Die Weichtiere bzw. Mollusken (Mollusca) sind ein sehr arten- und formenreicher Tierstamm (Phylum). Neben einigen ausgestorbenen Klassen, die uns nur fossil bekannt sind, werden acht rezente Klassen zu den Weichtieren gezählt: Drei Klassen besitze nicht die typische Molluskenschale werden im Unterstamm der "Stachelweichtiere" (Aculifera) zusammengefaßt; die anderen fünf Klassen gehören zum Unterstamm der "Schalenweichtiere" (Conchifera = 'Schalenträger') und haben sich offenbar aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt:
Durch ihre gut fossilierungsfähigen Schalen bzw. Außenskelette aus Kalziumkarbonat sind uns Mollusken in großer Zahl aus vielen und auch sehr alten Erdschichten bekannt: Die ältesten Funde sind ca. eine halbe Milliarde Jahre alt, Süßwasser- und terrestrische Lungenschnecken mindestens 150 Millionen Jahre, lebten also im Jura zusammen mit vielen uns bekannten Saurierarten. Heute besiedeln Weichtiere mit Ausnahme der Polarregionen und Hochgebirge alle Lebensräume der Erde, die meisten Arten leben allerdings im Meer, etliche Arten aber auch im Süßwasser (etwa einige Muschelarten) und auf dem Festland. Landbewohnende Arten gibt es in der größten Gruppe der Weichtiere, den Schnecken: ca. 25.000 Arten.
Der Körper eines Weichtiers ist symmetrisch (bilateral) aufgebaut und besteht aus vier Hauptteilen:
Der Kopf eines typischen Weichtiers besitzt ein im Tierreich einzigartiges Organ: die Radula ('Raspel'), die vorgestülpt wird und wie ein gezacktes Förderband Nahrung abraspelt, zerkleinert und in den Schlund zieht. Karnivore Arten halten mit ihrer Radula Beutetiere auch zum greifen und festhalten. Die meisten Weichtiergruppen kommen mit einfachen Lichtsinneszellen aus, allerdings haben Kopffüßer (Cephalopoda, also Kalmare, Sepien, Kraken etc.), Schnecken und einige Muscheln echte Augen entwickelt.
Der Fuß ist bei den meisten Mollusken ein Kriech-, Grab- und/oder Haftorgan. Kopf und Fuß bilden zusammen eine funktionale Einheit, die der Fortbewegung, Nahrungsaufnahme und Informationsverarbeitung dient und daher Cephalopodium ('Kopffuß') genannt wird.
Der Mantel (Pallium) bedeckt den Eingeweidesack. Zu dessen Schutz sondert die äußere Zellschicht, das Mantelepithel, bei vielen Arten Calciumcarbonat ab und baut damit ein "Außenskelett" auf. Dieses kann aus zahlreichen kleinen Kalknadeln (Spicula) (der ursprünglichen Skelettform) bestehen, einen flächigen Panzer bilden oder ein (spiralig gewundenes) Gehäuse, in das sich das Weichtier zurückziehen kann. Gehäuse werden wie flächige Panzer als "Schale" bezeichnet.
Der Mantel bildet eine Einstülpung, die Mantelhöhle, deren Epithel (Mantelepithel) der Atmung (Sauerstoff-Aufnahme, Kohlendioxid-Abgabe) dient und deren Ctenidien ("Kammorgane") zusammen mit Cilien (Wimpern) einen Wasserstrom erzeugen, der die Ausscheidungen von Darm und Nieren ausspült. Bei vielen großen Weichtierarten haben die Ctenidien auch noch die ursprüngliche Kiemenfunktion. Mantel und Eingeweidesack gewährleisten zusammen elementare Lebensfunktionen (Atmung, Verdauung) und werden deshalb zusammenfassend als Visceropallium bezeichnet.
Wie die meisten Wirbeltiere sind auch alle Kopffüßer, die meisten Muscheln und viele Schnecken getrenntgeschlechtlich: Individuen sind entweder Weibchen oder Männchen. In vielen Gruppen gibt es jedoch hermaphrodite (zwittrige) Arten, vor allem unter den Lungenschnecken ist Hermaphroditismus (Zwittrigkeit) die Regel. Die ursprüngliche Form der Befruchtung ist wie bei Fischen und vielen Lurchen die Abgabe von Eiern und Spermien ins freie Wasser; viele apomorphe (höher entwickelte, "abgeleitete") Gruppen haben aber eine innere Befruchtung entwickelt, insbesondere die terrestrischen Schnecken.
Miesmuscheln (Mytilus edulis) ↑ Cadzand, 26.07.2018 · Scheidenmuschel (Ensis spec.) ↓ Lisse 12.06.2011 |
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