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Starenvögel ·  Star


(Eurasischer) Star – Sturnus vulgaris

Singender Star Kurzportrait
Merkmale: Sturnus vulgaris Linnaeus 1758 – Star
Systematik: Ordnung: Passeriformes (Sperlingsvögel) > Unterordnung: Passeri (Singvögel) > Familie: Sturnidae (Stare) > Gattung: Sturnus (Stare) > Art: (Gemeiner / Eurasischer Star) > Unterarten: Sturnus v. vulgaris (Nominatform, Mitteleuropa bis Pakistan); isolierte Populationen: Sturnus v. faroensis Feilden 1872 auf den Färöer-Inseln & Sturnus v. zetlandicus Hartert 1918 auf den Shetlandinseln & äußeren Hebriden; weitere ca. neun Unterarten, etwa Sturnus v. caucasicus Lorenz 1887 von der Wolga über Nordkaukasus bis Iran.
Merkmale: 19–22 cm), ca. 80 g: Schnabel lang & schwärzlich, zur Brutzeit gelblich, Iris dunkelbraun, Kopf schwarz, grünlich metallisch glänzend (Jungvögel: Kopf & Hals braun); Rumpf wie Kopf, Federn mit hellen Spitzen, wodurch der Körper im Schlichtkleid hell gepunktet erscheint (im Prachtkleid ungepunktet); Schwung- & Steuerfedern schwarzbraun, bräunlich gesäumt; Schwanz kürzer als bei der Amsel; Beine rotbraun. Geringer Geschlechtsdimorphismus: W etwas weniger metallisch glänzend, Unterschnabelbasis weißlich.
Verbreitung: Mitteleuropa & Südskandinavien über Kaukasus & Türkei bis Pakistan, eingeführt in Nordamerika, einigen Regionen Mittel- & Südamerikas, Südafrika, Südostaustralien & Neuseeland.
Lebensraum: alle Biotope außer riesigen geschlossenen Wäldern, großen strukturlosen Monokulturen & in Gebirgen.
Nahrung: bis zum Sommer Arthropoden, auch Regenwürmer & Schnecken, dann Obst aller Art, etwa Kirschen & Äpfel.
Lebensweise: ganzjährig sozial in kleinen bis sehr großen Schwärmen, am Brutplatz hingegen territorial. Selbständige Jungvögel bilden zwecks Feindvermeidung riesige Aggregationen von vielen tausend Individuen in nahrungsreichen Gebieten und an Schlafplätzen. Nahrungssuche oft am Boden, dort schreitende (nicht hüpfende) Fortbewegung. Weidetiere werden als Sitzwarten genutzt.
Fortpflanzung: als Höhlenbrüter in verschiedenen Hohlräumen, oft Baumhöhlen, daher auch Nistkästen (Fluglochweite: Ø 45 mm); Nest eher "unordentlich" aus Blättern, Halmen, Federn, Wolle etc. Das M beginnt mit grobem Material, das W fährt mit feinem fort, wenn es den Rohbau akzeptiert. Gelege aus 4–8 einfarbigen hellgrünen bis hellblauen Eiern im April; Brutdauer 11–13 Tage, Nestlingsdauer 17–21 Tage, praktisch alle Jungstare sind durch Synchronisation Anfang Juni flügge, Jungvögel aus Zweitbruten bis Ende Juli.
Beutegreifer: Wanderfalke, Baumfalke, Habicht, Sperber; am Nest: Spechte, Baummarder, Katzen.

Die Populationen des Eurasische Stars hatten im 19. Jahrhundert stark zugenommen und sich nach Westen wie auch Nordosten ausgedehnt, was sich mit der Zunahme des Ackerbaus und der daraus resultierenden großen Nahrungsmenge leicht erklären läßt. Ein Jahrhundert später begründeten die Abnahme von Weideflächen und die Pestizide der intensivierten Landwirtschaft den gegenläufigen Trend. In Nordamerika und weiteren Ländern, in denen der Mensch ihn eingebürgert hat, erweist sich Sturnus vulgaris hingegen als invasiv mit negativen Auswirkungen auf die dortige heimische Vogelwelt und die Landwirtschaft. Versuche allerdings, den Star in Plantagen durch Gift zu bekämpfen, haben weder den Rückgang seiner Populationen im Nachkriegseuropa verschuldet noch seine riesigen Schwärme etwa in Amerika entscheidend geschwächt.
    Das Schwarmverhalten des Stars ist ein "atemberaubendes Schauspiel", dessen Realität man eigentlich erst glauben mag, wenn man es selbst miterlebt hat: Aus Zehntausenden von Vögeln bestehende dunkle Wolken bilden dank perfekter Synchronisation immer neue, unerwartete Flugformationen, ohne daß die Vögel dabei einander berühren. Heutige technisch aufwendige Tierdokumentationen lassen allerdings auch den interessierten Fernsehzuschauer an den Schwarmflügen dieser Flugkünstler teilhaben. Nicht künstlerischer Ehrgeiz oder reine Lebensfreude ist allerdings das eigentliche Motiv der spektakulären Flugmanöver, sondern Sicherheit durch Feindvermeidung: So attraktiv eine so riesige Menge Beute einem Greifvogel bzw. Falken erscheinen mag, so schwierig ist es für ihn, einen einzelnen Beutevogel anzuvisieren und zu ergreifen. Wenn sich ein Schwarm plötzlich ruckartig zusammenzieht, erneut ausdehnt oder eine Welle formt, kann einem Greifvogel sogar der Luftraum so eng werden, daß er abstürzt und aufgeben muß.

Der Star hat auch eine Geschichte als Haus- und Nahrungstier: Noch im 20. Jahrhundert wurde er Star vereinzelt als Heimtier teils im Käfig, teils frei in der Wohnung gehalten und wegen seiner Fähigkeit geschätzt, Melodien und Wörter nachzuahmen. Seine Zahmheit und Geselligkeit waren das Ergebnis der Handaufzucht junger Stare, die man aus dem Nest genommen hatte. Weniger Glück hatten jene Jungvögel des ersten Geleges, die wegen ihres zarten Fleisches aus dem Nest genommen wurden. Tatsächlich waren die ersten von Menschen gebauten Starenkästen keine Vogelschutzmaßnahmen, sondern leicht erreichbare Zuchtboxen zur Gewinnung tierischer Proteine. Den Verlust ihres Nachwuchses glichen die Altvögel durch ein Nachgelege aus.

Star
Star (Sturnus vulgaris) neben seinem Nest · Wuppertal, 30.4.2017

Stare   Stare
Stare (Sturnus vulgaris) : Betteln   Paris, Jardins du Trocadéro, 04.04.2015

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