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Biologie-Glossar: Taxonomie
A · B · C · D · E · F · G · H · I · J · K · L · M · N · O · P · Ph · Q · R · S · St · T · U · V · W · X · Y · Z ·  H = Herkunft

 

A
allochton
eingebürgert (H: altgr.); Gegenteil: autochton.
 
Allopatrie, Eigenschaftswort: allopatrisch
Geographisch getrenntes Vorkommen von Tier- oder Pflanzen-Populationen oder -arten (H: altgr.); allopatrische Populationen entwickeln sich durch Mutationen allmählich auseinander, was schließlich zur Ausbildung neuer Arten führt. Gegenteile: Parapatrie (P) und Sympatrie (S).
 
Apomorphie, Adjektiv: apomorph
'verändertes (abgeleitetes, evolviertes) Formmerkmal' bzw. nicht ursprüngliche Gestalt, die sich aus einem Vorfahren entwickelt hat (von altgr. apo 'ab, weg' und morphe 'Form, Gestalt'). Gegenteil: Plesiomorphie (P).
    Wenn zwei oder mehr (monophyletische, M) Taxa dieselben abgeleiteten Merkmale, also dieselbe Apomorphie aufweisen, ist es eine Symapomorphie (altgr. sym 'mit, zusammen') (S).
 
Archäobiota bzw. Archaeobiota
Oberbegriff zu den Archäozoen ('alte Tierarten;), Archäophyten ('alte Pflanzenarten') und Archäomyceten ('alte Pilzarten') – also jene Arten von Lebewesen, die vor der Entdeckung Amerikas (1492) – also in der Jungsteinzeit, Antike und im Mittelalter – eingeführt oder versehentlich eingeschleppt sind.
 
Art bzw. Spezies
′Fortpflanzungsgemeinschaft′, 'reproduktive Einheit'. Die Angehörigen einer Art pflanzen sich untereinander uneingeschränkt fort (es herrscht Genfluß), mit nahe verwandten Arten ist die Fortpflanzung aufgrund geographischer, genetischer oder Verhaltensbarrieren nicht möglich (es herrscht kein Genfluß) oder führt zu Bastarden bzw. Hybriden. Geographisch getrennte erkennbare Variationen einer Art bezeichnet die biologische Systematisk bzw. Taxonomie als Unterart, nahe verwandte Arten faßt sie zu einer Gattung (G) zusammengefaßt, verwandte Gattungen zu einer (Tribus T und) Familie (F) und verwandte Familien zu einer Ordnung (O).
    Neben dem maßgeblich von Ernst Walter Mayr (* 05.07.1904, † 03.02.2005) begründeten biologischen Artkonzept (siehe oben) gibt es das auf genetischen, morphologischen und Verhaltens-Merkmalen (etwa dem Laut-Repertoire) beruhende phylogenetische Artkonzept. Allerdings besteht keine Einigkeit darüber, wie groß die Merkmal-Verschiedenheit sein muß, um phylogenetische Artgrenzen zu begründen.
 
Artengruppe
in der Taxonomie (T) eine Hierachieebene über der Art und unterhalb der Gattung (G). Eine Artengruppe enthält Taxa, deren Merkmale ähnlich genug sind für eine Abgrenzung gegen andere Artengruppen, aber nicht ähnlich genug, um für sie eine eigene Gattung postulieren zu können. Artengruppen sind fakultativ und werden nicht häufig aufgestellt.
 
Arthropoda, Arthropoden
'Gelenkfüßer': in der Taxonomie (T) der Stamm der Gliederfüßer, also der Insekten, Tausendfüßer, Krebstiere und Spinnentiere.
 
autochton
alteingesessen, bodenständig (H: altgr.); Gegenteil: allochton.
 
Avifauna
'Vogelwelt' (Von lat. avis = 'Vogel' und fauna = 'Tierwelt')
 
Amphibien
Lurche, wechselwarme Tiere, die im Wasser und auf dem Land leben. Amphibien stellen die ursprünglichsten Landwirbeltiere dar, sie sind mit ihrer nackten und atmenden Haut auf Feuchtigkeit und zur Fortpflanzung auf Wasser angewiesen. (Von altgr. amphi = 'zweifach' und bios = 'Leben')
 
B
Barcoding, genauer: DNA-Barcoding
Eine DNA-Barcode-Sequenz besteht aus einer individuellen Abfolge der vier Nukleinsäuren Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin. Die graphische Darstellung der Sequenz der vier Buchstaben A, G, T, C erinnert an einen Waren-Strichcode, daher der Name Barcode.
    Als besonders geeignet für die genetische Identifikation von Tieren hat sich das CO1-Gen (Cytochrom c Oxidase 1) erwiesen, vor allem jenes in den Mitochondrien – also nicht in den Zellkernen – weiblicher Tiere, die es direkt an die weibliche Nachkommenschaft weitergeben. Für das DNA-Barcoding verwendet man einen kurzen, nur 658 Basenpaare langen Abschnitt, der sich heute automatisiert leicht und schnell entziffern läßt.
    Das DNA-Barcoding ermöglicht vor allem die schnelle, kostengünstige und zuverlässige Identifikation unbekannter Proben tierischen Gewebes. Die Bereitstellung so gesammelter Daten in einer öffentlichen Datenbank unterstützt z. B. die Artbestimmung im Artenschutz oder den Nachweis land- und forstwirtschaftlicher "Schädlinge" oder menschlicher und tierischer Parasiten.
    So zuverlässig und nützlich das Barcoding für die Zuordnung einer Gewebeprobe zu einer bekannten Art (also für die Artbestimmung) ist, so kritisch ist die Behauptung zu beurteilen, man könne mit dem Barcoding eindeutig Verwandtschaften und neue Arten erkennen: Zum einen stellt dieser Ansatz die Art-Definition als Fortpflanzungsgemeinschaft in Frage, zum anderen bringt Barcoding überraschende "Erkenntnisse", etwa daß vier häufige europäische Möwenarten ebenso wie unser Mauersegler (Apus apus) und der Fahlsegler (Apus pallidus) nur je eine Art bilden, während der Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) aus zwei Arten bestehen soll: Das evolutive Alter der Mitochondrien-Aufspaltung spiegelt offensichtlich nicht proportional das Alter einer (vermeintlichen) Art oder Gattung wider.
    Mindestens so problematisch ist eine Variante, das Meta-Barcoding (M).
 
Bastard bzw. Hybride
'Mischling', Ergebnis der Kreuzung zweier Arten, in der Regel nicht fortpflanzungsfähig. (Bastard kommt aus dem Altfranzösischen, Hybride aus dem Lateinischen.)
 
binäre Namensgebung
Artbezeichnung mit zwei Namen: dem groß geschriebenen Gattungsnamen und dem klein geschriebenen Artnamen; siehe Taxonomie.
 
Binomen
′zweiteiliger Name′: Tier- und Pflanzenarten benennt man mit einem Binomen, das aus dem Namen der Gattung (beginnend mit einem Großbuchstaben) und dem Beiwort (Art-Epitheton, beginnend mit einem Kleinbuchstaben) besteht.
 
C
CO1-Gen
Das COI-Gen (Cytochrome c Oxidase 1) wird für die Gen-Identifikation in sogenannten Sequenzierrobotern benutzt. Es ist in den Mitochondrien (also nicht in den Zellkernen) aller Tierarten vorhanden, unterscheidet sich aber von Art zu Art und wird ohne Austausch mit dem anderen Geschlecht weitergegeben. Für das DNA-Barcoding (D, B) verwendet man in der Regel das weibliche COI-Gen, und zwar einen kurzen, nur 658 Basenpaare langen Abschnitt, der sich leicht und schnell entziffern läßt.
 
conspezifisch
'eine Art bildend': Wenn eine Pflanzen- oder Tierform conspezifisch mit einer anderen ist, stellen beide ein und dieselbe Art dar.
 
Convarietät
Abkürzung: convar.; bei Kulturpflanzen eine Untereinheit der Art (Spezies) zwischen Unterart und Varietät (V).
 
D
Diversität
'Mannigfaltigkeit', Artenvielfalt (Von lat. diversus = 'entgegengesetzt'.)
 
E
Endemit, Eigenschaftswort: endemisch
Einheimische Tier- oder Pflanzenart, die nur in einem definierten Gebiet vorkommt (H: altgr.).
 
Entomologie
Die Wissenschaft von den Gliedertieren, bes. den Insekten bzw. Kerbtieren (H: altgr.). Ein anderes Wort, das aber nur auf Insekten verweist, ist "Insektologie"; (Die erste Hälfte dieses Wortes ist lat., die zweite wieder altgr.). Ein Insektenkundler ist ein "Entomologe" oder auch "Insektologe".
 
Epitheton
'Zusatz, Beiwort': der mit einem Kleinbuchstaben beginnende zweite Teil eines Tier- oder Pflanzennamens (= Binomen); der erste, mit einem Großbuchstaben beginnende Teil bezeichnet die Gattung. Beispiel: Apis mellifera, die Honigbiene.
 
Eukaryoten
Einzeller und Vielzeller, die sich einst aus Prokaryoten entwickelten und ihrerseits die Vorfahren der heutigen Protisten (ursprünglichste Gruppe der Eukaryoten: Algen, Geißeltierchen etc.), Pflanzen, Pilze und Tiere waren. (H: altgr.)
 
Evolution
′Entwicklung′, die stammesgeschichtliche Weiterentwicklung von Tier- und Pflanzenarten. Evolution erfolgt durch Mutation und Selektion.
 
F
Familie
Begriff der Taxonomie (T), in deren Hierarchie die Rangstufe direkt über der Gattung (G). Eine Familie ist somit im Prinzip eine Zusammenfassung mehrerer miteinander verwandter Gattungen, es gibt jedoch auch Familien, die nur durch eine Gattung vertreten sind.
    Zwischen Gattung und Familie wird manchmal eine Zwischenstufe eingeschoben: die Tribus (T), welche mehrere Gattungen zusammenfaßt
 
Fauna
'Tierwelt', 'Tierreich' (H: lat.).
 
Faunistik
Als Teilgebiet der Zoologie die Lehre vom Vorkommen und der Verbreitung von Tierarten in einem größeren Gebiet
 
Flora
'Pflanzenwelt', 'Pflanzenreich' (H: lat.).
 
G
Gattung bzw. Genus, Plural: Genera
Begriff und Rang (Hierarchie-Stufe) der Taxonomie (T) direkt über der Art (A). Eine Gattung ist meist durch mehrere miteinander verwandter Arten vertreten; wenn sie nur eine Art enthält, bezeichnet man sie als monotypisch (M).
    Zwischen Gattung und Art lassen sich bei Bedarf weitere Hierarche-Stufen einfügen: Untergattung (U), in der Botanik auch Sektion (und zusätzlich: Untersektion) und Serie (zusätzlich: Unterserie). Über der Gattung steht immer die Hierarchie-Stufe der Familie (F), die auch nur eine Gattung enthalten kann. Zwischen Gattung und Familie ist zudem als Zwischenstufe eine Tribus (T) möglich.
 
Genetik
Wissenschaft von der Entstehung der Lebewesen; im engeren Sinne: Vererbungslehre. (Von altgr. genesis = 'Erzeugung, Ursprung')
 
Genom
das Erbgut: die Gesamtheit der materiellen Träger der Erbinformation.
 
Genotyp(us)
Die erblichen (genetischen) Eigenschaften eines Lebewesens, im Unterschied zu seinem Phänotyp(us), also seinem äußeren Erscheinungsbild; Eigenschaftswort: genotypisch. (H: altgr.)
 
Gymnospermen
'Nacktsamer', aus den ersten Samenpflanzen entstandene Pflanzen (vor allem Koniferen), deren offen liegende ("nackte") Samen den Embryo und die zur Entwicklng nötigen Reservestoffe mit einer Hülle gegen Austrocknung und sonstige Schädigung schützen. (Von altgr. gymnos = 'nackt' und sperma = 'Samen')
 
H
Herpetologie
Die Wissenschaft von den Amphibien ('Lurchen') und Reptilien ('Kriechtieren') (H: altgr.). Ein Lurch- und Kriechtierkundler ist demnach ein "Herpetologe".
 
Holotypus siehe Typus
Exemplar, das der Erstbeschreibung einer biologischen Art oder eines übergeordneten Taxons zugrundelag; auch: Typusexemplar oder kurz Typus.
 
homoiotherm
'gleiche Wärme', also warmblütig (H: altgr.). Vögel und Säugetiere sind homoiotherm, d. h. sie halten eine annähernd gleiche Temperatur aufrecht – im Gegensatz zu den wechselwarmen Amphibien und Reptilien. Synonym: idiotherm; Antonym: poikilotherm.
 
Homologie
In der Biologie bzw. Taxonomie und vergleichenden Anatomie bezeichnet die Homologie die grundsätzliche Übereinstimmung von Körperteilen, physiologischen Prozessen oder Verhaltensweisen zweier Taxa (z. B. Arten) aufgrund gemeinsamer Abstammung. Ein bekanntes Beispiel ist die Struktur der Hand, die sich außer beim Menschen auch bei Hunden, Rindern, Walen und Fledermäusen etc. findet.
 
Hybride bzw. Bastard
'Mischling', Ergebnis der Kreuzung zweier Arten, weiteres unter Bastard (B).
 
I
Immediate Link
'Unmittelbares Verbindungsglied': eine fossile oder auch rezente (noch lebende) Tier- oder Pflanzenart, die ein entscheidendes Übergangsstadium von einer Lebensform zu einer anderen markiert und helfen kann, die Abstammung heutiger Lebensformen zu klären. Beispiele: Lebensformen zwischen Fisch und Lurch, Kriechtier bzw. Dinosaurier und Vogel etc. Fehlende, noch nicht gefundene Verbindungsglieder sind missing links. (H: englisch)
 
indigen
'eingeboren, einheimisch' (Von lat. indigena).
 
J
K
Kladistik
Methode der biologischen Systematik, die Lebewesen nach der zeitlichen Reihenfolge ihrer Entstehung klassifiziert und daher auch "phylogenetische Systematik" genannt wird. Sie wurde von dem Zoologen Willi Hennig in den 1950er Jahren entwickelt und 1966 in seinem Lehrbuch Phylogenetic Systematics beschrieben, ohne die Bezeichnung Kladistik zu verwenden, die vom altgriechischen klados für 'Ast, Zweig' abgeleitet ist.
    Die Kladistik interessiert sich nicht für äußere Änlichkeiten zwischen Arten, sondern für ihre Evolution. Sie arbeitet mit "Kladogrammen", also Diagrammen, die den Stammbaum des Lebens darstellen. (Eine Darstellung dieses Tree of Life ist die einzige Illustration in Darwins On the Origin of Species by Natural Selection von 1859.) Die Knoten des Baums stellen Taxa (T) bzw. Vorfahren dar und verzweigen sich in jeweils zwei Äste, die jeweils ein neues (abgeleitetes) Merkmal aufweisen.
 
Kladus
Begriff der Kladistik (siehe oben): Ein Kladus wird meist definiert als
  • entweder der letzte gemeinsame Vorfahre zweier Arten und aller weiteren seiner Nachkommen
  • oder alle Nachkommen des ältestens Vorfahren zweier Arten, der auch der Vorfahr einer dritten, früher abgespaltenen Art ist.
 
Klassifikation
′Zuordnung zu einer Klasse′: Einordnen von Lebewesen in Gruppen (Arten, Gattungen, Familien etc.) aufgrund ihrer Verwandschaftsbeziehungen; Taxonomie (T).
 
Ko-Evolution, Koevolution, auch: Coevolution, Co-Evolution
'Mit- bzw. gleichzeitige Entwicklung': Entwicklung durch wechselseitige Anpassungen zweier interagierender Arten während ihrer Stammesgeschichte. Der gegenseitige Selektionsdruck führt zu Ko-Adaptationen (gegenseitigen Anpassungen), etwa beim Sehvermögen und der Reaktionsschnelligkeit und Laufgeschwindigkeit von Gepard und Antilope. Der von Paul Ehrlich und Peter Raven geprägte Begriff der Koevolution erklärt, warum die Ko-Adaptation von Arten, die eine enge ökologische Beziehung zueinander haben, maßgeblich zur Biodiversität auf der Erde beigetragen hat.
 
kongenerisch, auch: congenerisch; Substantiv: Kongenerität, auch: Congenerität
Pflanzen- oder Tierarten sind kongenerisch, wenn sie zur selben biologischen Gattung (Genus) gehören, also Gattungsgenossen sind.
 
konspezifisch, auch: conspezifisch; Substantiv: Konspezifität, auch: Conspezifität
'mitartlich': Individuen bzw. Populationen einer Pflanzen- oder Tierart sind konspezifisch, wenn sie zur selben biologischen Art (Spezies) gehören, also Artgenossen sind.
 
Konvergenz
'Gegenseitige Annäherung': Bei verschiedenen Arten die getrennte Entwicklung gleicher Eigenschaften in Anpassung an gleiche Umweltfaktoren. Beispiel: Viele Beuteltiere ähneln den "Höheren" Säugetieren aus ähnlichen Biotopen in ihren Formen und Fähigkeiten, ohne mit ihnen verwandt zu sein. (Von lat. convergere = 'sich hinneigen')
 
Kriechtier
'Reptil'. Manchmal werden umgangssprachlich auch Amphibien fälschlicherweise als "Kriechtiere" bezeichnet.
 
L
Lectotypus siehe Typus
Oberbegriff für den Hololectotypus (erst nach der Erstveröffentlichung festgelegter Holotypus einer Art) und Paralectotypen (weitere Exemplare einer Typusserie).
 
Limakologie
Schneckenkunde (von altgr. leimax = 'Schnecke' und logos = 'Lehre')
 
Limikolen
Populärwissenschaftlicher Sammelbegriff für 'Wat- und Stelzvögel'.
 
Locus typicus
Fundort des Typus(exemplars) (T) einer (fossilen) Spezies, Typenfundort: Terra typica (T).
 
Lumper
'Klumper'; das englische Wort bezeichnet einen Taxonomen (T), der in der Klassifikation der Lebewesen tendentiell die Ähnlichkeiten zwischen Arten (A) betont und sie derselben Gattung (G) zuordnet. (A lumper tends to emphasise the similarities between species and to group them together in the same genus.) Gegenteil: Splitter (S).
 
M
Meta-Barcoding, DNA-Metabarcoding
eine Variante des Barcoding (B), Massen-Barcoding: Mit dem DNA-Metabarcoding soll sich gleichzeitig die gesamte Artengemeinschaft eines Habitats auf Artebene bestimmen lassen. Dafür werden kleine standardisierte Gen-Fragmente parallel sequenziert, die erhaltenen DNA-Sequenzen durch Algorithmen sortiert und durch Abgleich mit einer Referenzdatenbank den darin registrierten Arten zugeordnet. Auch Aussagen zur Abundanz der Arten sollen so möglich sein.
    Tatsächlich ist diese Methode extrem unzuverlässig, wie eine 2023 erschienene Studie zeigt. (Quelle: Förster, T. et al. (2023): "Metabarcoding versus morphologische Identifizierung: der Herausforderung gewachsen?" in: Entomologische Zeitschrift 133 (2): S. 103–116.)
 
Missing Link
'Fehlendes Verbindungsglied': eine gesuchte fossile oder auch rezente (noch lebende) Tier- oder Pflanzenart, die ein entscheidendes Übergangsstadium von einer Lebensform zu einer anderen markiert. Beispiele: Arten zwischen Uraffen, Vormenschen und Frühmenschen. Missing Links sind sehr schwer zu finden, da Evolution nicht immer gleichmäßig, sondern oft in Schüben abläuft, so daß die gesuchten Lebewesen vielleicht nur relativ kurze Zeit und in geringer Verbreitung vorkamen. (H: englisch)
 
monophyletisch, Substantiv: Monophylie
'einstämmig': Alle Untergruppen eines monophyletischen Taxons (T) haben eine gemeinsame Stammform, diese definiert die Monophylie ('Einstämmigkeit') des Taxons. Gegenteil:
    Auch paraphyletische (P) Taxa gehen auf eine gemeinsame Stammform zurück, sie umfassen aber nicht alle Abkömmlinge der Stammform.
 
Mutation
'Veränderung', 'Wechsel': die plötzliche, ungerichtete und zufällige Veränderung im Erbgut einer Körperzelle. Zusammen mit der Selektion macht sie die Evolution aus. (Von lat. mutatio = 'Veränderung, Wechsel')
 
N
Neobiota
Oberbegriff zu den Neozoen ('neue Tierarten'), Neophyten ('neue Pflanzenarten') und Neomyceten ('neue Pilzarten') – also jene Arten von Lebewesen, die seit der Entdeckung Amerikas (1492) eingeführt oder versehentlich eingeschleppt sind.
 
Neotypus siehe Typus
Holotpyus in dem Fall, daß ursprünglich gar kein Holotpyus festgelegt wurde oder der ursprüngliche Holotpyus verlorenging.
 
Neozoon, Plural: Neozoen
Etablierte Neozoen sind Tierarten, die nach dem Jahre 1492, also der Wiederentdeckung Amerikas durch Christoph Columbus, unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen in ein bestimmtes Gebiet gelangt sind, in das sie durch ihr eigenes Ausbreitungspotential in rezenter Zeit nicht hätten gelangen können und wo sie seit langem, d. h. seit mehr als 25 Jahren oder mindestens 3 Generationen leben. (Pflanzliche Neubürger sind Neophyten, neue Pilzarten sind Neomyceten, der Oberbegriff zu den drei Gruppen ist Neobiota.)
 
Nische, ökologische
Aufgabe bzw. Funktion, die eine Tier- oder Pflanzenart in der Lebensgemeinschaft eines Biotops ausübt. Eine "ökologische Nische" ist also nicht als physischer Ort definiert, sondern – um zum Vergleich einen Marketing-Begriff der Wirtschaft zu bemühen – ein ökologische 'Marktlücke', die von einer Art z. B. durch spezialisierte Habitat- bzw. Nahrungsansprüche besetzt wird, wenn sie dadurch die Konkurrenz anderer Arten vermeiden kann.
 
Nomen dubium; Plural: Nomina dubia
'zweifelhafter Name': in der biologischen Nomenklatur ein Name, der keinem Taxon (T) zweifelsfrei zugeordnet werden kann, etwa mangels Typus zur Bestimmung eines Taxons.
 
Nomen nudum; Plural: Nomina nuda
'nackte Namen': in der biologischen Nomenklatur ungültiger (vorgeblich wissenschaftlicher) Name, der die Nomenklatur-Regeln (ICZN für Tiere und ICN für Algen, Pilze und Pflanzen) für die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Arten, Gattungen etc. nicht erfüllt.
 
Nomenklatur
'Namensverzeichnis': in der Biologie die wissenschaftliche Disziplin der international verbindlichen Benennung von Lebewesen. Die Benennung von Tierarten, -gattungen und -familien beruhen auf dem von Carl von Linné 1758 veröffentlichten Werk Systema Naturæ und werden heute gemäß dem International Code of Zoological Nomenclature (ICZN) durch die International Commission on Zoological Nomenclature (ICZN Comission) geregelt.
 
Nominatform
siehe unten: Nominattaxon bzw. Nominotypisches Taxon.
 
Nominatform, Nominatunterart, auch Nominatrasse – (nominotypisches Taxon)
Die Unterart (U) einer Tier- oder Pflanzenart, die als erste, d. h. vor weiteren Unterarten, beschrieben wurde. Im wissenschaftlichen Namen einer Nominatunterart sind das zweite und dritte Wort identisch. Die allgemeinere (nicht artspezifische) Bezeichnung nominotypisches Taxon zeigt explizit an, daß ein Taxon durch dasselbe Typusexemplar (T) definiert (also im Falle einer Unterart von anderen Unterarten abgegrenzt) ist, das schon zuvor das höherrangige Taxon (etwa die Art) definierte.
    Die Bezeichnung "Nominatrasse" ist strenggenommen falsch, da eine "Rasse" keine Unterart, sondern das Ergebnis einer künstlichen (menschlichen) Zucht ist.
 
Nominattaxon bzw. Nominotypisches Taxon
Taxon, das durch denselben Typus benannt ist wie das höherrangige Taxon, zu dem es gehört. Der Weißstorch (Ciconia ciconia) z. B. trägt als Art-Epitheton denselben (klein geschriebenen) Namen wie seine Gattung – Art: ciconia, Gattung: Ciconia – und ist deshalb das Nominattaxon der Gattung Ciconia. Ein Nominattaxon, das auf einem realen Typusexemplar beruht (also eine Art oder Unterart bezeichnet), wird oft als Nominatform bezeichnet.
 
O
Ontogenese
Entwicklung von der befruchteten Eizelle bis zur Geschlechtsreife (Von altgr. on(t) = 'seiend' und genesis = 'Schöpfung'). Das Gegenteil ist Phylogenese bzw. Phylogenie.
 
Ornithologie
'Vogelkunde' (H: altgr.); ein Vogelkundler ist ein "Ornithologe".
 
ovipar
'eierlegend', 'durch Eier gebärend'. Gegenteil: vivipar = 'lebendgebärend'. (H: lat.)
 
ovovivipar
'ei-lebendgebärend': Bezeichnung für das Gebären von Jungtieren, die sich in Eihüllen im Mutterleib entwickeln und erst kurz vor oder bei der Geburt schlüpfen; eine frühere Eiablage wäre wegen des Klimas, des Substrats (Bodenverhältnisse) oder des Feinddrucks zu verlustreich.
 
P
Paedogenese
Fortpflanzung in einem Jugendstadium
 
Parapatrie, Adjektiv: parapatrisch
'Neben-Vaterland': Vorkommen von Arten oder Unterarten in Verbreitungsgebieten, die aneinandergrenzen; vereinzelter Genaustausch ist also möglich, aber so selten, daß reproduktive Isolation schließlich zur Artbildung führt. Gegenteile: Allopatrie (A) und Sympatrie (S).
 
paraphyletisch, Substantiv: Paraphylie
'gleichstämmig': Ein paraphyletisches Taxon (T) hat – wie ein monophyletisches (M) Taxon – eine gemeinsame Stammform, umfaßt aber nicht alle Abkömmlinge der Stammform. Das bekannteste Beispiel für Paraphylie sind wohl die Reptilien, weil sie nach gängiger Definition die Vögel, ebenfalls Nachkommen des letzten gemeinsamen Vorfahren, nicht enthalten.
 
Paratypus siehe Typus
In einer Typusserie zum ′Haupttypus′ (Holotypus) ein ′Nebentypus′, der Variationen von Merkmalen sichtbar macht.
 
Ph
Phänotyp(us)
Erscheinungsbild eines Lebewesens, im Unterschied zu seinem Genotyp(us), also seinen Erbanlagen; Eigenschaftswort: phänotypisch. (H: altgr.)
 
Phylogenese, Phylogenie
Stammesentwicklung der Lebewesen (Von altgr. phyle = 'Volksstamm' und genesis = 'Schöpfung'). "Die Phylogenese ist in der Ontogenese enthalten" besagt, daß die Entwicklungsstadien eines Fötus (auch des Menschen) die Millionen Jahre lange Entwicklung bis zu dieser Art wiederspiegelt, etwa durch die zeitweilige Entwicklung von Kiemen, die dann wieder zurückgebildet werden.
 
Plesiomorphie, Adjektiv: plesiomorph
'ursprüngliches Formmerkmal' bzw. unveränderte Gestalt, die während der Evolution erhalten blieb, also neben der Gestalt des einstigen Vorfahren fortbesteht (von altgr. plesi 'nahe, benachbart' und morphe 'Form, Gestalt'). Gegenteil: Apomorphie (A).
    Wenn zwei oder mehr Taxa dieselben ursprünglichen Merkmale, also dieselbe Plesiomorphie aufweisen, ist diese eine Symplesiomorphie (altgr. sym 'mit, zusammen') (S).
 
polyphyletisch
'vielstämmig': Die Mitglieder eines polyphyletischen Taxons (T) haben keine gemeinsame Stammform.
 
Prokaryoten
winzigkleine Zellorganismen (Bakterien), die am Anfang des Lebens stehen und heute noch die große Mehrzahl der Lebewesen ausmachen: Von den schätzungsweise 400.000 bis 4 Millionen Arten sind erst 4.000 bekannt. (H: altgr.)
 
Protisten
ursprünglichste Gruppe der Eukaryoten (Algen, Geißeltierchen etc.) (H: altgr.)
 
Q
R
Reptilien
Kriechtiere, wechselwarme Tiere mit horniger (beschuppter oder beschilderter) Haut, die aus den Amphibien hervorgingen und zur Fortpflanzung nicht mehr auf Wasser angewiesen sind. Aus urtümlichen Reptilien entwickelten sich die Saurier und ersten Säugetiere. (Von lat. reptilis = 'kriechend')
 
rezent
noch lebend oder erst vor kurzem ausgestorben (Von lat. recens = 'frisch, neu jung')
 
S
Selektion
'Auslese', 'Auswahl', 'Zuchtwahl'. Die Selektion führt in der Evolution der Arten dazu, daß sich die am besten an die jeweiligen Umweltbedingungen angepaßten Erbanlagen stärker vermehren als weniger gut angepaßte. (Von lat. selectio = 'Auswahl')
 
Spezies
'Tier- oder Pflanzenart', siehe unter Art. (Von lat. species = 'Blick', 'äußere Erscheinung')
 
Spheciformes, Spheciforme Wespen
"Grabwespen": eine paraphyletische (P) Gruppe innerhalb der Aculeata ("Stechimmen") bzw. Apoidea ohne taxonomischen Rang. Zu den Spheciformes werden gezählt: Heterogynaidae, Ampulicidae, Sphecidae, Crabronidae. (Nach außerhalb dieser Website)
 
Splitter
'Spalter, Teiler'; das englische Wort bezeichnet einen Taxonomen (T), der in der Klassifikation der Lebewesen tendentiell die Unterschiede zwischen Arten (A) betont und sie deshalb unterschiedlichen Gattungen (G) zuordnet, was die Anzahl der Gattungen erhöht. (A splitter tends to emphasise the differences between species and to put them into different genera, thus increasing the number of genera.) Gegenteil: Lumper (L).
 
St
Subgenus, Plural: Subgenera, deutsch: Untergattung(en)
Untergruppe(n) einer Gattung, beides sind Begriff der Taxonomie (T). Die Hierarchie-Ebene (Taxon, T) der Untergattung ist in der biologischen Klassifikation nicht erforderlich, wird aber gerne zwischen Art (A) und Gattung (G) eingezogen, um näher miteinander verwandte Arten gegen andere abzugrenzen. Eine Untergattung umfaßt meist mehrere Arten, manchmal aber auch nur eine einzige Art.
 
Symapomorphie
'gemeinsames und abgeleitetes (evolviertes) Formmerkmal': Wenn zwei oder mehr (monophyletische, M) Taxa dieselben abgeleiteten Merkmale, also dieselbe Apomorphie (A) aufweisen, ist dies eine Symapomorphie (von altgr. sym 'mit, zusammen', apo 'ab, weg' und morphe 'Form, Gestalt'.
 
Sympatrie, Adjektiv: sympatrisch
'Gemeinsames Vaterland': gemeinsames Vorkommen von Arten oder Unterarten im selben geographischen Gebiet, so daß Kreuzungen möglich sind. Sympatrische Artbildung ist folglich unwahrscheinlich und selten, aber möglich durch sexuelle Selektion (die Bevorzugung von Partnern mit bestimmten Merkmalen) oder das Besetzen unterschiedlicher ökologischer Nischen im selben Lebensraum. Gegenteile: Allopatrie (A) und Parapatrie (P).
 
Symplesiomorphie
'gemeinsames und unverändertes (ursprüngliches) Formmerkmal': Wenn zwei oder mehr Taxa dieselben ursprünglichen Merkmale, also dieselbe Plesiomorphie (P) aufweisen, ist diese eine Symplesiomorphie (von altgr. sym 'mit, zusammen', plesi 'nahe, benachbart' und morphe 'Form, Gestalt'). Gegenteil: Apomorphie (A).
 
Syntypus siehe Typus
Syntypen bzw. Cotypen sind gleichrangige Typen in dem Fall, daß aus einer Typusserie kein Exemplar als Holotypus festgelegt wurde.
 
Systematik
'Einordnung in ein System': Die biologische Systematik beruht auf der wissenschaftlichen Untersuchung der Arten, ihrer Unterschiede und Beziehungen untereinander, um sie nach den Regeln der biologischen Taxonomie (T) zu klassifizieren. Seit es möglich ist, das Genom (Erbgut, G) von Lebewesen zu analysieren, beruht die biologische Systematik zunehmend auf der Rekonstruktion der Phylogenese (Ph), also der Stammesgeschichte der Lebewesen.
 
T
Taxon, Mehrzahl: Taxa
Hierarche-Ebene(n) der Taxonomie; taxonomische Einheit(en), also Art, Gattung, Familie, Ordnung etc. Je nach ihrer tatsächlichen Verwandtschaft sind Taxa:
  • monophyletisch ('einstämmig'): Die Gruppe (das Taxon) hat eine gemeinsame Stammform und umfaßt alle Untergruppen, die von dieser Stammform abstammen, sowie die Stammform selbst, aber keine anderen Gruppen. (Ein Monophylum ist eine geschlossene Abstammungsgemeinschaft.)
  • paraphyletisch ('gleichstämmig'): Die Gruppe hat zwar eine gemeinsame Stammform, enthält aber nicht alle Gruppen eines Monophylums. Ein bekanntes Beispiel: Die Tierklasse, die wir als Reptilien bezeichnen, ist paraphyletisch, weil die Krokodile näher mit den Vögeln verwandt sind als mit anderen Taxa der Reptilien. Diese wären monophyletisch, wenn wir die Vögel zu den Reptilien zählen würden.
  • polyphyletisch ('vielstämmig'): Das Taxon hat keine gemeinsame Stammform; die "Würmer" im klassischen, umfassenden Sinne bestehen aus verwandtschaftlich ganz unterschiedliche Gruppen.

Taxonomie
Die biologische Systematik, also die wissenschaftliche und hierarchische Klassifizierung der Lebewesen entsprechend ihrer vermuteten Entstehungsgeschichte (Evolution) und Verwandtschaft. (H: altgr.)
 
Terra typica
'typisches Land': Typenfundort (Locus classicus, Locus typicus), aus dem der Typus einer Art (die Grundlage für die Benennung eines (Taxons) stammt.
 
thermophil
′wärmeliebend′: Thermophile Lebewesen sind auf warme Biotope angewiesen.
 
Tribus, Plural: Tribûs, Triben
Im antiken Rom war eine tribus eine Abteilung der Bürgerschaft. In der Biologie ist sie eine mögliche, aber nicht notwendige Rangstufe (ein Taxon) zwischen Unterfamilie (Endung: -inae) und Gattung (G). Taxonomen verwenden dieses Taxon, um das System von Tier- oder Pflanzen-Arten stärker zu differenzieren; manche postulieren unterhalb einer Tribus sogar noch eine Subtribus. Der wissenschaftliche Name einer Tribus endet in der Zoologie auf -ini, in der Botanik jedoch auf -eae. Der Name einer zoologischen Subtribus endet auf -ina, einer botanischen auf -inae. (Das englisch Wort tribe bedeutet 'Stamm' wie auch 'Tribus'.)
 
Trinomen
′dreiteiliger Name′: Unterarten benennt man mit einem Trinomen, das aus einem Binomen (B) und einem dritten Wort (Unterart-Epitheton, beginnend mit einem Kleinbuchstaben) besteht.
 
Typus, Typusexemplar
Der Typus ist die Grundlage für die Benennung eines Taxons (einer Art, Gattung etc.). Jeder Typus hat eine Ortsbezeichnung (meist eine Universität) und sammlungsspezifische Nummer, wodurch er der Forschung zugänglich wird. Man unterscheidet: 
  • Holotypus: das Exemplar, das der Erstbeschreibung einer biologischen Art oder eines übergeordneten Taxons zugrundelag. Alle dabei beschriebenen Merkmale sind die Merkmale dieses Exemplars, das deshalb auch Typusexemplar oder kurz Typus genannt wird. Gemäß dem internationalen Code für Zoologische Nomenklatur (International Commission of Zoological Nomenclature, kurz: ICZN) legt die Namensschöpfung der Erstbeschreibung den korrekten Namen des Typexemplars fest. Durch die Archivierung eines Holotypus lassen sich auch Merkmale untersuchen und vergleichen, die erst nach der (unvollständigen) Erstbeschreibung als wichtig erkannt wurden.
  • Paratypus: ′Nebentypus′: Üblicherweise wird nur ein Exemplar eines Taxons archiviert und publiziert. Legt der Erstbeschreiber aber eine Typusserie an, um auch Variationen mancher Merkmale sichtbar zu machen, kann er eines der Exemplare als Holotypus festlegen; die weiteren Exemplare sind dann Paratypen.
  • Allotypus: inoffizielle (nicht vom ICZN anerkannte) Bezeichnung eines Belegexemplars des anderen Geschlechts des Holotpyus, offiziell nur ein Paratypus.
  • Syntypen, manchmal auch Cotypen, sind gleichrangige Typen in dem Fall, daß aus einer Typusserie kein Exemplar als Holotypus festgelegt wurde.
  • Lectotypus bzw. Lectotypen: Oberbegriff für den Hololectotypus und Paralectotypen.
  • Hololectotypus: aus einer Typusserie das Exemplar, das nicht bei der Publikation, sondern erst nachträglich als Holotypus festgelegt wurde.
  • Paralectotypen sind die weiteren Exemplare einer Typusserie in dem Fall, daß der Holotypus als Hololectotypus erst später festgelegt wurde.
  • Neotypus: der Holotpyus in dem Fall, daß ursprünglich gar kein Holotpyus festgelegt wurde oder der ursprüngliche Holotpyus verlorenging.

U
Unterart
Die geographisch getrennte und erkennbare Variation einer Tier- oder Pflanzenart. Angehörige verschiedener Unterarten derselben Art sind als Artgenossen untereinander uneingeschränkt fortpflanzungsfähig. Sind Unterarten sehr lange von einander getrennt, bilden sich schließlich Arten heraus; kommen Unterarten nach einer Trennung (z. B. durch eine Eiszeit) rechtzeitig wieder zusammen, können die Unterschiede der Unterarten wieder verschwinden.
    Unterarten haben jeweils drei statt zwei wissenschaftliche Namen: den Gattungsnamen, den Artnamen (das Art-Epitheton) und den Namen der Unterart. Wenn letzterer den Artnamen wiederholt, ist die Unterart die Nominatform (N); ein Beispiel: Bombus terrestris terrestris.
 
V
Varietät
Rangstufe in der Botanik und Mykologie zwischen Unterart und Form (Abkürzung: f.): Population, die sich nur geringfügig vom Typus unterscheidet.
 
vivipar
'lebendgebärend'. Gegenteil: ovipar = 'durch Eier gebärend'. (H: französisch, italienisch, lat.)
 
W
X
xerophil
′trockenheitliebend′: Xerophile Lebewesen sind auf trockene Biotope angewiesen.
 
Y
Z
Zucht, Verb: züchten, auch: ziehen
die vom Menschen gesteuerte Fortpflanzung einer Tier- oder Pflanzenpopulation (P) mit dem Ziel der Anpassung ihres Genoms (G) an die Wünsche des Züchters. Menschen züchten seit Jahrtausenden, ihre beeindruckenden Zuchterfolge beruhen auf der Erkenntnis spontan auftretender, natürlicher und dauerhafter Erbgut-Änderungen, sog. Mutationen (M). Die klassische Zuchtmethode ist die künstliche (anthropogene) Selektion, bei der Nachkommen mit gewünschten Eigenschaften ausgewählt und vermehrt werden, Nachwuchs mit unerwünschten Eigenschaften hingegen aus der Zuchtgruppe ausgesondert und an der Fortpflanzung gehindert wird. Mutationen werden mittlerweile auch gentechnisch erzeugt. Eine bloße Vermehrung oder die "Aufzucht" eines Jungtiers sind also noch keine 'Zucht'.
    Anmerkungen: a) Die Wörter Zucht, züchten und ziehen werden in der Entomologie auch für die Praxis benutzt, zur Klärung der Parasit-Wirt-Beziehung Imagines von Parasiten kontrolliert aus Nestern (bzw. Kokons) ihres Wirts schlüpfen zu lassen.
    b) Das Wort Zucht wird in einem ursprünglichen Sinn umgangssprachlich auch für 'Ordnung, Erziehung, Disziplin' und 'züchtiges Verhalten, Sitte, Selbstbeherrschung' verwendet – meist in den Tautologien Zucht und Ordnung und Zucht und Anstand.
 
 

H = Herkunft · altgr. = altgriechisch · lat. = lateinisch

Die vorstehende Liste umfaßt auch Begriffe zur Fortpflanzungsbiologie und Genetik, die nur mittelbar zur Taxonomie gehören und auch auf den Seiten zu Biologie-Glossar Biologie und Genetik-Glossar Genetik zu finden sind.

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