Tier & Natur > Säuger-Startseite >  Säugerarten

Rotfuchs (Vulpes vulpes)

Rotfuchs
Rotfuchs (Vulpes vulpes) · Solingen, 10.08.2019

Tierportrait

Artname: Vulpes vulpes Linnaeus 1758
Systematik: Klasse: Säugetiere (Mammalia) > Unterklasse: "Höhere" Säugetiere (Eutheria) > Ordnung: Raubtiere (Carnivora) > Familie: Hunde (Canidae) > Gattung: Füchse (Vulpes) > Art: Rotfuchs (Vulpes vulpes).
Deutsche Bezeichnungen: umgangssprachlich meist nur: "Fuchs"; Fähe = Weibchen, Rüde = Männchen, Welpen = Jungfüchse.
Merkmale: 60–90 cm langer Wildhund, Schwanz zusätzlich 35–50 cm, langer spitzer Kopf; Gewicht: 4–10 kg. Färbung: gelblichrot über dunkelrot bis schwarz; Kehle und Schnauzenseiten, Bauchseite und Schwanzspitze weißlich.
Verbreitung: Europa außer Island, Asien, Nordafrika, Nordamerika, in Australien und Neuseeland zum Schaden der endemischen Fauna eingebürgert.
Nahrung: Mäuse, Kaninchen, Hasen, Aas, Beeren, auch (Hühner-)Vögel (Opportunist).
Lebensweise: Überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, Einzelgänger, territorial, scheu.
Fortpflanzung: Paarung im Januar/Februar, Tragzeit: 52 Tage, 4–6 (max. 12!) Junge, nach ca. 10 Monaten geschlechtsreif. Bei hoher Mortalität (z. B. durch starke Bejagung) Paarungen vieler Fähen und höhere Jungenzahl pro Wurf.
Freßfeinde: Luchs, Wolf, Uhu, Adler, Mensch (durch Jagd & Straßenverkehr).

Der Rotfuchs ist schon jedem Kind ein Begriff. In vielen Tierfilmen aus aller Welt ist er zu sehen – und heute manchmal sogar in Parks, Gärten oder auf Müllhalden! Gefragt, was er/sie über den Fuchs weiß, weiß der Durchschnittsbürger etwas zu folgenden Stichwörtern:

  1. Schlau soll er sein, wie zahllose Geschichten und Fabeln berichten.
  2. Hühner und Gänse raubt er, weshalb er seit alters her bejagt wird.
  3. Die Tollwut verbreitet er – auch ein "Grund", ihn zu schießen.
  4. Den gefährlichen Fuchsbandwurm verbreitet er.

Die Wirklichkeit sieht, wie so oft, ziemlich anders aus:

1. Den Ruf der Schlauheit hat sich der Rotfuchs wohl deshalb eingehandelt, weil er es – anders als sein großer Vetter, der Wolf – verstanden hat, den Nachstellungen der Menschen, speziell der Jäger, erfolgreich zu widerstehen: Er hat Jagd und Siedlungsdruck dank seiner geringen Größe und Anpassungsfähigkeit nicht nur überlebt, sondern behauptet sich als "Kulturfolger" sogar in Großstädten, die ihm mit ihren Abfällen und Verkehrsopfern einen reichen Tisch decken. Das üppige Nahrungsangebot dort macht kleine Reviere und sogar den völligen Verzicht auf sie möglich, so daß in Städten mehr Füchse vorkommen können als auf einer gleich großen Fläche auf dem Land.

2. Tatsächlich kann ein Fuchs im Hühnerstall ziemlich "aufräumen": Wie alle Wildhunde nutzt er instinktiv ein sich bietendes Nahrungsangebot optimal aus: Wer weiß, wann es wieder was zu fressen gibt – also verschlingt er, soviel er kann, und vergräbt Nahrungsreserven. Allerdings gibt es in der Natur keine Hühnerherde, die sich brav stundenlang abschlachten läßt: Es ist der Mensch, der das Geflügel erst in unnatürlich hoher Zahl in einem Stall zusammenpfercht und dann dem Fuchs ein Schlupfloch in den Stall bietet. Der Fuchs nimmt einfach das, was am leichtesten zu bekommen ist; diese Nahrungsökonomie hat er mit anderen Tieren gemein und sichert sein Überleben. Nicht der Schlauheit des Fuchses fallen die Hühner zum Opfer, sondern der Dummheit ihres Halters.
    Die Hauptnahrung des Rotfuchses mit weitem Abstand sind nicht Hühner- und andere Vögel, sondern Mäuse, Kaninchen und Aas (ein Infektonsherd, wenn es nicht beseitigt wird). Aus menschlicher Sicht sind Füchse also außerordentlich nützlich. Je mehr Mäuse es in einem Jahr gibt, desto mehr kann sich der Fuchs vermehren. Das gilt auch umgekehrt: Weniger Mäuse heißt weniger Fuchsnachwuchs: kleinere Würfe und (ver)hungernde Welpen. Es ist also die Beute, die den Beutegreifer reguliert: Zu viele Füchse kann es in der Natur nicht geben – und somit auch keinen Grund, ihn zu schießen.
    Die Jagd auf den Fuchs hat zwei Gründe: a) schießen Jäger gerne – sonst wären sie schließlich keine geworden –, auch wenn manche das nicht zugeben wollen; b) fressen Füchse eben auch manchmal Kaninchen, Hasen, Rebhühner und Fasane, treten also in Konkurrenz zum Jäger, der dieses "Niederwild" selber schießen möchte.

3. Das Füchse die gefährliche Tollwut verbreiten können, stimmt auch – und ebenso, daß die Jäger jahrzehntelang alles getan haben, sie dabei zu unterstützen: Je mehr Füchse geschossen werden, desto mehr Reviere werden frei und desto mehr Nachkommen bekommen sie. Je mehr Jungfüchse und freie Reviere es gibt, desto mehr und weiter wandern die Rotröcke. Je mehr sie aber wandern, desto weiter, schneller und mehr verbreiten sie die Tollwut. Sind diese Erkenntnisse so kompliziert, daß sie jahrelang ignoriert werden mußten?
    Dank der Schluckimpfung gegen Tollwut mittels Ködern hat man die Tollwut inzwischen in den Griff bekommen – was allerdings die Jäger-Lobby und Politiker (von denen viele selbst Jäger sind!) nicht daran hindert, die Jagd auf den Fuchs weiterhin zu propagieren und zu praktizieren: Auch wenn die Vorwände für die Jagd wegfallen, die genannten Gründe bleiben.

4. Seit einigen Jahren ist der "Fuchsbandwurm" ins Gespräch gekommen, der von vielen Jägern dankbar aufgegriffen wurde. Die Eier des Wurms können z. B. mit Wildbeeren aufgenommen und dem Menschen gefährlich werden. Da aber Wurm-infizierte Füchse (anders als tollwütige) den Menschen nicht anfallen, genügt es, in gefährlichen Gegenden keine Beeren zu sammeln.

Nach jahrhundertelanger Ausrottungskampagne gegen unsere großen Beutegreifer (Luchs, Wolf, Bär) ist der Fuchs in den allermeisten Gegenden neben der seltenen Wildkatze der größte verbleibende Beutegreifer. Dieser bedroht unser "Niederwild" nicht etwa, sondern fördert im Gegenteil durch seine natürliche Auslese (Selektion) dessen Vitalität und als Gesundheitspolizist (Aas!) auch dessen Gesundheit. Naturfreunde sollten sich daher dafür einsetzen, daß die ganzjährige Jagdzeit, von der nur aufziehende Elternfüchse ausgenommen sind, in eine ganzjährige Schonzeit umgewandelt wird.

Tollwut-Fakten

  • Tollwut ist eine Virus-Krankheit; sie kann bei Mensch und Tier tödlich enden.
  • Symptome sind Speicheln, teilnahmsloser Blick, Schielen, Lähmungen.
  • Die Ansteckung erfolgt über den Speichel durch Wunden in die Blutbahn.
  • Die Inkubationszeit beträgt 10 Tage bis acht Monate, im Durchschnitt 30–90 Tage.
  • Überträger sind neben Füchsen und Hunden auch Katzen und Vögel.
  • Wer Kontakt zu Tollwut-verdächtigen Tieren hatte, sollte sich unverzüglich impfen lassen.

Mit Ködern gegen Tollwut

Tollwut-Köder sind etwa Golfball-große Tabletten, die aus tiefgefrorenem Fischmehl bestehen, das jeweils eine Kapsel mit Anti-Tollwut-Impfstoff einhüllt. Wenn das Fischmehl geschmolzen ist, lockt der Fischgeruch den Aasfresser Fuchs an, der die Kapsel (hoffentlich) schluckt und dann gegen das Tollwut-Virus Antikörper bildet.
    Köder müssen in großer Zahl in die Landschaft ausgebracht werden: etwa all 500 Meter eine. Die preiswerteste Methode, dies zu tun, ist offenbar das Ausstreuen per Hubschrauber entlang einer festgelegten Route.


Toter Fuchs
Toter Fuchs (Vulpes vulpes) in einem Graben · 30.05.2019, Hohes Venn (B)

Falls am linken Bildschirm-Rand keine Verweisleiste zu sehen ist, klicken Sie bitte auf , um den gesamten Frameset anzuzeigen.

Zur Säuger-Leitseite Nach oben kein weiteres Hundeportrait Marder