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Biologie-Glossar: allgemein
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Einige der hier erklärten Fachausdrücke finden sich auch auf anderen Glossar-Seiten.

A
abiotisch
′unbelebt′: Abiotische Umweltfaktoren sind die Boden-, Wasser-, Luft- und klimatischen Verhältnisse eines Ökosystems, die dessen Organismen beeinflussen; Gegenteil: biotisch (B).
 
Abundanz
vom latein. abundantia = 'Überfluß': in der Ökologie die Populationsdichte, also Anzahl der Individuen einer Art in ihrem Habitat.
 
adult
erwachsen, geschlechtsreif (H: lat.)
 
adventiv
′hinzugekommen′: Adventive Tier- oder Pflanzenarten wurden meist eingeschleppt.
 
Adaptation
Anpassung. (H: lat.)
 
Aculeata
Stechimmen: die Hautflügler (Hymenoptera) mit Wespentaille, deren Weibchen einen Giftstachel haben.
 
Agamogonie
ungeschlechtliche bzw. vegetative Vermehrung; Gegenteil: (Gamogonie). (H: altgr.)
 
Aggregation
Scheingesellschaft: eine Ansammlung von Tieren, die nicht sozial bedingt ist, sondern unabhängig voneinander durch die gleichzeitige Nutzung desselben (für einen Zweck geeigneten) Ortes zustande kommt, etwa eines Futter- oder Trinkplatzes, eines Schlaf- oder Überwinterungsplatzes, eines Nistplatzes oder eines Versteckes. Im Boden oder in Totholz nistende Insekten z. B. sind meist "Einzelgänger" (solitär), auch wenn sie in großer Zahl dort vorkommen. Für eine Ansammlung von Nestern sollte man den Begriff Aggregation bzw. Nestaggregation nicht verwenden, da Nester sich nicht aggregieren können.
    Eine Nestansammlung wird im Deutschen auch als Kolonie bzw. Brutkolonie bezeichnet, worunter wieder keine Ansammlung der Nester, sondern nistender Individuen derselben Art zu verstehen ist; im Englischen allerdings meint eine colony darüber hinaus einen Staat semisozialer (S), primitiv eusozialer (P) oder hocheusozialer (H) Insekten.
 
Aggression
Als "Aggression" bezeichnet man die Anwendung oder Androhung von Gewalt zur Durchsetzung eigener Interessen. Diese richten sich meist direkt auf die Sicherstellung der Nahrungsgrundlage oder der Fortpflanzung und damit letztlich die Weitergabe der eigenen genetischen Veranlagung. Hierfür wurde der Begriff des "Egoismus der Gene" geprägt, der über die Arterhaltung hinausgeht und den individuellen Egoismus eines Lebewesens meint ...
    Ein Löwenmännchen zum Beispiel, das eine Gruppe Weibchen mit Nachwuchs übernommen haben, tötet den Nachwuchs die wehrlosen Jungen seines Vorgängers, um seinen eigenen Genen zum Erfolg zu verhelfen.
 
akrodendrisch
in Baumwipfeln lebend
 
allochthon
'andernorts', also 'gebietsfremd': Allochthon sind solche Tier- oder Pflanzenarten, die durch menschliche Eingriffe in Gebiete gelangten, in denen sie zuvor nicht heimisch waren – also dort absichtlich oder versehentlich eingeschleppt wurden oder sich dort verbreiten konnten. Vor 1492 (der Entdeckung Amerikas) eingebürgerte allochtone Arten sind Archäobiota, nach 1492 eingeführte allochtone Organismen sind Neobiota; Gegenteil: autochthon.
 
Allopatrie, Eigenschaftswort: allopatrisch
Vorkommen genetisch verschiedener Populationen einer Art oder nahe verwandter Arten in getrennten geographischen Gebieten. Allopatrische Artbildung bezeichnet folglich die (übliche) Entstehung von Arten in räumlichen getrennten Populationen: Wenn z. B. die Gletscher einer Eiszeit Areale voneinander trennen, können aufgrund genetischer Isolation zunächst Unterarten entstehen und später Arten, deren Individuen nach dem Ende der Eiszeit nicht mehr untereinander fortpflanzungsfähig sind. Gegenteile: Parapatrie (P) und Sympatrie (S).
 
ametabol, Substantiv: Ametabolie
'ohne Verwandlung' bzw. (mit einer) Entwicklung, in der sich Jungtiere nur durch die noch nicht erreichte Geschlechtsreife von den erwachsenen Insekten (Imagines, I) unterscheiden. Ametabole Insekten werden auch Urinsekten genannt; zu ihnen zählen nur die Fischchen (Zygentoma), etwa das bekannte Silberfischchen (Lepisma saccharina), und die Felsenspringer (Archaeognatha). Gegenteile: hemimetabol und holometabol (H).
 
Amplexus · Amplexus axillaris & Amplexus lumbalis
Umklammerung des Weibchens durch ein paarungsbereites Männchen, Klammerreflex. Der Amplexus axillaris ist die Umklammerung der Weibchen in der Achselgegend: die Männchen steigen dazu auf deren Rücken, und bei vielen Arten entwickeln sie zum Festhalten Brunstschwielen an ihren Fingern. Kennzeichnend für phylogenetisch ältere Lurcharten ist der Amplexus lumbalis: die Umklammerung in der Hüft- bzw. Lendengegend des Weibchens.
 
Angiospermen
'Fruchtknotensamer', bedecktsamige Pflanzen bzw. Blütenpflanzen, die große Mehrzahl der rezenten Pflanzen. (Von altgr. angion = 'Behälter', was hier den Fruchtknoten meint, und sperma = 'Samen')
 
Antagonist
'Gegenhandelnder', also Widersacher; Antagonisten sind Prädatoren und Parasiten (P, einschließlich der Parasitoide, Brut- und Sozial-Parasiten).
 
anthropophil
'menschenliebend'; anthropophile Tierarten suchen die Nähe des Menschen (Kulturfolger).
 
Antibiose
vereinfacht gesagt: das Gegenteil von Symbiose (S), also eine antagonistische Beziehung zwischen Individuen verschiedener Arten, die für eine Seite nachteilig ist. Antibiose liegt vor allem bei Parasitismus und Prädation (P) vor.
 
Apomorphie, Adjektiv: apomorph
'verändertes (abgeleitetes, evolviertes) Formmerkmal' bzw. nicht ursprüngliche Gestalt, die sich aus einem Vorfahren entwickelt hat (von altgr. apo 'ab, weg' und morphe 'Form, Gestalt'). Gegenteil: Plesiomorphie (P).
    Wenn zwei oder mehr (monophyletische, M) Taxa dieselben abgeleiteten Merkmale, also dieselbe Apomorphie aufweisen, ist es eine Symapomorphie (altgr. sym 'mit, zusammen') (S).
 
Aposema, Adjektiv: aposematisch
altgr. apo 'ab, weg' & sema 'Zeichen, Signal': ein Kennzeichen bzw. (Warn-)Signal, das Beutegreifer abschreckt (Mimikry, M); aposematische Farbmuster einer Art dienen also ihrem Schutz, sie sind sematophylaktisch.
 
aquatil
im Wasser lebend
 
arboricol
auf Bämen oder Büschen lebend
 
Archäobiota bzw. Archaeobiota
Oberbegriff zu den Archäozoen ('alte Tierarten'), Archäophyten ('alte Pflanzenarten') und Archäomyceten ('alte Pilzarten') – also jene Arten von Lebewesen, die vor der Entdeckung Amerikas (1492) – also in der Jungsteinzeit, Antike und im Mittelalter – eingeführt oder versehentlich eingeschleppt sind.
 
Ästivation
'Übersommerung', Sommerruhe, Sommerschlaf (H: Latein).
 
Ästling
Jungvögel (insbesondere von Eulen und Greifen), die auf Ästen sitzend von ihren Eltern gefüttert werden, bis sie flügge sind.
 
autochton
alteingesessen, bodenständig (H: altgr.); Gegenteil: allochton.
 
Autökologie (englisch: autecology)
Biologische Disziplin, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen einer Art und ihrer Umwelt befaßt. Untersucht werden einzelne sowie kombinierte Wirkungen abiotischer und biotischer Faktoren (Nahrung, Licht, Feuchtigkeit, Druck, Salzgehalt, Sauerstoff etc.) auf einzelne Individuen dieser Art; deren Anpassungen an ihre Umwelt läßt sich dann ebenso beschreiben wie ihre Wirkungen auf ihre Umwelt.
 
Autökologisches Optimum
der bevorzugte Lebensbereich einer Art unter dem Einfluß eines bestimmten Umweltfaktors (Temperatur, Feuchte, Lichtintensität etc.) ohne Konkurrenz durch Individuen anderer Arten (Interspezifische Konkurrenz, I). Das Optimum unter dem Einfluß auch konkurrierender Arten ist das synökologische Optimum (S).
 
Autotomie
Selbstverstümmelung, z. B. Abtrennung von Schwanzteilen. (H: altgr.)
 
Avifauna
'Vogelwelt' (Von lat. avis = 'Vogel' und fauna = 'Tierwelt')
 
Amphibien
Lurche, wechselwarme Tiere, die im Wasser und auf dem Land leben. Amphibien stellen die ursprünglichsten Landwirbeltiere dar, sie sind mit ihrer nackten und atmenden Haut auf Feuchtigkeit und zur Fortpflanzung auf Wasser angewiesen. (Von altgr. amphi = 'zweifach' und bios = 'Leben')
 
autochthon
alteingesessen, einheimisch, bodenständig (H: altgr.): autochthone Arten sind im aktuellen Verbreitungsgebiet entstanden oder dorthin ohne menschliches Zutun eingewandert; Gegenteil: allochthon.
 
B
bet hedging
'Absichern von Wetten': Biologisches bet hedging bedeutet die verminderte Eignung eines Lebewesens unter guten (seinen typischen) Existenzbedingungen im Austausch für erhöhte Eignung unter Streßbedingungen. Die Anpassung an einen Lebensraum läßt sich z. B. durch die Produktion vieler kleiner Eier und somit vieler Nachkommen optimieren; größere Eier allerdings geben weit entwickelten Individuen unter schwierigen Umweltbedingungen einen Überlebensvorteil. Mehrere Eigrößen werden mehreren möglichen Umweltbedingungen gerecht und sichern so das Überleben der Art.
 
Biofilm
'Lebende Schicht': weicher bis glitschiger Belag (Film, Schleimschicht), den Mikroorganismen (z. B. Bakterien, Algen, Pilze, Protozoen) und auch mehrzellige Organismen (Rädertierchen, Fadenwürmern, Milben, Insektenlarven etc.) z. B. auf Steinen bilden.
 
Bionomie
'Lebensgesetz': Die Bionomie untersucht und beschreibt den gesetzmäßigen Verlauf des Lebens im allgemeinen und insbesondere die Gesetzmäßigkeiten der Lebenszyklen von Tierarten.
 
biotisch
'belebt'. Die biotischen Umweltfaktoren eines Biotops bzw. Habitats sind die dortigen Tier- und Pflanzenarten, die eine bestimmte Art beeinflussen, und somit die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Arten eines Ökosystems; Gegenteil: abiotisch (A).
 
Biotop
'Lebensort': Lebensraum einer Lebensgemeinschaft (Biozönose). Die abiotischen (A) Umweltfaktoren eines Biotops bestimmen die Überlebensfähigkeit (das autökologische Optimum, A) einer Pflanzen- oder Tierart.
 
Biozönologie
die Lehre von der Biozönose.
 
Biozönose
′Lebensgemeinschaft′: Gemeinschaft verschiedener Tier- und Pflanzenarten, die ähnliche Umweltbedingungen (dasselbe Biotop bzw. Habitat) benötigen und einseitig oder gegenseitig voneinander abhängen – vor allem ernährungsbiologisch (vom altgriechischen bios = 'Leben' und koinos = 'gemeinsam'). Manche Biologen verwenden die Bezeichnung Zönose (Z). Die Wechselbeziehungen der Lebewesen untereinander und mit den abiotischen Umweltfaktoren werden in der Biozönologie bzw. Biozönotik untersucht.
 
Brutparasitismus
Häufige, für Kuckucke (K) kennzeichnende Form des Parasitismus, bei der eine Art die Brutfürsorge oder -pflege einer anderen Art (der "Wirtsart", W) für sich ausnutzt. Man unterscheidet Futterparasitismus (die Nutzung der vom Wirt eingetragenen Nahrungsvorräte) und Raubparasitismus (das Befallen der Wirtslarve).
 
C
campicol
auf Feldern lebend
 
cavernicol
auf Höhlen lebend
 
citizen science (franz.: science citoyenne)
'Bürger-Wissenschaft': ehrenamtliche bzw. Laien-Naturforschung.
 
Cline
siehe Kline (K)
 
Coevolution, auch: Koevolution
'gemeinsame Entwicklung': Herausbildung von Merkmalen durch Interaktionen zwischen Arten während der Evolution; siehe Koevolution (K).
 
corticol
auf Rinde lebend
 
Cospeziation, auch: Kospeziation
'gemeinsame Artbildung': eine Form der Coevolution (Co-Evolution), also eine gemeinsame Entwicklung, in der die Artwerdung einer Spezies die Artwerdung einer anderen bestimmt. Cospeziation wird am häufigsten in Studien zur Wirts-Parasit-Beziehung beschrieben; ein Beispiel ist die Filzlaus (Phthirus pubis), die vor ca. 3,3 Millionen Jahren mit Phthirus gorillae einen gemeinsamen Vorfahren hatte. Auch für die Entwicklung von Blütenpflanzen und (oligolektischen) Bienen wird Cospeziation diskutiert. Eine Wechselseitigkeit der Beeinflussung ist aber oft nicht nachzuweisen.
 
Cytoplasmic incompatibility (CI)
siehe Zytoplasmische Inkompatibilität (Z).
 
D
Darwinismus
Die vom britischen Naturwissenschaftler Charles Darwin im 19. Jahrhundert begründete Theorie zur Erklärung der stammesgeschichtlichen Entwicklung (Evolution, E) von Tier- und Pflanzenarten durch Mutation (M) und Selektion (S).
 
Degradation
(schleichende) biologische, chemische oder/und physikalische Verschlechterung der Bodenqualität insbesondere durch falsche Nutzung: Vernichtung der Vegetation, Monokulturen, Überdüngung (Gülle & Kunstdünger), Massentierhaltung etc.; Folgen: Rückgang der Biodiversität, Versauerung oder Versalzung, Verdichtung, Versiegelung, Erosion etc.
 
Demökologie
(demos = 'Volk' + Ökologie) ein veraltetes Synonym für 'Populationsökologie' (P), die sich mit den Wechselwirkungen einer Population mit anderen Populationen derselben oder einer anderen Art sowie mit ihrer Umwelt befaßt.
 
Desynchronisation
(de = 'nicht, weg' + syn = 'zusammen' + chronos = 'Zeit') Synchronisation im eigentlichen Sinne bedeutet das zeitgleiche Ablaufen von Vorgängen (in der Informatik allerdings meist 'Datenabgleich'); Desynchronisation ist daher die Aufhebung der Gleichzeitigkeit, also die Ungleichzeitigkeit. Sie tritt z. B. ein, wenn aufgrund etwa der Klimaerwärmung Pflanzen nicht in dem Zeitfenster blühen, in dem ihre üblichen Blütenbesucher erscheinen, was für beide Partner nachteilig ist. Gegenteil: Synchronisation (S).
 
detritophag
Detritus-fressend (Detritus = organische Schweb- und Sinkstoffe in Gewässern).
 
Diapause
Latenzperiode bzw. Entwicklungsruhe mit herabgesetztem Stoffwechsel, vor allem während der Metamorphose. Die Diapause kann auch als endogen (von innen, nämlich genetisch und hormonell) gesteuerte Dormanz bezeichnet werden. Einer obligatorischen Diapause sind unabhängig von Umweltbedingungen alle Individuen einer Art unterworfen; eine fakultative Diapause hingegen betrifft nur Individuen bzw. Populationen, die ungünstigen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind. In Mitteleuropa dient die Diapause der Überbrückung der kalten Jahreszeit. Insekten diapausieren als Ei, als Larve, als Puppe oder als fertiges Insekt (Imago). Die Imaginal-Diapause hat den Vorteil, daß das Insekt bereits die ersten warmen Frühlingstage als Imago zur Fortplanzung nutzen kann. Die möglichen auslösenden Faktoren einer Diapause sind:
  • eine spürbare Änderung der Tageszeitlänge (Photoperiode);
  • niedrige Temperaturen (etwa in Mitteleuropa);
  • Verknappung der Nahrungsressourcen;
  • anhaltende Trockenheit;
  • mehrere dieser Faktoren kombiniert.
 
disjunkt
gespalten, getrennt, zerstreut; ein disjunktes Vorkommen ist unzusammenhängend, lückig, inselartig.
 
Dispersion
'Ausbreitung', 'Zerstreuung': optimale Verteilung einer Tierart in geeigneten Lebensräumen.
 
Diversität
'Mannigfaltigkeit', Artenvielfalt (Von lat. diversus = 'entgegengesetzt'.)
 
Domestikation, Domestizierung
'Haustierwerdung', Züchtung von Tieren und Pflanzen nach den Kriterien des Menschen; die natürliche Auslese (Selektion) der Evolution wird dabei durch eine künstliche Zuchtwahl ersetzt. (Von lat. domesticus = 'häuslich')
 
dominant, Dominanz
'(vor)herrschend', 'Vorherrschen': In der Biozönologie (B) ist Dominanz das Vorherrschen einer Pflanzen- oder Tierart durch einen hohen Prozentsatz an der Gesamtzahl aller Individuen in einer Organismengemeinschaft. Der Grad der Dominanz ist definiert als der Quotient (das Ergebnis einer Division) aus Individuenzahl und Gesamtindividuenzahl; z. B. wären 100 Individuen einer Art von 2000 Individuen aller Arten 1/20 bzw. 5 Prozent. Man unterscheidet:
  • eudominante Arten (mehr als zehn Prozent);
  • subdominante Arten (fünf bis zwei Prozent);
  • rezente Arten (zwei bis ein Prozent);
  • subrezente Arten (weniger als ein Prozent).
 
Dormanz
'Schlaf, Ruhe': Entwicklungsruhe des gesamten Organismus oder nur der Gonaden (Keimdrüsen). Die auch endogen (von innen, nämlich genetisch und hormonell) gesteuerte Dormanz wird auch als Diapause (siehe oben) bezeichnet. Eine exogen (von außen) gesteuerte Dormanz wird als Quieszenz bezeichnet; diese wird etwa durch ungünstige Temperaturen oder allzu kurze Tageslängen sofort ausgelöst und durch den Wegfall der ungünstigen Bedingungen sofort wieder aufgehoben.
 
E
Eklektor
in der Biologie verwendeter Fangautomat zum Fangen von Arthropoden (Insekten, Tausendfüßern, Krebs- und Spinnentieren). Die spezifischen Eklektor-Typen – Boden-, Baum-, Flugeklektoren – sind jeweils an die Lebensweise und Bewegungsart der zu fangenden Tiere angepaßt.
 
Ektoparasit
'Außenparasit': Parasit, der an bzw. auf seinem Wirt lebt. Ektoparasiten dringen nur mit ihren der Nahrungsaufnahme dienenden Organen in ihren Wirt ein und ernähren sich von Hautteilen, Blut oder Gewebsflüssigkeit; Beispiele sind Läuse, Stechmücken oder Zecken. Gegenteil: Endoparasit.
 
Endemit, Eigenschaftswort: endemisch
Einheimische Tier- oder Pflanzenart, die nur in einem definierten Gebiet vorkommt (H: altgr.).
 
Endochorie, auch: Endozoochorie
'innere Verbreitung', Verdauungsausbreitung: Ausbreitung durch Aufnahme von Früchten und Ausscheidnung unverdauter Samen, Unterform der Zoochorie (Z)
 
endogäisch
'unterirdisch': endogäisch nistende Arten legen ihre Nester in der Erde an, etwa in selbstgegrabenen Gängen oder in Mäuseburgen; Gegenteil: hypergäisch (H)
 
Endoparasit, auch: Entoparasit
'Innenparasit': Parasit, der im Inneren seines Wirtes lebt; Beispiele sind Bandwürmer oder Dasselfliegenmaden. Gegenteil: Ektoparasit.
 
Endosymbiose
Eine Symbiose (S), bei der eine Art in einer anderen lebt, z. B. eine Algenzelle der Art Nephroselmis in dem Geißeltierchen (Flagellanten) Hatena, das die Alge verschluckt und ihren Photosensor zur Photosythese nutzt. Während der Freßaparat des Flagellanten verkümmert, wächst die Alge auf ihre zehnfache Größe und verändert ihre Zellstruktur.
 
Entomologie
Die Wissenschaft von den Gliedertieren, bes. den Insekten bzw. Kerbtieren (H: altgr.). Ein anderes Wort, das aber nur auf Insekten verweist, ist "Insektologie"; (Die erste Hälfte dieses Wortes ist lat., die zweite wieder altgr.). Ein Insektenkundler ist ein "Entomologe" oder auch "Insektologe".
 
enthomophil
′insektenliebend′ bzw. ′insektenblütig′: Entomophile Blütenpflanzen werden von Insekten bestäubt, nicht vom Wind oder z. B. von Vögeln oder Fledermäusen.
 
Ethologie
′Verhaltenskunde′, ′Verhaltensbiologie′, aus der "vergleichenden Verhaltensforschung" hervorgegangenes Studiengebiet der Biologie.
 
euryök, auch: eurytop (siehe unten); Substantiv: Euryökie
'breit, weit' bezüglich der 'Umwelt' bzw. des 'Ortes': hinsichtlich eines oder mehrerer Umweltfaktoren unspezialisiert, Umwelt-tolerant bzw. Umwelt-Generalist. Gegenteil: stenök bzw. Stenökie (S).
 
eurytop; Substantiv: Eurytopie
'breit, weit' bezüglich des 'Ortes' bzw. Biotops: eurytope Arten sind hinsichtlich ihrer Habitate (H) wenig bzw. unspezialisiert, sie sind "Habitat-Generalisten" (haben ein weites "Habitat-Schema"). Gegenteil: stenotop bzw. Stenotopie (S).
 
Eukaryoten
Einzeller und Vielzeller, die sich einst aus Prokaryoten entwickelten und ihrerseits die Vorfahren der heutigen Protisten (ursprünglichste Gruppe der Eukaryoten: Algen, Geißeltierchen etc.), Pflanzen, Pilze und Tiere waren. (H: altgr.)
 
eusozial, siehe auch sozial
'gut sozial', 'in vielerlei Hinsicht sozial', also 'hochorganisiert', in weiten Bereichen 'gesellig' im neutralen bzw. wertfreien Sinne. Wichtige Merkmale sind die Arbeitsteilung, d. h. kooperative Brutpflege und gemeinsame Nahrungsbeschaffung, sowie gleichzeitig zwei (oder mehr) Generationen in einem Volk bzw. Staat. Hummeln und viele Furchenbienen gelten als als primitiv eusoziale (P), Honigbienen und Stachellose Bienen (die tropisch verbreitere Tribus Meliponini) aufgrund deutlich unterschiedlicher Morphologie der Kasten (K) (Königin, Arbeiter etc.) als hocheusoziale (H) Bienen.
 
eutroph, Substantiv: Eutrophie, Eutrophierung
′nährstoffreich′, Trophiestufe (T) 3: Manche Pflanzen gedeihen nur oder vorzugsweise auf eutrophen Böden, andere nur auf oligotrophen, also nährstoffarmen. Eutrophierung bedeutet ′Überdüngung′.
 
Evolution
'Entwicklung', die stammesgeschichtliche Weiterentwicklung von Tier- und Pflanzenarten. Evolution erfolgt durch Mutation (M) und Selektion (S). Grundlage der Evolutionsbiologie war das 1859 in London erschienene Werk On the origin of specis by means of natural selection, or the preservation of favoured races in the struggle for life von Charles Darwin (D).
 
F
fakultativ
'fall- bzw. wahlweise': fakultatives Verhalten einer Tierart ist für diese nicht zwingend, also kein obligater (O) Bestandteil ihres Verhaltensinventars.
 
Fauna
'Tierwelt', 'Tierreich' (H: lat.).
 
Faunistik
Als Teilgebiet der Zoologie die Lehre vom Vorkommen und der Verbreitung von Tierarten in einem größeren Gebiet
 
Fibonacci-Folge
unendliche Folge natürlicher Zahlen, in der jeweils die Summe zweier aufeinanderfolgender Zahlen die unmittelbar danach folgende Zahl ergibt:
0 + 1 = 1; 1 + 1 = 2; 1 + 2 = 3; 2 + 3 = 5; 3 + 5 = 8; 5 + 8 = 13; 8 + 13 = 21 ...
Das Verhältnis aufeinanderfolgender Zahlen zueinander (z. B. 16 : 8 = 1,625) nähert sich bei höheren Zahlen immer mehr dem Goldenen Schnitt (1,618033...) an. Die Fibonacci-Folge stellt eine Art Wachstumsmuster in der Natur dar und beschreibt u. a. die Anzahl der Blütenblätter verschiedener Blütenpflanzen.
 
Flora
'Pflanzenwelt', 'Pflanzenreich' (H: lat.).
 
fossorisch (englisch: fossorial)
'grabend' (H: lat.): Der Maulwurf z. B. und viele im Boden (endogäisch) nistende Insekten leben fossorisch.
 
fungicol
auf Pilzen lebend
 
G
Generalist
(Pflanzen- oder) Tierart, die sich nicht auf bestimmte Klimate, Nahrung, Nahrungs- und/oder Fortpflanzungshabitate spezialisiert hat, sondern ein mehr oder weniger breites Nahrungs- und Habitatspektrum nutzen kann. Gegenteil: Spezialist.
 
Genetik
Wissenschaft von der Entstehung der Lebewesen; im engeren Sinne: Vererbungslehre. (Von altgr. genesis = 'Erzeugung, Ursprung')
 
Genotyp(us)
Die erblichen (genetischen) Eigenschaften eines Lebewesens, im Unterschied zu seinem Phänotyp(us), also seinem äußeren Erscheinungsbild; Eigenschaftswort: genotypisch. (H: altgr.)
 
Gradation
die zeitlich begrenzte Massenvermehrung einer Tierart, bei Insekten etwa von Borkenkäfern oder Wanderheuschrecken, bei Säugetieren Lemmingen oder Feldmäusen.
 
Gymnospermen
'Nacktsamer', aus den ersten Samenpflanzen entstandene Pflanzen (vor allem Koniferen), deren offen liegende ("nackte") Samen den Embryo und die zur Entwicklng nötigen Reservestoffe mit einer Hülle gegen Austrocknung und sonstige Schädigung schützen. (Von altgr. gymnos = 'nackt' und sperma = 'Samen')
 
H
halophil
'salzliebend'
 
hemimetabol, Substantiv: Hemimetabolie
'(mit) halbe(r) Verwandlung' bzw. (mit) unvollständige(r) Entwicklung, Metamorphose (M) ohne Puppenstadium; hemimetabole Insekten sind z. B. die Heuschrecken und Libellen, deren Vollinsekten (Imagines, I) direkt aus dem letzten Larvenstadium schlüpfen. Gegenteile: ametabol (A) und holometabol ↓.
 
herbivor, siehe auch phytophag (Ph)
'krautessend': herbivore Tiere (bzw. Herbivoren oder Phytophagen) sind Pflanzenfresser. (Von ihnen ernähren sich die Fleischfresser bzw. Beutegreifer = Predatoren). Unter den Hautflüglern sind die Bienen zwar Vegetarier, aber als Pollen-, Nektar- und Öl-Konsumenten nicht im wörtlichen Sinne herbivor; man bezeichnet sie daher aher als phytophag. Wespen sind hingenen karnivor bzw. zoophag.
 
Hermaphroditismus
Zwittrigkeit, Zwittertum, das (regelhafte) Vorkommen doppeltgeschlechtlicher Individuen in einer Tier- oder Pflanzenart: Jeder Artgenosse hat beide Geschlechter und bildet sowohl männliche als auch weibliche Keimzellen. Im Pflanzenreich ist Hermaphroditismus weit verbreitet, bei den Samenpflanzen unterscheidet man zwei Typen: Einhäusige (monözische, M) Pflanzen haben auf einer Pflanze männliche wie auch weibliche Blüten; "echt zwittrige" Pflanzen hingegen haben nur eine Art von Blüten, in denen sich gleichzeitig männliche und weibliche Geschlechtsorgane befinden.
Hinweis: Die Bezeichnung ist abgeleitet von Hermaphroditos, einer Figur der griechischen Mythologie, und verbindet Hermes, den Schutzgott des Verkehrs, der Kaufleute und der Hirten, mit Aphrodite, der Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde.
 
Herpetologie
Die Wissenschaft von den Amphibien ('Lurchen') und Reptilien ('Kriechtieren') (H: altgr.). Ein Lurch- und Kriechtierkundler ist demnach ein Herpetologe.
 
Hibernation
'Überwinterung', Winterruhe, Winterschlaf (H: Latein).
 
hocheusozial
in höchstem Maße eusozial (E). Anders als primitiv eusoziale Insekten zeigen hocheusoziale Arten deutliche morphologische Unterschiede zwischen der Königin und ihren Arbeiterinnen, es gibt einen Futteraustausch, und der Staat lebt mehrere Vegetationsperioden lang (wenn der Staat nicht vernichtet wird). Nur die "klassischen" Honigbienen (Apis spec.) und die Stachellosen Honigbienen (Meliponidae bzw. Meliponini) gelten als hocheusoziale Bienenarten, Hummeln und einige Furchenbienen als primitiv eusoziale (P) Wildbienen.
 
Holometabolie, Adjektiv: holometabol
'vollständige Verwandlung bzw. Metamorphose' (M) von der Larve über das Puppenstadium bis zum Vollinsekt (Imago, I). Gegenteile: ametabol (A) und hemimetabol ↑.
 
homoiotherm
'gleiche Wärme', also warmblütig (H: altgr.). Vögel und Säugetiere sind homoiotherm, d. h. sie halten eine annähernd gleiche Temperatur aufrecht – im Gegensatz zu den wechselwarmen Amphibien und Reptilien. Synonym: idiotherm; Antonym: poikilotherm.
 
Hybridisierung
Bastardisierung (H: altgr.)
 
hydrophil, Substantiv: Hydrophilie
'wasserliebend': Der botanische Begriff der Hydrophilie beschreibt die geschlechtliche Vermehrung solcher Blütenpflanzen, deren Pollen durch Wasser transportiert werden. Erfolgt die Bestäubung unterhalb der Wasseroberfläche, spricht die Botanik von Hyphydrophilie, die Bestäubung an oder über der Wasseroberfläche nennent sie Ephydrophilie.
 
hygrisch
die 'Luftfeuchtigheit betreffend, feucht'; Synonym: humid. Gegenteil: xerisch (X).
 
hygrobiont
'an feuchten Stellen lebend. Gegenteil: xerobiont (X).
 
hygrophil, Substantiv: Hygrophilie
'feuchtigkeitliebend', die Vorliebe mancher Pflanzen und Tiere für feuchte Biotope, etwa Sümpfe oder Flußufer. Hygrophilie ist nicht mit Hydrophilie (siehe oben) zu verwechseln.
 
hypergäisch
'oberirdisch': hypergäisch nistende Arten legen ihre Nester über der Erdoberfläche an, etwa unter Moospolstern, in Baum- oder Mauerlöchern etc.; Gegenteil: endogäisch (E)
 
Hypermetamophose
mehrfache Metamorphose, also eine Metamophose (M), bei der sich die morphologischen Merkmale eines Tieres im Verlauf seiner Individualentwicklung mehrfach deutlich ändern. Ein Beispiel sind die Triungulinen und weiteren Stadien der Ölkäfer; diese parasitieren Bienen.
 
Hyperparasitoid
sekundärer Parasitoid (PA), also ein Parasitoid, der einen anderen Parasitoid befällt.
 
I
Idiobiont
'eigenständiges, individuelles Lebewesen': Idiobionte Parasitoide (P) – d. h. deren eierlegende Weibchen – lähmen ihren Wirt (W) durch Gift aus ihrem Wehrstachel und verhindern so dessen weitere Entwicklung. Der immobilisierte Wirt überlebt geschützt vor Prädatoren (P) in seinem arttypischen Versteck, bevor der (in der Regel Ekto-, E) Parasitoid seinen Wirt schließlich doch tötet. Gegenteil: Koinobiont (K).
 
Imago, die; Plural: Imagines
Das erwachsene Insekt nach abgeschlossener Metamorphose (M). Die Larvenphase (Larvalphase) (L) vieler Insekten dauert sehr viel länger als ihre jeweilige Imaginalphase, die ausschließlich der Fortpflanzung dient. (H: lat.)
 
Indifferenztemperatur
die Außentemperatur, die ein Organismus weder als (zu) kalt noch (zu) warm empfindet; diese Empfindung ist seine Thermoneutralität (T).
 
indigen
'eingeboren, einheimisch' (von lat. indigena): autochton (A), also ohne menschlichen Einfluß in einem Gebiet dauerhaft vorkommend; indigene bzw. autochton Arten sind also das Gegenteil von Archäobiota (A), Neobiota (N) und gezüchteten bzw. Kulturarten.
 
invasiv
'eindringend': Invasive Organismen sind gebietsfremde Arten (engl. alien species), die – durch oder auch ohne menschlichen Einfluß – eine Ausbreitungsbarriere zwischen ihrem bisherigen Areal und einem für sie neuen Gebiet überwunden haben und sich dort ausbreiten. Als invasiv gelten vor allem die Neobiota (Neomyceten, Neophyten, Neozoen), also Arten, die seit der Entdeckung Amerikas in für sie neue Lebensräume verschleppt wurden und werden.
    Problematisch sind Invasoren, weil sie heimische Arten verdrängen können. Möglich ist dies durch mehr Nachwuchs also eine größere Population und somit stärkere Konkurrenz um dieselben Ressourcen, durch bessere Anpassung an den Lebensraum (eine breitere ökologische Nische, N bzw. Euryökie, E), durch Prädation (P), wenn die Beute dem Druck mangels Ko-Evolution (K) nicht gewachsen ist, oder durch zusammen mit den Invasoren eingeschleppte Krankheiten. Beispiele für populationsgefährdende Krankheiten sind die Krebspest, die mit amerikanischen Flußkrebsarten eingeschleppt wurde und den Europäischen Edelkrebs vernichtet, oder die Varroamilbe, die mit der "Östlichen" bzw. "Asiatischen Honigbiene" (Apis cerana) eingeschleppt wurde und nicht nur domestizierte Honigbienen-Völker gefährdet (die selbst Invasoren sind), sondern auch die Wiederansiedlung der heimischen Dunklen Honigbiene (Apis m. mellifera).
 
Isolat
'Isoliertes'; isoliertes, von der Verbreitung der Hauptpopulation getrenntes Vorkommen einer Art. (H: lat.)
 
Isotherme
'Gleiche Wärme'; Linie gleicher Temperatur in der Landschaft. Eine 10-Grad-Isotherme z. B. ist also eine Grenzlinie, an der im Jahresdurchschnitt 10° Celsius erreicht werden. Die Klimaerwärmung führt zur Verschiebung der Isothermen (und damit von Habitaten vieler Spezies) nach Norden.
 
J
juvenil
jugendlich, noch nicht geschlechtsreif (H: lat.)
 
K
Kainismus
In der Ornithologie bezeichnet der Kainismus die genetisch fixierte, daher obligatorische Tötung eines jüngeren Geschwisters durch ein älteres (nach dem Brudermord Kains an Abel im Alten Testament der Bibel). Er ist besonders unter Greifvögeln zu beobachten.
 
karnivor, carnivor
'fleischfressend': karnivore Tiere – bzw. Karnivoren oder Zoophagen (Z) – sind Fleischfresser (Prädatoren) oder Aasfresser. Unter den Hautflüglern sind die Wespen karnivor bzw. zoophag, Bienen aber herbivor (H) bzw. phytophag (Ph).
 
Kaste
eine hierarchisch definierte gesellschaftliche Gruppe, wie sie in westlichen Ländern insbesondere aus Indien bekannt ist. Die Zugehörigkeit zu einer Kaste bestimmt Status, mögliche Ehepartner und Funktion bzw. Beruf eines Individuums.
    Die Unterteilung in Kasten wird in der Biologie auch auf eusoziale (E) Tierarten, insbesondere staatenbildende Insekten wie Hummeln und Honigbienen, angewandt.
 
Klepton
'Das Gestohlene': Die Herpetologen Dubois & Günther bezeichneten 1982 mit Klepton einen ungewöhnlichen Hybrid mit drei Chromosomensätzen, nämlich den Teichfrosch (Rana esculenta). Diese triploiden Tiere tragen die vollständige Erbinformation einer der beiden Elternarten in sich, sie haben also einen Chromosomensatz quasi "gestohlen" – daher der Begriff aus dem Altgriechischen. Einige Taxonomen kennzeichnen ein Klepton durch die Abkürzung kl. zwischen dem wissenschaftlichen Gattungs- und dem Artnamen.
 
Kline, Ökokline
Griechisch für 'Neigung': die kontinuierliche gerichtete Veränderung eines biologischen Merkmals analog zu einem Ökogradienten (dem An- oder Abstieg einer Größe auf einer bestimmten Strecke, etwa zur geographischen Breite oder der Gebirgshöhe). Beispiele sind die zu- oder abnehmende Körpergröße einer Art, graduelle Änderungen der Größe oder Form von Körperteilen (Schnabel, Flügel etc.) oder der Färbung.
 
Ko-Evolution, Koevolution, Coevolution, Co-Evolution
'Mit- bzw. gleichzeitige Entwicklung': Entwicklung durch wechselseitige Anpassungen zweier interagierender Arten während ihrer Stammesgeschichte. Der gegenseitige Selektionsdruck führt zu Ko-Adaptationen (gegenseitigen Anpassungen), etwa beim Sehvermögen und der Reaktionsschnelligkeit und Laufgeschwindigkeit von Gepard und Antilope.
 
Koinobiont
'gemeinschaftliches Lebewesen': Koinobionte Parasitoide (P) – d. h. deren Weibchen – lähmen ihren Wirt (W) nicht: Dieser überlebt und entwickelt sich weiter, während der (in der Regel Endo-, E) Parasitoid sich zwar vom Körper des Wirts ernährt, aber lebenswichtige Organe verschont und erst am Ende seiner eigenen Entwicklung den Wirt tötet. Gegenteil: idiobiont (I).
 
Kolonie, Nistkolonie
Im Deutschen bezeichnet dieses Wort in der Regel eine durch günstige äußere Bedingungen hervorgerufene Ansammlung (AggregationA) von Individuen derselben (solitären) Art; bei sozialen (S) bzw. eusozialen (E) Bienen – vor allem Hummeln – aber wird es manchmal auch synonym zu 'Staat' bzw. 'Volk' verwendet — vermutlich als Lehnübersetzung des englischen Wortes colony, das auch eine Nestgemeinschaft adulter Weibchen und sogar einen hierarchisch strukturierten (von einer Königin zentral gelenkten) Staat meinen kann.
 
Komfortverhalten
Verhaltensweisen, die entweder der Körperpflege dienen (Putzen, Kratzen, Sichschütteln und -scheuern, Wasser-, Staub- oder Sonnenbaden) oder dem Stoffwechsel, vor allem der Sauerstoffversorgung (Sichstrecken, Gähnen). "Komfortverhalten" wird manchmal sekundär zum "Ausdrucksverhalten" weiterentwickelt, mit dem Artgenossen beeinflußt werden können, das also der Verständigung dient (Balzen, Drohen, Beschwichtigen etc.).
 
Kommensale bzw. Kommensalismus
(Von lat. cum = 'mit' und mensa = 'Tisch') 'Tischgenosse, Mitesser' bzw. 'Mitessen': Kommensalismus ist 'Nahrungsnutznießertum', also das Teilhaben an der Nahrung einer anderen Art, ohne daß diese darunter leidet; ein Kommensale ist eine Tierart, die einseitig von der Nahrung einer anderen Art profitiert.
    Kommensalismus ist ein Spezialfall der Probiose (P) bzw. der Symbiose (S), wenn man diese – wie in der US-amerikanischen ökologischen Literatur – neutral versteht.
 
Kommentkampf
Nach festen "Regeln" ablaufender Kampf mit einem Artgenossen mit dem Ziel, diesen aus dem Revier oder von einem potentiellen Geschlechtspartner zu verdrängen oder in der Rangordnung aufzusteigen. Die "Regeln" haben den Zweck, Verletzungen durch Beißen, Treten, Stoßen etc. zu vermeiden. (Vom französischen comment = 'wie')
 
kongenerisch, auch: congenerisch; Substantiv: Kongenerität, auch: Congenerität
Pflanzen- oder Tierarten sind kongenerisch, wenn sie zur selben biologischen Gattung (Genus) gehören, also Gattungsgenossen sind.
 
Konnektivität
'Verbundenheit': in der Informatik die Ausstattung von Geräten mit Hardwareschnittstellen sowie die Fähigkeit von Betriebssystemen, zwischen einem Rechner und Netzwerken eine Verbindung herzustellen; in der Biologie bzw. Anatomie die Verbindung von Nervenzellen, in der Ökologie die Verbundenheit von Habitaten ("Habitatverbund") und Populationen.
 
konspezifisch, auch: conspezifisch; Substantiv: Konspezifität, auch: Conspezifität
'mitartlich': Individuen bzw. Populationen einer Pflanzen- oder Tierart sind konspezifisch, wenn sie zur selben biologischen Art (Spezies) gehören, also Artgenossen sind.
 
Koprophagie, Adjektiv: koprophag
Fressen von Kot (H: altgr.)
 
Kopulation
Paarung, sexuelle Vereingigung
 
Kospeziation
siehe Cospeziation (C)
 
Kriechtier
'Reptil'. Manchmal werden umgangssprachlich auch Amphibien fälschlicherweise als "Kriechtiere" bezeichnet.
 
Kutikulare Kohlenwasserstoffe (CHC)
bzw. englisch cuticular hydrocarbons (CHC): organisch-chemische Substanzen aus Kohlenstoff und Wasserstoff, die als wachsartige Schicht die Oberfläche (Kutikula) aller Insekten bedecken und sie so vor Austrocknung schützen. Gleichzeitig bzw. sekundär dienen sie intraspezifisch der Geschlechtererkennung und (vor allem in Insektenstaaten) dem Informationsaustausch und interspezifisch der Arterkennung, also der Feind- oder Beuteerkennung und Tarnung eines Parasiten gegenüber seinem Wirt. CHC-Profile sind artspezifisch und somit ein Bestimmungsmerkmal einer Insektenart.
 
L
Larve
Lebens- bzw. Entwicklungsform zwischen der Ei- und Jugendphase – z. B. bei Amphibien die Kaulquappe. Larven sehen meist ganz anders aus als die erwachsenen Tiere ihrer Art und leben oft auch anders bzw. an anderen Orten.
 
Larvalphase
In der Entwicklung eines Insekts die Phase zwischen Ei und Puppe. Die Larvenphase vieler Insekten dauert sehr viel länger als ihre jeweilige Imaginalphase, die ausschließlich der Fortpflanzung dient.
 
Lebensturm
Bezeichnung für eine von Naturschutz-Laien erdachte 3–5 Meter hohe meist quadratische Holzkonstruktion, die auf mehreren Etagen möglichst vielen Tiergruppen Wohnräume, Verstecke und Sonnenplätze, Fortpflanzungs- und Überwinterungsquartiere bieten soll: Während auf der Bodenebene Unterschlupf für Amphibien und Reptilien, Igel und Hummeln geschaffen wird, sollen auf den nächsten zwei, drei Ebenen Insekten (Wildbienen, Wespen) und Spinnen Nist- und Jagdmöglichkeiten finden. Die Etagen darüber bieten Wohn- und Nistraum für Vögel und Fledermäuse. Kritik:
"Lebenstürme" weisen in der Regel mehrere Schwächen auf: 1. ist das Ausweichen des Naturschutzes in die Höhe grundsätzlich keine Lösung, kein Ersatz für seine Ausweitung in die Fläche; 2. verspricht die Konzentration von Artenschutzmaßnahmen auf ein, zwei Quadratmeter keinen Erfolg, da kaum alle Tiergruppen am selben Ort vorkommen und sich dort schützen lassen; 3. werden "Lebenstürme" regelmäßig mit ungeeigneten Nisthilfen befüllt: Baumarkt-Lochziegel, in denen nie eine Biene oder Wespe nistet, Holzwolle, Stroh, Reisig etc.; 4. weisen viele Holzgerüste kaum konstruktiven (und auch keinen chemischen) Holzschutz auf und lassen schon bald nach ihrer Entstehung ihr baldiges Ende erahnen.
 
lignicol
auf Holz lebend
 
Limakologie
Schneckenkunde (von altgr. leimax = 'Schnecke' und logos = 'Lehre')
 
Limikolen
Populärwissenschaftlicher Sammelbegriff für 'Wat- und Stelzvögel'.
 
lithophil
'steinliebend'; die Weibchen einer lithophilen Bienenart leben bevorzugt auf steinigem Gelände und bauen sogenannte Freinester an Gestein (zum Vergleich: Lithographie = 'Steindruck').
 
M
Malaise-Falle
nach dem schwedischen Entomologen René Malaise (1892–1978) benannte Insektenfalle in Form eines großen Zeltes: Wenn Fluginsekten in den unteren, dunklen Bereich einfliegen, orientieren sie sich phototaktisch (Ph) zur schräg gespannten weißen Stoffdecke und gelangen an ihrem höchsten Stelle in ein mit Alkohol gefülltes Fanggefäß.
 
mating ball
Paarungsball bzw. Paarungsknäuel, der aus einem Weibchen und mehreren Männchen besteht, die sich mit diesem Weibchen paaren wollen. Mating balls sind regelmäßig unter Schlangen zu beobachten, aber auch z. B. in Nestansammlungen bodennistender Bienen.
 
matrifilial
′aus Mutter und Tochter′; ein matrifilialer Bienenstaat besteht aus der Mutter- und Tochtergeneration, also aus Königin(nen) und Arbeiterinnen.
 
Mekonium
Ursprünglich: 'Saft aus Mohn-Blättern und -Kapseln'; sekundär: "Darmpech", "Kindspech" = 'Ausscheidung eines Neugeborenen 1–2 Tage nach der Geburt'; bei Insekten, insbesondere Schmetterlingen: "Puppenharn" = 'Ausscheidung von Stoffwechselprodukten nach dem Schlüpfen aus der Puppe'. D. (H: altgr./lat.)
 
Mesolektie, mesolektisch
Mesolektische Wildbienenarten sammeln Pollen an Blütenpflanzen aus nur wenigen Pflanzenfamilien. Der von einigen Autoren verwendete Begriff der Mesolektie ist eine Zwischenform der Sammelpräferenz zwischen Monolektie bzw. Oligolektie (extreme Spezialisierung) und Polylektie (fehlende Spezialisierung) und als solche noch unschärfer als die beiden Extreme.
 
Metamorphose
'Umwandlung' einer Larve in das Geschlechtstier bzw. fertige Insekt, das auch Imago genannt wird. Es gibt zwei Metamorphose-Typen: Bienen, Wespen, Fliegen, Käfer und Schmetterlinge etc. sind holometabole Insekten, d. h. sie machen eine vollständige Metamorphose einschließlich einer Verpuppung durch; hemimetabole Insekten wie etwa die Heuschrecken oder Libellen haben kein Puppenstadium. Der Begriff Metamorphose wird umgangssprachlich auch im übertragenen Sinne (als Metapher) als Synonym für 'Verwandlung' verwendet.
 
Mimese
Imitation unauffälliger Einzelheiten der Umgebung, um verborgen zu bleiben. Beispiel: die Nachahmung von Rinde oder Blättern bei manchen Insektenarten.
 
Mimikry
'täuschende Signalimitation': Nachahmung eines anderen Lebewesens oder eines Teils bzw. einer Eigenschaft davon, um aufzufallen und so einen Vorteil zu erlangen, den primär das nachgeahmte Lebewesen entwickelt hat. Die bekannteste Form der Mimikry ist die visuelle Mimikry (V): Die auffällige schwarz-gelbe Streifung mancher Schwebfliegen- und Bienenarten ahmt zum Beispiel eine Wespe nach und schützt sie so vor Freßfeinden. Eine weitere Form ist die olfaktorische Mimikry (O). Die Nachahmung des Verhaltens eines anderes Tieres bezeichnet man als Verhaltensmimikry. Siehe auch: Mimese.
 
Monoandrie
′mit nur einem Männchen′: Das (zeitweilige oder dauerhafte) Zusammenleben mehrerer Weibchen mit nur einem Männchen; Gegenteil: Monogynie ('nur ein Weibchen').
 
monogam, Substantiv: Monogamie
Das (zeitweilige oder dauerhafte) Zusammenleben je eines Indviduums beider Geschlechter, in der Regel zum Zwecke gemeinsamer Brutpflege; über 90% der Vogelarten sind monogam. Man unterscheidet Monogynie ('nur ein Weibchen') und Monoandrie ('nur ein Männchen'). Gegenteil: Polygamie (P). (H: altgr.)
 
monogyn, Plural: Monogynie
′mit nur einem Weibchen′: Staatenbildende Insekten (etwa Hummeln oder Honigbienen) sind monogyn, wenn nur ein Weibchen, nämlich die Königin, im Nest ist. Gegenteil: oligogyn (O)
 
Monolektie, monolektisch
Monolektische Wildbienenarten sammeln Pollen ausschließlich an einer Pflanzenart, von deren Vorkommen sie völlig abhängig sind. Die Sammelspezialisierung der Monolektie ist eine Extremform der Oligolektie; Gegenteil: Mesolektie und Polylektie.
 
monophag, Substantiv: Monophagie
′eines essend′: nur von einer Pflanzen- oder Tierart bzw. -gattung lebend. Monophagie kommt vor allem bei Pflanzenfressern sowie parasitischen und parasitoiden Insekten vor. Man kann drei Stufen bzw. Grade unterscheiden:
  1. Ernährung von nur einer Art
  2. Ernährung von einigen Arten einer Gattung
  3. Ernährung von allen Arten einer Gattung
Ein ähnlicher Begriff ist die Oligophagie (O), das Gegenteil ist die Polyphagie (P).
 
monospezifische Gattung
Gattung, der nur eine Art zugeordnet ist.
 
Mutation
'Veränderung', 'Wechsel': die plötzliche, ungerichtete und zufällige Veränderung im Erbgut einer Körperzelle. Zusammen mit der Selektion macht sie die Evolution aus. (Von lat. mutatio = 'Veränderung, Wechsel')
 
Mutualismus
'Gegenseitigkeit': in der Ökologie die (positiv wertende Form der) Symbiose (S), also das Zusammenleben von Individuen zweier Arten zum gegenseitigen Nutzen.
    (In der US-amerikanischen Literatur ist Symbiose neutral zu verstehen, sie schließt dort den Kommensalismus (K) und sogar den Parasitismus (P) ein.)
 
Myiasis
"Fliegenkankheit": Befall der Haut mit Fliegenlarven, wie er bei Hauskaninchen gelegentlich zu beobachten ist.
 
Mykorrhiza
Die Wurzel "höherer" Pflanzen (z. B. Bäume), die in ihrer Rindenzone von Pilzen besiedelt wird.
 
myrmecophil
bei Ameisen lebend (nachgewiesen bei einigen Käferarten, Bläulingsraupen etc.)
 
N
Neobiota, Singular: Neobiont
'neue Lebewesen': Oberbegriff zu den Neozoen ('neue Tierarten', Singular: Neozoon), Neophyten ('neue Pflanzenarten', Singular: Neophyt) und Neomyceten ('neue Pilzarten', Singular: Neomycet) – also jenen invasiven Arten von Lebewesen, die seit der Entdeckung Amerikas (1492) eingeführt oder versehentlich eingeschleppt sind.
 
Neozoon, Plural: Neozoen
Etablierte Neozoen sind Tierarten, die nach dem Jahre 1492, also der Wiederentdeckung Amerikas durch Christoph Columbus, unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen in ein bestimmtes Gebiet gelangt sind, in das sie durch ihr eigenes Ausbreitungspotential in rezenter Zeit nicht hätten gelangen können und wo sie seit langem, d. h. seit mehr als 25 Jahren oder mindestens 3 Generationen leben. (Pflanzliche Neubürger sind Neophyten, neue Pilzarten sind Neomyceten, der Oberbegriff zu den drei Gruppen ist Neobiota.)
 
Nische, ökologische
Aufgabe bzw. Funktion, die eine Tier- oder Pflanzenart in der Lebensgemeinschaft eines Biotops ausübt. Eine "ökologische Nische" ist also nicht als physischer Ort definiert, sondern – um zum Vergleich einen Marketing-Begriff der Wirtschaft zu bemühen – ein ökologische 'Marktlücke', die von einer Art z. B. durch spezialisierte Habitat- bzw. Nahrungsansprüche besetzt wird, wenn sie dadurch die Konkurrenz anderer Arten vermeiden kann. Als die ersten Tiere vor mindestens 400 Millionen Jahren das Land erobern konnten, war diese ihre Fähigkeit eine ökologische Nische, die andere, meeresbewohnende Arten nicht nutzen konnten.
 
nitrophil
′stickstoffliebend′: Nitrophile Pflanzen bevorzugen nitrat- bzw. stickstoffreiche Biotope.
 
Nominatrasse bzw. Nominatunterart
Die Unterart einer Tier- oder Pflanzenart, die als erste, d. h. vor weiteren Unterarten, beschrieben wurde. Im wissenschaftlichen Namen einer Nominatunterart sind das zweite und dritte Wort identisch. Die Bezeichnung "Nominatrasse" ist strenggenommen falsch, da eine "Rasse" keine Unterart, sondern das Ergebnis einer künstlichen (menschlichen) Zucht ist.
 
O
obligat
'zwingend': obligates Verhalten einer Tierart ist für diese zwingend, also kein fakultativer (F) Bestandteil ihres Verhaltensinventars.
 
Ökologie
'Umweltlehre', die Lehre von den Wechselbeziehungen zwischen Lebewesen und ihrer belebten und unbelebten Umwelt (H: altgr.). Der Begriff wurde 1866 von Ernst Haeckel definiert, einem deutschen Biologen und Darwinisten. Ein Fachmann für Umweltlehre ist ein Ökologe.
 
ökologische Amplitude
In der Physik und Technik wird eine Amplitude definiert als die maximale Abweichung einer Schwingung bzw. Welle von einem arithmetischen Mittelwert. Der (manchmal verwendete) Begriff der ökologischen Amplitude bezeichnet ein Ausmaß, in dem eine Pflanzen- oder Tiertart entsprechend ihrer ökologischen Potenz (s. u.) unter dem Einfluß eines bestimmten Umweltfaktors (Temperatur, Feuchte, Lichtintensität etc.) existieren kann.
 
ökologische Potenz, ökologische Toleranz
die Fähigkeit einer Art, unter dem Einfluß eines bestimmten Umweltfaktors (Temperatur, Feuchte, Lichtintensität etc.) zu existieren. Die ökologische Potenz wird kaum jemals ausgeschöpft, da konkurrierende Arten das synökologische Optimum (S) begrenzen – sie ist also nicht identisch mit der ökologischen Nische (N).
 
Ökomorphe, auch: Ecomorphe
die für eine definierte ökologische Nische typische Form mehrerer Taxa, d. h. die gleiche morphologische Ausprägung von Taxa an Standorten der gleichen ökologischen Nische (N). Der Begriff wurde vom US-amerikanischen Herpetologen Ernest Edward Williams † eingeführt.
 
Ökonomie
'Wirtschaft' sowie 'Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit', in der Biologie sparsamer Umgang mit der eigenen Energie um sicherzustellen, daß der Energieaufwand insbesondere zur Nahrungssuche und -aufnahme nicht größer wird als der dafür nötige Energieverbrauch. Ein Beutegreifer z. B. jagt vorzugsweise die Beute, die er am leichtesten erbeuten kann, und zwar dort, wo sie am leichtesten zu erbeuten ist. (Von lat. oeconomia = 'Einteilung, Ordnung, Verwaltung')
 
Ökosystem
System aus einer Biozönose (B), also interagierenden Individuen mehrerer Pflanzen- und Tierarten, und den abiotischen (A) Umweltfaktoren eines Biotops (B).
 
Ökosystemdienstleistung, auch: Ökosystemleistung
Dieser etwas sperrige Terminus ist kein ökologischer Fachbegriff, er bezeichnet vielmehr den Nutzen bzw. die Vorteile ökologischer Systeme (der Natur) für den Menschen. Die englische (bzw. internationale) Bezeichnung, ecosystem service (ESS), wird definiert als 'the benefits people obtain from ecosystems' bzw. 'the conditions and processes through which natural ecosystems, and the species that make them up, sustain and fulfill human life'. Ein Beispiel einer Ökosystemdienstleistung ist das Bestäuben von (Nahrungs-) Pflanzen durch Insekten, also Fliegen, Käfer, Schmetterlinge, Wespen und Wildbienen. Nicht gemeint (wiewohl manchmal so mißverstanden) sind Hilfen bzw. Dienstleistungen des Menschen für das Ökosystem.
 
Ökoton
Saumbiotop (H: altgr.)
 
Ökotyp
an bestimmte Umweltbedingungen angepaßte Untergruppe (bzw. Sippe oder Population) einer Art. Im Vergleich der verschiedenen Ökotypen einer Art untereinander stellt jeder Ökotyp abweichende genetisch fixierte ökologische Ansprüche an seine Umwelt stellt. Die Änderungen dieser Merkmale lassen sich als Klinen bzw. Ökoklinen (K) beschreiben.
 
olfaktorische Mimikry
'geruchliche Nachahmung': Imitation des Geruchs einer (anderen) Tierart, insbesondere eines Wirts (W). Manche Kuckucksbienen ahmen den Geruch ihrer Wirtsbienen nach und manche Orchideen den Geruch paarungsbereiter weiblicher Bienen. Eine andere, bekanntere Form der Mimikry (M) ist die visuelle Mimikry (V).
 
oligogyn
Staatenbildende Insekten sind oligogyn, wenn nur wenige Weibchen, nämlich Königinnen, im Nest sind. Gegenteil: monogyn (M).
 
Oligolektie, oligolektisch
′Auswahl weniger, Sammelspezialisierung auf wenige (Pflanzen)′: Oligolektische Bienenarten sammeln Pollen ausschließlich an Blütenpflanzen einer Pflanzenfamililie, im Extremfall einer Pflanzenart (auch: Monolektie) (Buchstabe S: Symbiose Symbiose). Da sie nicht auf andere Futterpflanzen ausweichen können, sterben sie ohne ihre Trachtpflanze(n) lokal selbst dann aus, wenn ideale Nistplätze vorhanden sind. In Deutschland sind 30 % der nestsuchenden Wildbienen oligolektisch. Gegenteil: polylektisch (P).
 
oligophag, Substantiv: Oligophagie
′wenig(e) essend′: nur von wenigen Pflanzen- oder Tierarten bzw. -gattungen lebend. Der Begriff der Oligophagie ist etwas unscharf: Er kann sich auf die Nutzung einiger Pflanzen- oder Tierarten einer Gattung beziehen (was der Monophagie 2. Grades entspricht), aber auch auf Arten mehrerer Gattungen. Gegenteil: polyphag bzw. Polyphagie (P).
 
Ontogenese
Entwicklung von der befruchteten Eizelle bis zur Geschlechtsreife (Von altgr. on(t) = 'seiend' und genesis = 'Schöpfung'). Das Gegenteil ist Phylogenese bzw. Phylogenie.
 
Ontogenese, Ontogenie
Entwicklung eines Einzelwesens bzw. eines einzelnen Organismus von der befruchteten Eizelle bis zur Geschlechtsreife (Von altgr. on(t) = das 'Seiende' bzw. 'Wesen' und genesis = 'Schöpfung'). Gegenteil: Phylogenese (Ph).
    "Die Phylogenese ist in der Ontogenese enthalten" besagt, daß die Entwicklungsstadien eines Fötus (auch des Menschen) die Millionen Jahre lange Entwicklung bis zu dieser Art wiederspiegelt, etwa durch die zeitweilige Entwicklung von Kiemen, die dann wieder zurückgebildet werden.
 
Oophagie
'Eierfraß': Vernichtung der Eier konkurrierender Weibchen etwa bei Keulhornbienen (Ceratina) und vor allem bei Hummeln (Bombus), wenn eine Königin ihre letzten Eier gelegt hat und die ehemaligen Arbeiterinnen versuchen, möglichst viele Eier ihrer Konkurentinnen zu verzehren und selbst möglichst viele männliche Nachkommen in die Welt zu setzen.
 
Ornithologie
'Vogelkunde' (H: altgr.); ein Vogelkundler ist ein "Ornithologe".
 
ovipar
'eierlegend', 'durch Eier gebärend'. Gegenteil: vivipar = 'lebendgebärend'. (H: lat.)
 
ovovivipar
'ei-lebendgebärend': Bezeichnung für das Gebären von Jungtieren, die sich in Eihüllen im Mutterleib entwickeln und erst kurz vor oder bei der Geburt schlüpfen; eine frühere Eiablage wäre wegen des Klimas, des Substrats (Bodenverhältnisse) oder des Feinddrucks zu verlustreich.
 
P
Paedogenese
Fortpflanzung in einem Jugendstadium
 
Parabiose
'Nebenher-Leben': Beziehung zwischen zwei Organismen (Parabionten), aus der entweder nur ein Partner einen Vorteil zieht, ohne den anderen zu schädigen, oder keiner der Beteiligten. Die Parabiose unterscheidet sich somit von der Symbiose (S) und vom Parasitismus (s. unten). Da Parabiose natürlicherweise als Zusammenwachsen von Fischweibchen und -männchen sowie als Defekt ("Siamesische Zwillinge") vorkommt, ist für eine entsprechende Beziehung zwischen verschiedenen Arten die Bezeichnung Probiose (s. unten) gebräuchlich.
 
Parapatrie, Eigenschaftswort: parapatrisch
'Neben-Vaterland': Vorkommen von Arten oder Unterarten in Verbreitungsgebieten, die aneinandergrenzen; vereinzelter Genaustausch ist also möglich, aber so selten, daß reproduktive Isolation schließlich zur Artbildung führt. Gegenteile: Allopatrie (A) und Sympatrie (S).
 
Parasit bzw. Parasitismus
'Schmarotzer' bzw. 'Schmarotzertum': ein Parasit lebt als Ektoparasit auf bzw. an seinem Wirt (= 'Opfer') oder als Endoparasit (auch: Entoparasit) in seinem Wirt und schädigt diesen, um sich zu ernähren oder/und fortzupflanzen. Für Entomologen besonders interessant sind die Kuckucke (z. B. Kuckucksbienen), die vom Nachwuchs ihrer Wirtsart(en) oder deren Nahrungsvorräten leben oder ihre Nachkommen von einer Wirtsart großziehen lassen:
  • Ein Brutparasit (auch: Futterparasit) legt seine Eier heimlich in die Brutzellen anderer Bienenarten, seine Larve saugt zunächst das Wirtsei aus oder tötet die schon geschlüpfte Wirtslarve und verzehrt anschließend ihren Proviant.
  • Ein Sozialparasit baut ebenfalls keine Nester, er läßt seine Brut von Bienen einer anderen, nämlich eusozialen (E) Art aufziehen und schädigt diese durch Verminderung ihres Fortpflanzungserfolgs.
  • Ein Kleptoparasit ('Diebstahl-Schmarotzer') stiehlt die Nahrung oder Nistgelegenheiten anderer Tierarten. Seeadler oder Raubmöwen z. B. stehlen Seevögeln die gefangene Fischnahrung. Nach angloamerikanischem Vorbild wird Kleptoparasit auch fälschlich mit Brut- bzw. Futterparasit synonymisiert.
  • Ein Parasitoid (auch: Raubparasit) nutzt zunächst die lebende Wirtslarve, ohne ihre Entwicklung zu verhindern; später aber tötet und frißt er sie. Beispiel: Schlupfwespen.

Parasitoid (Substantiv), parasitoid (Adjektiv)
'parasitenförmiger' bzw. 'Parasit-ähnlicher Organismus': Schmarotzer, der sein Opfer zunächst parasitisch nutzt, schließlich aber doch tötet.
 
Parthenogenese
′Jungfernzeugung′: die Entstehung eines Lebewesens aus einem unbefruchteten Ei. Bei den Bienen entstehen in der Regel die Männchen (Drohnen) ungeschlechtlich.
    Etymologischer Hinweis: Der Begriff geht zurück auf das altgriechische parthenos = 'Jungfrau' und genesis = 'Geburt, Ursprung'; die 'Jungfrau' ist der Beiname der griechischen Göttin Athena Parthenos und namengebend für ihren Tempel, den berühmten Parthenon.
 
pelophil
'schlammliebend'; schlammiges, sumpfiges oder lehmiges Substrat als Lebensraum bevorzugend.
 
petricol
auf Felsen lebend
 
perennierend
'durchs Jahr'; ausdauernd, beständig (H: lat.)
 
Ph
Phänologie
Die Lehre der im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur. Diese werden in einem phänologischen Kalender beschrieben, der sich vor allem an der Entwicklung der Pflanzen (Blüte, Reifung der Früchte etc.) orientiert. Die zehn phänologischen Jahreszeiten dieses Kalenders sind Winter, Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Vollherbst, Spätherbst.
 
Phänotyp(us)
Erscheinungsbild eines Lebewesens, im Unterschied zu seinem Genotyp(us), also seinen Erbanlagen; Eigenschaftswort: phänotypisch. (H: altgr.)
 
Philopatrie
'Liebe zum Vaterland': Brutorttreue. Weibchen nisten am eigenen Geburtsort, weil sich dieser als Neststandort bewährt hat.
 
Phobotaxis
′ängstliche Ortsveränderung′: Angstreaktion und Flucht aus dem Quellbereich eines furchtauslösenden Faktors.
 
Phonotaxis
′tongeleitete Ortsveränderung′: an Tönen orientierte Fortbewegung, insbesondere: Hinlaufen zu einem Geschlechtspartner aufgrund des Gesangs.
 
Phoresie
Die Nutzung eines anderen Lebewesens als Transportmittel. Manche Milben z. B. nutzen Bienen nur für einen Ortswechsel, andere hingegen parasitieren sie, indem sie an ihnen saugen oder ihren Pollenvorrat fressen.
 
Phototaxis, Adjektiv: phototaktisch
'lichtgeleitete Ortsveränderung': durch Unterschiede der Beleuchtungsstärke gesteuerte Fortbewegung, im Falle positiver Phototaxis in Richtung höherer, bei negativer Phototaxis niedriger Beleuchtungsstärke. Dieses Verhalten wird in Malaise-Fallen (M) ausgenutzt.
 
phytophag
′pflanzenfressend′: Phytophage Tiere ernähren sich von lebender Pflanzensubstanz.
 
Phylogenese, Phylogenie
Stammesgeschichtliche Entwicklung aller Lebewesen, bestimmter Verwandtschaftsgruppen oder bestimmter Merkmale (Von altgr. phyle = 'Volksstamm' und genesis = 'Schöpfung'). Gegenteil: Ontogenese (O) = 'Entwicklung eines Einzelwesens'.
    "Die Phylogenese ist in der Ontogenese enthalten" besagt, daß die Entwicklungsstadien eines Fötus (auch des Menschen) die Millionen Jahre lange Entwicklung bis zu dieser Art wiederspiegelt, etwa durch die zeitweilige Entwicklung von Kiemen, die dann wieder zurückgebildet werden.
 
phytophag, siehe auch herbivor (H)
'pflanzenfressend': Phytophage Tiere ernähren sich von lebender Pflanzensubstanz, Bienen z. B. von Pollen und Nektar, einige Arten auch von Blütenöl.
 
Phytozönose, ein Typ der Biozönose (B)
'Pflanzengemeinschaft': die für einen Standort spezifische Kombination von Pflanzenarten mit ähnlichen oder gleichen Ansprüchen an ihren Standort.
 
Plesiomorphie, Adjektiv: plesiomorph
'ursprüngliches Formmerkmal' bzw. unveränderte Gestalt, die während der Evolution erhalten blieb, also neben der Gestalt des einstigen Vorfahren fortbesteht (von altgr. plesi 'nahe, benachbart' und morphe 'Form, Gestalt'). Gegenteil: Apomorphie (A).
    Wenn zwei oder mehr Taxa dieselben ursprünglichen Merkmale, also dieselbe Plesiomorphie aufweisen, ist diese eine Symplesiomorphie (altgr. sym 'mit, zusammen') (S).
 
poikilotherm
'mit veränderlicher Wärme', also wechselwarm (H: altgr.). Amphibien und Reptilien sind poikolotherm, d. h. ihre Körpertemperatur ist von der Umgebungstemperatur abhängig – im Gegensatz zu den warmblütigen Vögeln und Säugern. Synonym: heterotherm; Antonyme: homoiotherm, idiotherm.
 
pollenophag; Substantiv: Pollenophagie
'pollenfressend'; Ernährung durch Pollen.
 
Polygamie
Geschlechtliche Beziehungen zwischen einem Indviduum des einen und mehreren Individuen des anderen Geschlechts. Man unterscheidet Polygynie ('Vielweiberei') und Polyandrie ('Vielmännerei') sowie jeweils sukzessive (aufeinander folgende) oder simultane (gleichzeitige) Fortpflanzungsgemeinschaften (Polygynie bzw. Polyandrie). Das Gegenteil von Polygamie ist Monogamie (M). Vögel sind meist monogam, da auch die Männchen meist an der Brutpflege beteiligt sind, Säugetiere hingegen meist polygam. (H: altgr.)
 
Polylektie, polylektisch
′viel sammelnd′ bzw. ′viele (Trachtarten) wählend′: Polylektische Wildbienenarten sind nicht auf Blüptenpflanzen einer Pflanzenfamilie oder -art spezialisiert, sie sammeln an Trachtpflanzen sehr vieler, wenn auch nicht unbedingt aller Familien. Gegenteil: Oligolektie (O) bzw. Monolektie, auch: Mesolektie.
 
polyphag, Substantiv: Polyphagie
′viel essend′: von vielen Pflanzen- oder Tierarten bzw. -gattungen lebend. Gegenteil: oligiphag bzw. Oligophagie (O) und monophag bzw. Monophagie (M).
 
Population
'Bevölkerung': Fortpflanzungsgemeinschaft bzw. Individuen einer Spezies, die zur selben Zeit am selben Ort leben und sich untereinander fortpflanzen können.
 
Populationsdynamik
Populationsentwicklung: die Veränderung der Größe und räumlichen Verbreitung einer Population. Die typischen (möglichen, aber nicht zwingend notwendigen) Phasen der Populationsentwicklung sind die Anlaufphase, exponentielles Wachstum, lineares Wachstum, verzögertes Wachstum, eine stationäre Phase und schließlich das Absterben.
 
Populationsökologie
(lat. populus = 'Volk' + gr. oikos = 'Haushalt' + gr. logos = 'Lehre') Die Populationsökologie befaßt sich mit den Wechselwirkungen einer Population mit anderen Populationen derselben oder einer anderen Art sowie mit ihrer Umwelt.
 
postglazial
'nach einem Glazial', also nach einer bzw. der letzten Eiszeit
 
Prädation · Prädator
Erbeutung (meist Tötung und Verzehr) durch einen Freßfeind. Ein Beutegreifer ist ein Prädator (H: lat.).
 
Prägung
In der Jugend in einer dafür sensiblen Phase erfolgter schneller Lernvorgang mit stabilem, mitunter irreversiblem Lernergebnis. Beispiele: 1. das bekannte Nachlaufen von z. B. Gänseküken, die auch einen Menschen für ein Elterntier halten können, wenn sie diesen als erstes Lebewesen wahrnehmen. 2. die sexuelle Fixierung junger Tiere auf Artgenossen, die ebenfalls auf den Tierhalter fehlgeleitet werden kann mit der Folge, das sich dieses Tier später nicht mehr für Artgenossen interessiert.
 
Praepupa, Präpupa
'Vorpuppe' bzw. Ruhelarve: Stadium der Diapause (D) bzw. Überwinterung, bevor sich die Larve im Frühjahr bzw. Frühsommer verpuppt und schließlich in die Imago (I) umwandelt.
 
primitiv-eusozial
auf einfacherem Niveau eusozial (E). Hummeln und einige Furchenbienen gelten als primitiv eusoziale, Honigbienen als hocheusoziale Bienen.
 
Probiose
'Für-Leben': Beziehung zwischen Organismen zweier Arten, aus der nur ein Partner einen Vorteil zieht, ohne den anderen zu schädigen. Beispiele sind der Kommensalismus (K) und die Phoresie (s. oben).
 
Prokaryoten
winzigkleine Zellorganismen (Bakterien), die am Anfang des Lebens stehen und heute noch die große Mehrzahl der Lebewesen ausmachen: Von den schätzungsweise 400.000 bis 4 Millionen Arten sind erst 4.000 bekannt. (H: altgr.)
 
Protandrie bzw. Proterandrie
'Vormännlichkeit': das Phänomen, daß Bienen-Männchen nach der Diapause vor den Weibchen erscheinen und auf diese zwecks Begattung warten. Adjektiv: proterandrisch; Gegenteil: Proterogynie.
    Ergänzung: Proterandrie bezeichnet auch das Auftreten des männlichen Geschlechts vor dem weiblichen Geschlecht innerhalb eines Individuums; solche Zwitter (Hermaphroditen, H) sind unter den Landlungenschnecken (Stylommatophora) die Regel, aber auch unter Fisch- und Lurcharten zu finden.
    Etymologischer Hinweis: Die Bezeichnung setzt sich zusammen aus dem altgriechischen protos = 'erster, frühester' und andros = 'Mann'; das erste Wort ist aus Prototyp ('erster Typ, erstes Vorbild') bekannt und das zweite aus Androide ('menschenähnliche Maschine') oder Anthropologie ('Menschenkunde').
 
Proterogynie bzw. Protogynie
'Vorweiblichkeit': das seltene Phänomen, daß die Weibchen einiger Bienenarten am Ende der Diapause vor den Männchen erscheinen. Unter den in Europa vorkommenden Bienen sind nur die Wollbienen (Anthidium) und Zottelbienen (Panurgus) als proterogyn bekannt. Gegenteil: Proterandrie.
    Ergänzung: Proterogynie bezeichnet auch das Auftreten des weiblichen Geschlechts vor dem männlichen innerhalb eines Individuums.
 
Protisten
ursprünglichste Gruppe der Eukaryoten (Algen, Geißeltierchen etc.) (H: altgr.)
 
psammophil
'sandliebend': angepaßt an sandige Lebensräume – auch in Gewässern.
 
Q
Quieszenz
'Ruhe': exogen (von außen) gesteuerte Dormanz (D), die etwa durch ungünstige Temperaturen oder allzu kurze Tageslängen unmittelbar ausgelöst und durch den Wegfall der ungünstigen Bedingungen sofort wieder aufgehoben wird. Das Gegenteil, nämlich die auch endogen (von innen, nämlich genetisch und hormonell) gesteuerte Dormanz wird auch als Diapause (D) bezeichnet.
 
R
Reptilien
Kriechtiere, wechselwarme Tiere mit horniger (beschuppter oder beschilderter) Haut, die aus den Amphibien hervorgingen und zur Fortpflanzung nicht mehr auf Wasser angewiesen sind. Aus urtümlichen Reptilien entwickelten sich die Saurier und ersten Säugetiere. (Von lat. reptilis = 'kriechend')
 
Revier bzw. Territorium
Wohngebiet, das (gegen die Anwesenheit von) Artgenossen verteidigt wird, machmal auch gegen artfremde, aber um Nahrung und Nistplätze konkurrierende Tiere.
 
rezent
noch lebend oder erst vor kurzem ausgestorben (Von lat. recens = 'frisch, neu jung')
 
rhizophag
wurzelnfressend
 
ripicol
an Ufern lebend
 
rezeptiv
'empfängnisbereit', von brünstigen Weibchen (Von lat. recipere = 'aufnehmen')
 
Ruderalvegetation
Pflanzen, die auf stickstoffreichen Schuttplätzen wachsen.
 
S
Saprobiont
'Faulstoff-Zersetzer': Saprobionten leben saprophag in sich zersetzender organischer Substanz.
 
sacrophag, Substantiv: Sacrophagie
′fleischfressend′: nur von Fleisch lebend. Gegenteil: hytophag bzw. Hytophagie (′pflanzenfressend′).
 
saprophag, Substantive: Saprophag, Saprophagie
'Faulstoff-fressend': saprophage Organismen leben von toter, sich zersetzender organischer Substanz und werden auch als Saprophagen oder Saprobionten (s. o.) bezeichnet.
 
saprophyt, Substantive: Saprophyt, Saprophytie
'Faulstoff-pflanzlich': Saprophyten sind Pflanzen, die von totem, sich zersetzendem organischen Material leben.
 
Saisondimorphismus
'unterschiedliche Gestalt in einer anderen Saison': das Phänomen, daß ein Organismus innerhalb eines Jahres in einer zweiten (oder auch weiteren) Generation und folglich in einer anderen Jahreszeit in Form und/oder Farbe von der der ersten Generation abweicht. Ein Beispiel für Saisondimorphismus ist das Landkärtchen (Araschnia levana), ein Edelflter, dessen unterschiedliche Erscheinungsformen durch die Tageslänge während der Raupenentwicklung gesteuert werden. Unter den Bienen ist bei der Zweifarbigen Sandbiene (Andrena bicolor) ein geringer Saisondimorphismus feststellbar: Die Weibchen der zweiten bzw. Sommergeneration zeigen eine etwas hellere Mesonotum-Behaarung und Scopa als die erste bzw. Frühlingsgeneration.
 
scramble competition
englisch 'kraxeln, krabbeln, sich balgen' & 'Wettbewerb'; in der Biologie: 'Drängelwettbewerb' paarungswilliger Männchen um ein Weibchen.
 
Selektion
'Auslese', 'Auswahl', 'Zuchtwahl'. Die Selektion führt in der Evolution der Arten dazu, daß sich die am besten an die jeweiligen Umweltbedingungen angepaßten Erbanlagen stärker vermehren als weniger gut angepaßte. (Von lat. selectio = 'Auswahl')
 
Sem
altgr. 'Zeichen': in der Linguistik der kleinste Bedeutungsbestandteil bzw. ein semantisches (Bedeutungs-) Merkmal eines Lexems (Wortes). In der Biologie bzw. Etologie (vergleichenden Verhaltensforschung) ein Kennzeichen bzw. Signal wie vor allem in Aposema (A): aposematische Farbmuster dienen dem Schutz einer Spezies, sie sind sematophylaktisch.
 
semiaquatisch
halb im Wasser lebend, also auch halb an Land; amphibisch.
 
semisozial
'halbgesellig', auf niedrigerem Organisationsniveau in Gruppen lebend. Semisoziale Bienen haben ihre Selbständigkeit zwar abgelegt und praktizieren Arbeitsteilung, die eierlegende Königin und ihre arbeitenden Hilfsweibchen derselben Generation erreichen aber nicht das Organisationsniveau von Hummeln und Honigbienen.
 
Sensible Phase
Eine Phase im Jugendstadium eines Tiers, in der dieses sensibel ist für eine Prägung z. B. auf seine Eltern oder das Erscheinungsbild eines künftigen Geschlechtspartners.
 
sessil
'festsitzend': Sessil sind – mit Ausnahme des Röhrenaals – wirbellose aquatische Tiere, die nicht (mehr) die Fähigkeit besitzen, ihren Aufenthaltsort zu wechseln. Beispiele: Steinkorallen (Scleractinia), Schwämme (Porifera), Walläuse (Cyamidae).
 
Sexualparasitismus
Profitieren von Eigenschaften bzw. Aktivitäten anderer Individuen desselben Geschlechts. Manche Froschmännchen etwa fangen Weibchen ab, die vom Rufen anderer männlicher Artgenossen angelockt werden.
 
Solitär...
'einsam', 'einzeln', nicht sozial, also nicht dauerhaft in Paaren oder Gruppen lebend. Während z. B. die Honigbiene und die Hummeln in "Staaten" organisiert sind, leben die meisten Bienen einzeln ('solo').
 
sozial
'gesellig', regelmäßig in Gruppen lebend. Dieser Begriff ist in der Ethologie neutral bzw. wertfrei gemeint, nicht wertend politisch. Honigbienen und Hummeln und die meisten Furchenbienen sind soziale Wildbienen, da sie in "Staaten" organisiert sind; aufgrund ihres hohen Organisationsniveaus werden Honigbienen, Hummeln und einige Furchenbienen auch als eusozial (E) bezeichnet. Das Leben etwa einer Hummelkönigin beginnt solitär, erreicht aber die soziale Phase, wenn sie ihre ersten adulten Arbeiterinnen produziert hat.
 
Sozialparasitismus
Parasitismus, bei der ein Parasit (P) das Sozialsystem eines eusozialen (E) Wirts (W) ausnutzt, indem er seinen Nachwuchs von diesem Wirt aufziehen läßt.
 
Spezialist
(Pflanzen- oder) Tierart, deren Vorkommen durch ein enges Nahrungs- und/oder Habitatschema beschränkt ist. Gegenteil: Generalist.
 
Speziation
Artwerdung, Entstehung einer Pflanzen- oder Tierart.
 
Spezies
Pflanzen- oder Tierart, grob definiert: eine Fortpflanzungsgemeinschaft formgleicher Individuen.
 
St
stenök, Substantiv: Stenökie
'eng, schmal' bezüglich der 'Umwelt': hinsichtlich eines Umweltfaktors oder mehrerer solcher Faktoren spezialisiert, gegenüber Umweltschwankungen wenig tolerant, Umwelt-Spezialist (zum Vergleich: Stenographie = 'Engschrift'). Es gibt verschiedene Beschränkungen bzw. Spezialisierungen bezüglich der Umwelt mit je eigenem Fachbegriff:
  • stenohalin (bez. des Salzgehaltes)
  • stenohyd (bez. des Wassergehalts)
  • stenohygr (bez. der Bodenfeuchte)
  • stenophag (bez. der Nahrungsressourcen)
  • stenotherm (bez. der Umgebungstemperatur)
  • stenoxygen (bez. des Sauerstoffgehaltes)
  • stenotop (bez. des Lebensraumes bzw. Biotops, s. u.)
Die meisten Bienen sind mikroklimatisch stenök. Gegenteil: euryök bzw. Euryökie (E).
 
stenotop; Substantiv: Stenotopie
'eng, schmal' bezüglich des 'Ortes' bzw. Biotops: stenotope Arten sind hinsichtlich ihrer Habitate (H) spezialisiert, also "Habitat-Spezialisten" (haben ein enges "Habitat-Schema"). Gegenteil: eurytop bzw. Eurytopie (E).
 
subsozial
′noch nicht sozial′: In der subsozialen Phase der Entwicklung einen Bienenvolkes sorgt ein einziges Weibchen für ihre Brut (Eier, Larven). Erst mit dem Schlupf der Arbeiterinnen beginnt die soziale Phase.
 
Sukzession
'Nachfolge' (auch Thron- oder Rechtsnachfolge); in der Botanik das eine Landschaft prägende Abfolge von Pflanzengesellschaften bzw. Vegetationsphasen: Grasphase – Staudenphase – Strauchphase – Baumphase. In großem Ausmaß fanden solche Entwicklungsreihen nach dem Rückzug der Gletscher am Ende der Eiszeiten statt: Auf eine Pioniervegetation von Flechten und Moosen und kurzlebigen Birken und Kiefern folgten über verschiedene Zwischenstadien schließlich je nach Standort z. B. beständige Buchen-, Eichen oder Mischwälder.
 
Symbiont
Lebewesen, das Nutzen aus einer gegenseitigen Lebensgemeinschaft zieht, etwa eine Blütenpflanzen oder das sie bestäubende Insekt. Ein weiteres Beispiel ist eine Fliegenlarve in einem Hautflüglernest, die sich durch die Beseitigung möglicher Infektionsherde nützlich macht, andererseits selbst daraus Nutzen zieht durch die Gewinnung von Nährstoffen.
 
Symbiose, Adjektiv: symbiontisch
'Zusammenleben' von Lebewesen verschiedener Arten zum gegenseitigen Nutzen, z. B. zwischen Blütenpflanzen und den sie bestäubenden Insekten, Vögeln oder Fledertieren. Ein spezieller Fall der Symbiose ist die Trophobiose (T). (H: altgr.)
    In der US-amerikanischen Literatur wird der Terminus der Symbiose neutral im wörtlichen Sinne verwendet, also für alle Formen des koevolutionär entstandenen Zusammenlebens, was den Mutualismus (M) und Kommensalismus (K) und sogar den Parasitismus (P) einschließt.
 
Symapomorphie
'gemeinsames und abgeleitetes (evolviertes) Formmerkmal': Wenn zwei oder mehr (monophyletische, M) Taxa dieselben abgeleiteten Merkmale, also dieselbe Apomorphie (A) aufweisen, ist dies eine Symapomorphie (von altgr. sym 'mit, zusammen', apo 'ab, weg' und morphe 'Form, Gestalt'.
 
Symplesiomorphie
'gemeinsames und unverändertes (ursprüngliches) Formmerkmal': Wenn zwei oder mehr Taxa dieselben ursprünglichen Merkmale, also dieselbe Plesiomorphie (P) aufweisen, ist diese eine Symplesiomorphie (von altgr. sym 'mit, zusammen', plesi 'nahe, benachbart' und morphe 'Form, Gestalt'). Gegenteil: Apomorphie (A).
 
Sympatrie, Eigenschaftswort: sympatrisch
'Gemeinsames Vaterland': gemeinsames Vorkommen von Arten oder Unterarten im selben geographischen Gebiet, so daß Kreuzungen möglich sind. Sympatrische Artbildung ist folglich unwahrscheinlich und selten, aber möglich durch sexuelle Selektion (die Bevorzugung von Partnern mit bestimmten Merkmalen) oder das Besetzen unterschiedlicher ökologischer Nischen im selben Lebensraum. Gegenteile: Allopatrie (A) und Parapatrie (P).
 
synanthrop, Substantiv: Synanthropie
'zusammen mit dem Menschen': angepaßt an den menschlichen Siedlungsbereich, ohne zur Erhaltung der Population auf Artgenossen von außerhalb angewiesen zu sein.
 
Synchronisation
(syn = 'zusammen' + chronos = 'Zeit') im eigentlichen, engeren Sinne das zeitgleiche Ablaufen von Vorgängen (etwa dem Blühen von Pflanzen und dem Erscheinen von Insekten, die auf jene Blütenpflanzen angewiesen sind). In der Informatik hingegen bedeutet Synchronisation meist einfach 'Datenabgleich' einschließlich der Replikation bzw. Mehrfachspeicherung der verglichenen Daten. Gegenteil: Desynchronisation (D).
 
Synökologisches Optimum
der bevorzugte Lebensbereich einer Art unter dem Einfluß eines bestimmten Umweltfaktors (Temperatur, Feuchte, Lichtintensität etc.) und zugleich der Konkurrenz durch andere Arten (Interspezifische Konkurrenz, I). Ohne interspezifische Konkurrenz spricht die Biologie vom autökologischen Optimum (A).
 
T
Taxonomie
Die biologische Systematik, also die wissenschaftliche und hierarchische Klassifizierung der Lebewesen entsprechend ihrer vermuteten Entstehungsgeschichte (Evolution) und Verwandtschaft. Die Begriffe zu diesem Thema werden auf einer Taxonomie-Seite eigenen Seite erklärt.
 
Thermoneutralität
die Empfindung der subjektiven Indifferenztemperatur (I) eines Organismus, also die Außentemperatur, die weder als (zu) kalt noch (zu) warm empfunden wird.
 
thermophil
′wärmeliebend′: Thermophile Lebewesen sind auf warme Biotope angewiesen.
 
Trinomen
′dreiteiliger Name′: Unterarten benennt man mit einem Trinomen, das aus einem Binomen (B) und einem dritten Wort (Unterart-Epitheton, beginnend mit einem Kleinbuchstaben) besteht.
 
troglobiont
obligat höhlenbewohnend
 
troglophil
'höhlenliebend': gerne höhlenbewohnend, aber auch außerhalb von Höhlen lebensfähig.
 
Trophiestufe, Trophieniveau, Trophieebene
'Ernährungs- bzw. Nahrungsstufe: eine definierte Ebene bzw. Stufe einer linearen Nahrungskette im Ökosystem, die etwa in Gewässern von Pflanzen über Insekten und Fische, Sing- und Wasservögel bis zu großen Prädatoren (Falken und Weihen, Fischadler, Seeadler, Fischotter etc.) reicht.
    Bezüglich der Eutrophierung ('Nährstoffanreicherung', insbesondere durch Stickstoff- und Phosphoreintrag) in Gewässern werden vier Trophiestufen bzw. -ebenen unterschieden:
  1. Oligotrophie: geringe Nährstoffanreicherung, daher geringe Produktion von Biomasse
  2. Mesotrophie: Übergangsstadium zwischen Oligotrophie und Eutrophie
  3. Eutrophie: hoher Nährstoff- bzw. Phosphorgehalt, daher hohe organische Produktion
  4. Hypertrophie bzw. Polytrophie: extremer Nährstoffgehalt, der Sauerstoff in den bodennahen Schichten wird im Sommer weitgehend aufgebraucht.

Trophie
altgr. 'Ernährung', in der Biologie auch das Nahrungsangebot eines Standortes. Dieses wird – vornehmlich für Gewässer – in folgenden Trophie-Stufen ausgedrückt:
  • oligotroph: 'nährstoffarm'
  • mesotroph: 'mittelmäßig nährstoffreich'
  • eutroph: 'nährstoffreich'
  • polytroph: 'sehr nährstoffreich'
  • hypertroph: 'extrem nährstoffreich'
 
Trophische Kaskade
in der Nahrungskette der Einfluß von Beutegreifern (Prädatoren) auf die Biomasse, d. h. auf Pflanzenfresser und mittelbar auf die Pflanzen. Die trophische Kaskade ist das Gegenmodell zur Nahrungspyramide, in der die Pflanzenproduktion die Masse der Pflanzenfresser beschränkt und diese die Menge der Prädatoren.
 
Trophobiose
Eine spezielle Form der Symbiose (S), die auf die Nahrungsbeziehung zwischen zwei Lebewesen abhebt: Individuen einer Art bieten Nahrung Individuen einer zweiten Art an, welche das Angebot nutzen und dafür eine Gegenleistung erbringen. Ein bekanntes Beispiel ist der Verzehr von "Honigtau" (= Blattlaus-Ausscheidungen) durch Ameisen (Formicidae), die den Blattläusen (Aphidoidea) Schutz gegen Prädatoren (P) gewähren.
 
Tumulus
kleiner Erdhügel: Auswurfhalde, die beim Graben eines Nistgangs etwa durch Bienen entsteht.
 
Turnover bzw. species turnover
Wandel der Zusammensetzung der Biozönose (Lebensgemeinschaft, B) eines Habitats (H): Bislang nur in geringer Dichte vorhandene oder migrierende Arten können sich in einem Habitat auf Kosten anderer (zuvor dominanter) Arten durchsetzen und diese sogar verdrängen. In der Wirtschaft bedeutet turnover 'Erlös' bzw. 'Umsatz eines Unternehmens'.
 
U
Ubiquist
Ubiquitäres Lebewesen: anpassungsfähiges Lebewesen, das nicht an einige wenige Biotope gebunden ist.
 
ubiquitär
überall vorkommend (Von lat. ubique = 'überall')
 
Überlieger
Insekt (etwa eine Bienenart) mit einer Diapause (D), die mehr als einen Winter umfaßt, so daß die Entwicklung vom Ei bis zur Imago (I) zwei oder mehr Jahre dauert. Ein biologischer Nutzen einer verlängerten Diapause ergibt sich etwa für oligolektische (O) Bienenarten, nämlich dann, wenn ihre (exklusiven) Pollenpflanzen in einem Jahr ganz ausfallen oder weniger zahlreich blühen und so den Fortpflanzungserfolg gefährden. Unter den Bienen sind bislang nur wenige fakultative oder obligate "Überlieger" bekannt, in der Gattung Osmia ('Mauerbienen') sind dies Osmia adunca, Osmia grandis, Osmia inermis, Osmia leaiana, Osmia niveata, Osmia parietina.
    Andere Insekten bleiben während ihrer langen Entwicklungszeit in den (oft kurzen) Vegetationsmonaten aktiv. Unter den Schmetterlingen des hohen Nordens gibt es Arten, die bis 14 Tundra-Winter im Raupen-Stadium fressen und winterschlafen, bevor sie sich verpuppen und als Imagines fortpflanzen.
    Hinweis: In der deutschen Krankenhaus-Medizin bezeichnen "Überlieger" Patienten, die zum Jahreswechsel bis ins Folgejahr stationär bzw. teilstationär in Behandlung sind. In der Seemannssprache bedeutet Überliegen je nach Betonung das Schrägliegen eines Schiffs oder überlanges Liegen im Hafen.
 
Überwinterung
das Überstehen periodischer Abkühlungen (der Wintermonate) in kalten und gemäßigten Zonen durch:
  1. klimatisch bedingte Tierwanderung (z. B. bei Insekten, Fledermäusen, Vögeln);
  2. Winterruhe, in der kurze Ruhephasen immer wieder durch Aktivitäten unterbrochen werden (etwa bei Bären, Bibern, Eichhörnchen; das Pendant zur Winterruhe ist die Sommerruhe: Manche Reptilien vergraben sich im Erdboden, um die sommerliche Hitzeperiode mit ihrem Nahrungs- und Wassermangel zu überstehen);
  3. echten Winterschlaf mit starker Einschränkung von Eigenwärme, Stoffwechsel und Reizempfindlichkeit (etwa bei Fledermäusen). Der Winterschlaf ähnelt der Kältestarre wechselwarme Tiere (Reptlilien etc.).
 
univoltin
Univoltine Bienen haben im Jahr nur eine Generation, d. h., ein Weibchen (eine Königin) produziert nur einmal im Jahr fortpflanzungsfähige Weibchen, die entweder im Larven-, im Puppen- oder im Imaginalstadium (d. h. als fertige Insekten) überwintern und erst im nächsten Jahr die nächste Generation hervorbringen. Gegenteil: Bivoltine Arten bringen eine zweite Generation im Jahr hervor.
 
urban
'städtisch': Urbane Lebewesen kommen im menschlichen Siedlungsbereich vor.
 
V
Vestibulum
'Vorhalle, Vorhof, Flur': Leerzelle hinter dem Nestverschluß z. B. einer Mauerbiene. Leerzellen sind dazu geeignet, Predatoren und Parasiten von belegten Brutzellen abzulenken.
 
visuelle Mimikry
'visuelle Ähnlichkeit bzw. Nachahmung': Imitation der sichtbaren anatomischen Strukturen, insbesondere der Farbmuster, einer anderen Tierart zwecks Teilhabe an einem biologischen Vorteil, den die Anatomie der nachgeahmten Tierart bietet. Ein bekanntes Beispiel ist die gelb-schwarze Zeichung mancher Schwebfliegen und Bienen, die sich durch Nachahmung der Warntracht wehrhafter Wespen vor Prädatoren (P) schützen. Eine andere, weniger bekanntere Form der Mimikry (M) ist die olfaktorische Mimikry (O).
 
vivipar
'lebendgebärend'. Gegenteil: ovipar = 'durch Eier gebärend'. (H: französisch, italienisch, lat.)
 
Voltinismus
(von italienisch volta: 'Mal, 'Drehung', 'Gewölbe') In der Entomologie (E) die Häufigkeit der jährlich produzierten Nachfolgegenerationen einer Art. Diese ist:
  • univoltin (alternativ: monovoltin), wenn eine Generation pro Jahr hervorgebracht wird;
  • bivoltin mit zwei Generationen pro Jahr (die erste produziert die zweite);
  • trivoltin mit drei Generationen pro Jahr (die 1. produziert die 2, diese dann die 3.);
  • multivoltin mit zwei oder mehr Generationen pro Jahr (nicht bei allen Autoren);
  • polyvoltin bzw. plurivoltin mit unterbrechungslos aufeinanderfolgenden Generationen, wie dies in Gebieten ohne Jahreszeiten üblich ist;
  • semivoltin mit einer Generation über zwei (oder auch mehr) Jahre (je nach Autor);
  • merovoltin mit einer Generation über drei (oder auch mehr) Jahre (je nach Autor).

B
Wirt
Lebewesen, das einem anderen – nämlich einem Parasiten (P) (etwa Brutparasiten, B) – als Nahrungsspender dient.
 
X
xerisch
'Trockenheit betreffend, trocken': kalte wie warme Wüsten und Steppen bezeichnet die Ökologie als xerisch. Gegenteil: hygrisch (H).
 
xerobiont
'an trockenen Stellen lebend. Gegenteil: hygrobiont (H).
 
xerophil
'trockenheitliebend': Xerophile Lebewesen sind auf trockene Biotope angewiesen.
 
xerotherm
'trockenwarm': Xerotherme Lebensräume sind warme Steppen und Wüsten, xerotherme bzw. xerophile Lebewesen sind Pflanzen und Tiere, die an diese Biotope angepaßt sind.
 
Y
Z
Zeigerorganismen
Pflanzen und Tiere, die durch ihre Anwesenheit auf bestimmte Umweltfaktoren verweisen, auf die sie für ihr Überleben angewiesen sind. Bestimmte Flechten z. B. weisen auf saubere oder verschmutzte Luft hin, bestimmte Wasserorganismen zeigen eine geringe Schadstoffbelastung an. Die Vermehrung von Brennesseln läßt auf Überdüngung (Eutrophierung) schließen. Weitere Beispiele:

Kriechender HahnenfußRanunculus repenstoniger Boden
Gemeine PechnelkeLynchis viscariaSandboden
HeidelbeereVaccinium myrtillussaurer Boden
HuflattischTussilago farfaraalkalischer Boden
FranzosenkrautGalinsoga spec.humoser Boden

Zönose
′Gemeinschaft, Gesellschaft′: in der Biologie eine Gemeinschaft von Organismen. Bezogen auf einen Lebensraum (Biotop) spricht man meist von Biozönose (B).
 
Zoochorie
'tierische Ausbreitung': Ausbreitung von Samen durch Tiere. Unterformen sind die:
  • Chiropterochorie: Ausbreitung durch Fledermäuse;
  • Dysochorie: Ausbreitung durch Zufall;
  • Endochorie (E): Ausbreitung im Körperinneren, durch Verdauung;
  • Epichorie: Ausbreitung durch Anhaftung (Klebhafter, Kletthafter);
  • Myrmekochorie: Ausbreitung durch Ameisen;
  • Ornithochorie: Ausbreitung durch Vögel.

zoophag, Substantiv: Zoophagie
'Lebewesen-fressend': Zoophage Tiere ernähren sich von lebenden Tieren, sind also Prädatoren (P). Fleischfresser werden auch als Karnivoren (K) bezeichnet.
 
Zoozönose, ein Typ der Biozönose (B)
'Tiergemeinschaft': die für einen Standort spezifische Kombination von Tierarten mit ähnlichen oder gleichen Ansprüchen an ihren Standort.
 
Zytoplasmische Inkompatibilität
'Zellsubstanz-Unvereinbarkeit': durch eine Infektion mit Wolbachia pipientis, einem gramnegativen Bakterium, verursachte Unfruchtbarkeit, wenn nämlich ein Weibchen nicht oder mit einem anderen Wolbachia-Stamm infiziert ist als das Männchen. Zytoplasmische Inkompatibilität kann auch phänotypische Veränderungen hervorrufen.
 
H = Herkunft · altgr. = altgriechisch · lat. = lateinisch

Literatur:

  • Berndt, Rudolf & Wolfgang Winkel (1983): Öko-ornithologisches Glossarium = Eco-ornithological glossary: dt.–engl; engl.–dt. Duncker und Humboldt, Berlin.
  • Dettner, Konrad & Werner Peters (1999): Lehrbuch der Entomolgie. G. Fischer, Stuttgart, Jena etc.
  • Immelmann, Klaus (1982): Wörterbuch der Verhaltensforschung. Parey, Berlin, Hamburg.
  • Lundberg, Ulrich (1995): Kurzgefaßter Wortschatz der Allgemeinen Zoologie. G. Fischer, Jena, St.

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