Die Vogelfauna Europas genießt rechtlich besonderen Schutz, seit am 2. April 1979 die Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 79/409/EWG) in Kraft trat: der erste Rechtsakt der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im Naturschutz. Anläßlich des 30. Geburtstages der Vogelschutzrichtlinie beleuchtete die Ausgabe 2009 von Vögel in Deutschland , welche der Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V. alljährlich herausgibt, den Status unserer Vogelarten. Die ersten drei Absätze der Bilanz lassen nicht Gutes erahnen:
Rote-Liste-Kategorie | Artenzahl | Prozent | |
---|---|---|---|
– | 260 | 100% | |
0 | ausgestorben oder verschollen | 16 | 6% |
1 | vom Aussterben bedroht | 30 | 12% |
2 | stark gefährdet | 24 | 9% |
3 | gefährdet | 14 | 5% |
R | extrem selten | 26 | 10% |
V | Vorwarnliste | 21 | 8% |
* | ungefährdet | 129 | 50% |
Besonders deutlich wird der Rückgang der Vögel in der industriellen Landwirtschaft – also dort, wo auch die gravierendsten Einbußen in den Insekten-Populationen festzustellen sind. Beides hängt natürlich zusammen: Viele Vogelarten sind ebenso wie viele Insektenarten auf reich strukturierte, kleinräumige, biozidfreie Landschaften angewiesen, die schonend bewirtschaftet, also nicht in Ackerland umgebrochen werden, um etwa für den lukrativen Anbau von Energiepflanzen (Mais) genutzt zu werden; und Insekten sind bekanntlich die Nahrungsquellen vieler Vogelarten. Opfer des Negativtrends sind vor allem Kiebitz und Uferschnepfe (zwei Bewohner von Feuchtwiesen) sowie Rotmilan, Feldlerche und Braunkehlchen. Vögel in Deutschland stellt dazu 2009 fest:
Auch weitere Biotope zeigen teilweise verschlechterte Lebensbedingungen: zunächst die Siedlungen, dann die Binnengewässer sowie Küsten und Meere, die Wälder, Alpen und weitere Gebirge: kaum eine Region bleibt vom schädlichen Einfluß des Menschen verschont. Weiter verschärft wird die Situation durch vorsätzliche Verfolgungen: Jäger schießen einfach aus Spaß auf Vögel (besonders Greifvögel) oder unter einem Vorwand, sich selbst oder Bauern vor Schäden zu bewahren, Angler verfolgen ihre gefiederten Konkurrenten (Kormorane, Reiher), "Vogelliebhaber" fangen Singvögel, um sie in Käfigen zu halten. Schließlich sind viele Vogelarten Zugvögel, die auf intakte Vermehrungs-, Mauser- und Überwinterungsgebiete sowie Rastplätze auf ihren Zugrouten angewiesen sind und folglich zusätzlich in weiteren Ländern gefährdet sind, wo der Vogelschutz oft weniger ernst genommen wird: Erschreckende Berichte und Fotos präsentiert fortlaufend das Komitee gegen den Vogelmord.
Trotz der zu beklagenden Verluste unter Arten und Populationen gibt es mittlerweile nicht wenige "Neubürger", die durch den Menschen in die Natur gelangt sind und sich teilweise schon erfolgreich fortpflanzen. Die Vögel in Deutschland stellt dazu fest: "Insgesamt wurden in Deutschland bisher mindestens 350 gebietsfremde Vogelarten im Freiland nachgewiesen. Fast zwei Drittel davon gehören nur vier Gruppen an, den Entenartigen mit 86 Arten (25 %), den Hühnervögeln mit 20 Arten (6 %), den Papageien mit 42 Arten (12 %) und wenigen Singvogelfamilien (v. a. Tangaren, Prachtfinken) mit 75 Arten (21 %)."
Weltweit ist die Situation der Vögel nicht weniger prekär: Dank ihrer Flug- und Anpassungsfähigkeit konnten sie alle Klimazonen der Erde besiedeln und erfolgreich behaupten. Verletzlich sind endemische Insel-Arten im Anthropozän (dem Zeitalter des Menschen) vor allem dann, wenn sie nur kleine Populationen aufweisen oder/und aufgrund mangelnden "Feinddrucks" ihre Flugfähigkeit verloren haben: Biotopzerstörungen durch den Menschen oder durch Naturkatastrophen können eine Art mit sehr begrenzter Verbreitung schnell so sehr dezimieren, daß sie sich ohne Hilfe nicht mehr erholen kann, und vor allem flugunfähige Arten sind den "treuesten Begleitern" des Menschen, den Ratten also und auch Hauskatzen und Füchsen, hilflos ausgeliefert.
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