3. Fütterungsgeräte und -methoden

3.1 Futterhäuser · 3.2 Futterautomaten · 3.3 Fettfutter-Spender ·
3.4 Erhöhte Futterstellen · 3.5 Boden-Futterstellen

Ebenso wichtig wie das Futter selbst ist die Art und Weise der Fütterung. Man sollte also das Winterfutter nicht einfach irgendwo hinstreuen, wo es vielleicht zuschneit, feucht wird, verschmutzt oder nicht einmal von den Vögeln gesucht wird. Deshalb wurden schon vor langer Zeit spezielle Fütterungsgeräte erdacht, von denen das traditionelle »Giebel-Futterhaus« wohl das bekannteste, aber leider auch das am wenigsten sinnvolle ist.

3.1  Futterhäuser

Im Herbst führen Zoohandlungen, Baumärkte und Warenhäuser regelmäßig ein großes Sortiment an Futterhäuschen und Ständern. Die große Vielfalt, die dort zu bewundern ist, zielt aber nicht etwa auf die vielfältigen Ansprüche der verschiedenen Vogelarten, sondern nur auf die vermuteten unterschiedlichen Geschmäcker (und Geldbeutel) der Käufer! In nicht wenigen Gärten gehören mit Schiefer oder Ried gedeckte Futterhäuser der Luxusklasse zu den standesgemäßen Requisiten wie Springbrunnen und Pergola; die Fütterung wird hier zur Nebensache.

Ob nun Futterhäuschen komplett mit Ständer nur 50 DM kosten oder 10mal soviel, sie haben einen entscheidenen Nachteil: Das unter einem großen Dach gegen Regen und Schnee geschützte Futter verschmutzt immer mehr (Kot!) und zieht sogar Feuchtigkeit (nasses Gefieder!), ist aber im Halbdunkel des Häuschens schlecht sichtbar und kann aufgrund der seitlichen Abschlußleisten auch nicht herausgekehrt werden. Bald ist auch das Bodenbrett feucht und verkotet und eine regelrechte Brutstätte für Krankheitskeime. Herkömmliche Häuschen müssen also unbedingt mit einer abwaschbaren Folie oder einer Lage Papier betrieben werden, die täglich zu reinigen bzw. auszutauschen ist. Am ehesten ist dies noch bei den kleinen Fensterfutterhäuschen zu verantworten, die ja ständig unter Kontrolle sind [3,10].

Manche Futterhäuser sind zwar zusätzlich mit einem Automaten (Silo) ausgerüstet, der durch eine Dachklappe gefüllt wird, doch sind auch sie nur zu empfehlen, wenn die Vögel im Haus nicht auf und zwischen dem Futter herumlaufen können. Ein solches Haus ist das sogenannte »Kleine Hessische Futterhaus«, dessen vier Seitenwände verglast sind, so daß die Vögel von unten zum Futterspender anfliegen müssen; der Autor hat allerdings die Erfahrung gemacht, daß nicht alle Arten und Individuen dazu in der Lage sind.

Wer sich ein Vogelhaus selber bauen kann und will, sollte sich gleich für eines mit Schublade entscheiden, die man täglich unter heißem Wasser reinigt und sogar im Wechsel mit einer zweiten Schublade benutzen kann. Eine Bauanleitung findet sich am Ende dieser Rubrik. Vorbilder für Ständer gibt es im Handel oder in Nachbars Garten viele, sie bestehen meist aus 3 langen und mehreren kurzen zusammengenagelten oder -geschraubten Naturholzstangen mit begrenzter Lebensdauer. Ein einziger bearbeiteter, glatter runder oder eckiger Pfahl bzw. Pfosten hält jedoch länger und erschwert z.B. Katzen den Zugriff – besonders, wenn er lang genug ist und mit einer Manschette, Dornengestrüpp oder ähnlichem versehen wurde.

Vogelfutterhaus mit Schublade
Ein begehbares Vogelfutterhaus ist verantwortbar, wenn es leicht zu reinigen ist und oft gereinigt wird. Am besten geschieht dies mit einer "Schublade": einem Brett, das heiß abgewaschen wird.

3.2  Futterautomaten

Geeigneter Futterspender
 
Meise am Futterspender

Automaten eignen sich nur für Körnerfutter, da Weichfutter und Fett klumpen und dadurch die Engstelle des Trichters verstopfen. Da sie in der Regel aufgehängt oder erhöht aufgestellt werden, eignen sie sich auch nicht für Bodenvögel oder größere Vogelarten, sondern hauptsächlich für Meisen und einige andere klettergewandte Kleinvögel. Andererseits kann erwünscht sein, »Allerweltsarten« wie Tauben und Amseln vom Futter fernzuhalten, und die Verschmutzung des Futters und damit die Infektionsgefahr beschränkt sich auf den geringen Teil, den die Vögel beim Picken herauswerfen. (Es gibt allerdings auch schon Silos mit Auffangschale für Kot und Restfutter.)

Nicht zuletzt sind Automaten auch preiswerter und vor allem bequemer als Vogelhäuser, da das tägliche Säubern und Nachfüllen entfällt. Futterautomaten (bzw. -spender oder -silos) gibt es in einer großen Vielfalt von Formen, Größen und Materialien. Wichtig ist neben einer einwandfreien Funktion, daß das Futter nicht mit Regen oder Schnee in Berührung kommt; die Futterschale muß also großzügig überdacht sein, und die Einfüllöffnung muß absolut dicht schließen. Dementsprechend sind z. B. die Futterspender (siehe Abb. 1a) weniger geeignet.

Ein vielfältiges Sortiment preiswerter und bewährter Geräte bietet z. B. der »NABU« (ehemals »DBV«, siehe "Naturschutzvereine" unter Kontakte) an. Der billigste Spender, der mit Inhalt (!) nur ca. 6 DM kostet, ist als Foto abgebildet; hier würde man sich nur noch eine Dachscheibe gegen Regen und Schnee wünschen. Mehrere dieser Silos eignen sich gut für das Verfüttern mehrerer Körnersorten. Viel größere und dementsprechend auch teurere Automaten bieten z.B. die Firmen »Schwegler« und »EMBA« (siehe "Bezugsquellen" unter Nisthilfen) an.
Wer gerne heimwerkt, kann sich einen Futterautomaten (siehe Bauanleitung 1) in beliebiger Größe auch selber bauen. Massivholz oder eine wasserfest verleimte Funierplatte ist hierfür besonders gut geeignet, da sich dann innen kein Kondenswasser niederschlägt; die schräge(n) Seite(n) des Trichters können allerdings aus herausnehmbaren (in Nuten geführten) Plexiglasplatten bestehen, die jederzeit die Menge des Futters anzeigen. Aber auch aus wasserdicht schließenden Behältern (Eimern mit Deckel) lassen sich Automaten herstellen. Futterspender aus Kunststoff-Rohren schließlich lassen sich gut in Vogelhäuser einbauen, doch darf das – möglichst kleine – Bodenbrett unter der Futterschale dann keine Abschlußleisten haben!

3.3  Fettfutter-Spender

Grobe Fettmischungen mit Sonnenblumenkernen und Hanf etc. lassen sich leicht zu Knödeln oder Würsten formen und in kleinen Netzen an Zweigen aufhängen. Zur Herstellung geeignet sind z. B. die Netze, in denen man Knoblauch oder Tomaten kauft; ein Faden durch die Maschen zieht das Netz an der gewünschten Stelle zusammen. Fertig zu kaufen gibt es Meisenknödel übrigens nicht nur im Einzelnetz, sondern auch im »Knödelspender« (Firma »EMBA«): Es handelt sich um einen Schlauch aus Plastikfolie, an dessen unterem Ende ein kleines Netz angeschweißt ist; während der unterste Knödel im Netz angefressen wird, rutschen die übrigen Knödel über ihm langsam nach.

Weiter Geräte für Fettfutter sind:

Freihängende Fettfutter-Behälter sind zwar katzensicher, werden aber meistens nicht von allen Vogelarten ohne weiteres angenommen. Das gilt nicht nur für unsere Buntspechte (Picoides spec.) und Baumläufer, sondern insbesondere für andere Weichfresserarten, die lieber am Boden fressen. Gerade die feineren Fettmischungen mit Weizenkleie etc. sollte man deshalb entweder in Gefäßen unmittelbar am Baum oder in großen, natürlich aussehenden Futterhölzern (dicke Aststücke mit Bohrungen) anbieten – oder direkt in die rissige Borke großer (abgestorbener) Bäume schmieren!

3.4  Erhöhte Futterstellen ohne Geräte

  1. Warme Talgmasse läßt sich, wie gesagt, auf die rissige Rinde, in Spalten und kleine Astlöcher alter oder abgestorbener Bäume schmieren, wo sie vom Buntspecht, Baumläufer und Kleiber aufgrund ihres natürlichen Verhaltens leicht angenommen wird. Dementsprechend braucht man unbearbeitete Talgstücke bloß an einem Ast festzubinden. Auch Meisen sowie weniger klettergewandte Arten (z. B. Rotkehlchen) wissen diese Darbietungsweise zu schätzen.
  2. Tote Tiere, Muskelfleisch und Innereien für Greifvögel und Rabenvögel sollte man an erhöhter Stelle, also auf einer Plattform oder Sitzkrücke, auf einem Baumstumpf, Ast oder Zaunpfahl befestigen, und zwar im Ganzen. Das Futter ist so für Säugetiere (u. a. Füchse) schlechter erreichbar, es wird nicht weggeschleppt, und die Vögel können nur kleine Stücke herausreißen, die im Magen schnell auftauen. Es ist übrigens für Privatpersonen verboten, sich tot aufgefundene jagdbare oder geschützte Wildtiere anzueignen.

3.5  Boden-Futterstellen

  1. Die meisten Weichfresser, aber auch einige Körnerfresser wie die Goldammer, der Buchfink und der verwandte Bergfink (Durchzügler bzw. Invasionsvogel) suchen ihre Nahrung vor allem am Boden. "Saubere", aufgeräumte und leergefegte Gärten, Parks und Felder bieten solchen Arten kaum noch Nahrung. Da nun aber Weichfutter- oder Gesamtfuttermischungen nicht ungeschützt oder unmittelbar auf den Boden gehören, benötigt man für solche Vogelarten ein Bodenhaus mit Unterlage.
  2. Geeignet ist schon eine alte große Holzkiste, die man einer Schmalseite beraubt und dann ohne Deckel auf eine ihrer Längsseiten legt. Die Vögel können so in zwei Richtungen abfliegen, und das Futter ist nach oben und unten vor Nässe geschützt. Gegen die Verschmutzung ist allerdings eine Lage Papier oder Sand und eventuell eine ganz flache Schale für das Futter ratsam.
  3. Da Bodenhäuser in der wärmeren Jahreszeit im Keller viel Platz beanspruchen, liegt die Idee nahe, sie zerlegbar zu konstruieren. Bei ungünstiger Witterung am vorgesehenen Standort sollte man auf jeden Fall zwei Seitenwände vorsehen, die sich mit einem Scharnier zusammenklappen lassen. Ein Bodenbrett mit zwei aufgenagelten Leisten darunter verhindert den Bodenkontakt des Futters. Das Bodenhaus des Autors besitzt allerdings nur eine Futterschale (Blumenuntersetzer), da es im Winter auf einem geschlossenen Schachtdeckel steht.
  4. Boden-Haus   Boden-Haus

  5. Für Entenvögel, Rallen und Hühnervögel eignen sich im Prinzip die gleichen Konstruktionen, allerdings mit einer größeren Grundfläche und Höhe. Für die scheuen Hühnervögel empfehlen sich eine Verkleidung mit allerlei Gestrüpp und ein Standort mit ausreichend Deckung in der Nähe.
  6. Fischfresser zu füttern ist sehr aufwendig: Für sie muß man kleine lebende Fische in einem großen Becken in der Erde oder in einem ins Wasser abgesenkten Korb anbieten und regelmäßig ergänzen.
  7. Wer Eulen füttern will, benötigt eine große mit Steinen, Stroh und Futter gefüllte und beheizte (!) Kiste oder Wanne, aus der die Mäuse nicht entweichen können; wurde die Futterstelle gut gewählt, werden sich die nächtlichen Jäger bald einfinden und von einem natürlichen oder künstlichen Ansitzt (einer Sitzkrücke) aus ihre Überlebensration holen.
  8. Fachleute [10], die das für solche Aktionen notwendige Wissen mitbringen, kennen auch einen Trick, wie man sich teure gezüchtete Mäuse sparen kann: Wenn sich die Eulen an ihren Futterplatz gewöhnt haben, überspannt man ihn mit einem dünnen Metallgeflecht (Volierengitter) und legt tote Hühnerküken darauf. Durch das Rascheln der Mäuse angelockt, werden die Eulen nun wahrscheinlich die für sie ungewohnten toten Futtertiere ergreifen. Auf diese Weise vermeidet man auch teure Verluste durch andere, unerwünschte Kostgänger, vor allem Katzen.
  9. Weniger umständlich und auch für Taggreife empfehlenswert ist es allerdings, in der Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben und Gehölzen und an Südhängen – also dort, wo man wilde Mäuse vermuten darf – schneefreie Stellen zu suchen oder zu schaffen, die man mit Stroh bedeckt und täglich mit etwas Körnerfutter als Köder beschickt. An solchen Stellen muß natürlich auch eine »Sitzkrücke« (ein Pfahl mit einer ca. 3 cm dicken Querstange) vorhanden sein; solch ein Ansitz kann an besonders mäusereichen Stellen schon ausreichen.

Zusammenfassend kann man sagen, daß die durch einen extrem harten Winter am meisten gefährdeten Arten entweder am Boden oder ohne spezielle Geräte an erhöhter Stelle zu füttern sind, was aber besondere Kenntnisse über ihr Vorkommen und Verhalten voraussetzt.

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