Wespen sind eine Insekten-Gruppe, die jeder zu kennen glaubt: groß wie eine Biene, aber schwarz-gelb gefärbt und aggressiv und lästig. Pate für diese Vorurteile stehen jene zwei wehrhaften sozialen Wespenarten, die im Frühling in Hohlräumen von Häusern und Schuppen große Nester bauen und im Spätsommer auf der Terrasse mit vereinten Kräften über den Pflaumenkuchen oder Wurstaufschnitt herfallen oder elendlich in Getränkeflaschen ertrinken. Solche Verallgemeinerungen sind schon für die sozialen Arten kaum haltbar; für die "Wespen" insgesamt sind sie völlig untypisch bzw. falsch:
Körperbau: Sieht man von der auffälligen weil schwarz-gelben Warnfärbung vieler Arten ab, sind Wespen durchaus ähnlich gebaut wie Bienen Apidae. Etliche Wespen sind aber deutlich schlanker oder/und kleiner, oder sie weisen eine ganz andere, aber nicht minder faszinierende Färbung auf.
Gefährlichkeit: Lange Zeit galt die größte Wespe, die Hornisse, als Inbegriff eines böswilligen Insekts, das durch ihre Existenz allein für Mensch und Pferd ein Risko sei, und wurde rücksichtslos verfolgt. Zwar wurde sie mittlerweile von Naturschützer im öffentlichen Bewußtsein weitgehend rehabilitiert, aber immer noch werden jedes Jahr unnötig tausende Nester der kleineren Arten als potentielle Gefahrenquellen vernichtet. Die meisten Arten hingegen sind für den Menschen nicht einmal potentiell gefährlich, sondern im Gegenteil außerordentlich nützlich.
Ernährung: Das Wissen um die Freßgewohnheiten unserer Wespen hilft, manches Vorurteil zu entkräften, das vielleicht nicht am Stammtisch, dafür aber am Kaffeetisch gepflegt wird. Tatsächlich handelt es sich überwiegend um "nützliche" Insektenfresser!
Fortpflanzung: Die Nistweisen der Wespen sind ebenso unterschiedlich wie die Wespenarten selber: Die Waben der sozialen Wespen werden von oben nach unten mit den Öffnungen nach unten und zur Seite gebaut, während Hummelwaben nach oben geöffnet sind und die der Honigbienen immer zur Seite. Manche Arten der vielen alleinlebenden "Solitärwespen" hingegen bauen kleine Nester außen an Steine, andere legen ihre Eier in Bodenlöcher, Stengel oder Holzlöcher (vor allem Bohrgänge) oder gar Schneckenhäuser, und viele andere betreiben überhaupt keine eigene Brutpflege, sondern parasitieren andere Wespen oder Bienen.
Gefährdung: Es ist weniger die bewußte Verfolgung der bekannten und vielen lästigen Faltenwespen, die die Wespen in unserer Industriegesellschaft gefährdet: ... . Die Gefährdung hat ein Ausmaß erreicht, das Schutzmaßnahmen dringend erforderlich macht!
Taxonomie: Die großen Unterschiede in Größe, Färbung und Verhaltensweisen weisen daraufhin, daß es sich bei den Wespen nicht um eine fest umrissene, eng miteinander verwandte Insektengruppe handelt: 'Wespen' sind nur ein umgangssprachlicher, aber kein wissenschaftlicher (taxonomischer) Begriff!
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