Fast alle Gruppen bzw. Klassen der Mollusken leben dort, wo sie einst entstanden: im Wasser, überwiegend im Meer. In ihrer mit Abstand größten Gruppe bzw. Klasse, den Schnecken mit grob geschätzt 100.000 Arten, gibt es allerdings auch ca. 25.000 landbewohnende Arten. In Deutschland sind 250–260 Arten von Landlungenschnecken bekannt. Die aus Kalk bzw. Kalziumkarbonat – evolutionär aus den Kalkstacheln und -platten der frühen Weichtiere – gebildeten Gehäuse der Schnecken sind bei allen Schalenweichtieren (Conchifera) zu finden, bei den Schnecken jedoch stets spiralig gewunden – wenn sie erhalten sind: Die sogenannten "Nacktschnecken" unter ihnen haben sie nämlich weitgehend zurückgebildet.
Auszug aus der Klassifikation der Schnecken nach Ponder, W. F. & D. R. Lindberg: (1997): "Towards a phylogeny of gastropod molluscs: an analysis using morphological characters" in: Zoological Journal of the Linnean Society 119, p. 83–265.
Die muskulöse flache Sohle bzw. der "Fuß" auf der gesamten Unterseite einer Schnecke ermöglicht ihr eine zwar langsame, aber stete Fortbewegung. Am Vorderende des Fußes befindet sich der Kopf, dessen Drüsen einen Schleim absondern: Dieser bildet einen Schleimteppich, auf dem die Schnecke reibungsarm kriecht und sogar an glatten Wänden emporsteigen kann. Da der Schleim als Schleimspur zurückbleibt, ist die Fortbewegung der Landschnecken material- und folglich auch energieaufwendig.
So nachteilig der Schneckenfuß erscheint, so beweglich ist er auch, Landschnecken nutzen ihn zum Graben oder zum Formen von Eipaketen, manche Wasserschnecken schwimmen mit ihm, andere – etwa die "Schlammschnecken" (Lymnaeidae) – kriechen damit an der Unterseite der Wasseroberfläche, oder sie saugen sich mit ihm wie sessile Lebewesen an Felsen fest und überdauern so die Ebbe, ohne auszutrocknen. (Sie werden deshalb passend als "Napfschnecken" bezeichnet.)
Die Augen der Weinbergschnecke sind als je ein schwarzer Punkt auf den oberen Fühlern erkennbar |
Die Fühler dienen der Orientierung: Während die im Süßwasser lebenden Wasserlungenschnecken nur ein Paar Fühler besitzen, sind es bei den Landlungenschnecken (Stylommatophora = 'Stielaugenträger') vier. Das größere Fühlerpaar weist jeweils ein Auge auf, das bei unserer größten Schnecke, der Weinbergschnecke, gut zu erkennen ist.
Unter den Schnecken gibt es Arten, die sich überwiegend von Pflanzen oder von Aas ernähren, und sogar veritable Raubschnecken. Das Organ der Nahrungsaufnahme ist jeweils eine mit Zähnchen besetzte Raspelzunge, die Radula. Diese hat sich nur innerhalb der Weichtiere entwickelt, aber wie die unterschiedlichen Gebisse anderer Tiergruppen an den jeweiligen Nahrungstyp angepaßt: Pflanzenfressende (herbivore) Schnecken besitzen viele gleichförmige Raspelzähnchen, räuberische (karnivore) Arten eher weniger, aber lange, dolchartige, mit denen sie die Beute (ähnlich einer Raubkatze) festhalten, um dann Fleischstücke herauszureißen. Die meeresbewohnenden, räuberischen Kegelschnecken (Conidae) besitzen auf der Radula nur wenige lange Zähne, mit denen sie der Beute ein Gift injizieren und sie so lähmen.
Alle erwähnten Landlungenschnecken (Stylommatophora) sind Zwitter bzw. Hermaphroditen: Ihre männlichen und weiblichen Geschlechts- und Hilfsorgane liegen in einem gemeinsamen Genitalapparat. Beim Liebesspiel etwa der Weinbergschnecken betasten sich die Partner zunächst mit den Fühlern und kriechen dann mit den Fußsohlen aneinander hoch. Während der Paarung stoßen manche Arten in den Fuß des Geschlechtspartners einen "Liebespfeil" (Gypsobelum), der ein hormonhaltiges Sekret überträgt, das offenbar die Menge der aktiven Spermien günstig beeinflußt. Während bei anderen zwittrigen Schneckenarten einer der beiden Partner die männliche und der andere die weibliche Rolle übernimmt, erfolgt die Begattung bei Weinbergschnecken gleichzeitig und wechselseitig. Dabei bleiben die Partner verbunden und tauschen ein Samenpaket, die sogenannte Spermatophore, aus. Deren Samenzellen werden in einer "Befruchtungstasche" gespeichert, um später Eizellen zu befruchten, welche die Gonade im zeitlichen Abstand zur Begattung produziert. Auf dem Weg durch den Eisamenleiter zum Genitalausgang entwickeln sich die so befruchteten Eizellen zu Eiern, die im Falle der Weinbergschnecke sogar eine Eierschale besitzen und in einer selbstgegrabenen Erdhöhle abgelegt werden.
Die meisten Landlungenschnecken sind aufgrund ihrer langsamen Fortbewegung sehr ortsgebunden. Aufgrund ihrer geringen Mobilität sind sie den abiotischen (Klima, Witterung, Boden) wie biotischen Faktoren (Vegetation, Gegenspieler) ihres jeweiligen Habitats in besonderem Maße ausgesetzt:
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