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Kurzportrait Artname: Turdus merula Linnaeus 1758 – Amsel, Schwarzdrossel Systematik: Ordnung: Passeriformes (Sperlingsvögel) > Unterordnung: Passeri (Singvögel) > Familie: Turdidae (Drosseln) > Gattung: Turdus (Echte Drosseln) > Art: Turdus merula (Amsel) > Unterarten: Turdus m. merula (Europa), T. m. azorensis (Azoren), T. m. cabrerae (Madeira, westl. Kanaren), T. m. mauretanicus (Nordafrika), T. m. aterrimus (Balkan bis Krim & Türkei), T. m. syriacus (Südtürkei bis Sinai), T. m. intermedius (Irak bis Afganistan), T. m. maximus (Himalaya), T. m. sowerbyi (Zentralchina), T. m. mandarinus (Ost-Sichuan bis Vietnam), T. m. simillimus (Südwest-Indien), T. m. nigropileus (südl. Indien), T. m. bourdilloni (Südost-Indien), T. m. kinnisii (Sri Lanka). Merkmale: GL: 23–29 cm; Männchen: schwarz mit gelbem Augenring und orangegelbem Schnabel. Weibchen: Oberseite dunkel- bis olivbraun; Kinn und Kehle schmutziggrau bis rötlichbraun und dunkelbraun oder schwarz gestreift; Brust braungrau und gelb- bis rotbraun gefleckt; Bauch braun oder grau und gefleckt; Schwung- und Schwanzfedernfedern dunkelbraun; Schnabel bräunlich bis hornfarben. Verbreitung: Kommt in 15 Unterarten in Europa, Nordafrika & Asien vor, in Australien und Neuseeland eingeführt; vielerorts sehr häufig. Lebensraum: Standvogel, auch Teilzieher; Zugvogel vor allem in Nord- und Osteuropa. Nahrung: Allesfresser: Würmer, Käfer, Larven, Schnecken, Früchte. Lebensweise: Futtersuche am Boden (im Gras und Laub), hüpfende Fortbewegung; Einzelgänger, aber zur Brutzeit paarweise und an üppigen Nahrungsquellen sozial; während der Balzzeit territorial und heftige Kämpfe und Verfolgungsjagden rivalisierender Männchen; wenig scheu gegenüber dem Menschen. Fortpflanzung: 2–3 Bruten im Jahr: Ende Februar–März, letzte Brut im August; Revierbildung & Paarbildung manchmal schon ab November, meist im Frühling; Freinester ungefähr auf Augenhöhe des Menschen meist blickgeschützt in Sträuchern & Bäumen, an Gebäuden auch in Nischen, auf Balken etc., Bau auf fester Unterlage, nach oben geschützt; Nestbasis aus Zweigen, Halmen, Moos und Flechten, Auskleidung erst mit feuchtem Lehm, dann mit dünnen Halmen und Blättern. Gelege: 4–5 grün gefärbte Eier; Bebrütung durch das Weibchen ab dem 3. Ei, Brutdauer: 10–19 (Ø 13) Tage, Fütterung durch beide Altvögel; Nestlingszeit: 13–15 Tage, Gewicht anfangs 5–7 Gramm, beim Ausfliegen ca. 65 Gramm; Flugfähigkeit erst ab dem Alter von 18 Tagen, selbständig nach 19–32 Tagen. Mortalität: Verluste des Nachwuchses durch menschliche Störungen sowie Hauskatzen und Rabenvögel; Todesursachen bei Altvögeln: Straßenverkehr, Vogelschlag, Jagd, natürliche Prädatoren: Greifvögel, Eulen und Raubsäuger (Marder, Füchse, Wild- & Hauskatzen). Erreichbares Lebensalter: ≥ 10 Jahre. |
Die Amsel ist ein häufiger und uns allen vertrauter tagaktiver Vogel; die Männchen erfreuen uns frühmorgens und abends durch ihren vieltönigen Gesang, meist von immer derselben hohen Singwarte aus. Die Vögel bilden Reviere und bleiben diesen über die Jahre treu und sind daher in der Regel monogam. Die Männchen verteidigen ihre Brutreviere im Frühjahr erbittert gegen Eindringlinge und aufdringliche Nachbarn. Viele Menschen kennen deshalb "ihre" Amseln über längere Zeiträume "persönlich" und bedenken sie an harten Wintertagen mit Apfelstücken und Fettflocken.
Amsel-Eier & -Küken (Turdus merula) | Singende Amsel · Solingen, 24.06.2019 |
Amsel (Turdus merula) · Solingen, 02.02.2014 & 16.5.2016 |
Amsel (Turdus merula) · Solingen, 16.05.2016 | Amsel · Bonn, 17.5.2014 |
Amsel (Turdus merula) · Solingen, 16.05.2016 |
Amsel (Turdus merula) · Solingen, 25.02.2018 |
Amseln sind Kulturfolger: Ursprünglich in feuchten, unterholzreichen Wäldern zu Hause, haben sie sich erfolgreich in menschlichen Siedlungen verbreitet und sind nicht gefährdet. Ihre Häufigkeit in unseren Städten sollte nicht darüber hinwegtäuschen, daß Amseln trotz zwei oder mehr Bruten pro Jahr oft große Verluste durch den Menschen erleiden müssen; die Ursachen sind:
Vogelschlag an Glasscheibe: Amsel sind häufige Zivilisationsopfer · Solingen-Gräfrath, 02.04.2017 |
Bei der Nahrungssuche beobachtet die Amsel oft mit schief gehaltenem Kopf eine bestimmte Stelle im Gras, bevor sie zustößt oder weiterhüpft; da die Augen seitlich am Kopf liegen, kann sie nicht räumlich nach vorne sehen. Vertraut ist uns das Rascheln im Laub, wenn die Vögel nach Beute scharren oder die Blätter mit resoluten Schnabelbewegungen zur Seite schleudern.
Amsel (Turdus merula) · Solingen, 02.04.2017 | Amsel · Fürstenfeldbruck (FFB), 14.04.2017 |
Rascheln im Laub: meist eine Amsel! | Amsel (Turdus merula) · FFB, 14.04.2017 |
Gerade weil die Amsel so allgegenwärtig ist und oft unmittelbar am Haus brütet, eignet sie sich gut für Beobachtungen: Ein interessantes Komfortverhalten ist z. B. das Sonnenbaden: Ein Flügel wird vom Körper ab- und zum Boden gespreizt, um der Sonne eine möglichst große Angriffsfläche zu bieten; auch die dunkle Gefiederfärbung sorgt für eine Wärmeaufnahme. Oft legt sich der Vogel auch flach auf den Untergrund, spreizt den Schwanz und breitet meist beide Flügel auf. Mit einem guten Fernglas läßt sich jetzt auch das geradezu "genießerische" Schließen der Nickhaut der Augen erkennen. Er im Garten eine Vogeltränke hat, kann Amseln das ganze Jahr über beim Baden beobachten.
Amsel, Jungvogel (Ästling): Komfortverhalten | Turdus merula · Much, 02.08.2017 | |
Amsel (Turdus merula) : Komfortverhalten: | Naßbaden & Sonnenbaden · Solingen, 25.02.2018 | |
Komfortverhalten eines Amselweibchens (Turdus merula ) · Solingen, 22.06.2016. |
Das Aggressionsverhalten ist sehenswert: In der Brutsaison patrouillieren Amselmännchen selbstbewußt an der ansonsten unsichtbaren Reviergrenze entlang. Wenn die Einschüchterung eines Gegners nicht gelingt, steigen die Streithähne einander zugewandt senkrecht in die Luft und fallen manchmal ineinander verkrallt zu Boden. Bei diesen Luft- und Bodenkämpfen sind sie oft blind gegenüber Menschen, (Haus-)Tieren und Straßenverkehr.
Wenn sie eine Gefahr, etwa eine aufdringliche Elster oder eine Katze, erkannt haben, versuchen sie, den Feind mit langgezogenen hohen oder kurzen tiefen Warnrufen bis hin zu einem Stakkato-artigen Zetern zu vertreiben. Ein sehr ungewöhnliches Verhalten schildert der folgende Leserbrief:
Hallo und Hilfe Leute !! Wir haben seit ca. 4 Wochen Amseln in unserem Garten, die unsere Katze und mittlerweile sogar uns Menschen angreifen. Die Laute, die die Vögel andauernd ausstoßen, sind nun nicht mehr erträglich. Heute war bisher die höchste Frechheit, eine Amsel flog bis in unsere Küche. Was können wir also tun, um uns von dieser Attacken zu erwehren und trotzdem noch als Tierfreund zu gelten. |
Zeuge des Brutverhaltens wird man oft überraschend, wenn sich ein Amselpaar entschlossen hat, in einem Strauch unmittelbar gegenüber einem Fenster, auf einer Fensterbank, einem Blumenkasten oder Dachbalken und Ähnlichem zu brüten. Nur das Weibchen baut, der "Hahn" überwacht das Revier oder begleitet seine Partnerin. Die Grundkonstruktion des napfförmigen Nestes besteht aus Zweigen, Wurzeln, groben Halmen und Moos etc., die Wand wird aus feinerem, weicherem Material errichtet; manchmal wird auch Zivilisationsmüll (Plastik, Papier) verbaut. Die Nestmulde wird außerdem mit feuchter Erde bzw. feuchtem Lehm und anschließend feinem Pflanzenmaterial ausgelegt. Wer den Nestbau aus einem wirklich guten Versteck beobachten kann, kann z. B. sehen, wie das Weibchen mit trippelnden konzentrischen Bewegungen das Nistmaterial festtritt.
Wenn das Weibchen erst einmal sitzt, läßt es den Menschen näher als sonst an sich herankommen; das sollte allerdings nicht zur Rücksichtslosigkeit verführen: Die menschliche Nähe bedeutet für das Tier einen erheblichen Streß, den wir ihm ersparen sollten. Die Gelegegröße beträgt üblicherweise 45, ausnahmsweise auch 27 Eier, das Weibchen brütet nach der Ablage des 3. Eies, die Brut dauert 1116 Tage, gerechnet von der Ablage des letzten Eis bis zum Schlüpfen des letzten Jungens. Die Nestlinge verlassen nach 1219 Tagen das Nest und werden dann meist auf dem Boden sitzend von beiden Altvögeln gefüttert. Jungvögel, die früh ihr Nest verlassen, können sich zunächst nur hüpfend fortbewegen, da sie erst mit ca. 18 Tagen flugfähig sind. Je nach Intensität der Fütterung sind sie mit 1932 Tagen selbständig.
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