Säugetiere (Mammalia): Biologie
Säugetiere sind "warmblütig" (endotherm) und in der Regel behaart, und sie versorgen, wie jeder weiß, ihre noch unselbständigen Jungen mit Milch aus speziellen Drüsen, daher der wissenschaftliche Name Mammalia (von lat. mamma = 'Brust'). Typisch für diese Tierklasse sind also:
- ihre im Vergleich zur Umgebungstemperatur relativ hohe und meist konstante Eigenwärme;
- ihr im Vergleich etwa zu Reptilien relativ hoher Energieaufwand, um diese Wärme zu halten, und dafür wiederum ein sehr hoher Nahrungsbedarf;
- ihre ungewöhnlich effektiven Gebisse und Verdauungsorgane zur optimalen Nutzung der Nahrung;
- eine Kälteisolierung durch ein oft dickes Haarkleid, manchmal auch eine dicke Speckschicht, um sich vor Auskühlung zu schützen;
- ihre große Verbreitung in allen Landschaftstypen selbst in lebensfeindlichen Sand- und Eiswüsten;
- ihre Präsenz in allen drei Elementen: vom Wal im Wasser über den laufenden und kletternden Landsäuger bis zur fliegenden Fledermaus;
- der geringe Entwicklungsstand ihrer neugeborenen und zunächst unselbständigen Jungen;
- die Versorgung ihres Nachwuchses mit Milch.
Aber es gibt auch für den Laien ganz unerwartete Erkenntnisse über Säugetiere:
- Artenzahl: Mit nur ± 6000 Arten machen die scheinbar allgegenwärtigen Säugetiere gerade einmal ein halbes Prozent aller bekannten Tierarten aus.
- Entwicklungsalter: Säugetiere sind in ihren heutigen Formen zwar eine "moderne" Tierklasse, sie entstanden aber keineswegs erst nach dem Untergang der Dinosaurier: Die ersten Formen mit eindeutigen Säugetiermerkmalen wurden in Gesteinsschichten des Perm gefunden, die ersten als Säugetiere klassifizierten Fossilien, die Therapsida (säugetierähnlichen Reptilien), stammen aus dem nachfolgenden Trias und sind ca. 220 Millionen Jahre alt älter als die allerersten Dinosaurier also. Etwa gleichzeitig mit diesen entstanden auch die ersten echten Säuger, kleine Insektenfresser von der Größe einer Spitzmaus, die sich lange Zeit mit wenigen ökologischen Nischen im "Schatten" der Dinosaurier begnügen mußten.
- Fortpflanzung: Säugetiere sind keineswegs alle lebendgebärend: Die ursprünglichsten Säuger, die Ursäuger (Prototheria) bzw. "Kloakentiere" (Monotremata), legen Eier! Sie haben allerdings nur auf dem australischen Kontinent in zwei Familien Ameisenigel (Tachyglossidae) und Schnabeltiere (Ornithorhynchidae) und mit sechs Arten überlebt.
Der Fortpflanzungstrakt ist bei "Beuteltieren" (Metatheria bzw. Marsupialia) doppelt vorhanden: Weibchen haben zwei Uteri und zwei Vaginae, zwischen denen sich vor der Geburt ein Kanal (Pseudovagina) bildet. Zwei Gebärmütter bieten den Vorteil, daß so schneller ein weiteres Jungtier geboren werden kann. Die Uteri der meisten Arten haben keine Plazenta.
Bekannter ist, daß die "Beuteltiere" ihre Jungen nicht in einer Gebärmutter austragen, sondern in einem entweder vorne oder hinten geöffneten Beutel, in dem sie gesäugt werden. Da auch die Weibchen mancher Beuteltiere – Beuteldachse (Peramelemorphia), Koala (Phascolarctos cinereus) etc. – eine (primitive) Plazenta besitzen, ist die Bezeichnung Plazenta-Säuger bzw. Plazenta-Tiere (wissenschaftlich auch: Placentalia) für die "Höheren Säuger" (Eutheria) irreführend.
Wenig bekannt, aber höchst interessant ist der Zyklus weiblicher Säuger: Fast alle Arten steuern ihre Fruchbarkeit durch einen "Brunft-Zyklus", der durch Umwelteinflüsse (Tageslänge, Lichtintensität, Temperatur) oder die Anwesenheit und Verhaltensweise eines männlichen Partners gesteuert wird. Nur ein Prozent der Arten weist einen Menstruationszyklus (die periodisch wiederkehrende Blutung aus der Gebärmutter) auf; zu ihnen gehören neben dem Menschen z. B. die Stachelmäuse (Deomyinae).
- Entwicklungsstand: Die Beutelsäuger sind aber nicht etwa die urtümlicheren bzw. zurückgebliebenen Vorläufer der "Höheren Säuger" (Eutheria), sondern haben sich gemeinsam mit ihnen entwickelt vermutlich in Nordamerika. Sie spalteten sich vor etwa 10080 Millionen Jahren von einem gemeinsamen Vorfahr ab. Beuteltiere sind mit neun Familien (manche Taxonomen sagen, in sieben Ordnungen) nur in Australien und der umliegenden Region sowie in Amerika verbreitet. Warum sich die "Höheren Säuger" so eindeutig durchgesetzt haben, ist bis heute nicht geklärt.
Unterklasse: | Prototheria | Metatheria | Eutheria |
deutsch: | Ursäuger | Beutel-Säuger | "Höhere" Säuger |
Ordnungen: | Monotremata | Marsupialia (oder 7 andere) | ca. 20 verschiedene: Carnivora, Rodentia etc. |
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