Charadriidae · Kiebitz
Kurzportrait Artname: Vanellus vanellus (Linnaeus 1758) – Kiebitz Systematik: Ordnung: Charadriiformes Huxley 1867 (Regenpfeiferartige) > Familie: Charadriidae Bonaparte 1838 (Regenpfeifer) > Gattung: Vanellus Linnaeus 1758 (Kiebitz) > Art: Vanellus vanellus Linnaeus 1758 (Kiebitz). Merkmale: GL 28–31 cm (etwa Taubengröße) mit aus der Ferne schwarz-weißes Gefieder, schwarzem Schnabel, dunklelbauner Iris, breiten, im Flug auffallend runden Flügeln, rosafarbenen bis beigen Beinen und geringem Geschlechtsdimorphismus. M: schwarzer Oberkopf mit langer schwarzer Federholle, schwarzer waagerechter Unteraugenstrich, großer schwarzer Kinnfleck, der in ein schwarzes Brustschild übergeht; Oberseite dunkelgrün metallisch glänzend, Handschwingen & Schwanz-Endbinde dunkel, Unterschwanzdecken rostfarben, ansonsten weiß: Kopfseiten, Rumpf-Unterseite, innere Flügel-Unterseite, Schwanz. W: Federholle deutlich kürzer als beim M, kleiner, vom Brustschild getrennter Kinnfleck. Verbreitung: ganzjährig mit Schwerpunkt in Mitteleuropa, zerstreut auch in Nord- & Südeuropa bis Anatolien; Brutgebiete bis Ostasien. Lebensraum: offene Flächen an Küsten wie im Binnenland. Nahrung: im Boden & bodennah lebende Kleintiere: Insekten & deren Larven, Regenwürmer, Samen und Früchte von Wiesenpflanzen. Lebensweise: überwiegend tagaktive Nahrungssuche auf dem und im Boden; gesellig, Brut meist in Kolonien (bis 20 Paare), gemeinsame Verteidigung des Brutareals, an Rastplätzen gelegentlich Vergesellschaftung mit anderen Limikolen. Zugvogel, in manchen Teilen des Verbreitungsgebietes auch Strich- oder gar Standvogel. Fortpflanzung: Im Frühjahr Balz & Paarbildung, monogame Saisonehe, teilweise aber Bigynie; M bilden & verteidigen Territorien, wo sie mehrere Mulden kreisförmig ausscharren und mit Nistmaterial aus der direkten Umgebung auskleiden, von denen das W eine auswählt; Brutbeginn März, Legeabstand 1–2 Tag, Gelege (3–)4 beigebraune, schwarz gefleckte Eier, Brutdauer Ø27 (26–29) Tage, M & W brüten; die Jungvögel sind Nestflüchter, die nach einigen Tagen in ergiebigere Nahrungshabitate geführt werden; sie nehmen selbständig Nahrung auf, werden aber noch ca. 10 Tage gehudert (mangelnde Thermoregulation); flügge nach 35–40 Tagen, geschlechtsreif schon im 1. Lebensjahr, 1. Brut aber erst im Folgejahr, d. h. 3. Kalenderjahr. Bei Gelegeverlust bis zu 2 Nachgelege. |
Den Kiebitz kennen vor allem Urlauber, die ihn an Mitteleuropas Küsten auf und über Feldern, Weiden und Marschland gesehen haben und sich an die Balzflüge und das typische Flugbild erinnern: eine Silhouette mit breiten runden Flügeln und langsamen, "schaufelnden" oder "rudernden" Flügelschlag. Auch der schrille (subjektiv "klagende") Ruf der Kiebitze ist vielen in guter Erinnerung, hat er doch diesem Watvogel einst lautmalersich den deutschen und ebenso den niederländischen Namen (kievit oder kieviet) gegeben.
Allerdings sind die Lebensräume des Kiebitzes keineswegs auf Küsten beschränkt, seine Brutgebiete lagen ursprünglich in den Steppen Europas und Asiens. Im Binnenland besiedeln sie traditionell ebenso Feuchtwiesen, Gewässerränder, Heiden und Moore und landwirtschaftliche Flächen. Daß der Kiebitz vor allem auf unseren Äckern und Feldern kaum noch zu finden ist, kann niemanden verwundern, der die Produktionsweisen der "modernen", intensiven Landwirtschaft kennt: Als die einstige Herbst-Mahd auf den Sommer vorverlegt und zudem flächendeckend durchgeführt wurde, begann der Niedergang des hübschen Charaktervogels. Die ab Mitte Juni "dekorativ" auf den Feldern liegenden in weiße Folie eingewickelten Heulageballen (für Heulage und Silage) sind bereits vor der Blüte weithin sichtbare Zeugen des Problems der frühen Mahd, die Wiesenbewohnern der Deckung und Nahrung beraubt.
Um die wenigen überlebenden Kiebitze und anderen Wiesenvögel zu retten, werden vielerorts Nester lokalisiert, durch Leinen oder Zäune kenntlich gemacht und so durch Vereinbarungen mit den jeweiligen Landwirten vor dem Mähdrescher bewahrt. Der Erfolg einer solchen Maßnahme scheitert allerdings allzu oft an anderen Akteuren: Beutegreifern wie z. B. Füchse oder Krähen. Deren Jagderfolg ist aus einem bekannten Grund in der intensiven Landwirtschaft höher als unter natürlichen Verhältnissen: Schwarmvögel bilden Kolonien, die sich und ihren Nachwuchs durch ihre große Anzahl gegenseitig schützen, indem sie Beutegreifer gemeinsam attackieren und erfolgreich abwehren. Wenn jedoch in einem Gebiet nur wenige Brutpaare durch Nahrungs- und Brutplatzmangel übrigbleiben, sind diese isoliert und wehrlos, und ihre Gegenspieler haben leichtes Spiel ...
Fliegender Kiebitz (Vanellus vanellus) | Fliegender Kiebitz · Pilsum, 16.07.2024 |
Kiebitze (Vanellus vanellus), im Hintergrund Graugänse (Anser anser) · Münster, Rieselfelder, 24.08.2024 |
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