Greife bzw. Greifvögel – Accipitriformes
Zu den "Greifvögeln" bzw. "Raubvögeln" hat der Mensch immer ein zwiespältiges – schlechtes und gutes – Verhältnis gehabt:
- Wie schon die alte und teilweise immer noch gebräuchliche Bezeichnung "Raubvögel" zeigt, wurden Adler, See- und Fischadler, Hühnerhabichte (!) und sogar Bussarde, Falken und Geier als "Räuber", "Nahrungskonkurrenten", "Schädlinge" etc. eingestuft und von Hühnerfarmern, Taubenzüchtern, Schäfern etc. gnadenlos verfolgt. Vogelarten, die vielen Generationen gut bekannt und in Mitteleuropa weit verbreitet waren, wurden aus vielen ihrer ehemaligen Habitate verdrängt und mit Blei, Gift und Fallen an den Rand der Ausrottung gebracht.
- In dieser Atmosphäre des Hasses hatten es Jäger leicht, ihre Schieß- und Trophäenlust als "gemeinnützig" zu rechtfertigen. Einige gerieren sich auch selbst als "Opfer", weil die "bösen Raubvögel" die Beutetiere schlagen, die sie selbst gerne schießen. In manchen Ländern Südeuropas haben Jäger solche Vorwände nie benötigt, sie schießen noch heute aus "Tradition" auf alles, was Federn hat – auch auf die seltensten und vom Aussterben bedrohten Arten.
- Die Stärke eines Greifvogels kann nicht nur Neid und Haß erzeugen: Naturvölker begegnen z. B. Adlern seit jeher mit Respekt und Bewunderung, wie Namen, geschnitzte Skulpturen, Totempfähle etc. zeigen. Schon die ersten Reiche nutzten dann auf Zeichnungen, Reliefs, Feldzeichen etc. starke Beutegreifer als Metaphern für Kraft und Macht, und heute ist der Adler nach dem Löwen das häufigste Wappentier.
- Seit Jahrtausenden und bis heute machen sich Menschen Greifvögel auch für Jagd und Zeitvertreib nutzbar: Die Falknerei bzw. Beizjagd wurde seit 2010 von der UNESCO für mehrere Länder in die weltweite Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
- Mittlerweile sind alle Greife, Falken und Eulen geschützt, müssen aber teilweise immer noch z. B. durch Horstbewachung gegen Nachstellungen geschützt werden.
"Greifvögel" klingt zwar neutraler, besser als "Raubvögel", Laien verstehen darunter allerdings alle größeren gefiederten Beutegreifer, also auch die Falken und oft auch Eulen. Wissenschaftlich (taxonomisch) umfaßt die Ordnung der Greifvögel (Accipitriformes) allerdings nur die folgenden Familien (Endung auf idae) mit etlichen Unterfamilien (Endung auf inae):
- Habichtartige (Accipitridae)
- Habichte und Sperber (Accipitrinae)
- Habicht (Accipiter gentilis)
- Sperber (Accipiter nisus)
- Altweltgeier (Aegypiinae)
- Adler (Aquilinae)
- Steinadler (Aquila chrysaetos)
- Schelladler (Aquila clanga, Clanga clanga)
- Steppenadler (Aquila nipalensis)
- Schreiadler (Aquila pomarina, Clanga pomarina)
Bussardartige (Buteoninae)
- Bussarde (Buteo)
- Schlangenadler (Circaetinae)
- Weihen (Circinae)
- Rohrweihe (Circus aeruginosus)
- Sumpfweihe (Circus approximans)
- Kornweihe (Circus cyaneus)
- Wiesenweihe (Circus pygargus)
- Gleitaare (Elaninae)
- Weitere Altweltgeier (Gypaetinae)
- Bartgeier (Gypaetus barbatus)
- Schmutzgeier (Neophron percnopterus)
- Seeadler-Artige (Haliaeetinae)
- Seeadler (Haliaeetus albicilla)
- Weißkopfseeadler (Haliaeetus leucocephalus)
- Harpyie-Artige (Harpiinae)
- Singhabichte (Melieraxinae)
- Milane (Milvinae)
- Wespenbussarde (Perninae)
- Wespenbussard (Pernis apivorus)
Fischadler (Pandionidae)
- Fischadler (Pandion haliaetus)
Sekretäre (Sagittariidae)
Neuweltgeier (Cathartidae)
Literatur:
- Aebischer, Adrian & Patrick Scherler (2023): Der Rotmilan · Ein Greifvogel im Aufwind. 2. Auflage. Haupt Verlag, Bern.
- Bezzel, Einhard (1985): Kompendium der Vögel Mitteleuropas – Nonpasseriformes · Nichtsingvögel. AULA-Verlag, Wiesbaden.
- Bezzel, Einhard & Dietmar Nill & Torsten Pröhl (Fotografen) (2012): Adler: Mächtige Jäger Symbole der Freiheit. BLV Buchverlag.
- Duquet, Marc & Sébastien Reeber (2020): Die Mauser · Das Praxisbuch für Ornithologen. Haupt Verlag, Bern.
- Hiebeler, Josef (2001): Der Steinadler in der Falknerei. Neumann-Neudamm, Melsungen.
- Bezzel, Einhard & Dietmar Nill & Torsten Pröhl (Fotografen) (2012): Adler: Mächtige Jäger Symbole der Freiheit. BLV Buchverlag.
- Mebs, Theodor (2012): Greifvögel Europas: Biologie, Bestandsverhältnisse, Bestandsgefährdung. 4. Auflage. Franckh Kosmos Verlag, Stuttgart.
- Mebs, Theodor (2014): Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens: Biologie, Kennzeichen, Bestände. 2. Auflage. Franckh Kosmos Verlag, Stuttgart.
- Melde, Manfred (1995): Der Mäusebussard. 6. Auflage. Die Neue Brehm-Bücherei. Westarp Wissenschaften, Spektrum Akademischer Verlag. (ISBN: 978-3894321918)
Verweise:
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