TierportraitArtname: Myocastor coypus (Molina 1782)Systematik: Ordnung: Nagetiere (Rodentia) > Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha) > Familie: Stachelratten (Echimyidae) > Unterfamilie: (Myocastorinae) > Gattung: Myocastor > Art: Nutria bzw. Coypu (Myocastor coypus). Volksmund: Biberratte auch ungenau: Wasserratte; niederlädnisch: beverrat; schwedisch: sumpbäver; englisch: coypu, nutria; französisch: ragondin; italienisch: nutria, castorino; spanisch: coypu (nutria bedeutet hier 'Otter'). Merkmale: KRL is 65 cm (fast Biber-groß), Schwanz 30–45 cm lang & kaum behaart; Gebiß mit orangeroten Schneidezähnen durch Eiseneinlagerung und je 1 Vormahlzahn (Prämolar) in einer Ober- & Unterkieferhälfte, Zahnschema: 1/1 · 0/0 · 1/1 · 2/2 · 3/3; Sohlengänger, Schwimmhäute zwischen den ersten vier Zehen der Hinterfüße; geringer Geschlechtsdimorphismus: M > W. Verbreitung: ursprünglich subtropische und gemäßigte Zone Südamerikas bis Feuerland; durch Verschleppung mittlerweile in Nordamerika und Eurasien weit verbreitet (Neozoon), in Mitteleuropa aber abhängig von klimatisch günstigen Lagen & milden Wintern. Lebensraum: Gewässer (Flüsse, Sümpfe, Teiche, Seen) Nahrung: fast vegetarisch: Blätter, Stengel & Wurzeln vor allem von Sumpf- & Wasserpflanzen, selten Schnecken, Würmer & Muscheln. Lebensweise: paarweise (monogam) oder in Gruppen (ca. 12–15 Tiere); überwiegend dämmerungsaktiv, in Parks gerne tagaktiv, um sich dort von Besuchern füttern zu lassen. Erdbaue oder "Nester" aus Pflanzenmaterial (Schilf und anderen Stengeln), deren Eingänge, anders als bei Bisamratte und Biber, am Ufer oberhalb der Wasserlinie liegen. Fortpflanzung: im Prinzip ganzjährig, je nach Witterung 2(–3) Würfe, Tragezeit 19 Wochen, 6–8 bereits sehende & behaarte Junge; geschlechtsreif nach 5 Monaten. Feinde: Marder, Katzen, Uhu, Habicht etc., vor allem Jungtiere sind gefährdet. |
Die (bzw. das) Nutria wird auch Biberratte genannt, was auf ihre Biber-ähnliche Erscheinung und Lebensweise hinweist. Die Bezeichnung Wasserratte sollte man nicht verwenden, da diese sich vor allem auf Schermäuse (Gattung Arvicola) bezieht. Der Gattungsname Myocastor setzt sich aus dem altgriechischen mys für 'Maus' oder 'Muskel' und castor für 'Biber' zusammen. Das Art-Epitheton bzw. -beiwort, also coypus, geht auf die Sprache des südamerikanischen Volkes der Mapuche zurück, aus der die Spanisch-sprechende Welt ihre Bezeichnung coypu entlehnt hat; nutria bedeutet im Spanischen 'Otter'.
Der Grund für die Verbreitung und (vorsätzliche oder versehentliche) Auswilderung der Nutria in aller Welt war ihr Wert als Nutztier: Nutrias wurden auch in Deutschland in Pelztierfarmen gezüchtet, ihr Fell besitzt eine dichte und sehr feine Unterwolle, das Oberhaar wird meist entfernt. Auch als Fleischlieferant wurde die Art genutzt. Da die Nachfrage nach Nutria mittlerweile stark nachgelassen hat, lohnt sich die heimische Zucht nicht mehr.
Als Schädling tritt die Nutria offenbar nicht in Erscheinung: Anders als die ebenfalls eingeschleppte Bisamratte (Ondatra zibethicus) richtet die Nutria anscheinend keine Schäden durch Wühlen im Uferbereich an – sie scheint die kleineren und durchaus problematischen Bisamratten sogar zu verdrängen. Auch von ökologischen Schäden an der heimischen Tier- und Pflanzenwelt wurde bislang nicht berichtet. Deshalb gibt es eigentlich keinen praktischen Grund, den Neubürger in Deutschland zu bekämpfen.
Nutria: Alttier bei der Nahrungsaufnahme | Nutria (Myocastor coypus) · Hombroich, 11.09.2016 |
Zugang zu einem Nutria-Erdbau · 11.09.2016 | Nutria · Hombroich in Neuss-Holzheim, 11.09.2016 |
Nutria bzw. Coypu oder Biberratte (Myocastor coypus) mit einer Muschel · Hombroich, 11.09.2016 |
Nutria bzw. Coypu oder Biberratte (Myocastor coypus) am Ufer der Erft · Hombroich, 11.09.2016 |
Alttiere sind an ihrer Größe und den typischen orangefarbenen Nagezähnen zu erkennen. |
Zwei Nutria bzw. Coypus (Myocastor coypus) am Erft-Ufer · Hombroich in Neuss-Holzheim, 11.09.2016 |
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