Falken · Turmfalke · Wanderfalke
Kurzportrait |
Der Wanderfalke ist wahrscheinlich die am weitesten verbreitete Vogelart der Welt: Außer in der Antarktis ist er auf allen Kontinenten zu finden. Dennoch war er im 20. Jahrhundert in Europa bis auf wenige Brutpaare verschwunden und akut vom Aussterben bedroht: Taubenzüchter und Jäger verfolgten den schneidigen Vogeljäger, Eiersammler bereicherten sich an den zugänglichen Gelegen, und als nach dem 2. Weltkrieg großflächig DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt wurde, ließ dieses Gift bald die Schalendicke vieler Falkeneier schrumpfen und zerbrechen. Das Verbot des Insektizids Anfang der 1970er Jahre leitete dann die Wende ein, und die Schaffung geeigneter Nistplätze, deren Bewachung durch Naturschützer und zusätzliche Auswilderungsprogramme ließen den Bestand wieder ansteigen.
Anfang des 21. Jahrhunderts war der Wanderfalke in Mitteleuropa wieder gut etabliert und nistet mittlerweile auch in vielen Städten, wo seine Ansiedlung durch Nisthilfen auch an hohen Gebäuden (etwa am Kölner Dom) gefördert wird. Die größte Brutpaardichte weist offenbar Manhattan (New York City) auf; dort wie in anderen urbanen Nist- und Jagdhabitaten sind Wanderfalken allerdings stärker durch den Menschen gefährdet als in der Natur: adulte Falken durch Glasfassaden und Schornsteine, Jungfalken auch durch den Straßenverkehr.
An das Nisten und Jagen in den Schluchten unserer Megastädte mußte sich der Wanderfalke nicht erst anpassen: Als Felsnischenbrüter besiedelt er gebirgige Landschaften und Steilküsten, die ihm vor Beutegreifern geschützte Nistplätze sowie freien Luftraum für die Vogeljagd bieten. Ein optimaler Lebensraum für Wanderfalken ist daher z. B. die Sächsische Schweiz (der deutsche Teil des Elbsandsteingebirges in Sachsen). Nicht zuletzt durch künstliche Nisthilfen konnte sich Falco peregrinus auch wieder im Flachland ausbreiten, wo der Falke in früheren Zeiten auch von anderen Vogelarten gebaute Baumnester nutzte und wohl auch wieder nutzen wird.
Wanderfalken sind immer noch viel seltener zu sehen als die allgegenwärtigen Turmfalken, von diesen "Hänflingen" aber unschwer zu unterscheiden: Der Wanderfalke ist der größte heimische Falke, nur der in Asien lebende Sakerfalke (Falco cherrug) und der boreal verbreitete Gerfalke (Falco rusticolus) sind noch größer und in manchen Kulturen begehrte Beizvögel. Auffällig ist die kräftige, gedrungene Gestalt des Wanderfalken, die ihm zusammen mit seinen langen spitzen Flügel Höchstgeschwindigkeiten verleiht: Zwar kommt er schon im (kräftezehrenden) Schlagflug bis auf 160 km/h, im Sturzflug auf seine Beute aber erreicht er dank seines Gewichts und seiner tropfenförmige Silhouette bis 250 km/h (laut mancher Behauptungen sogar über 300 km/h). Diese überragende Flugkunst ermöglichst dem Wanderfalken prinzipiell, sich seine fliegende Beute auszusuchen, sogar Mauersegler, die im Horizontalflug bis 111 km/h erreichen, kann er erbeuten; sicher sind nur Vögel, die größer und schwerer sind als Ringeltauben oder Aaskrähen, also Beutetiere von über 500 g Gewicht. Wer einen ruhenden Wanderfalken entdeckt, kann ihn zudem an seinem schwarzen Kopf erkennen, speziell an dem breiten schwarzen "Bartstreif", der sich deutlich von der weißen Kehlregion absetzt.
Wanderfalke (Falco peregrinus) mit Komfortverhalten: Sonnenbad · Solingen, 16.5.2010 |
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