Unser Hausrind (Bos primigenius taurus) geht ebenso wie das indische Zebu (Bos primigenius indicus) auf den Ur bzw. Auerochsen zurück. Von diesem werden drei Unterarten angenommen, die alle ausgestorben sind bzw. ausgerottet wurden:
TierportraitArtname: Bos primigenius Bojanus 1827Systematik: Ordnung Paarhufer (Artiodactyla) > Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia) > Familie: Hornträger (Bovidae) > Unterfamilie: Bovinae > Gattung: Eigentliche Rinder (Bos Linnaeus, 1758) > Ur bzw. Auerochse (Bos primigenius). Domestiziert: Eurasisches Hausrind (Bos primigenius taurus) und Zebu bzw. Buckelrind (Bos primigenius indicus) in Indien. Merkmale: Ausgeprägter Geschlechtsdimorphismus, Bauch & Taille schlank, bes. bei Bullen ausgeprägte Muskulatur von Nacken & Schulter, nach dem Ende der letzten Eiszeit (vor ca. 11.700 Jahren) Schulterhöhe der Bullen bis 185 cm, der Kühe bis 165 cm; Gewicht vermutlich 700–1000 kg; Hörner gebogen und nach vorn gerichtet mit den dunklen Spitzen nach oben, Hörner der Bullen wahrscheinlich 80–100 cm lang mit 10–20 cm Ø, größer und stärker geschwungen als die der Kühe; Kälber rotbraun, ebenso die Kühe, Stiere sehr dunkel bis schwarz mit hellem Aalstrich entlang des Rückgrats. Verbreitung: gemäßigtes und subtropisches Eurasien, auch in Teilen Indiens und Nordafrikas. Lebensraum: Grasareale, Sümpfe. Nahrung: Gras, auch Laub und Eicheln. Lebensweise: Brunftzeit mit Kämpfen der Bullen vermutlich im Spätsommer oder Frühherbst; im Herbst verstärkte Nahrungsaufnahme zum Aufbau von Fettgewebe, um den Winter zu überstehen, im Frühjahr Kälber, die versteckte im Wald geboren wurden. |
Die beiden deutschen Namen sind eigentlich nur einer: Auer ist nur eine Diphthongierung von Ur (Brechung des Vokals u), von dem auch das lateinische Urus abgeleitet ist. Im Vergleich mit vielen heutigen Rinderrassen hatte der Ur (Bos primigenius) längere und schlanke Beine, und der Kopf war größer und länger, der Euter viel kleiner. Der Körperbau des Ur war athletisch mit schlankem Hinterleib und – besonders bei Bullen – ausgeprägter Nacken- und Schultermuskulatur, die an hohen Wirbelfortsätzen ansetzte. Am ehesten gibt heute das Spanische Kampfrind die Erscheinung des Ur wider. Dieser gehörte nach der letzten Eiszeit zusammen mit Wisent und Wildpferd zu den wichtigsten großen Huftieren der Europäischen Natur.
Diese Megafauna war nach dem Verschwinden von Wollhaarmammut, Wollnashorn und Steppenbison auch die Beute des modernen Menschen. Schon vor etwa 7000 Jahren v. Chr. aber wurde der Ur erstmals aus indischen und rund 1000 Jahre später aus nahöstliche Populationen gezüchtet. Die Jagd ging während der Domestikation des Ur weiter, und die Landnutzung des Menschen engte seinen Lebensraum immer weiter ein. Im 15. Jahrhundert starb das Urrind in Deutschland und Mitteleuropa aus und überlebte noch einige Jahrzehnte in der Wildnis Osteuropas zusammen mit Elch, Wildpferd und Wisent. Während des Dreißigjährigen Krieges schließlich starb 1627 die letzte Ur-Kuh in Polen.
Heckrind: ungefährer Phänotyp des Auerochsen (Bos primigenius taurus) · Neanderthal, 07.06.2012 |
Heckrind-Herde: Rückzucht des Auerochsen (Bos primigenius taurus) · Neanderthal, 27.02.2016 |
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