TierportraitArtname: Cricetus cricetus (Linnaeus 1758)Systematik: Ordnung: Nagetiere (Rodentia) > Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha) > Familie: Wühler (Cricetidae) > Unterfamilie: Hamster (Cricetinae) > Gattung: Großhamster (Cricetus) > Art: Feldhamster (Cricetus cricetus). Merkmale: KRL bis ca. 30 cm, Schwanz ca. 2–4 cm lang & haarlos, Gewicht bis ca. 500 g, geringer Geschlechtsdimorphismus: M > W; Fell auffallend bunt: Kopf rotbraun, Oberseite gelbbraun bis gelbgrau, Unterseite fast schwarz, seitlich (Wangen, Schultern & Oberbauch) sowie an den Füßen und der Nasenspitze mit weißen Flecken; hamstertypisch große Backentaschen, kräftige Krallen. Verbreitung: ursprünglich osteuropäische Steppen, dann durch Landwirtschaft nach Westeuropa verbreitet, heute durch Verfolgung und industrielle Landwirtschaft von Insel-Vorkommen in Mitteleuropa (Belgien, Elsaß, Süddeutschland, Polen) über Osteuropa bis in die russische Altairegion und Nordwest-China verbreitet. Lebensraum: Steppen: mäßigfeuchte bis trockene Gras- und Krautlandschaften auf Löß- und Lehmböden, auch Kultursteppen mit üppigem Nahrungsangebot (Getreide & Rüben). Nahrung: Körner- und Hülsenfrüchte, Klee, Kartoffeln, Rüben; auch Würmer, Käfer und Feldmäuse. Lebensweise: meist nacht- und dämmerungsaktiv, territorialer Einzelgänger, Bodenbewohner, verzweigte Erdbaue mit Wohn- & Vorratskammer. Fortpflanzung: Mai–August. Feinde: Marder, Katzen, Rotfuchs (Vulpes vulpes), Wolf, Uhu, Milan, Bussard etc. Feldhamster versuchen, sich aktiv durch Scheinangriffe zu verteidigen. |
"FÜR DIE JUGEND 1967": Postwertzeichen mit Hamster |
Hamster haben wie Wühlmäuse kurze Schwänze und kräftige Krallen und als besonderes Merkmal große Backentaschen. Der Europäische Feldhamster (Cricetus critetus) ist im Vergleich zu seinen Verwandten recht groß: Während er ohne Schwanz die Länge eines Din-A4-Blattes erreicht und sogar übertrifft, sind die Hamsterarten Südosteuropas und Vorderasiens meist deutlich kleiner, die Zwerghamster (Gattung Phodopus) mit unter 10 cm Kopf-Rumpf-Länge (KRL). Anders als viele andere Nagetiere sucht ein sich bedroht fühlender Feldhamster sein Heil oft nicht in der Flucht, vielmehr versucht er, den möglichen Freßfeind einzuschüchtern, indem er zischt, faucht und knurrt, sich auf die Hinterbeine stellt und in kurzen Sätzen seinem Feind entgegenspringt, was in Verbindung mit seiner dunklen Unterseite durchaus bedrohlich wirken kann. Wer ihn mit der Hand abzuwehren sucht, handelt sich schnell eine blutende Bißwunde ein.
Der Feldhamster war über Jahrhunderte ein vertrauter Begleiter der bäuerlichen Landwirtschaft. Diese begann durch die allmähliche Aufgabe des Jagens und Sammelns bereits im sechsten Jahrtausend in der Jungsteinzeit Mitteleuropas ("Neolithische Revolution"). Zwar ist nicht bekannt, wann der Feldhamster Deutschland erreichte, durch Skelettfunde ist aber seine Existenz dort in der Römerzeit belegt. Der Wald konnte in den Wirren der Völkerwanderungen die Äcker nur kurzzeitig zurückerobern, schon im frühen Mittelalter zwischen 500 und 800 n. Chr. (Karolinger-Zeit) wurde weiter gerodet, und ab etwa 1100 kam es schließlich erneut zu großflächigen Rodungen, die erst durch die Pest Mitte des 14. Jahrhunderts unterbrochen wurden. Das Motiv der Rodungen erwuchs übrigens nicht aus dem Nahrungsbedarf einer hungernden angewachsenen Bevölkerung, sondern aus der Erwartung größerer Steuereinnahmen und damit Macht durch eine anwachsende Bevölkerung auf größerer Fläche. An die mittelalterlichen Rodungen erinnern heute die vielen Flurnamen (Toponyme), die – bei unterschiedlicher Schreibung – auf /rat/, /rot/, /rott/, /rode/, /röt/ oder /reit/ auslauten.
Was für waldbewohnende Tierarten Verinselung oder gar Ausrottung bedeutete, brachte dem Feldhamster ebenso wie anderen Steppenbewohner eine stete Vergrößerung seines Lebensraumes. Er lebte mit dem Menschen und von ihm und gab dem Hamstern Wort und Bedeutung. Je ertragreicher die Landwirtschaft wurde, desto mehr Nahrung stand auch dem Feldhamster zur Verfügung. Dieser wurde aber nicht nur als Nahrungskonkurrent gefangen, sondern auch wegen seines Felles – sogar von spezialisierten Fängern. Wenn die Nahrung knapp wurde, wußte die Landbevölkerung, daß sie in der ausgegrabenen Vorratskammer eines Feldhamsters gut 2 kg Getreide finden konnte. Der Einbruch der Hamsterpopulationen kam erst, als der Mensch nicht mehr um sein tägliches Brot kämpfen mußte, sondern auch die Landwirtschaft als gewinnbringende Wirtschaftsform betrieb: Die konsequente industrielle Feldbewirtschaftung sowie die Zerschneidung und Isolierung seiner Lebensräume wurden dem Feldhamster zu Verhängnis: in weiten Teilen Deutschlands ist er unmittelbar vom Aussterben bedroht. Dieses versuchen Naturschützer und Behörden mittlerweile zu verhindern: durch Züchtung und Auswilderung des Hamsters wie durch Programme, die seine Nahrungsgrundlage durch teilweisen Ernteverzicht und späteres Umbrechen der Stoppeläcker sicherstellen.
Während kaum jemand heute noch den heimischen Feldhamster kennt, ist eine andere Hamsterart vielen Zeitgenossen umso geläufiger: der Goldhamster. Dieser ist jedoch keine Zuchtform des Feldhamsters, sondern eine eigene Art aus einer anderen Gattung (Mesocricetus) – und ein Exot: Er stammt von einigen wenigen Exemplaren des Syrischen Goldhamsters (Mesocricetus auratus) ab, die 1930 in der Gegend von Aleppo in Nordsyrien gefangen und als Versuchstiere verkauft wurden. Als die Nachkommen Jahre später in private Hände gelangten, begann ihre millionenfache Heimtierkarriere und Zucht in mehreren Rassen. Trotz einer Lebenserwartung von unter zwei Jahren sind Goldhamster bis heute beliebt.
Goldhamster sind deutlich kleiner als der Europäische Feldhamster, je nach Rasse und Individuum betragen ihre Kopf-Rumpf-Längen 120–165 mm bei 13–15 mm Schwanzlänge, 21–22 mm Ohrlänge und 80–150 g Gewicht. Der Syrische Goldhamster sieht auf den ersten Blick aus wie ein Feldhamster im Miniaturformat, seine Unterseite ist jedoch nicht dunkel, wie beim großen europäischen Verwandten, sondern überwiegend hell; unterhalb der Ohren zeigt die Art aufrecht sitzend allerdings je einen waagerechten schwarzen Streifen und im Brustbereich oft ein waagerechtes dunkelbraunes Band. Aufgrund der Zerstörung seines Lebensraumes gilt der Syrische Goldhamster heute als gefährdet.
Goldhamster (Mesocricetus auratus) | Goldhamster |
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