Die Austernfischer (Haematopodidae) sind eine monotypische Familie der Limikolen-Ordnung Charadriiformes ("Regenpfeiferartige"). Die einzige Gattung Haematopus umfaßt 12 weltweit an Küsten verbreitete Arten, darunter den an Deutschlands Küsten wohlbekannten Eurasischen Austernfischer (Haematopus ostralegus). Eine weitere Art, der Kanaren-Austernfischer (Haematopus meadewaldoi), starb Mitte des 20. Jahrhunderts als Folge menschlicher Aktivitäten aus. Gemeinsame Merkmale der Austernfischer sind der (im Vergleich mit Möwen) lange rote oder orange Schnabel, die rosafarbenen, im Prachtkleid roten Beine – sie waren Anlaß für den wissenschaftlichen Gattungs- und Familiennamen – und der mittelgroße gedrungene Körper; das ansonsten farblose Gefieder allerdings zeigt nur bei der Hälfte der Arten das an deutschen Küsten vertraute Schwarz-Weiß, die meisten Arten der Südhalbkugel haben ein schwarzes Gefieder.
Der typische Lebensraum der Austernfischer ist die Meeresküste: Sandstrände ebenso wie felsige Küsten. "Unser" eurasischer Austernfischer dringt aber auch ins Binnenland vor, sofern er dort genügend Nahrung vorfindet. Seine nördlichen Populationen weichen in harten Wintern an südlichere Küsten aus, ansonsten sind Haematopus-Arten zwar Teilzieher, aber sehr standorttreu, kehren also jedes Jahr zu denselben Brutplätzen zurück. Die Nahrung umfaßt alles, was Küsten an Kleintieren zu bieten haben: Weichtiere (Muscheln und Schnecken) und Ringelwürmer, außerdem Krebstiere (Crustacea > Malacostraca) und Seesterne; im Binnenland kommen Regenwürmer und Insektenlarven hinzu. Austern allerdings gehören nicht ins Beutespektrum. An die unterschiedlichen Beutetiere ihrer Nahrungshabitate haben sich die Austernfischer durch modifizierte Schnabelformen angepaßt.
Austernfischer leben grundsätzlich in Monogamie, nur die uns vertraute eurasische Art zeigt gelegentlich Bigynie: Ein Männchen geht eine Verbindung mit zwei Weibchen ein. Eine Jahresbrut ist üblich, ein Nachgelege möglich. Das Nest ist schlicht eine mehrerer Mulden im Boden, die das Männchen auskratzt und dann dem Weibchen zur Auswahl offeriert. Die Gelegegröße übersteigt selten vier Eier, am ehesten bei Austernfischern der Nordhalbkugel. Die Jungvögel verlassen zwar wenige Stunden nach dem Schlüfen bereits das Nest, können aber – anders als z. B. Hühnervögel ‐ anfangs nicht in Begleitung der Altvögel Nahrung finden: Diese halten ihrem Nachwuchs die Beute zunächst vor den Schnabel und lassen sie später vor ihm fallen. Eine selbständige Nahrunmgsaufnahme ist bei Haematopus ostralegus erst nach sechs Wochen und erste Flugversuche erst nach einem Monat zu beobachten.
Austerfischer (Haematopus ostralegus) · Amrum, 04.07.2022 |
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