Stand: 2012

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Umwelt- und Verbraucherschutz: Antibiotika

Spätestens seit den 1990er Jahren ist die Öffentlichkeit für die Gefahren der Antibiotika-Behandlung sensibilisiert: Antibiotika-resistente Keime, Antibiotika als Wachstumbeschleuniger, "MRSA" in Krankenhäusern, nicht-therapierbare Infektionen etc. Das Problem ist bekannt – auch die Lösung?

Unter MRSA ('Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus', gleichbedeutend auch als ORSA bezeichnet) versteht man im engeren Sinne Staphylococcus aureus-Stämme, die gegen alle bisher marktverfügbaren ß-Lactam-Antibiotika (z. B. Penicillin) resistent sind. Sie sind allerdings in der Regel multiresistent, also widerstandsfähig meist auch gegen andere Antibiotikaklassen. MRSA besiedelt gesunde Wirte zunächst asymptomatisch, löst also keine Krankheitssymptome aus; besonders günstige Bedingungen oder ein schwaches Immunsystem aber fördern seine Ausbreitung und schwere Erkrankungen. Während in den skandinavischen Ländern der Anteil von MRSA unter den Staphylococcus-aureus-Stämmen gering ist und in den Niederlanden bei nur ca. 3% liegt, beträgt die MRSA-Rate im benachbarten Deutschland durchschnittlich (!) etwa 25% und in den südeuropäischen Ländern, den USA, Japan etc. sogar zwischen 30% und über 70%.

Anwendungsproblematik

Antibiotika sind, klug angewendet, ein Segen für die Menschheit und die Medizin: Aufgrund der Entdeckung des Penicillins durch den schottischen Bakteriologen Alexander Fleming 1928 konnten schwerste Krankheiten wie bakterielle Lungenentzündung, Scharlach, Syphilis oder Wundstarrkrampf besiegt und Millionen von Leben gerettet werden. Der große Erfolg der Antibiotika führte allerdings bald zu ihrem unkritischen, ausufernden Einsatz:

Problemlösung

In der Humanmedizin läßt bzw. ließe sich die "tickende Zeitbombe" resistenter Bakterien aufgrund unwirksamer Antibiotika prinzipiell entschärfen, nämlich durch:

  1. verantwortungsvolle Verschreibung antibiotischer Medikamente ausschließlich für bakteriell verursachte Erkrankungen;
  2. verschreibungsgemäße Einnahme der verschriebenen Antibiotika, was Patienten Selbstdisziplin abverlangt;
  3. Eingangsuntersuchungen in den Kliniken, wie in den Niederlanden üblich;
  4. ständige Überwachung bzw. Analyse der Abwässer vor allem im Umfeld von Kliniken.

In der Nutztierhaltung und Veterinärmedizin könnten Politiker einen weitgehenden Antibiotika-Verzicht eigentlich noch einfacher durchsetzen, da Tiere keine selbstbestimmten Akteure sind. Voraussetzung wäre "nur" die Entschlossenheit, diesen Verzicht gegen die Landwirtschaftslobby durchzusetzen und die menschliche Gesundheit zu schützen. Aber wollen Politiker das? Welche sind sie üblichen Vorwände, mit denen der aktuell ausufernde Antibiotika-Einsatz gerne "begründet" wird – und wie lassen sie sich widerlegen?

Politiker sollten den Mut aufbringen, der verlogenen Argumentation von Landwirten und ihren Lobbyisten entgegenzutreten und sich ausschließlich an zwei Kriterien orientieren: dem Tierwohl und der menschlichen Gesundheit. Gibt es nicht ein niederschmetterndes Bild einer Demokratie ab, wenn sich nicht einmal wirksame Maßnahmen gegen die "tickende Zeitbombe" der Antibiotika-Belastung durchsetzen lassen?


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