Schmetterlinge / Falter (Lepidoptera > Glossata)
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Die Namen der Schmetterlinge
Die Schmetterlinge (Lepidoptera) bilden unter den Insekten eine der artenreichsten und erfolgreichsten Gruppen bzw. taxonomischen Ordnungen: Wie die Zweiflügler (Diptera) kommen sie auf ca. 160.000 Arten und werden darin nur von den Käfern (Coleoptera) übertroffen. Mit der großen Artenzahl einher geht eine große Vielfalt der Formen, Farben und Größen der Falter wie der Raupen, was einerseits dem Laien die Zuordnung zu einer der Familien oder gar zur Ordnung der Schmetterlinge erschwert, andererseits etliche Gruppenbezeichnungen hervorgebracht hat wie Bläuling, Motte, Schwärmer, Spanner, Zünsler etc. Die Vielzahl volkstümlicher, aber auch fachsprachlicher Bezeichnungen erfordert daher vorweg einige Begriffsklärungen:
- Lepidoptera ist die wissenschaftliche und somit weltweit geläufige Bezeichnung, gebildet 1758 vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné (latinisiert: Linnaeus) aus zwei altgriechischen Wörtern: lepis = 'Schuppe' und pteron = 'Feder, Flügel'). Die Ordnungsbezeichnung verweist auf ein Merkmal der Schmetterlinge: die Schuppen auf ihren Flügeln.
- Schmetterling geht auf das ostmitteldeutsche Wort Schmetten ('Schmand', 'Rahm') zurück. Die volkstümliche deutsche Bezeichnung ist uneindeutig: Während sie in Konversationslexika als deutsche Entsprechung von Lepidoptera aufgeführt ist, verstehen Laien unter Schmetterling oft nur die großen, hübschen Tagfalter (die geflügelten Imagines).
- Nachtfalter ist der volkstümliche, aber taxonomisch inexistente Gegenbegriff zu Tagfalter: Nachts fliegende Falter bilden keine Verwandtschaftsgruppe im System der Schmetterlinge.
- Falter bezieht sich offenkundig auf die in Ruhestellung gefalteten Flügel der Schmetterlinge. Das Wort wird oft – meist in Komposita wie Schillerfalter – als Synonym für Schmetterling verwendet, bezeichnet aber eigentlich nur die Imago, also das aus einer Puppe geschlüpfte geflügelte Geschlechtstier.
- Großschmetterlinge bzw. Kleinschmetterlinge sind keine gültigen taxonomischen Begriffe: Diese Bezeichnungen stammen aus einer Zeit, als man nur sehr vage Vorstellungen vom System der Lepidoptera hatte. Kurzum: "Großschmetterlinge" können auch klein und Kleinschmetterlinge groß sein.
- Schwärmer sind die ca. 1.200 Arten der Sphingidae. Zu dieser Familie kompakt gebauter Schmetterlinge gehört u. a. das Taubenschwänzchen.
- Spanner ist die deutsche Bezeichnung der Geometridae, mit ca. 23.000 Arten einer der größten Schmetterlingsfamilien.
- Spinner kann sich auf etliche Familien beziehen, etwa die Bombycidae, Endromidae, Lasiocampidae, Lemoniidae, Notodontidae, Saturniidae etc.
- Zünsler meint die Famile Pyralidae oder Crambidae. Zur ersten zählen die Wachsmotten (Unterfamilie Galleriinae), zur zweiten der bekannte Buchbaumzünsler (Cydalima perspectalis).
- Motte ist eine volkstümliche Sammelbezeichnung für sehr kleine, meist unauffällige Schmetterlinge, von denen etliche Arten an menschlicher Kleidung und Nahrung Schaden anrichten.
- Moth ist das englische Wort für 'Nachtfalter', nicht für 'Motte'. Da es aber etymologisch mit Motte verwandt ist, wird es oft mißverstanden.
- Butterfly, die bekannte englische Bezeichnung der Schmetterlinge, geht vielleicht auf den Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) zurück: Angeblich wurde dieser von frühen Naturforschern aufgrund seiner gelblichen Färbung als "butter-coloured fly" bezeichnet, was dann zu "butterfly" wurde.
- Vlinder ist die geläufige niederländische Bezeichnung für 'Schmetterling', vermutlich abgeleitet vom Neuhochdeutschen flindern oder flämischen vlinderen für 'wegflattern'.
- Kapel, eine alte niederländische Bezeichnung für 'Schmetterling', geht vermutlich auf eine Reliquie, nämlich ein Stück des Mantels des Heiligen Martin zurück. Verweise auf diesen Mantel finden sich in Schmetterlingsnamen wie Kaisermantel (Argynnis paphia) und Trauermantel (Nymphalis antiopa).
- Papillon schließlich ist das französische Wort für 'Schmetterling'. Es leitet sich vom lateinischen papilio ab, das in der entomologischen Nomenklatur allerdings nur die Gattung Papilio bezeichnet, zu der unser Schwalbenschwanz (Papilio machaon) gehört.
Was sind Schmetterlinge?
Die biologische Wissenschaft nennt sie Lepidoptera (siehe oben), die Niederländer neben vlinders und kapellen auch schubvleugeligen, also 'Schuppenflügler', aber es gibt weitere Unterschiede zu den übrigen Insekten-Ordnungen, etwa den Köcherfliegen (Trichoptera), Zweiflüglern (Diptera), Hautflüglern (Hymenoptera), Käfern (Coleoptera) etc.:
- Das allen Schmetterlingen gemeinsame primäre Erkennungsmerkmal sind die Schuppen, die ihre (in der Regel flächigen) Flügel bedecken. Es sind umgebildete Härchen, die sich dachziegelartig überlappen und sich leicht von den Flügeln lösen und als "Pulver" an den Fingern haften, wenn man einen Falter unvorsichtig an seinen Flügeln ergreift. Die Schuppen sind entscheidend am Erscheinungsbild eines Schmetterlings, seinem Habitus, beteiligt: Die Anordnung der Schuppen bewirkt die Flügelzeichnung und ihre Farben die arttypische Färbung.
- Das zweite ordnungstypische Merkmal der Lepidoptera ist ihr auffällig langer Rüssel: Statt der Mundwerkzeuge der übrigen Insekten besitzen alle "modernen" Schmetterlinge (die Arten der Unterordnung Glossata) ein aus der paarigen Galea der Maxillen ('Unterkiefer') gebildetes langes und einrollbares Saugrohr, mit dem sie Wasser, Nektar und in Flüssigkeit gelöste Mineralien aufnehmen. Nur die Urmotten (Micropterigidare) und Trugmotten (Eriocraniidae) besitzen noch die beißend-kauenden Mandibeln der Vorfahren aller Schmetterlinge.
- An der Innenseite der Schienen des ersten Beinpaares (den beiden vorderen Tibien) besitzen Schmetterlinge eine Epiphyse: einen "Putzsporn". Der Falter reinigt seine Fühler, indem er sie durch die beborstete Engstelle zwischen Tibia und Epiphyse zieht.
- Das folgende Schema gibt einen groben Überblick über die Stellung der Lepidoptera im System der Insekten:
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Endopterygota / Holometabola
Geflügelte Insekten mit vollständiger Metamorphose |
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Neuropterida Netzflüglerartige |
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Hymenoptera Hautflügler |
Coleopteroida Käfer & Fächerflügler |
Mecopteroida bzw. Panorpida |
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Antliophora |
Amphiesmenoptera |
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Trichoptera Köcherfliegen |
Lepidoptera Schmetterlinge |
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Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae) an Lythrum salicaria · Orsoy, 13.07.2006 |
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Grünader- bzw. Rapsweißlinge (Pieris napi) auf einer Salz- bzw. Mineralienlecke · Haan, 29.06.2018 |
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