Reptilien können als wechselwarme (ektotherme bzw. poikilotherme) Tiere ihre eigene Körpertemperatur in der Regel nicht aktiv steigern, nach einer kühlen Nacht bringt sie erst ein Sonnenbad auf "Betriebstemperatur". Für alle Aspekte ihres Lebens und Überlebens sind sie daher auf ausreichend hohe Umgebungstemperaturen angewiesen. In gemäßigten Breiten wie Mitteleuropa bzw. Deutschland erreichen daher viele Reptilien die Nordgrenzen ihrer Verbreitungsareale. Die begrenzenden Faktoren sind die:
Unter natürlichen Bedingungen würden die Verbreitungsgrenzen unserer Reptilien mit leichten Klimaschwankungen und ungewöhnlichen Wetterereignissen leicht variieren, die Populationen blieben insgesamt stabil, der Genaustausch zwischen Teilpopulationen erhalten. Die starke Überformung unserer Region durch die menschliche Zivilisation hat jedoch zu hohen Arealverlusten und einer Zersplitterung der Gesamtpopulation geführt, die die genetische Isolation immer kleinerer Teilpopulationen und schließlich ihr Aussterben fördert: Selbst Restareale, die bislang von Siedlungen, Industrieflächen und einer auf maximalen Profit getrimmten Agrarwirtschaft verschont blieben, sind durch lebensfeindliche und für Reptilien unüberwindbare Agrarflächen und Straßen getrennt – die für das Überleben vieler Arten nötige Vernetzung von Biotopen ist die Ausnahme. Unsere Reptilien können daher nur sehr eingeschränkt von der Klimaerwärmung profitieren: Höhere Temperaturen nützen nur dort, wo auch alle anderen Requisiten – Nahrung, Verstecke, Plätze zum Sonnenbaden und für die Eiablage – vorhanden und untereinander vernetzt sind.
Es gibt nur wenige Arten, denen man heute in der Fläche noch gelegentlich begegnet: drei Eidechsenarten – die Waldeidechse (Zootoca vivipara), die Zauneidechse (Lacerta agilis) und die Blindschleiche (Anguis fragilis) – und die Ringelnatter (Natrix natrix). Ältere Menschen erinnern sich an sonnige Hänge und Wege mit Mengen wuselnder oder sonnnenbadender Eidechsen, die sie als Kinder fingen, oder Ringelnattern an und in Gewässern; heute sind solche Orte kaum noch zu finden. Die weniger häufigen Arten wie die Mauereidechse (Podarcis muralis), die übrigen Nattern oder die Kreuzotter (Vipera berus) oder gar die seltene Smaragdeidechse (Lacerta viridis + L. bilineata) oder Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) sind auf bestimmte Landschaftstypen oder gar wenige Standorte in unserem Land beschränkt: Der Naturfreund muß zum Teil weit reisen, um solche Arten noch in der Natur beobachten zu können.
Die Bestandsentwicklungen unserer Reptilien (wie auch Amphibien) werden eigentlich nur auf Länderebene verfolgt, dennoch läßt sich insgesamt ein negativer Trend feststellen, zumal die Ursachen des Rückgangs – Gedankenlosigkeit, Rücksichtslosigkeit von Behörden, Unternehmen, Privatleuten etc. – fast überall gleich sein dürften. Dennoch üben Reptilien seit jeher eine große Faszination auf viele Menschen aus: Gleichzeitig verzeichnen nämlich Handel und Haltung exotischer Reptilien in Deutschland seit Jahren einen Boom, Zoohandlungen, der Online-Handel und sogar Baumärkte bedienen den Wunsch nach einem kleinen "Drachen" oder "Saurier" in den eigenen vier Wänden. Diese Exoten gelangen leider immer öfter in die heimische Natur: teils als Gefangenschaftsflüchtlinge, die aus ihren (meist allzu engen) Behältnissen ausbrechen konnten und als Krokodile, Gift- oder Würgeschlangen gelegentlich Panik auslösen, teils als lästige Haustiere, etwa Schmuckschildkröten, derer man sich durch Aussetzen etwa am nächsten Teich oder See zu entledigen sucht.
Diese Ringelnatter und Blindschleiche hatten sich unter einer Folie versteckt · W'tal, 12.05.2011 |
Falls am linken Bildschirm-Rand keine Verweisleiste zu sehen ist, klicken Sie bitte auf , um den gesamten Frameset anzuzeigen.
Reptilien-Schutz |