Stand: 2011

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Umweltschutz: E10 etc.: Bio-Kraftstoffe

Seit 2004 dürfen Mineralölkonzerne ihrem Diesel bis fünf Prozent Bio-Kraftstoff beimischen, und der ist sogar von der Mineralölsteuer befreit – für Konzerne Grund genug, in das lohnende Geschäft einzusteigen. Im Januar 2011 wurde der Kraftstoff "E10" eingeführt: Der Buchstabe E steht für 'Ethanol', die 10 für '10%' Bio-Ethanol, das ausschließlich aus Biomasse hergestellt wurde. Kann die Umwelt davon profitieren?

Viele Fahrer von Dieselfahrzeugen hatten gar nicht mitbekommen, daß bis 5% ihres Kraftstoffes 2004 aus Rapsöl hergestellt wurde. Motor dieser Entwicklung ist nicht nur die Bundesregierung: Auch die Europäische Union will den Anteil von Biokraftstoffen in den Autotanks in den folgenden Jahren kräftig erhöhen – um die Abhängigkeit von den Öl-exportierenden Ländern und nebenbei auch den Ausstoß von Kohlendioxyd zu verringern. Das klingt zunächst paradox: Auch Kraftstoff aus Rapsöl verbrennt u. a. zu Kohlendioxyd.

Der ökologische Vorteil von Bio-Diesel besteht darin, daß sein Verbrennen nur so viel Kohlendioxyd erzeugt, wie der Raps während seines Wachstum der Atmosphäre entzogen hat. So entsteht – potentiell – ein nachhaltiger Kreislauf, der die Klima-schädigenden Gase nicht vermehrt.

Das Potential des Bio-Kraftstoffs wird jedoch nöch längst nicht konsequent genutzt: Zwar produzierte Spitzenreiter Deutschland im Jahre 2003 ca. 700.000 Tonnen Bio-Diesel, doch wird dessen Siegeszug immer noch von Ängsten und technischen sowie Infrastruktur-Problemen ausgebremst:

Der geringe Anteil von Bio-Diesel am Kraftstoff der "Marken"-Tankstellen begründet keine Ängste und Zweifel an der Diesel-Qualität – aber auch keine großen Hoffnungen für das weltweite Klima: Klima-wirksam wäre nur ein kurzfristiger Umstieg auf puren Bio-Diesel, egal ob aus Raps oder aus Holzspänen, der als "Sun-Diesel" auf den Markt kommen soll. Ein allzu zaghaftes Umsteuern wird also die Erwärmung der Erdatmosphäre, das Verlangsamen und Abbrechen des Golfstroms und schließlich die nordeuropäische Eiszeit nicht verhindern.

Hinzu kommen noch wichtige Naturschutz-Aspekte: Riesige Rapsflächen bedeuten riesige Monokulturen, und diese erfordern enormen Dünger- und Pestizid-Einsatz und verschlechtern zugleich die Flächenbilanz für den Biotopschutz, der bekanntlich die wichtigste Voraussetzung für erfogreichen Artenschutz ist! Ohne drastische Energie-Einsparungen sind unsere natürlichen Lebensgrundlagen also nicht zu sichern.

Übrigens: Rapsöl wird, wie man hört, neuerdings auch dem Rinderfutter begemengt. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß die Kuhmilch dann einen höheren Anteil an linksdrehenden Fettsäuren aufweist, also gesundheitlich wertvoller wird ...

Stand: 2022

Mobilität 2022

Die Zurückhaltung gegenüber E10 hat sich auch im Frühjahr 2022 offenbar nicht geändert: Am 17.03.2022 – also nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine – berichtet der ADAC auf seiner Website unter der Überschrift "E10: Das beste Mittel gegen die hohen Spritpreise" über die Ergebnisse einer "Online-Umfrage von 11/2020 unter 1389 Personen, die Benzin tanken, aber meist kein E10. Mehrfachnennungen möglich." Die Motive bzw. (laut ADAC) "Vorurteile gegen das E10-Benzin" seien demnach:

Solche Aussagen und Empfehlungen werden von Umweltschützern kritisiert, lassen sie doch kein wirkliches Gespür für die Folgen der Flächennutzung erkennen: Im Inland wird Bio-Ethanol entweder auf Flächen produziert, die bisher der Nahrungsmittelerzeugung dienten, oder auf solchen, die für den Naturschutz stillgelegt werden sollten oder worden waren. Im ersten Fall führt die Verknappung der Nahrungsmittel zu ihrer Verteuerung und vermehrten Importen; im zweiten Fall verhindert sie die Förderung der Biodiversität – auch wenn angeblich nur rund zwei Prozent der heimischen Ackerfläche zur Bio-Ethanol-Erzeugung genutzt werden und auf dem Papier für die biologische Vielfalt wertvolle Flächen geschützt bleiben sollen.
    Weltweit sollen – etwa laut FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) – noch ausreichend Flächen zur Produktion von Biokraftstoffen verfügbar sein, ohne dadurch der Nahrungsmittelproduktion Flächen zu entziehen. Solche Behauptungen lassen allerdings vorsätzlich vier Gegenargumente außer acht:

  1. Wenn im globalen Handel Nahrungsmittel in Erwartung später höherer Gewinne als Spekulationswaren zurückgehalten oder gar als Kriegswaffe eingesetzt werden, tun die Staaten dieser Welt gut daran, die Nahrungsmittelproduktion im eigenen Lande zu erhöhen, also autark zu werden; die dafür bereits verwendeten landwirtschaftlichen Flächen werden sie wohl kaum für Biokraftstoffe mißbrauchen, und zumindest einige Staaten benötigen für die Versorgung der eigenen Bevölkerung mehr Flächen als zuvor.
  2. Schwache oder diktatorische Regierungen, die sich nicht dem Allgemeinwohl des eigenen Volkes verpflichtet fühlen, überlassen die Landnutzung allerdings oft Spekulanten: Investoren und Großgrundbesitzern, die nicht für die Ernährung der Bevölkerung wirtschaften, sondern immer jene Pflanzen anbauen lassen, die im globalen Handel den meisten Profit bringen.
  3. Landwirtschaftlich nutzbare Flächen sind zudem immer auch wertvolle Naturräume, deren Verbrauch und Vernichtung die biologische Vielfalt gefährdet und zerstört. Wer mitverfolgt, mit welcher Geschwindigkeit und Unbekümmertheit oder Gier bislang unberührte Naturräume (Primärwälder, Feuchtgebiete etc.) zerstört und menschlichem Profitstreben (Palmölplantagen, Edelholzgewinnung, Bergbau etc.) geopfert wurden und werden, kann dieses Werk der Vernichtung aus keinem ehrlichen, verantwortbaren Motiv fortführen wollen.
  4. Bereits seit Jahrzehnten verfolgen Wissenschaftler, Umweltschützer und manche Politiker ein Projekt, auf das sich die EU-Mitgliedsstaaten unter dem Eindruck der sich verschärfenden Klimakrise endgültig im Jahre 2022 geeinigt haben: Ab 2035 sollen Neuwagen emissionsfrei sein – und das Ende der Verbrennungsmotoren wird auch das Ende der fossilen wie auch der Biokraftstoffe sein! Wenn sich 20% des CO2-Ausstoßes Kohlendioxid in Deutschland auf den Straßenverkehr zurückführen lassen, ist die Förderung klimaschädlicher Kraftstoffe unverantwortlich.

Für die Antriebsmotoren künftiger Fahrzeuge kommen nur zwei Energiequellen in Frage: Strom für Elektromotoren und Wasserstoff entweder für Wasserstoff-Verbrennungsmotoren oder für Brennstoffzellen, welche chemische Reaktionsenergie in elektrische Energie wandeln und dann Elektromotoren betreiben. Beide Energiequellen lassen sich regenerativ gewinnen, nämlich mit Solarfarmen bzw. -panels, Windrädern, Wasserkraft etc.


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