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Braunbrustigel (Erinaceus europaeus)

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Igel gehören zu den Sympathieträgern unter den Säugern: Ihre "Nützlichkeit" ist allgemein bekannt, und viele Menschen kennen sie aus dem eigenen Garten oder – leider – als Verkehrsopfer von der Straße. Es gibt allerdings nicht nur die eine uns bekannte Igelart, sondern weltweit 18 Arten in fünf Gattungen: Atelerix (Afrikanische Igel), Erinaceus (Kleinohrigel), Hemiechinus (Langohrigel), Mesechinus (Steppenigel) und Paraechinus (Wüstenigel). Der Gattung der "Kleinohrigel" (Erinaceus) werden vier Arten zugeordnet: in Mitteleuropa unser Braunbrustigel (Erinaceus europaeus), der Nördliche Weißbrustigel bzw. Osteuropäische Igel (Erinaceus roumanicus), in Vorderasien der Südliche Weißbrustigel (Erinaceus concolor) und der Chinesische Igel (Erinaceus amurensis).

Igel
Igel (Erinaceus europaeus)

Tierportrait

Artname: Erinaceus europaeus Linnaeus, 1758
Systematik: Ordnung: Insektenfresser (Eulipotyphla) > Familie: Igel (Erinaceidae) > Unterfamilie: Stacheligel (Erinaceinae) > Gattung: Kleinohrigel (Erinaceaus) > Art: Braunbrustigel bzw. Westeuropäischer Igel (Erinaceus europaea).
Merkmale: KRL: 22–30 cm, Schwanz: 2 cm. Gewicht: nach 1 Jahr 450–700 g, von erwachsenen Tieren vor der Winterruhe: bis 1.500 g, nach dem Winterschlaf manchmal nur noch 350 g. Anzahl der Stacheln: bei der Geburt: ca. 100, nach ca. 25 Tagen: ca. 3.000, bei einjährigen Igeln: ca. 5000, bei erwachsenen großen Tieren: ca. 7000 Stachel, jeweils 2–3 cm lang.
Verbreitung: Süd-, Mittel- und Nordeuropa; in Osteuropa (Littauen bis Griechenland) mit dem Verbreitungsgebiet des Nördlichen Weißbrustigels (Erinaceus roumanicus) überlappend.
Lebensraum: Reich strukturiertes Gelände: Gebüsch und Hecken, Weiden, Feld- & Laubwaldraine, Totholz, Ruderalflächen. Durch den Verlust natürlichen Lebensraums heute als Kulturfolger meist in Streuobstwiesen, naturnahen Gärten & Parks, auf Friedhöfen. Ruheplätze in Gebüschen & Hecken, hohlen Baumstämmen & Felsspalten.
Nahrung: Käfer, Ohrwürmer, Tausendfüßer, Raupen, Regenwürmer, Nachtschnecken, auch Aas sowie Vogeleier und -küken und junge Mäuse, Spitzmäuse und Maulwürfe.
Lebensweise: dämmerungs- und nachtaktiv: 18–21 Uhr & 0–3 Uhr; Einzelgänger mit überlappenden Revieren. Bei Gefahr Aufstellen der Stachelhaube des Kopfes und Einrollen zu einer Stachelkugel, wobei allerdings eine Lücke am Bauch ungeschützt bleibt. Winterschlaf ca. November–April in einem kugelförmigen Nest. Igel sind Träger etlicher Parasiten, durch Hunger oder Verletzung ohnehin geschwächte Tiere können durch Befall von Zecken, Flöhen, Milben, Band- & Rundwürmern eingehen.
Fortpflanzung: Paarungszeit: April/Mai bis Mitte August; Tragezeit: ca. 35 Tage; in Mitteleuropa 1 Wurf (bei Verlust ein zweiter): Juni–September; Anzahl der Jungigel: 4–5 (2–10); Gewicht bei der Geburt 12–25 g; Säugezeit: 5–6 Wochen, dann 200–250 g und ca. 100 weiche weiße Stacheln.
Freßfeinde vor allem junger Igel: große Eulenarten, bes. der Uhu (Bubo bubo), Greifvögel wie der Steinadler (Aquila chrysaetos) & Habicht (Accipiter gentilis), Fuchs (Vulpes vulpes), Wolf (Canis lupus), Marderarten wie der Iltis (Mustela putorius) und vor allem Dachs (Meles meles), der sich die ungeschützte Bauchmitte zunutze macht – und nicht zuletzt Autofahrer, die die kleinen "Stachelritter" versehentlich – manchmal sogar absichtlich – überfahren. Neuerdings fallen Igel zudem immer wieder unbeaufsichtigten Mährobotern zum Opfer.

Igel in Freiheit   Igel
Überwinterter Igel: wieder in Freiheit   Igel (Erinaceus europaea) vor der Auswilderung

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Katzenfutter lockt auch Igel; Haus- und Wildtier ...   ... streiten sich nicht! (Fotos: Dagmar Neuhausen)

Igel   Igel
Igel (Erinaceus europaea): Nächtliche Beutesuche   ... im heimischen Garten · Kaltenberg, 15.07.2021

Der Igel gehört zur Ordnung der Insektenfresser, einer uralten Säugetier-Ordnung, die mittlerweile unter drei wissenschaftlichen Namen bekannt ist: der Eulipotyphla und zuvor der Lipotyphla oder Insectivora. Schädelform, Gebiß und Ernährung belegen eine Verwandtschaft mit den Spitzmäusen (Soricidae) und Maulwürfen (Talpidae) sowie den Schlitzrüsslern (Solenodontidae) der Karibik.
    Obwohl der Igel Gartenbesitzern eher als behäbiger nächtlicher Wanderer erscheint, ist er ein rastloser Jäger, der alle Kleintiere frißt, die er überwältigen kann: Käfer, Larven & Raupen, Heuschrecken, Ohrwürmer etc., auch Tausendfüßer, Regenwürmer und Schnecken. Da sie in der kalten Jahreszeit kein Futter finden würden, halten Igel einen Winterschlaf. Igel, die es zuvor nicht schaffen, sich im Herbst ein ausreichendes Fettpolster anzufressen, laufen (bzw. schlafen) Gefahr, während des winterlichen Tiefschlafs zu verhungern. Nur in der kältesten Zeit schlafen Igel allerdings ohne Unterbrechung, ansonsten wachen sie alle 3 bis 15 Tage auf, um sich zu entleeren.

Igel haben ein verblüffend menschliches Lautrepertoire: Finden sie eine Schnecke, vertilgen sie diese laut schmatzend, auf Lungenwürmer reagieren sie mit Hustenanfällen, manches angebliche Stöhnen und Schnarchen im Garten, das verängstigte Hausbewohner die Polizei rufen ließ, fand in einem Igel (oder zwei konkurrierenden "Stachelrittern") eine harmlose Erklärung.

Aufnehmen oder nicht?

Wenn ein Igel den Winter in menschlicher Obhut verbrachte, ist er ohne Wenn und Aber im Frühjahr wieder auszusetzen – Igelhaltung ohne zwingenden Grund ist nicht nur rechtswidrig, sondern vor allem auch schädlich für das Stacheltier, das schnell faul, von der Fütterung abhängig und anfällig für Krankheiten wird. Auch wenn man "seinen" Igel über Monate liebgewonnen hat – als Wildtier gehört er in die freie Natur!

Literatur: Verweise:

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