA, also Erbinformationen) und Proteine enthält. In Säugetieren und einigen anderen Tiergruppen haben Weibchen zwei X-Chromosomen, Männchen hingegen ein X- und ein Y-Chromosom. bei Hautflüglern (Hymenmoptera) wie Bienen und Wespen sind die Weibchen diploid (D, mit doppeltem Chromosomensatz), die Männchen aber nur haploid (H, mit einfachem Chromosomensatz).
 
Chromosomensatz
die Gesamtheit aller Chromosomen einer Zelle. Ein doppelter Chromosomensatz liegt vor, wenn je zwei Chromosomen homolog (H) sind, also die gleichen Gene enthalten. Dies ist der Fall bei Lebewesen mit geschlechtlicher Fortpflanzung, wo ein Chromosom von der Mutter und eines vom Vater stammt.
 
COI-Gen
Das COI-Gen (Cytochrome c Oxidase 1) wird für die für die Gen-Identifikation in sogenannten Sequenzierrobotern benutzt. Es ist in allen Tierarten vorhanden, unterscheidet sich aber von Art zu Art. Mit 650 Basen-Bausteinen ist es sehr kurz und kann deshalb leicht und schnell entziffert werden.
 
Cytoplasmic incompatibility (CI)
siehe Zytoplasmische Inkompatibilität (Z).
 
D
Darwinismus
Die vom britischen Naturwissenschaftler Charles Darwin im 19. Jahrhundert begründete Theorie zur Erklärung der stammesgeschichtlichen Entwicklung (Evolution, E) von Tier- und Pflanzenarten durch Mutation (M) und Selektion (S).
 
Dedomestikation, auch: Entdomestizierung
Die Dedomestikation bzw. das (im trivialen Sprachgebrauch) Verwildern eines Haustiers meint die Umkehrung der Haustierwerdung (Domestikation), indem es in die Natur entlassen und wieder der natürlichen Selektion ausgesetzt wird. Dedomestzierte bzw. verwilderte Arten finden sich unter Pferden (z. B. Mustangs), Rindern (z. B. nach dem Vorbild des Auerochsen rückgezüchtete "Heckrinder"), Schweine (nordamerikanische "razorbacks"), Hunde (australische Dingos), wildlebende Haustauben. Gegensatz: Domestikation.
 
diploid
In den Zellen ist in der Regel jedes Chromosom doppelt = diploid vorhanden, nämlich jeweils eines von der Mutter und eines vom Vater. Außer den Gameten (Geschlechtszellen), die immer hapoid sind, haben die meisten tierischen Zellen einen diploiden Chromosomensatz. Gegensatz: haploid (H).
 
Divergenz
in der Evolution der Pflanzen- und Tierarten die Auseinanderentwicklung von Merkmalen zwischen zunehmend verschiedenen Populationen einer Art und dann zwischen verschiedenen Arten (die schließlich taxonomisch verschiedenen Gattungen zugeordnet werden können). Divergente Merkmale lassen sich morphologisch, physiologisch und ethologisch (bezüglich der Verhaltensweisen) verstehen. Je länger Populationen einer Art bzw. Arten voneinander getrennt sind, desto größer wird der Grad der Divergenz. Gegenteil: Konvergenz (K).
 
DNA
englische Abkürzung für deoxyribonucleic acid = Desoxyribonukleinsäure, abgekürzt: DNS: ein in allen Lebewesen existentes Biomolekül und Träger der Erbinformation, also der Gene (G).
 
DNS
Desoxyribonukleinsäure, englisch: DNA: Träger der Erbinformation, also der Gene (G).
 
Domestikation
Die Haltung und Vermehrung einer Tierart über Generationen hinweg in menschlicher Obhut, also von der Wildform genetisch isoliert. Die gezielte Auswahl besonders umgänglicher, auffälliger und/oder ertragreicher Tiere zwecks Vermehrung definiert die Zucht (Z) im Gegensatz zur natürlichen Selektion. Gegensatz: Dedomestikation.
 
E
Erbsubstanz
siehe DNA bzw. DNS (D).
 
Evolution
'Entwicklung', die stammesgeschichtliche Weiterentwicklung von Tier- und Pflanzenarten. Evolution erfolgt durch Mutation (M) und Selektion (S). Grundlage der Evolutionsbiologie war das 1859 in London erschienene Werk On the origin of specis by means of natural selection, or the preservation of favoured races in the struggle for life von Charles Darwin (D).
 
F
F1
die erste Generation
 
G
Gameten
Keim- bzw. Geschlechtszellen: haploide Zellen, die Organismen mit geschlechtlicher Fortpflanzung in ihren Keimdrüsen erzeugen. Die Verschmelzung von zwei Gameten ist die Gametogamie genannt.
 
Gametogamie
Verschmelzung von zwei Gameten (Befruchtung eines Eis durch ein Spermium). Das Verschmelzungsprodukt ist die Zygote (Z).
 
Gen
ein Abschnitt auf der DNA, der die Grundinformationen zur Herstellung einer biologisch aktiven RNA (Ribonukleinsäure, englisch: RNA = ribonucleic acid) enthält.
 
Generation
in der Biologie (bzw. Genealogie) die gleichzeitig lebenden Angehörigen einer Art oder Population, die zu Lebewesen derselben Art durch Abstammung verbunden sind.
    Beispiel aus der Welt der Insekten: Da die meisten Bienen nur wenige Wochen leben, ist die aktuelle Generation die diesjährige, die Elterngeneration die vorjährige und Tochtergeneration die dies kommenden Jahres; diese Arten sind univoltin. Manche Bienen sind allerdings bivoltin, sie produzieren im Spätsommer eine zweite Generation.
    Die Bezeichnung Generation wird häufig falsch für die 'Bruten', also die gleichzeitig produzierten Arbeiterinnen sozialer Bienenarten (z. B. Hummeln) verwendet. Alle Nachkommen einer Königin gehören jedoch zur selben Generation.
 
genetic swamping
'genetisches Überschwemmen bzw. Verdrängen', auch genetic pollution oder (weniger pejorativ) genetic mixing: der Verlust regionaler Pflanzensippen oder Ökotypen und folglich genetischer Vielfalt durch Vermischung mit fremdländischem oder nicht regionalen (= nicht gebietseigenem) Saatgut.
 
Genetik
Wissenschaft von der Entstehung der Lebewesen; im engeren Sinne: Vererbungslehre. (Von altgr. genesis = 'Erzeugung, Ursprung')
 
Genom
Erbgut
 
Genotyp(us)
Die erblichen (genetischen) Eigenschaften eines Lebewesens im Unterschied zu seinem Phänotyp(us) (P), also seinem äußeren Erscheinungsbild; Eigenschaftswort: genotypisch.
 
Genpool
Gesamtheit aller Genvariationen (Allele, A) einer Population bzw. Fortpflanzungsgemeinschaft.
 
H
haploid · Substantiv: Haploidie
Eine haploide Zelle besitzt im Gegensatz zur diploiden von jedem Chromosom nur ein Exemplar anstatt zwei. Ein normalerweise doppelter Chromosomensatz wird in der Meiose bei der Bildung der Gameten (Geschlechtszellen) auf einen einfachen Chromosomensatz reduziert. Jedes Gen (G) liegt somit nur in einer Form bzw. Variante (Allel, A) vor. Gegensatz: diploid (D).
 
homolog · Substantiv: Homologie
'übereinstimmend': entweder in der vergleichenden Anatomie die Gleichheit von Organen (z. B. die fünffingrige Hand beim Menschen, Hund, Wal etc.) oder in der Genetik die Gleichheit zweier Chromosomen, also ihre Eigenschaft, am selben Ort die gleichen Gene (G) aufzuweisen. Homologie ist Voraussetzung für geschlechtliche Fortpflanzung.
 
Hybride
'Bastard': .
 
I
J
K
Keimbahn
die Abfolge von Zellen, die mit der befruchteten Eizelle (Zygote) beginnt und im Laufe der Individualentwicklung (Ontogenese) schließlich zur Bildung der Keimdrüsen und Keimzellen (Eizellen und Spermien) führt. Mutationen in der Keimbahn werden – anders als Mutationen der somatischen Zellen – die Nachkommen weitergegeben.
 
Klepton
'Das Gestohlene': Die Herpetologen Dubois & Günther bezeichneten 1982 mit Klepton einen ungewöhnlichen Hybrid mit drei Chromosomensätzen, nämlich den Teichfrosch (Rana esculenta). Diese triploiden Tiere tragen die vollständige Erbinformation einer der beiden Elternarten in sich, sie haben also einen Chromosomensatz quasi "gestohlen" – daher der Begriff aus dem Altgriechischen. Einige Taxonomen kennzeichnen ein Klepton durch die Abkürzung kl. zwischen dem wissenschaftlichen Gattungs- und dem Artnamen.
 
Kline, Ökokline
Griechisch für 'Neigung': die kontinuierliche gerichtete Veränderung eines biologischen Merkmals analog zu einem Ökogradienten (dem An- oder Abstieg einer Größe auf einer bestimmten Strecke, etwa zur geographischen Breite oder der Gebirgshöhe). Beispiele sind die zu- oder abnehmende Körpergröße einer Art, graduelle Änderungen der Größe oder Form von Körperteilen (Schnabel, Flügel etc.) oder der Färbung.
 
Ko-Evolution, Koevolution, auch: Coevolution, Co-Evolution
'Mit- bzw. gleichzeitige Entwicklung': Entwicklung durch wechselseitige Anpassungen zweier interagierender Arten während ihrer Stammesgeschichte. Der gegenseitige Selektionsdruck führt zu Ko-Adaptationen (gegenseitigen Anpassungen), etwa beim Sehvermögen und der Reaktionsschnelligkeit und Laufgeschwindigkeit von Gepard und Antilope. Der von Paul Ehrlich und Peter Raven geprägte Begriff der Koevolution erklärt, warum die Ko-Adaptation von Arten, die eine enge ökologische Beziehung zueinander haben, maßgeblich zur Biodiversität auf der Erde beigetragen hat.
 
Konvergenz
'Gegenseitige Annäherung': Bei verschiedenen Arten die getrennte Entwicklung gleicher Eigenschaften in Anpassung an gleiche Umweltfaktoren. Beispiel: Viele Beuteltiere ähneln den "Höheren" Säugetieren aus ähnlichen Biotopen in ihren Formen und Fähigkeiten, ohne mit ihnen näher verwandt zu sein. Gegenteil: Divergenz (D).
 
L
L
.
 
M
Meiose
Reduktionsteilung, Reifeteilung; Zellteilung diploider Körperzellen zur Erzeugung haploider Geschlechtszellen: Bei der Befruchtung verschmelzen die Kerne zweier Geschlechtszellen, was einen doppelten Chromosomensatz in den normalen Körperzellen ergibt. Spätestens bei der erneuten Bildung von Geschlechtszellen eines geschlechtsreifen Individuums muß dieser Chromosomenbestand durch die Meiose wieder halbiert werden.
    (Die Meiose dient auch der ungesteuerten Neuverteilung von Chromosomen, da eine Art nur durch viele verschiedene Kombinationen mütterlicher und väterlicher Chromosomen variable genug wird, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen.)
 
Mendel
.
 
Meta-Barcoding, DNA-Metabarcoding
eine Variante des Barcoding (B), Massen-Barcoding: Mit dem DNA-Metabarcoding soll sich gleichzeitig die gesamte Artengemeinschaft eines Habitats auf Artebene bestimmen lassen. Dafür werden kleine standardisierte Gen-Fragmente parallel sequenziert, die erhaltenen DNA-Sequenzen durch Algorithmen sortiert und durch Abgleich mit einer Referenzdatenbank den darin registrierten Arten zugeordnet. Auch Aussagen zur Abundanz der Arten sollen so möglich sein.
    Tatsächlich ist diese Methode extrem unzuverlässig, wie eine 2023 erschienene Studie zeigt. (Quelle: Förster, T. et al. (2023): "Metabarcoding versus morphologische Identifizierung: der Herausforderung gewachsen?" in: Entomologische Zeitschrift 133 (2): S. 103–116.)
 
Metapopulation
Gruppe aus mehreren Teil- bzw. Subpopulationen, unter denen ein eingeschränkter Genaustausch stattfindet.
 
Mitose
Zellkernteilung.
 
Mutation
'Änderung': in der Biologie bzw. Genetik eine spontan auftretende Änderung des Erbgutes, die an die Nachkommen weitergegeben wird. Mutationen können sich vorteilhaft, nachteilig oder gar nicht auf das Anpassungsvermögen eines Individuums an seine Umwelt und damit an sein Überlebens- und Fortpflanzungsvermögen auswirken. Neue Merkmale, die sich in einer Art durchsetzen, begünstigen ihr Überleben; sexuelle Fortpflanzung wiederum begünstigt durch Rekombination von Erbanlagen (Genen) neue Merkmale und damit die genetische Vielfalt.
 
N
N...
'NN...' .
 
O
Ökotyp
an bestimmte Umweltbedingungen angepaßte Untergruppe (bzw. Sippe oder Population) einer Art. Im Vergleich der verschiedenen Ökotypen einer Art untereinander stellt jeder Ökotyp abweichende genetisch fixierte ökologische Ansprüche an seine Umwelt stellt. Die Änderungen dieser Merkmale lassen sich als Klinen bzw. Ökoklinen (K) beschreiben.
 
O...
'NN...' .
 
P
Parapatrie, Eigenschaftswort: parapatrisch
'Neben-Vaterland': Vorkommen von Arten oder Unterarten in Verbreitungsgebieten, die aneinandergrenzen; vereinzelter Genaustausch ist also möglich, aber so selten, daß reproduktive Isolation schließlich zur Artbildung führt. Gegenteile: Allopatrie (A) und Sympatrie (S).
 
Parthenogenese
′Jungfernzeugung′: die Entstehung eines Lebewesens aus einem unbefruchteten Ei. Bei den Bienen entstehen in der Regel die Männchen (Drohnen) ungeschlechtlich.
    Etymologischer Hinweis: Der Begriff geht zurück auf das altgriechische parthenos = 'Jungfrau' und genesis = 'Geburt, Ursprung'; die 'Jungfrau' ist der Beiname der griechischen Göttin Athena Parthenos und namengebend für ihren Tempel, den berühmten Parthenon.
 
Ph
Phänotyp(us)
Ausprägung: das äußere Erscheinungsbild eines Lebewesens im Unterschied zu seinem Genotyp(us) (G), also seinen erblichen (genetischen) Eigenschaften; Eigenschaftswort: phänotypisch.
 
Phylogenese, Phylogenie
Stammesgeschichtliche Entwicklung aller Lebewesen, bestimmter Verwandtschaftsgruppen oder bestimmter Merkmale (Von altgr. phyle = 'Volksstamm' und genesis = 'Schöpfung'). Gegenteil: Ontogenese (O) = 'Entwicklung eines Einzelwesens'.
    "Die Phylogenese ist in der Ontogenese enthalten" besagt, daß die Entwicklungsstadien eines Fötus (auch des Menschen) die Millionen Jahre lange Entwicklung bis zu dieser Art wiederspiegelt, etwa durch die zeitweilige Entwicklung von Kiemen, die dann wieder zurückgebildet werden.
 
Polymorphismus
'Vielgestaltigkeit': in der Genetik das Auftreten mehrerer Genvarianten in einer Population. (Verschiedene Varianten eines Gens am gleichen Genort werden Allele genannt.)
 
Polyphänismus
'vielgestaltige Erscheinung': das Entstehen unterschiedlicher (diskreter) Phänotypen aus einem Genotyp (G) aufgrund unterschiedlicher Umweltbedingungen.
 
Q
R
Rekombination
.
 
RNA
englische Abkürzung für ribonucleic acid = Ribonukleinsäure (RNS).
 
S
Selektion
'Auswahl, Auslese': in der Evolution (E) der größere Fortpflanzungserfolg von Individuen (oder Arten) durch die geringere Fortpflanzung und schließlich Eliminierung ihrer Artgenossen (oder konkurrierender Arten). Unterscheiden lassen sich die
  • natürliche Selektion: die höhere Vermehrungsrate (also Auswahl) der Individuen, die besser an sich ändernde Umweltfaktoren angepaßt sind als andere Artgenossen;
  • sexuelle Selektion: die Bevorzugung von Individuen (bzw. ihrer Merkmale) durch ihre Sexualpartner, so daß sich ihre Merkmale in einer Population durchsetzen;
  • anthropogene Selektion: die künstliche, also vom Menschen gesteuerte Zuchtwahl.

somatische Zelle
Körperzelle, deren genetische Information nicht an die folgende Generation des Lebewesen weitergegeben wird. Gegenteil: Geschlechtszelle (Gameten).
 
survival of the fittest
'Überleben des Geeignetsten/Passendsten': in der Evolutionstheorie (E) eine alternative Formulierung für natürliche Selektion (S). Das vom Sozialphilosophen Herbert Spencer (27.04.1820–08.12.1903) geprägte und von Charles Darwin (12.02.1809–19.04.1882) übernommene Prinzip besagt, daß die am besten an die Umwelt angepaßten Individuen und Arten sich am besten fortpflanzen und so überleben, weil schlechter angepaßte sich schlechter bzw. nicht mehr fortpflanzen. Die englische Formulierung wird gelegentlich mißverstanden bzw. falsch übersetzt als das 'Überleben des Stärksten', weil fit im Deutschen nur (körperliche) Stärke und Gesundheit suggeriert.
 
St
Sympatrie, Eigenschaftswort: sympatrisch
'Gemeinsames Vaterland': gemeinsames Vorkommen von Arten oder Unterarten im selben geographischen Gebiet, so daß Kreuzungen möglich sind. Sympatrische Artbildung ist folglich unwahrscheinlich und selten, aber möglich durch sexuelle Selektion (die Bevorzugung von Partnern mit bestimmten Merkmalen) oder das Besetzen unterschiedlicher ökologischer Nischen im selben Lebensraum. Gegenteile: Allopatrie (A) und Parapatrie (P).
 
T
Tokogenie
Erzeugung individueller Organismen durch ihre individuellen Eltern (und ihr Verhältnis zueinander). Im etwas erweiterten Sinne kann auch das Verhältnis zwischen Vorfahren und Nachkommen gemeint sein, nicht aber die Phylogenie (Ph), also die Evolution der Arten.
 
triploid · Substantiv: Triploidie
Eigenschaft eines Lebewesens, drei (statt zwei) komplette haploide Chromosomensätze zu besitzen. Im Tierreich ist Triploidie eher selten, beim Menschen kommt sie manchmal als Gendefekt (Genommutation) vor und führt meist zum Tode.
 
U
U
.
 
V
Vestigialität
'Restlichkeit': in der Evolution die Beibehaltung genetisch determinierter Rudimente (rückgebildeter Strukturen oder anderer Attribute), die bei einer Art ihre ehemaligen Funktionen ganz oder teilweise eingebüßt haben. Die Beurteilung dieser Rudimente stützt sich grundsätzlich auf den Vergleich mit homologen (H) Merkmalen verwandter Arten.
    Ein Beispiel für Rudimentation ist der "Darwin-Ohrhöcker": ein bei vielen Menschen vorhandener Knorpelfortsatz am Außenrand der Ohrmuschel, der als Überbleibsel des ehemals spitzen Säugetierohres interpretiert wird.
 
W
W
.
 
X
x
.
 
Y
Z
Zucht
Das Wort Zucht wird manchmal umgangssprachlich undifferenzierend für die 'Vermehrung' eines Haustiers verwendet; im engeren Sinne meint es die vom Menschen gesteuerte Fortpflanzung einer Tier- oder Pflanzenart zum Erreichen eines gewünschten Ziels. Die Folge ist die Domestikation (D) dieser Art, das Gegenteil der natürlichen Selektion.
    In einer weiteren, seltenen (vielleicht irreführenden) Bedeutung des Wortes bezeichnen Entomologen damit den Vorgang, die Imago (die Fortpflanzungsphase) eines Insekts aus dessen Nest bzw. Brutzelle zu "ziehen".
 
Zygote
befruchtete Eizelle bzw. das Produkt der Verschmelzung (Gametogamie) von zwei Gameten (G).
 
Zytoplasmische Inkompatibilität
'Zellsubstanz-Unvereinbarkeit': durch eine Infektion mit Wolbachia pipientis, einem gramnegativen Bakterium, verursachte Unfruchtbarkeit, wenn nämlich ein Weibchen nicht oder mit einem anderen Wolbachia-Stamm infiziert ist als das Männchen. Zytoplasmische Inkompatibilität kann auch phänotypische Veränderungen hervorrufen.
 
 

Literatur:

Berndt, Rudolf und Wolfgang Winkel (1983): Öko-ornithologisches Glossarium = Eco-ornithological glossary: dt.–engl; engl.–dt. Duncker und Humboldt, Berlin.
Immelmann, Klaus (1982): Wörterbuch der Verhaltensforschung. Parey, Berlin, Hamburg.

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