Raubtiere · Carnivora Bowdich 1821
Die Raubtiere bzw. Beutegreifer (Prädatoren) unter den Säugetieren sind typischerweise Fleischfresser, einige Arten nehmen aber auch pflanzliche Nahrung zu sich: Hunde z. B. fressen auch den vegetabilen Mageninhalt ihrer Beutetiere und, wie Hundebesitzer wissen, zur Verdauung auch Gras; Bären sind Allesfresser, die nur selten größere Beute reißen können; der bekannte Große Panda bzw. Pandabär (Ailuropoda melanoleuca) frißt zwar auch Insekten und kleine Wirbeltiere, hat sich aber ansonsten im Laufe seiner Evolution auf Pflanzennahrung, vor allem Bambus, spezialisiert. Das Raubtiergebiß ist an die fleischliche Ernährung angepaßt, der Unterkiefer sitzt so im Oberkiefer, daß er sich nur auf- und abwärts bewegen läßt, nicht aber seitwärts wie bei Pflanzenfressern. Das typische Gebiß der Landraubtiere weist für eine Hälfte, also einen Ober- und Unterkiefer, diese Zahnformel auf: 3/3 · 1/1 · 4/4 · 3/3; Landraubtiere besitzen also in der Regel im oberen und unteren Quadranten je 3 Schneidezähne (Dentes incisivi), 1 Eckzahn (Dens caninus), 4 Vorbackenzähne (Prämolare), und 3 Backenzähne (Molare). Die Eck- bzw. Fangzähne (Canini) sind oft extrem verlängert, um Beutetiere festhalten und/oder erdolchen zu können. Der Verdauungstrakt der Fleischfresser ist im Vergleich zu vielen Pflanzenfressern wenig spezialisiert und der Darm aufgrund der energiereichen Nahrung relativ kurz.
Für den Erwerb ihrer tierischer Nahrung verwenden Fleischfresser verschiedene Strategien:
- Aas ist die leichteste Beute, aber nicht immer verfügbar.
- Von der Größe eines Raubtiers läßt sich nur bedingt auf seine Beute schließen: Wölfe z. B. ernähren sich oft wochenlang nur von Mäusen und anderen Kleinnagern, ungekehrt kann ein Hermelin ein vielfach schwereres Kaninchen erlegen.
- Überraschungsjäger wie Katzen schleichen sich geduldig an ihre Beute heran und führen einen Blitzangriff durch, sobald eine Entdeckung unvermeidbar und die Beute in Reichweite ist.
- Hetzjäger wie Wölfe und andere Wildhunde hetzen ihre Beute, bis diese durch Erschöpfung oder ein Hindernis oder auch Umzingelung nicht weiterfliehen kann.
- Während Überraschungsjäger typischerweise Einzelgänger sind, weisen Hetzjäger eine hierarschiche Sozialstruktur und hohe Intelligenz auf.
Die Ordnung der Raubtiere (Carnivora) läßt sich in zwei Überfamilien unterteilen: die Hundeartigen (Canoidea bzw. Caniformia) und die Katzenartigen (Feloidea bzw. Feliformia). Die beiden Gruppen könnten sich vor etwa 43 Millionen Jahren, also im Eozän, aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt haben.
Zu den Hundeartigen (Canoidea) werden diese Familien gerechnet:
- Hunde (Canidae) = Wölfe, Füchse, Kojoten, Schakale etc.
- Bären (Ursidae), z. B. Schwarz-, Braun-, Eisbären
- Walrosse (Odobenidae)
- Ohrenrobben (Otariidae): Seebären, Seelöwen, Mönchsrobben
- Hundsrobben (Phocidae): See-Elefanten, Robben, Seehunde etc.
- Kleine Pandas bzw. Katzenbär (Ailuridae)
- Skunks oder Stinktiere (Mephitidae)
- Kleinbären (Procyonidae): Wickel-, Wasch- & Nasenbären etc.
- Marder (Mustelidae): Dachse, Marder, Wiesel, Otter etc.
|
|
Zu den Katzenartigen (Feloidea) zählen folgende Familien:
- Pardelroller (Nandiniidae)
- Katzen (Felidae): Wildkatze, Luchs, Löwe, Leopard etc.
- Linsangs (Prionodontidae)
- Schleichkatzen (Viverridae)
- Hyäänen (Hyanidae)
- Mangusten (Herpestidae)
- Madagassische Raubtiere (Eupleridae)
|
In Mitteuropa sind heute nur wenige dieser Raubtier-Familien vertreten: die Hunde, Bären, Seehunde und Marder sowie die Katzen.
Literatur:
- Grzimek, Bernhard (): Grzimeks Tierleben, Band 12 (Säugetiere 3).
- Macdonald, David (1995): Mit Zähnen und Klauen · Leben und Überleben der Raubtiere. (Titel der engl. Originals 1992: The Velvet Claw, A Natural History of the Carnivores.) vgs, Köln.
- Maywald, Armin (2001): Die Welt der Seehunde: ein Porträt zwischen Faszination und bedrohter Natur. Edition Ostfriesland Magazin. (ISBN-13: 978-3928327602)
- Niethammer, Jochen & Franz Krapp (Hrsg.) (1993): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 5/I und 5/II: Raubsäuger (Canidae, Ursidae, Procyonidae, Mustelidae, Viverridae, Herpestidae, Felidae). Akademische Verlags-Gesellschaft, Wiesbaden.
- Tabor, Roger (1996): Katzen · Die Überlebenskünstler. Kynos Verlag, Nerdlen/Daun.
- Thomas, Elisabeth Marschall (1997): Das geheime Leben der Katzen. Rowohlt, Reinbek.
- Thomas, Elisabeth Marschall (1999): Das geheime Leben der Hunde. Rowohlt, Reinbek.
- Wandrey, Rüdiger (1997): Die Wale und Robben der Welt: Vorkommen, Gefährdung, Schutz. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart.
Verweise:
Falls am linken Bildschirm-Rand keine Verweisleiste zu sehen ist, klicken Sie bitte auf , um den gesamten Frameset anzuzeigen.