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Heuschrecken (Orthoptera bzw. Saltatoria)

Heuschrecken sind eine Insekten-Ordnung, die eigentlich jedem bekannt ist: von Wanderungen in noch intakter Natur, von Ferien auf dem Bauernhof, von nicht oder wenig genutzten sogenannten Ruderalflächen oder Grünzügen in den Städten oder aus dem eigenen Garten – sofern dieser nicht zu jenen zum Artentode gepflegten Vorzeige-Außenanlagen gehört, mit denen Menschen heute glauben, Geschmack, Fleiß und Wohlstand demonstrieren zu müssen. Es gibt Gründe für diese Bekanntheit:

Chorthippus parallelus: Larve

Heuschrecken sind deshalb so bekannt, weil sie durch ihre für Insekten stattlichen Körpergrößen, ihre große Sprungkraft und ihre Gesänge besonders auffallen:

Körperbau: Die Fähigkeit, aus der Ruheposition heraus so auffällig weit zu springen, verdanken diese Insekten ihrem ebenso auffälligen hinteren Beinpaar, das uns leicht vergessen läßt, daß sie wie Käfer krabbeln und zwei Flügelpaare besitzen, also im Prinzip flugfähig sind. Charakteristisch ist auch der große sympatisch runde Kopf, der zur Bezeichnung "Heupferd" für die Unterfamilie Tettigoniinae führte.

Verhalten: Es lohnt sich auch, sich mit den Verhaltensweisen der Heuschrecken zu befassen, die sich als Sonnenanbeter und unwillige Flieger outen und ihre Hörgeräte in den Beinen oder im Bauch tragen. Lauterzeugung und Fortpflanzung werden auf separaten Seiten vorgestellt:

Gesang: Unüberhörbar sind die stridulierenden Lautäußerungen der Heuschrecken, vor allem abends und auf dem Lande und in Landschafts- und Naturschutzgebieten, wo an günstigen Stellen viele Arten und viele Individuen einer Art gleichzeitig leben und "musizieren".
    Damit das Strudulieren von Artgenossen gehört wird, besitzen Heuschrecken ein besonderes Hörorgan: das Tympanalorgan, das spezielle Schallrezeptoren (die Scolopidien) enthält, die innen auf einer verdünnten Region des Außenskeletts (der Cuticula), dem Trommelfell (Tympanum), aufsitzen, das wiederum auf einer erweiterten Trachee sitzt. Die Tympanalorgan liegen bei den Laubheuschrecken (Tettigonioidea) und Grillen (Grylloidea) in den Tibien der Vorderbeine, bei Feldheuschrecken (Acrididae) jedoch an den Seiten des ersten Segments des Hinterleibs (Abdominalsegments).

Metamorphose: Einen weiteren Unterschied zu den meisten anderen Insekten schließlich kennen die wenigsten Laien: ihre unvollständige Metamorphose ('Verwandlung'), die kein Puppenstadium, aber eine größere Anzahl von Larvenstadien kennt. Es gibt tatsächlich kleine, mittlere und größere Exemplare einer Heuschreckenart, die fast genau wie die ausgewachsenen Insekten (Imagines) aussehen, aber nur letztere können bei den meisten Arten fliegen.

Taxonomie: Weniger bekannt sind auch die Unterschiede zwischen den zahlreichen Heuschreckenarten: Neben den vielen Grashüpfern der Unterfamilie Gomphocerinae und weiteren Arten mit kurzen Fühlern, die als "Kurzfühlerschrecken" in der Unterordnung Caelifera zuzsammengefaßt werden, gibt es eine große Artenzahl der "Langfühlerschrecken" (Unterordnung Ensifera), die uns weniger springend oder fliegend als vielmehr gemächlich staksend begegnen. Neben den Fühlern, die die vierfache Körperlänge erreichen können, ist die lange Legeröhre der Weibchen ein zweites Unterscheidungsmerkmal. (Beide Merkmale fehlen nur der Maulwurfsgrille, die dennoch zu den Ensifera zählt.)

Gefährdung: Menschen, die die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts bewußt erlebt haben, wissen, daß diese Insekten in ihrer Jugend viel häufiger waren: Intensivere landwirtschaftliche Nutzung mit Dünger- und Pestizideinsatz, Trockenlegeungen und andere "Erschließungsmaßnahmen" und auch die "Ordnungsliebe" vieler Gartenbesitzer haben unseren Heuschrecken große Bestandsverluste zugefügt.


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